Leseprobe Digital Engineering Magazin 2010/08
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58 Komponenten + Werkstoffe Präzisionspositionierung<br />
PIEZOKERAMIKEN IN DER NANOSTELLTECHNIK<br />
High-Tech für VON<br />
DIPL.-PHYS. STEFFEN ARNOLD<br />
Industrieanwendungen<br />
Aktoren, die auf dem Piezoeffekt basieren, sind seit rund 35 Jahren kommerziell verfügbar und haben seitdem<br />
die Welt der Präzisionspositionierung entscheidend geprägt. Während jedoch um 1970 ihre extremen<br />
Genauigkeiten im Nanometer-Bereich noch eher exotischen Positionieranwendungen in der universitären<br />
Forschung vorbehalten waren, hat die Nanostelltechnik seit Beginn des 21. Jahrhunderts ihren Weg in industrielle<br />
Prozesse gefunden.<br />
SONDERTEIL Komponenten + Werkstoffe<br />
Typische Anwendungsbereiche für piezoelektrische<br />
Materialien finden sich<br />
in der Halbleiter- und Elektronikfertigung<br />
ebenso wie in Metrologie, Mikroskopie<br />
oder Biotechnologie.<br />
Die Anforderungen industrieller Anwendungen<br />
beschränken sich nicht nur<br />
auf die Positioniergenauigkeit. Wichtige<br />
Parameter sind auch die realisierbaren<br />
Stellwege, hohe Geschwindigkeiten<br />
zur Steigerung des Durchsatzes und die<br />
Lebensdauer. In der Nanostelltechnik<br />
werden deshalb heute Piezokeramiken<br />
verwendet, die im Blick auf diese Anforderungen<br />
optimiert sind. Auf diese Weise<br />
können auf Piezokeramiken aufbauende<br />
Aktoren dann im praktischen Einsatz all<br />
ihre positiven Eigenschaften ausspielen:<br />
Sie sind wartungsfrei, weil sie keine im<br />
klassischen Sinn bewegten Teile haben.<br />
Da die Bewegung auf kristallinen Festkörpereffekten<br />
beruht, gibt es keine rotierenden<br />
oder reibenden Mechaniken. Bei<br />
Piezos, die in aktorischen Anwendungen<br />
eingesetzt werden, überzeugen vor allem<br />
die kurzen Ansprechzeiten von wenigen<br />
Millisekunden und die hohe Auflösung.<br />
Gleichzeitig sind große Beschleunigungen<br />
von mehr als 10.000 g erreichbar und<br />
Lasten bis zu mehreren Tonnen lassen<br />
sich bewegen. Darüber hinaus können<br />
Piezos auch in Sachen Energieverbrauch<br />
punkten: Im statischen Betrieb benötigen<br />
sie praktisch keine Energie, selbst wenn<br />
schwere Lasten dauerhaft gehalten werden.<br />
Das Verhalten ist etwa mit dem eines<br />
Bild 1: Multilayer-Piezoaktoren von PI haben bei Langzeituntersuchungen mehrere Milliarden<br />
Zyklen ohne messbare Veränderungen des Verhaltens durchlaufen. Foto: Physik Instrumente<br />
elektrischen Kondensators vergleichbar.<br />
Im statischen Zustand wird keine Wärme<br />
erzeugt.<br />
Vielseitige Piezoaktoren<br />
Der Piezoeffekt natürlicher monokristalliner<br />
Materialien wie Quarz, Turmalin und<br />
Seignette-Salz ist allerdings recht gering.<br />
Deshalb wurden polykristalline ferroelektrische<br />
Materialien mit verbesserten Eigenschaften<br />
entwickelt. In vielen Variationen<br />
verfügbar und die am häufigsten verwendete<br />
Keramik für Aktor- oder Sensoranwendungen<br />
ist Blei-Zirkonat-Titanat (PZT).<br />
PZT verhält sich besonders „polarisationsfreundlich“,<br />
nimmt also piezoelektrische<br />
Eigenschaften besonders gut an. Physik<br />
Instrumente (PI) entwickelt und fertigt die<br />
speziell für den jeweiligen Einsatzbereich<br />
optimierten Piezokeramiken bei der Tochterfirma<br />
PI Ceramic in Thüringen. Attraktiv<br />
sind Multilayer-Aktoren, deren Dicke der<br />
Keramik in den einzelnen Lagen lediglich<br />
um 20 μm beträgt, da sie eine niedrige Ansteuerspannung<br />
besitzen (Bild 1).<br />
Multilayer-Aktoren der PI-Ceramic-eigenen<br />
Entwicklung PICMA sind durch eine<br />
vollkeramische Isolierschicht vor Luftfeuchtigkeit<br />
und Ausfällen durch erhöhten<br />
Leckstrom geschützt. Die PICMA-Aktoren<br />
sind dadurch konventionellen polymerisolierten<br />
Piezoaktoren in Zuverlässigkeit<br />
und Lebensdauer weit überlegen, da sich<br />
Kurzschlüsse zwischen den Elektroden effektiv<br />
verhindern lassen; sie könnten den<br />
Aktor irreparabel zerstören. Die PICMA-<br />
8/<strong>2010</strong>