Leseprobe Digital Engineering Magazin 2010/08
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24 Im Fokus Elektroautomobile<br />
Motor eines Erdgas-Hybrid-Forschungsfahrzeugs. Details<br />
dazu unter www.fkfs.de/kraftfahrzeugmechatronik/erdgas-hybridfahrzeug.<br />
Neuer Antriebsstrangprüfstand des FKFS,<br />
mit dem auch elektrische Antriebsstränge<br />
getestet werden können.<br />
Bilder: FKFS<br />
Hybridfahrzeug-Arten<br />
Name Technik Beispiel<br />
Serieller Hybrid Der Verbrennungsmotor hat keine mechanische Verbindung mehr zur eigentlichen Antriebsachse, er treibt lediglich einen<br />
elektrischen Generator an, der den/die Elektromotor/en mit Strom versorgt oder die Batterie lädt. Der Elektromotor<br />
muss das gesamte Drehmoment und die gesamte geforderte Leistung erbringen.<br />
Chevrolet Volt<br />
Paralleler Hybrid<br />
Mischhybrid<br />
Leistungsverzweigter<br />
Hybrid<br />
Mikrohybrid<br />
Der Elektromotor wirkt gemeinsam mit dem Verbrennungsmotor auf den Antriebsstrang. In mindestens einem Betriebszustand<br />
sind die Kräfte der einzelnen Antriebe gleichzeitig verfügbar. Dies ermöglicht eine schwächere Auslegung<br />
des Elektromotors und des Verbrennungsmotors, was Kosten, Gewicht und Bauraum spart, beim Verbrennungsmotor<br />
auch Kraftstoff (downsizing).<br />
Serieller und paralleler Hybridantrieb (oft variabel) werden während der Fahrt entsprechend den Fahrzuständen<br />
kombiniert. Je nach Fahrzustand kann entweder der Verbrennungsmotor mit dem Generator die Hybridbatterie laden<br />
und den Elektromotor antreiben (serieller Hybridantrieb) oder mechanisch mit den Antriebswellen gekoppelt sein<br />
(paralleler Hybridantrieb).<br />
Ein Teil der Leistung des Verbrennungsmotors wird mechanisch, ein weiterer Teil über die als elektrisches Getriebe<br />
(serieller Hybridantrieb) arbeitende Motor-Generator-Kombination auf die Räder übertragen.<br />
Start-Stopp-Automatik und Bremsenergierückgewinnung. Elektromotor leistet 2,7–4 kW/t (spezifisches Leistungsgewicht<br />
in Kilowatt Leistung des Elektroantriebs pro Tonne Fahrzeugmasse).<br />
Honda Civic Hybrid<br />
Toyota Prius<br />
1-er BMW<br />
Mildhybrid Der Elektroantriebsteil unterstützt den Verbrennungsmotor zur Leistungssteigerung. Elektromotor leistet 6–14 kW/t. Honda Insight (ab<br />
2009)<br />
Vollhybrid<br />
Plug-in-Hybride<br />
Vollhybridfahrzeuge sind mit ihrer elektromotorischen Leistung von mehr als 20 kW/t in der Lage, auch rein elektromotorisch<br />
zu fahren (einschließlich Anfahren und Beschleunigen) und stellen daher die Grundlage für einen Seriell-Hybrid<br />
dar. Elektromotor leistet mehr als 20 kW/t.<br />
Die Batterie-Akkus werden nicht mehr ausschließlich durch den Verbrennungsmotor, sondern zusätzlich auch am<br />
Stromnetz aufgeladen.<br />
BMW ActiveHybrid<br />
X6, Toyota Prius<br />
Erste serienmäßige Elektroautos, Markteinführung <strong>2010</strong> oder 2011<br />
Mitsubishi i-MiEV (Mitsubishi<br />
Technische Daten<br />
Nissan Leaf<br />
innovative Electric Vehicle) Tesla Roadster Chevrolet Volt*<br />
Länge 4,44 m 3,40 m 3,94 m 4,40 m<br />
Breite 1,77 m 1,52 m 1,87 m 1,80 m<br />
Höhe 1,55 m 1,61 m 1,13 m 1,43 m<br />
Leergewicht 1.580 kg 1.<strong>08</strong>0 kg 1.235 kg 1.800 kg<br />
Sitzplätze 4 4 2 4<br />
Elektromotor: Leistung 80 kW / 109 PS 47 kW / 64 PS 215 kW / 288 PS 111 kW / 151 PS<br />
Drehmoment 280 Newtonmeter 180 Nm 375 Nm 370 Nm<br />
Reichweite bis zu 160 km bis zu 144 km bis zu 340 km im Elektromodus ca. 65 km, mit<br />
Unterstützung des über einen<br />
Benzinmotor getriebenen Generators:<br />
