Leben mit Sinnen und Sinn in der heutigen Lebenswelt - Baeuml ...
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Musik gleich Lufterschütterung o<strong>der</strong> Wellenlänge, Wärme gleich<br />
Molekularbewegung, Farbe als elektromagnetische Wellenlänge: das kennzeichnet die<br />
Phänomene <strong>der</strong> Alltagswelt eben nur unter e<strong>in</strong>em ganz kle<strong>in</strong>en Sektor, dem<br />
Physikalischen <strong>und</strong> nicht unter dem gesamten alltagsweltlichen Phänomen. Was<br />
Musik <strong>und</strong> Farbe für den Menschen an vielfältiger <strong>S<strong>in</strong>n</strong>es- <strong>und</strong> s<strong>in</strong>ngeben<strong>der</strong><br />
<strong>Leben</strong>squalität bedeuten können, überschreitet physikalische Erklärungsmodelle<br />
vielfach - das zeigt nicht zuletzt die bunte meditative Kulturszene <strong>der</strong> Gegenwart <strong>in</strong><br />
diesen Bereichen.<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> können noch unterscheiden, daß blau nicht gleich blau ist, rot nicht gleich rot,<br />
grün nicht gleich grün - daß e<strong>in</strong>e blaue Kornblume an<strong>der</strong>s "blau" ist als ihr blauer<br />
Pullover, daß an<strong>der</strong>e Erfahrungs- <strong>und</strong> Empf<strong>in</strong>dungsqualitäten da s<strong>in</strong>d. An<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>zeichnungen kann man das oft anschaulich ablesen, wenn<br />
Empf<strong>in</strong>dungsqualitäten für das K<strong>in</strong>d die Wahl dieses o<strong>der</strong> jenes Farbstiftes bestimmen<br />
<strong>und</strong> nicht die "natürliche" Farbgebung blau, rot, grün.<br />
Die k<strong>in</strong>dliche Sacherfahrung wird begleitet von Emotionen <strong>und</strong> Denkprozessen. Die<br />
k<strong>in</strong>dliche Sacherfahrung ist nicht zu trennen von dem, was K<strong>in</strong><strong>der</strong> fühlen, von dem<br />
was K<strong>in</strong><strong>der</strong> denken. E<strong>in</strong>e analytische Scheidung <strong>in</strong> das, was K<strong>in</strong><strong>der</strong> fühlen, spüren,<br />
<strong>mit</strong> ihren 5 <strong><strong>S<strong>in</strong>n</strong>en</strong> wahrnehmen o<strong>der</strong> was sie denken, das können wir als Erwachsene<br />
tun. K<strong>in</strong><strong>der</strong> selbst empf<strong>in</strong>den, erleben diese Situationen komplex, denn: "Wahrnehmen<br />
ist leibgeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> das heißt, sie wird über alle <strong>S<strong>in</strong>n</strong>e ganzheitlich erfahren <strong>und</strong><br />
gew<strong>in</strong>nt dadurch eben ihre Intensität. K<strong>in</strong><strong>der</strong> behalten e<strong>in</strong> ursprünglich vitales<br />
Verhältnis zu ihrer Umgebung <strong>und</strong> zu den Menschen. Ihre Wahrnehmung ist s<strong>in</strong>nlich<br />
bestimmt <strong>und</strong> diese <strong>S<strong>in</strong>n</strong>lichkeit führt zu <strong>S<strong>in</strong>n</strong>erfahrung h<strong>in</strong>" (D.Baacke 1984, S.133).<br />
9-jährige K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong> Optimum erreicht <strong>in</strong> ihrer Entwicklung,<br />
sie denken nicht zu kompliziert, sie verlieren sich nicht <strong>in</strong> weitergehenden<br />
Abstraktionen, bleiben aber sachbezogen, d.h. die Waage "Denken-Fühlen" ist dort,<br />
wo wir die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> diesem Alter "sie selbst" se<strong>in</strong> lassen, relativ im Gleichgewicht.<br />
Als Pädagogen <strong>und</strong> Lehrer sollen wir deshalb vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>schule dafür<br />
Sorge tragen, daß die K<strong>in</strong><strong>der</strong> ihre Erkenntnisse <strong>und</strong> <strong>S<strong>in</strong>n</strong>fragen konkret an den D<strong>in</strong>gen<br />
o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest an den "Phänomenen" <strong>der</strong> <strong>Leben</strong>swelt erarbeiten können. Der ganze<br />
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