Leseprobe Digital Engineering Magazin 2010/08
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26 Im Fokus Elektroautomobile: Batterietechnologien<br />
LITHIUM-IONEN UND MEHR: NUTZENPOTENZIAL UND FORSCHUNG<br />
Hoffnungsträger – Sorgenkind<br />
Sorgenkind aller Elektroautos ist die Batterie, die die praktische Reichweite erster Elektroautos der Mittelklasse<br />
oft auf unter 100 Kilometer begrenzt. Im Interview erläutert Dr. Jens Tübke – er leitet die Abteilung Angewandte<br />
Elektrochemie am Fraunhofer Institut für Chemische Technologie – die technischen Hürden, mittelfristiges<br />
Nutzenpotenzial und Trends zur Weiterentwicklung der Batterietechnologien für Elektroautos.<br />
Lithium-Ion-Zelle im klimatisierten Performance-Test.<br />
DIGITAL ENGINEERING <strong>Magazin</strong>: Herr<br />
Dr. Tübke, eine der Kernfragen bei Elektroautos<br />
ist die Reichweite. Bei neuen<br />
Elektroautos, die dieses Jahr auf den Markt<br />
kommen wie Nissan Leaf und Mitsubishi<br />
i-MiEV beträgt die theoretische Reichweite<br />
160 Kilometer, die praktische liegt weit<br />
darunter. Ist hier Hoffnung in Sicht?<br />
Jens Tübke: Nun, die Batteriechemie,<br />
die wir in den nächsten zehn Jahren im<br />
Elektroauto vorfinden werden, ist schon<br />
relativ eng festgelegt. Es geht nun darum,<br />
mit diesen Materialien verlässliche<br />
und bezahlbare Zellen zu fertigen, aus<br />
denen dann wiederum Batterien für die<br />
Fahrzeuge hergestellt werden können.<br />
Um eine möglichst große Reichweite zu<br />
Bilder: Fraunhofer ICT<br />
erzielen, muss das gesamte Batteriesystem<br />
und hier in erster Linie auch alles,<br />
was keine Energie speichert, leichter und<br />
kleiner werden. Weiterhin muss auch das<br />
Fahrzeuggesamtgewicht reduziert werden,<br />
speziell wenn es um Kurzstreckenfahrzeuge<br />
geht, auf die die Elektromobilität<br />
in der ersten Stufe ja hauptsächlich<br />
setzt. Trotz all dieser Maßnahmen sehe<br />
ich die praktische Reichweite mit den<br />
kommenden Fahrzeugen auf unter 200<br />
Kilometer begrenzt.<br />
DEM: Wie kann das zurzeit grotesk<br />
schlechte Preis-Leistungsverhältnis von<br />
Elektroautos, das die Zielgruppe auf<br />
wohlhabende Idealisten und öffentliche<br />
Pilotprojekte reduziert, mittelfristig verbessert<br />
werden?<br />
Jens Tübke: Die hohen Preise entstehen<br />
neben den Rohstoffpreisen in erster Linie<br />
dadurch, dass noch keine Massenproduktion<br />
für die Batterien etabliert ist.<br />
Und das gilt nicht nur für die Zellen, die<br />
die Energie speichern, sondern für alle<br />
Komponenten wie Batteriemanagement,<br />
Leistungselektronik, Kühlsystem und so<br />
weiter. Außerdem müssen verstärkt Synergieeffekte<br />
genutzt werden, indem<br />
die Zellen auch in anderen Anwendungen<br />
eingesetzt werden, zum Beispiel in<br />
stationären Speichern usw., um höhere<br />
Stückzahlen zu generieren. Man wird sich<br />
aber wohl darauf einstellen müssen, dass<br />
die Batterie in einem Elektrofahrzeug die<br />
wertvollste Komponente darstellt. Umso<br />
wichtiger wird es, dass die Batterien in<br />
Zukunft eine sehr lange Haltbarkeit und<br />
eine hohe Zuverlässigkeit aufweisen, um<br />
auch über ein durchschnittliches Fahrzeugleben<br />
zu halten und sogar einmal<br />
weitere Aufgaben zu übernehmen und<br />
dem Nutzer vielleicht auch einmal einen<br />
weiteren Mehrwert zu generieren. Ich<br />
denke da etwa an die Zwischenspeicherung<br />
von Energie aus dem Netz.<br />
DEM: Manche Experten bezweifeln generell,<br />
dass die Leistungsdichte von Lithium-Ionen-Batterien<br />
in absehbarer Zeit<br />
sich signifikant steigern ließe – wie sieht<br />
Ihre Meinung dazu aus?<br />
Jens Tübke: Kurz- und mittelfristig ist dies<br />
sicherlich so. Man muss das auch ganz<br />
nüchtern betrachten: Mit den Materialien,<br />
die heute mit einer guten Performance zur<br />
Verfügung stehen, müssen geeignete Zellen<br />
entwickelt werden und aus diesen Zellen<br />
dann geeignete Batteriemodule und<br />
8/<strong>2010</strong>