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Liebe Leserinnen und Leser, - Draußen

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~-Jahresbericht | Text: Andy Wolf | Foto: Martin Barfuß<br />

Gut gewirtschaftet<br />

2005 war für unser Straßenmagazin<br />

ein erfolgreiches Jahr. Wieder einmal<br />

sind wir ohne öffentliche Gelder<br />

über die R<strong>und</strong>en gekommen. Dabei<br />

haben unsere Sponsoren wieder<br />

kräftig mitgeholfen <strong>und</strong> natürlich<br />

unsere treuen Anzeigenk<strong>und</strong>en.<br />

Aber am meisten haben wir die erfolgreiche<br />

Bilanz Ihnen, liebe <strong><strong>Leser</strong>innen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Leser</strong>n, zu verdanken. Sie<br />

haben unser Magazin so oft gekauft<br />

wie noch nie. Hier der Jahresbericht<br />

unseres ehrenamtlichen Geschäftsführers<br />

Andy Wolf.<br />

Die Hauptaufgabe der ~ist<br />

wohnungslosen Männern <strong>und</strong> Frauen<br />

zu ermöglichen zu dem wenigen Geld,<br />

das sie vom Staat bekommen ein kleines<br />

Zubrot zu verdienen. Aber auch<br />

alle anderen, die sozial benachteiligt<br />

sind, dürfen unser Straßenmagazin<br />

verkaufen. Die meisten der Verkäufer<br />

passen nicht mehr in die sogenannte<br />

normale Arbeitswelt. Weil sie viel zu<br />

lange draußen sind oder weil sie psychische<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche Probleme<br />