ca. 1.000 Kilometer<br />
Höchstgeschwindigkeit 155 km/h 130 km/h 201 km/h 160 km/h<br />
0–100 km/h 8 Sek. 13, 5 Sek. 3,8 Sek. 9 Sek.<br />
Batterie-Typ laminierte Lithium-Ionen Lithium-Ionen 6831 Zellen handelsüblicher<br />
Lithium-Ionen-Akkus<br />
für Laptops<br />
Lithium-Ionen<br />
Gesamtleistung 24 kWh 16 kWh 53 KWh 16 kWh<br />
Schnellladung zu 80 % unter 30 Minuten 25 bis 30 Minuten während der Fahrt, siehe oben<br />
Ladezeit bei 15 Amp/220 V unter 8 Stunden 5 bis 7 Stunden (bei 240 Volt): 3,5<br />
(bei 240 Volt): ca. drei Stunden<br />
Stunden<br />
Batterie-Garantie 10 Jahre bzw. 150.000 km 160.000 km 8 Jahre bzw. 160.000 km<br />
Preis 34.000 Euro ca. 35.000 Euro 99.000 Euro ca. 35.- 40.000 Euro<br />
Markteinführung in D Oktober 2011 Ende <strong>2010</strong>, auch als Citroën C-Zero<br />
Airdream. Außerdem als Peugeot<br />
iOn ab Dezember für eine monatliche<br />
Leasungrate von 500 Euro.<br />
seit 2009<br />
Ende 2011 als Opel Ampera<br />
* Anmerkung: Der Chevrolet Volt ist kein ausschließlich batteriegetriebenes Elektroauto, sondern ein serieller Hybrid. Ein 1,4-Liter-Vierzylinder-Verbrennungsmotor treibt<br />
einen Generator an, der während der Fahrt die Batterie lädt.<br />
DEM: Was heißt das im Klartext?<br />
Michael Bargende: Der NEFZ verlangt,<br />
zweimal mit voller und einmal mit leerer<br />
Batterie zu fahren, daraus wird ein Mittelwert<br />
gewonnen, um die zertifizierten<br />
CO2-Emissionen und den zertifizierten<br />
Verbrauch anzugeben. Anders gesagt:<br />
Wenn Sie einen Plug-in-Hybrid haben, der<br />
30 Kilometer rein elektrisch fahren kann,<br />
dann dritteln Sie den Verbrauch des Verbrennungsmotors<br />
und sie haben als Ergebnis<br />
ein wunderbar verbrauchsarmes<br />
Fahrzeug. So können Sie ein Oberklasse-<br />
Fahrzeug mit 90 Gramm CO2-Ausstoß pro<br />
Kilometer darstellen. Deshalb sehe ich<br />
durch die CO2-Verordnung der EU auch<br />
eine Möglichkeit, dass relativ billige und<br />
vergleichsweise verbrauchsintensive Motoren<br />
wieder vermehrt kommen könnten.<br />
DEM: Wieso denn das?<br />
Michael Bargende: Weil der NEFZ verlangt,<br />
dass zweimal 30 Kilometer mit aufgeladener<br />
Batterie durch den Testzyklus<br />
gefahren wird. Das bedeutet, dass der Verbrauch<br />
des Verbrennungsmotors nur noch<br />
zu einem Drittel in den zertifizierten Normverbrauch<br />
eines Hybridfahrzeugs eingeht.<br />
Dann können Sie einen Motor verbauen,<br />
der 10 Liter verbraucht, im Verkaufsprospekt<br />
steht trotzdem nur 3,3 Liter.<br />
DEM: Das wäre ja Augenwischerei.<br />
Michael Bargende: Aber das wird so<br />
geschehen. Im Verkaufsprospekt wird<br />
stehen: zertifizierter Verbrauch nach<br />
EU-Norm: 3,3 Liter. Der tatsächliche Verbrauch<br />
von 10 Litern steht nirgends. Das<br />
sehe ich so kommen, weil die EU-Norm<br />
das so haben möchte.<br />
DEM: Ein Bürokratenstreich? Gilt das<br />
auch für die Mittelklasse?<br />
Michael Bargende: Gerade hier, weil stark<br />
auf die Kosten geachtet werden muss. Der<br />
Hybrid muss ja für den NEFZ mindestens<br />
30 Kilometer und außerorts 120 Kilometer<br />
pro Stunde rein elektrisch schaffen. Sonst<br />
darf nicht gedrittelt werden. Das heißt,<br />
dass die Batterie entsprechend leistungsstark<br />
ausgelegt werden muss. Das kostet<br />
Geld, das dann beim Verbrennungsmotor<br />
wieder eingespart werden könnte. Das<br />
wäre sehr schade, weil es ermöglichen<br />
würde, ein teures, leistungsstarkes, aber<br />
verbrennungsmotorisch im Grunde rückständiges<br />
Fahrzeug durch Hybridisierung<br />
grün anzumalen.<br />
8/<strong>2010</strong>