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Schulpolitik| Text: Claudia Deetjen<br />
Bildung für<br />
Betuchte<br />
Deutsche Schulen haben einen<br />
schlechten Ruf: Die Kinder lernen<br />
nichts <strong>und</strong> auf dem Pausenhof<br />
schlagen sie sich die Köpfe ein. Was<br />
ist los mit dem Bildungssystem in<br />
unserem Land? Ist die Dreiteilung -<br />
Gymnasium, Real- <strong>und</strong> Hauptschule<br />
- noch zeitgemäß? Mit dieser Frage<br />
hat sich der Landtag in Düsseldorf in<br />
den letzten Monat beschäftigt.<br />
Claudia Deetjen erklärt, was sich<br />
nach dem Willen von CDU <strong>und</strong> FDP<br />
demnächst ändern soll.<br />
Fleiß: Gut. Betragen: Mangelhaft.<br />
Mündliche Mitarbeit: Sehr gut. Geht es<br />
nach der schwarz-gelben Landesregierung<br />
werden demnächst wieder sogenannte<br />
Kopfnoten auf dem Zeugnis<br />
stehen. Die Politiker wollen damit das<br />
Sozialverhalten der Kinder stärker in<br />
den Mittelpunkt stellen. Ob das der<br />
Stein der Weisen ist, um die deutschen<br />
Schulen auf Trab zu bringen, da sind<br />
die Experten unterschiedlicher Meinung.<br />
Das deutsche Schulsystem steht<br />
jedenfalls auf dem Prüfstand: Der<br />
‚Pisa-Schock' <strong>und</strong> die jüngsten Ereignisse<br />
an der Berliner Rütli-Hauptschule<br />
haben die Öffentlichkeit aufgeschreckt.<br />
B<strong>und</strong>esweit wird über notwendige<br />
Strukturreformen im<br />
Schulwesen diskutiert. In Nordrhein-<br />
Westfalen wollen nun Ministerpräsident<br />
Jürgen Rüttgers <strong>und</strong> Schulministerin<br />
Barbara Sommer mit dem<br />
neuen Schulgesetz eine, wie sie es<br />
nennen, schulpolitische Wende herbeiführen.<br />
Ziel des Gesetzes ist mehr<br />
Leistung <strong>und</strong> soziale Gerechtigkeit an<br />
den Schulen in NRW.<br />
Das Schulgesetz, das die schwarzgelbe<br />
Landesregierung im August vergangenen<br />
Jahres verabschiedet hat,<br />
hält an der Mehrgliedrigkeit des Schulsystems<br />
fest, auch in Zukunft wird es<br />
Gymnasium, Real- <strong>und</strong> Hauptschule<br />
geben. Was dort gelehrt werden soll,<br />
wird aber zum ersten Mal gesetzlich<br />
festgeschrieben. Die Schulen sollen<br />
nun ein klares Profil bekommen. Zum<br />
Kern des Gesetzes gehört außerdem<br />
die Reform der Oberstufe an den<br />
Gymnasien. Wichtigster Punkt: Das<br />
Abitur nach bereits zwölf anstatt bisher<br />
13 Jahren. Eine externe Qualitätsanalyse<br />
soll zu vergleichbaren Leistungsstandards<br />
an den unterschiedlichen<br />
Schulen führen.<br />
Vor allem an den Gr<strong>und</strong>schulen<br />
bahnen sich einschneidende Reformen<br />
an: Bis 2008 will Schwarz-Gelb die<br />
Schulbezirke abschaffen. Damit können<br />
Eltern ihre Kinder auf jede Schule<br />
schicken, unabhängig vom Viertel, in<br />
dem sie wohnen. Bislang standen nur<br />
vier, fünf Gr<strong>und</strong>schulen in der Nachbarschaft<br />
zur Wahl. Damit will die<br />
Landesregierung den Wettbewerb zwischen<br />
den Schulen verschärfen.<br />
Schließlich soll das Gutachten, das am<br />
Ende der Gr<strong>und</strong>schule den weiteren<br />
Weg der Schüler empfiehlt, verbindlicher<br />
werden <strong>und</strong> die Laufbahn des<br />
Kindes schon früh festgelegt werden.<br />
Über viele Neuerungen lässt sich<br />
streiten. Etwa über den Plan, die<br />
Schulbezirke abzuschaffen. "Kinder<br />
sollten in ihrem gewohnten Umfeld<br />
zur Schule gehen", kritisierte die sozialdemokratische<br />
Landtagsabgeordnete<br />
Ute Schäfer auf einer Podiumsdiskussion<br />
in der Matthias-Claudius-Schule<br />
im Geistviertel. "Das Vorhaben ist<br />
pädagogischer Unsinn." Die Gewerkschaft<br />
Erziehung <strong>und</strong> Wissenschaft<br />
stößt ins selbe Horn. Experten fürchten<br />
außerdem, sogenannte Problemschulen<br />
könnten mehr werden. Der Städte<strong>und</strong><br />
Gemeindeb<strong>und</strong> in Nordrhein-<br />
Westfalen warnt vor einer Ghettoisierung.<br />
"Gerade Schüler aus sozial<br />
besser situierten Familien werden<br />
weiter entfernte Schulen besuchen,<br />
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