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Liebe Leserinnen und Leser, - Draußen

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Black Metal | Text: Barbara Suttrup, Gerrit Hoekman | Fotos: UNRAST- Verlag<br />

Satansbraten<br />

Martialisches Auftreten...<br />

HipHop, Punk oder Ska - kaum noch<br />

eine Musikrichtung, in der nicht<br />

auch rechte Spinner ihr Unwesen<br />

treiben. Zum Extremsten, was im<br />

Moment auf dem Markt zu haben ist,<br />

gehört Black Metal. Laut, hart <strong>und</strong><br />

für viele abscheulich. In der Szene<br />

tummeln sich Neonazis, Satanisten<br />

<strong>und</strong> Neuheiden. Der Münsteraner<br />

Unrast-Verlag hat mit einem bemerkenswerten<br />

Buch Licht ins nordische<br />

Dunkel gebracht. Ein Bericht von<br />

Barbara Suttrup <strong>und</strong> Gerrit Hoekman.<br />

Er nannte sich "Dead" <strong>und</strong> 1991 war<br />

der Sänger der norwegischen Black-<br />

Metal-Band "Mayhem" wirklich tot -<br />

im Alter von 21 Jahren hatte er sich erst<br />

mit einer Rasierklinge die Pulsadern<br />

aufgeschnitten <strong>und</strong> dann mit einer<br />

Schrotflinte in den Kopf erschossen.<br />

Als seine Bandkollegen ihn fanden,<br />

riefen sie nicht etwa die Polizei, sondern<br />

machten Fotos von der blutüberströmten<br />

Leiche <strong>und</strong> sammelten<br />

Knochensplitter ein, die sie als Amulette<br />

verkauften. "Als Dead sich das<br />

Gehirn rausknallte, war das eine seiner<br />

besten Promotion-Aktionen", sagte<br />

einer seiner Mitmusikanten. "Es ist<br />

immer toll, wenn jemand stirbt, ganz<br />

egal um wen es sich handelt." Zwei<br />

Jahre später benutzte die Band das<br />

Foto vom Tatort für ein Plattencover.<br />

"Wenn du denkst, wir sind gefühlsduselige<br />

Idioten mit menschlichen Gefühlen,<br />

dann liegst du falsch", sagten<br />

"Mayhem". Die Norweger waren schon<br />

vorher für morbide Geschichten bekannt.<br />

Bei ihren Auftritten bewarf<br />

Sänger "Dead" das Publikum mit bluttriefenden<br />

Schweinsköpfen <strong>und</strong> fügte<br />

sich mit Rasierklingen <strong>und</strong> abgebrochenen<br />

Flaschen tiefe W<strong>und</strong>en zu.<br />

Zwei Jahre nach dem Selbstmord des<br />

Sängers wurde auch noch der Gitarrist<br />

der Band von einem anderen Metal-<br />

Musiker erstochen.<br />

"Kaum eine andere Musikrichtung<br />

erzeugt derart düstere Stimmung <strong>und</strong><br />

ist so aggressiv, destruktiv <strong>und</strong> nihilistisch<br />

- Black Metal gilt als Inbegriff<br />

des Bösen", schreiben Christian Dornbusch<br />

<strong>und</strong> Hans-Peter Killguss in<br />

ihrem Buch "Unheilige Allianzen -<br />

Black Metal zwischen Satanismus,<br />

Christian Dornbusch,<br />

Hans-Peter Killguss:<br />

Unheilige Allianzen;<br />

Black Metal zwischen<br />

Satanismus, Heidentum<br />

<strong>und</strong> Neonazismus<br />

UNRAST - Verlag<br />

Reihe antifaschistischer<br />

Texte<br />

ISBN: 3-86771-817-0<br />

EUR 18,00<br />

Heidentum <strong>und</strong> Neonazismus". Die<br />

beiden Autoren, die eingefleischte<br />

Metal-Fans sind, haben lange in der<br />

Szene recherchiert, Undergro<strong>und</strong>-<br />

Konzerte besucht <strong>und</strong> Platten gesammelt.<br />

Herausgekommen ist ein umfassendes<br />

Werk über eine unbekannte<br />

Subkultur. "Politik spielt im Metal<br />

keine große Rolle", sagt Dornbusch in<br />

einem Interview mit der Berliner<br />

"tageszeitung". "Leider wird das<br />

jedoch manchmal zu einem Problem,<br />

vor allem wenn die deutlich nach<br />

außen getragene rechte Gesinnung<br />

von Leuten zur reinen Privatsache<br />

erklärt wird."<br />

Neonazis sind in der Szene zwar<br />

nicht die Regel, aber auch keine Ausnahme.<br />

"Ausschwitz wartet auf die<br />

Tage seines neuerlichen Ruhms", zitieren<br />

die Autoren den Sänger der polnischen<br />

Band "Graveland". Black Metal<br />

als Krieg der "Herrenrasse" gegen die<br />

"Untermenschen".<br />

Entstanden ist die Szene Ende der<br />

80er in Norwegen. "Es sind die Texte,<br />

die aus einer Metal-Band eine Black-<br />

Metal-Truppe machen", erklärte<br />

Infernal, Frontmann bei "Desaster".<br />

Anfangs ging es der Subkultur nur<br />

darum zu provozieren, doch mit der<br />

Zeit wurde aus dem Spiel brutale Realität.<br />

Die Fans steckten Kirchen in<br />

Brand, schändeten Friedhöfe <strong>und</strong><br />

schreckten auch vor Mord nicht zurück.<br />

Norwegische Black-Metal-Bands<br />

warnten ausländische Musiker davor,<br />

in Norwegen aufzutreten. "Für mich ist<br />

Black Metal Hass <strong>und</strong> Kraft! Für mich<br />

ist Black Metal Blut! Black Metal ist<br />

Krieg!", beschreibt ein Fan in einem<br />

Szeneforum im Internet, was er mit<br />

der Musik verbindet. Der Hass hat<br />

immer wieder zu Mord <strong>und</strong> Totschlag<br />

geführt, auch in Deutschland.<br />

1993 sorgte der "Satansmord von<br />

Sonderhausen" für b<strong>und</strong>esweite<br />

Schlagzeilen. Die Mitglieder einer<br />

rechtsradikalen Black-Metal-Band folterten<br />

1993 einen Mitschüler so lange<br />

bis er an den Verletzungen starb.<br />

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