Leben mit Sinnen und Sinn in der heutigen Lebenswelt - Baeuml ...
Leben mit Sinnen und Sinn in der heutigen Lebenswelt - Baeuml ...
Leben mit Sinnen und Sinn in der heutigen Lebenswelt - Baeuml ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Man kann sich das veranschaulichen am Beispiel Apfel. Wenn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er naturwissenschaftlichen<br />
Veranstaltung, z.B. Biologiedidaktik, e<strong>in</strong>e Analyse über die Merkmale<br />
e<strong>in</strong>es Apfels gemacht wird - wenn so etwas auch an unseren Schulen geschieht (Wie<br />
sieht e<strong>in</strong> Apfel aus?) - e<strong>in</strong> Thema des 1. Schuljahres, dann muß man sich als Lehrer<br />
bewußt se<strong>in</strong>, daß da<strong>mit</strong> gleichsam "Körperhaftes" vom Apfel erfaßt wird. Was e<strong>in</strong>en<br />
Apfel als Ganzes ausmacht, was er für den Menschen bedeutet, das ist mehr! Denkt<br />
man etwa daran, was e<strong>in</strong> Apfel bedeuten kann, wenn man sehr Hunger hat o<strong>der</strong> was<br />
e<strong>in</strong> Apfel bedeuten kann, wenn er sehr schön ist, wird e<strong>in</strong>em bewußt, daß auch<br />
leiblich-körperliche Empf<strong>in</strong>dungen des Menschen <strong>in</strong> diese Apfelerfahrungen <strong>mit</strong><br />
e<strong>in</strong>gehen. Das naturwissenschaftlich untersuchbare "Objekt" Apfel ist nur e<strong>in</strong>e<br />
Dimension!<br />
Die For<strong>der</strong>ung, sich <strong>mit</strong> dem "eigenen Leibe" <strong>in</strong> das Bildungsgeschehen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zubegeben,<br />
gilt nicht nur für den Pädagogen als Praktiker, son<strong>der</strong>n auch für den<br />
Pädagogen als Forscher. Auch als Forscher muß sich <strong>der</strong> Pädagoge <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Forschungsarbeit<br />
selber leiblich e<strong>in</strong>lassen. Darum bemüht sich vor allem die<br />
pädagogische Phänomenologie. Wenn man über K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Schulen, K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
häuslichen <strong>und</strong> öffentlichen Erziehungsräumen etwas sagen will, kann das nicht vom<br />
theoretischen Schreibtisch aus geschehen. Am "grünen Tisch" können zwar "schöne"<br />
Modelle entwickelt werden - diese haben aber meistens sehr wenig <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />
Wirklichkeit zu tun. Die "phänomenologische" Forschung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pädagogik geht<br />
demnach von den Phänomenen aus, von dem, was man sieht, von den Ersche<strong>in</strong>ungen<br />
<strong>und</strong> nicht von theoretischen Konstrukten, wie K<strong>in</strong><strong>der</strong> se<strong>in</strong> sollen. Reformpädagogische<br />
Postulate ohne ausreichenden Realitätsbezug haben nur Wirkkraft, wenn sie<br />
Erwachsene <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> ihrer leibgeb<strong>und</strong>enen Existenz als pädagogischen Erfahrungsraum<br />
ernstnehmen.<br />
1.2. "Wie<strong>der</strong>begegnung <strong>mit</strong> dem Körper" als spezifische Aufgabe <strong>der</strong><br />
Industriegesellschaften<br />
Die Menschen haben auf verschiedene Weise immer versucht, die Welt "<strong>in</strong> den Griff"<br />
zu bekommen <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> tun das vom 1. <strong>Leben</strong>sjahr an immer wie<strong>der</strong> neu. Doch je<br />
fanatischer <strong>der</strong> Griff <strong>der</strong> menschlichen Hand zum Zugriff <strong>und</strong> abstrahierten Begriff<br />
7