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Liebe Leserinnen und Leser, - Draußen

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Schlepper | Text: Sigi Nasner<br />

Gefährliche Seilschaft<br />

Die meisten unserer Verkäufer haben<br />

viele Talente. Sigi Nasner kann gut<br />

schreiben. Doch bevor er Artikel <strong>und</strong><br />

Kurzgeschichten zu Papier brachte,<br />

arbeitete er als Seemann. Und als<br />

Fassadenbauer am Niederrhein. Kein<br />

leichter Job! Auf was für skrupellose<br />

Leute er sich jedoch eingelassen<br />

hatte, merkte er erst, als er eine<br />

Autopanne hatte <strong>und</strong> ihn der Firmenchef<br />

abschleppte. Sigi erzählt,<br />

was damals passiert ist.<br />

"Halt dich an der Fassade fest!",<br />

rief ich Jupp zu - aber es war bereits<br />

zu spät. Der Arbeitskorb in dem wir<br />

standen, driftete von einer Windböe<br />

getrieben, einige Meter von der Hochhauswand<br />

weg. Der Schreck fuhr mir<br />

in die Glieder! Nach unten waren es<br />

gut 60 nach oben zum rettenden Dach<br />

etwa 20 Meter. Wir hingen als Spielball<br />

des Windes an zwei relativ dünnen<br />

Drahtseilen. Als die Böe endlich abflaute,<br />

klammerten wir uns an den<br />

Fassadenleisten fest <strong>und</strong> ich betätigte<br />

den Knopf um aufwärts zu fahren.<br />

Doch nichts geschah! Durch den starken<br />

Wind musste oben am Kran die<br />

Sicherung herausgesprungen sein. Und<br />

niemand war da, um sie wieder einzuschalten.<br />

"Hallo, Hilfe", riefen wir<br />

immer wieder aus Leibeskräften. Nach<br />

einer Nerven aufreibenden Viertelst<strong>und</strong>e<br />

tauchte endlich oben ein Kollege<br />

auf, der den Kran wieder in Gang<br />

setzte. Auf dem sicheren Dach angekommen<br />

war klar: Dort würden wir<br />

heute nicht mehr runter fahren. An<br />

diesem Tag war ich dann doch froh, als<br />

Jupp, ich <strong>und</strong> zwei weitere Kollegen<br />

abends in mein Auto einstiegen um<br />

heim zu fahren. Doch nach etwa 30<br />

Kilometern - gut ein Viertel der<br />

Wegstecke - kündigte sich erneut<br />

Ärger an. Der Motor begann zu stottern,<br />

wir schafften es gerade noch bis<br />

zu einem Rastplatz, wo die Maschine<br />

dann völlig den Geist aufgab. Alle<br />

Startversuche bewirkten nur, dass kurz<br />

darauf die Batterie leer war. Schließlich<br />

rief Jupp den Chef an. Als dieser<br />

mit seinem schweren Schlitten eintraf,<br />

wurde es bereits dunkel. Er wollte uns<br />

schnellstens nach Hause bringen,<br />

schließlich sollten Leute <strong>und</strong> Auto am<br />

nächsten Morgen wieder fit für die<br />

Arbeit sein. Weil das Rücklicht keinen<br />

Strom mehr hatte, legte ich eine<br />

Taschenlampe auf die Hutablage.<br />

Davor das Warndreieck. Jupp saß neben<br />

mir, die beiden anderen stiegen<br />

beim Chef ein.<br />

Dann ging es los! Schon nach kurzer<br />

Zeit wurde das Tempo immer<br />

schneller. Schließlich fuhren wir auf<br />

der Überholspur weiter. Mir wurde<br />

mulmig. "Leuchte doch mal mit dem<br />

Feuerzeug auf das Tacho", sagte ich zu<br />

Jupp. Ich konnte kaum glauben was<br />

ich sah. Die Tachonadel hatte die 150-<br />

Kilometer-Marke deutlich überschritten.<br />

Meine Hände krampften sich um<br />

das Lenkrad, mein rechter Fuß klebte<br />

wie elektrisiert am Bremspedal. Ich<br />

war in höchster Alarmbereitschaft.<br />

Aber alles ging gut - bis wir mit hoher<br />

Geschwindigkeit auf der Überholspur<br />

in ein großes Autobahnkreuz hinein<br />

fuhren. Vor uns scherte plötzlich ein<br />

LKW aus. Das zwang uns zu einem<br />

scharfen Bremsmanöver. Dann ein<br />

Ruck - das Seil war gerissen. Das Auto<br />

des Chefs zog davon, wir blieben ohne<br />

Motorkraft zurück. Hinter uns der<br />

drängelnde Verkehr, neben uns donnerten<br />

die Lastwagen. Ich wartete bis<br />

der nächste Brummi rechts an uns<br />

vorbeigezogen war. Schnell zwängte<br />

ich mich, trotz lautstarkem Hupen<br />

eines von hinten heran brausenden<br />

LKW durch die enge Lücke auf die<br />

Standspur. Eine rotweiß-gestreifte<br />

Warnbarke raste auf uns zu: Dort endete<br />

die Standspur <strong>und</strong> die Autobahn<br />

führte über eine Brücke. Hinter der<br />

Barke fiel eine sehr tiefe <strong>und</strong> steile<br />

Böschung zu einem Bahngelände ab.<br />

Mit blockierten Rädern kamen wir -<br />

über feinen Splitt rutschend - unmittelbar<br />

vor der Barke zum Stehen. Meine<br />

Hände zitterten. Ich brachte keinen<br />

Ton heraus.<br />

Unser Chef, der eine Schleife gefahren<br />

war, traf bald wieder bei uns<br />

ein. Das Seil, das sogar noch brauchbar<br />

war, wurde erneut befestigt <strong>und</strong><br />

wir setzten die Fahrt fort. Diesmal<br />

fuhren wir jedoch mit gemäßigtem<br />

Tempo bis zur nächsten Abfahrt. Dort<br />

verließen wir sicherheitshalber die<br />

Autobahn, kamen aber nicht mehr<br />

sehr weit, denn kurz darauf stoppte<br />

uns die Polizei. Die Beamten ließen<br />

uns wegen der fehlenden Beleuchtung<br />

an meinem Auto nicht mehr weiter<br />

fahren. Niemand bemerkte meine Erleichterung:<br />

Gleich am nächsten Tag<br />

habe ich gekündigt. #<br />

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