Leseprobe Digital Engineering Magazin 2010/08
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54 Daten & Prozesse Fabrikplanung<br />
VERTEILTES KNOW-HOW OPTIMAL NUTZEN<br />
Fabriken intuitiv planen<br />
VON DIPL.-INF. GERALD MECKL, DR.-ING. MICHAEL SCHEDLBAUER, DIPL.-ING. MARTIN SCHÖNFELDER<br />
Fabrikplanung ist ein wissens- und kommunikationsintensiver Prozess mit einer Vielzahl von Schnittstellen<br />
und kann – je nach Größe und Komplexität des Objekts – viele Monate in Anspruch nehmen. Statt dafür moderne<br />
digitale Planungswerkzeuge zu nutzen, geht Siemens Corporate Technology einen anderen Weg und<br />
hat eine werkzeuggestützte Planungsmethodik entwickelt. Planungsbeteiligte unterschiedlicher Fachgebiete<br />
können so gemeinsam das Fabriklayout intuitiv gestalten.<br />
Der große zeitliche Aufwand entsteht<br />
mitunter durch wiederholte Abstimmungsschleifen,<br />
in denen Layouts<br />
und damit verknüpfte Themen von den<br />
Planungsbeteiligten immer wieder diskutiert<br />
und angepasst werden. Um diesen<br />
Aufwand zu reduzieren, benötigt<br />
man ein Verfahren, das die Kollaboration<br />
aller beteiligten Personen vereinfacht<br />
und deren intrinsisches Wissen stärker<br />
als bisher zugänglich macht. Moderne,<br />
digitale Planungstools lassen sich in der<br />
Regel jedoch nur von Experten anwenden.<br />
Siemens Corporate Technology (CT)<br />
hat daher eine neue werkzeuggestützte<br />
Planungsmethodik entwickelt, um unter<br />
aktiver Einbeziehung aller Wissensträger<br />
kürzere Planungszeiten bei zugleich höherer<br />
Planungsqualität zu erreichen.<br />
Zur Realisierung höchster Effizienz<br />
entlang der gesamten Prozesskette eines<br />
Unternehmens steht bei der Planung<br />
neuer Fabriken neben der Standortwahl<br />
ein ideales Layoutkonzept im Vordergrund,<br />
das eine schlanke und wandlungsfähige<br />
Produktion mit möglichst<br />
kurzen Wegen innerhalb und zwischen<br />
den einzelnen Fertigungsbereichen sowie<br />
einer optimalen Anbindung aller logistischen<br />
Bereiche wie Anlieferung, Lager<br />
und Auslieferung gewährleistet. Für<br />
die Layoutplanung gibt es zu diesem<br />
Zweck eine Vielzahl von – zumeist aus<br />
der digitalen Fabrik stammenden – Methoden<br />
und Werkzeugen, für deren Nutzung<br />
es in der Regel Planungsexperten<br />
und erfahrene Anwender braucht. Erfahrungen<br />
aus verschiedensten Fabrikplanungsprojekten<br />
in der Siemens AG<br />
Bild 1: Darstellung der Phasen eines IntuPlan-Projekts.<br />
haben jedoch gezeigt, dass High-Tech-<br />
Planungswerkzeuge, die eigentlich ein<br />
hochproduktives Arbeiten ermöglichen<br />
sollen, aufgrund ihrer Komplexität mitunter<br />
das Gegenteil bewirken. Oft fällt<br />
es schwer, in einem beschränkten Bildschirmausschnitt<br />
ein Gesamtverständnis<br />
sowohl für die Maschinen- als auch die<br />
Gebäudedimensionen sowie die vielfältigen<br />
Relationen zwischen den anzuordnenden<br />
Ressourcen zu entwickeln. Die<br />
hohen Anforderungen an das Vorstellungsvermögen<br />
tragen gerade bei weniger<br />
Tool-erfahrenen Projektbeteiligten<br />
erheblich dazu bei, dass wertvolles Fachwissen<br />
nicht in die Überlegungen zur Bildung<br />
von Layoutszenarien einbezogen<br />
wird. Einen vielversprechenden Ansatz<br />
stellen bisher kollaborative Planungsmethoden<br />
mittels tischbasierter Werkzeuge<br />
wie visTABLE oder i-plant dar. Sie ermöglichen<br />
neben der gemeinsamen Erarbeitung<br />
von Layout-Alternativen eine verbesserte<br />
Visualisierung der Ergebnisse.<br />
Doch auch diese Lösungen weisen in einigen<br />
Punkten noch Verbesserungspotenzial<br />
auf, das die Fabrikplaner der CT<br />
zum Anlass für ihre Entwicklung genommen<br />
haben. Dazu zählen die Steigerung<br />
der Mobilität der Anwendung sowie die<br />
haptische und visuelle Gestaltung der<br />
Nutzerschnittstelle.<br />
Der IntuPlan-Ansatz<br />
Aus diesem Grund wurde mit IntuPlan<br />
eine gemeinschaftliche Layoutplanungsmethode<br />
entwickelt, deren Kernanwendung<br />
intuitiv bedienbar ist, so dass auch<br />
weniger erfahrene Layoutplaner qualifizierte<br />
Layoutvarianten gestalten können.<br />
Das Konzept von IntuPlan basiert auf<br />
dem spielerischen Experimentieren mit<br />
skalierten, realen 3D-Maschinenmodellen.<br />
Dies bringt die Planungsaktivitäten<br />
auf eine menschlich-begreifbare Ebene,<br />
die sich der visuellen und intuitiven As-<br />
Bild: Siemens<br />
8/<strong>2010</strong>