Leben mit Sinnen und Sinn in der heutigen Lebenswelt - Baeuml ...
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Die e<strong>in</strong>zelnen Wahrnehmungen <strong>der</strong> unterschiedlichen <strong>S<strong>in</strong>n</strong>e des Menschen haben<br />
isoliert noch ke<strong>in</strong>en <strong>S<strong>in</strong>n</strong>; die <strong>S<strong>in</strong>n</strong>eswahrnehmungen bieten bestenfalls die e<strong>in</strong>zelnen<br />
"Buchstabenkörper" für den Aussage-Gesamts<strong>in</strong>n von Worten <strong>und</strong> Sätzen. Der Weg<br />
von den <strong><strong>S<strong>in</strong>n</strong>en</strong> zum <strong>S<strong>in</strong>n</strong> ist für den Menschen e<strong>in</strong> Weg, den er selbst gehen muß. Es<br />
wäre e<strong>in</strong> "Holzweg", das hohe Maße ausgelebter <strong>S<strong>in</strong>n</strong>lichkeit als Maß für menschliche<br />
<strong>S<strong>in</strong>n</strong>erfahrung machen zu wollen. E<strong>in</strong>e von Geist, Seele <strong>und</strong> Gemüt isolierte<br />
<strong>S<strong>in</strong>n</strong>lichkeit macht sogar den Menschenkörper <strong>und</strong> noch vielmehr den Menschen als<br />
"Ganzen" müde <strong>und</strong> elend. Im Fortgang <strong>der</strong> "Div<strong>in</strong>a Comedia" (Dante) wird <strong>der</strong><br />
s<strong>in</strong>nlich-begreifenwollende Zugriff des Menschen auf die Welt immer<br />
bedeutungsloser - aber die "Blickkraft" nimmt <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Kraft <strong>und</strong> Tiefe des geschauten<br />
Lichts zu, das die D<strong>in</strong>ge wi<strong>der</strong>spiegeln - nur so erkennt <strong>der</strong> Mensch die ganze<br />
Wirklichkeit. (vgl. Bäuml-Roßnagl 1990).<br />
7. Kapitel<br />
Begegnung als menschengemäße Erfahrung <strong>der</strong> Welt<br />
7.1. "Un-<strong>mit</strong>telbare" Begegnung <strong>mit</strong> den D<strong>in</strong>gen als Unterrichtspr<strong>in</strong>zip<br />
Spätestens seit J.A. Comenius (1592 - 1670) ist dem abendländischen Denken ganz<br />
bewußt gemacht worden, daß jede schulische Bildung lebensfern <strong>und</strong> wirkungslos ist,<br />
wenn sie ihre unterrichtlichen <strong>und</strong> erziehlichen Bildungsbemühungen nicht auf <strong>der</strong><br />
Basis realer Anschauungen aufbaut. Mit programmatisch gewordenen For<strong>der</strong>ungen hat<br />
Comenius <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er "Didactica Magna" <strong>und</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em "Orbis sensualium pictus"<br />
immer wie<strong>der</strong> die E<strong>in</strong>heit von Sachlichem <strong>und</strong> Sprachlichem, von <strong>Leben</strong>snähe <strong>und</strong><br />
Sach- bzw. Facherklärung betont. Gr<strong>und</strong>pr<strong>in</strong>zip aller Bildungsarbeit ist es demnach,<br />
"so viel als möglich die Weisheit nicht aus Büchern (zu) schöpfen, son<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong><br />
Betrachtung von Himmel <strong>und</strong> Erde, Eichen <strong>und</strong> Buchen... Die D<strong>in</strong>ge müssen den<br />
D<strong>in</strong>gen nahegebracht werden: Sichtbares den Augen, Hörbares den Ohren, Riechbares<br />
<strong>der</strong> Nase, Fühlbares dem Gefühl. Der Anfang des Wissens soll vom <strong>S<strong>in</strong>n</strong>lichen se<strong>in</strong><br />
...<strong>mit</strong> realer Anschauung gemacht werden" (J.A. Comenius 1627). Die Anschauung<br />
<strong>der</strong> Welt - <strong>mit</strong> allen <strong><strong>S<strong>in</strong>n</strong>en</strong> vollzogen - führt nach Comenius zur Erfah- rung vom <strong>S<strong>in</strong>n</strong><br />
<strong>der</strong> Welt.<br />
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