Leben mit Sinnen und Sinn in der heutigen Lebenswelt - Baeuml ...
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Das was <strong>der</strong> Mensch an D<strong>in</strong>glichkeit, an d<strong>in</strong>glichem Körper hat, ist <strong>mit</strong> Bewußtse<strong>in</strong>,<br />
<strong>mit</strong> Seele, <strong>mit</strong> Empf<strong>in</strong>dung ausgestattet.<br />
Nun wissen wir gerade <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten durch wissenschaftliche Analysen,<br />
daß auch Tiere, daß auch Pflanzen so etwas wie e<strong>in</strong>e "Seele" haben können. Also muß<br />
man zum Menschen weiter fragen. Die Begabtheit <strong>mit</strong> seelischem Empf<strong>in</strong>dungen kann<br />
noch nicht die Unterscheidung von Mensch <strong>und</strong> Tier br<strong>in</strong>gen. Es muß <strong>der</strong> Bewußtse<strong>in</strong>sbegriff<br />
im <strong>S<strong>in</strong>n</strong>e des "Wissens <strong>und</strong> Gewissens" zum Leibbegriff dazugenommen<br />
werden: "Prüft man die Son<strong>der</strong>merkmale des menschlichen Leibes, so legt sich <strong>der</strong><br />
Gedanke nahe, daß dieser beson<strong>der</strong>e Körper, den ich als me<strong>in</strong>en Leib bezeichne, sich<br />
nicht e<strong>in</strong>fach durch e<strong>in</strong> Mehr an objektiven Bestimmungen auszeichnet, son<strong>der</strong>n<br />
ursprünglich für mich etwas ganz an<strong>der</strong>es ist als e<strong>in</strong> bloßes Körperd<strong>in</strong>g"<br />
(B.Waldenfels 1986, S. 149).<br />
Alle objektive Erfahrung <strong>und</strong> Forschung, auch die des eigenen Leibes, geschieht beim<br />
Menschen schon <strong>mit</strong>tels des Leibes. Das heißt: <strong>der</strong> Mensch kann <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>em Bewußtse<strong>in</strong>,<br />
<strong>mit</strong> se<strong>in</strong>em Wissen, <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>er Seele nicht aus dem Leib "heraus". Wenn er über<br />
sich, über se<strong>in</strong>e Leiblichkeit, über se<strong>in</strong>en Körper nachdenkt, dann geschieht das immer<br />
schon <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leib. Das haben Philosophie <strong>und</strong> Soziologie <strong>in</strong> den letzten 100 Jahren<br />
beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong>tensiv bewußt gemacht. Der Mensch hat e<strong>in</strong>en Leib, <strong>der</strong> e<strong>in</strong> D<strong>in</strong>g ganz<br />
beson<strong>der</strong>er Art ist. Er kann die Erkenntnisse über se<strong>in</strong>en Leib als D<strong>in</strong>g nur dadurch<br />
gew<strong>in</strong>nen, daß er schon "<strong>mit</strong>tendr<strong>in</strong>" ist <strong>in</strong> dieser Leiblichkeit.<br />
Dieser typisch menschliche "Sachverhalt" hat e<strong>in</strong>e große Bedeutung für die Pädagogik<br />
<strong>und</strong> schulische Bildungsbemühungen. Es gibt demnach ke<strong>in</strong>e Bildungs<strong>in</strong>halte, die<br />
Lehrer, Eltern <strong>und</strong> Erzieher dem jungen Mensch gleichsam "von außen" her "beibr<strong>in</strong>gen"<br />
könnten (wie sehr verrät die pädagogische Alltagssprache hier falsches<br />
Denken!). Erwachsene <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> - beide stehen als "ganze" auch <strong>mit</strong> ihrem Leib<br />
immer "<strong>mit</strong>ten dr<strong>in</strong>" im Bildungsgeschehen. Die Wissensgew<strong>in</strong>nung wie auch<br />
konkrete Erfahrungen, die wir von D<strong>in</strong>gen machen, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> engem Zusammenhang <strong>mit</strong><br />
<strong>der</strong> Leiberfahrung zu sehen.<br />
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