haben. Trotzdem sind sie hoch motiviert<br />

etwas zu leisten. Der Verkauf der<br />

~ ist nämlich harte Arbeit <strong>und</strong><br />

erfordert viel Disziplin. Morgens aus<br />

dem Bett zu kommen - ohne Münsters<br />

Straßenmagazin würden das viele<br />

nicht schaffen. Der Alltag erhält wieder<br />

eine Struktur <strong>und</strong> die Verkäufer kommen<br />

in Kontakt mit Menschen. Ein viel<br />

größerer Gewinn als das dabei verdiente<br />

Geld.<br />

Nach wie vor ist die Personalsituation<br />

schwierig. Chefredakteur<br />

Gerrit Hoekman ist der einzige hauptamtliche<br />

Mitarbeiter, das heißt, er<br />

wird als einziger voll von ~ bezahlt.<br />

Seit anderthalb Jahren bildet er<br />

mit Layouter Heinz Dalmühle ein<br />

Team, das Monat für Monat eine gute<br />

Zeitung macht. Heinz hatte erst eine<br />

vom Arbeitsamt geförderte Stelle, seit<br />

letzten Sommer hat er einen sogenannten<br />

Ein-Euro-Job, der aber im<br />

Mai ausläuft. Daneben schreiben<br />

gegen ein kleines Honorar r<strong>und</strong> ein<br />

Dutzend freier Mitarbeiter für ~.<br />

Regelmäßig unterstützen Praktikanten<br />

die Redaktion.<br />

Der Vertrieb der ~ läuft über<br />

unser Büro in der Overbergstraße.<br />

Sabrina Kipp, die durch einen Ein-Euro-Job<br />

zur ~ gekommen ist, betreut<br />

mit viel Herzblut die Verkäuferinnen<br />

<strong>und</strong> Verkäufer. Durch sie ist der<br />

Kontakt zwischen Verkäufern <strong>und</strong> der<br />

Zeitung wieder enger geworden, die<br />

~-Familie wieder näher zusammen<br />

gerückt. Außerdem konnte sie auf<br />

der Straße eine ganze Reihe neuer<br />

Verkäufer werben. Seit Ende 2005 hat<br />

Sabrina einen Umschulungsplatz zur<br />

Bürokauffrau bei ~, der ihr eine<br />

berufliche Perspektive gibt. Ohne die<br />

Kooperation mit unserer langjährigen<br />

Druckerei Borgsmüller in Hiltrup <strong>und</strong><br />

der Arbeitsgemeinschaft Münster wäre<br />

das nicht möglich gewesen.<br />

Sabrinas größter Erfolg war wohl<br />

die Gründung der Fußballberber<br />

"~ Münster 05", die in kurzer<br />

Zeit zu einem Aushängeschild unseres<br />

Vereins geworden sind <strong>und</strong> den Namen<br />

unseres Straßenmagazins b<strong>und</strong>esweit<br />

<strong>und</strong> sogar in Europa bekannt<br />

machen. Bei ihren Auftritten in Kiel<br />

<strong>und</strong> beim Baltic-Cup in Polen haben<br />

die Spieler Erfahrungen gemacht, die<br />

sie ein Leben lang nicht vergessen<br />

werden. Ohne den Tatendrang von<br />

Sabrina Kipp würde es die "Fußballberber<br />

~ Münster 05" nicht<br />

geben. Im Moment bereitet sich das<br />

Team auf die Deutschen Meisterschaften<br />

vor. Zweimal die Woche sind die<br />

obdachlosen Spieler mit Hingabe beim<br />

Training im Südpark. Fußball ist für sie<br />

inzwischen ein gutes Stück Lebensinhalt.<br />

Aber auch ~ gewinnt durch<br />

die Kicker, unser Ansehen steigt. Das<br />

Kostenfaktor ~-Büro<br />

merken wir durch die vielen Sponsoren:<br />

Münsteraner Firmen haben<br />

Fußballschuhe, Fußbälle <strong>und</strong> Trikots<br />

gespendet.<br />

Alles in allem war 2005 das beste<br />

Jahr seit langem. Im Vergleich zum<br />

vorletzten Jahr konnten wir insgesamt<br />

5.000 Zeitungen mehr verkaufen -<br />

noch mal eine kleine Steigerung der<br />

Auflage <strong>und</strong> das auf für ~-<br />

Verhältnisse sehr hohem Niveau. Leider<br />

sind gleichzeitig die Einnahmen<br />

durch Anzeigen zurückgegangen,<br />

wenn auch geringfügig. Offenbar haben<br />

viele Münsteraner Unternehmen<br />

noch nicht erkannt, dass es gut fürs<br />

Image ist, in unserem Straßenmagazin<br />

zu werben. Umso mehr danken wir<br />

unseren treuen K<strong>und</strong>en. Seit zwei<br />

Jahren versuchen wir durch den Verkauf<br />

gespendeter Bücher eine weitere<br />

Einnahmenquelle zu erschließen. Im<br />

ersten Jahr mit Erfolg, doch 2005 blieb<br />

der Gewinn deutlich hinter unseren<br />

Erwartungen zurück. Bleiben die<br />

Spenden. Gut 15.000 Euro haben auch<br />

2005 unser Überleben gesichert.<br />

Wie bereits angedeutet, ist die<br />

Personalsituation weiterhin unbefriedigend.<br />

Durch den Verkauf der ~<br />

erwirtschaften wir nur einen Teil der<br />

Personalkosten, den Rest finanzieren<br />

wir über Spenden. Es erstaunt uns<br />

immer wieder, wie mit nur einer festen<br />

Stelle, einer Umschülerin, drei Ein-<br />

Euro-Jobbern, den vielen Ehrenamtlichen<br />

<strong>und</strong> Praktikanten eine der besten<br />

deutschen Straßenzeitungen gemacht<br />

wird. Natürlich wünschen wir<br />

uns eine langfristig gesicherte Finanzierung<br />

<strong>und</strong> mehr als eine feste Stelle<br />

- realistisch betrachtet müssen wir<br />

aber wohl weiter mit der unsicheren<br />

Situation leben. Aber das kennen wir<br />

ja nicht anders. #<br />

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