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Liebe Leserinnen und Leser, - Draußen

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Wildpferdefang | Text <strong>und</strong> Foto: Reinhold Kübber<br />

Wilde Hottehühs<br />

Widpferdefang: Rasantes Spektakel<br />

Fragt man die Dülmener, ob sie<br />

schon mal beim Wildpferdefang im<br />

Merfelder Bruch gewesen sind,<br />

schütteln die meisten den Kopf. Die<br />

Besucher einer der größten Attraktionen<br />

im Münsterland kommen von<br />

weiter her, aus Süddeutschland, den<br />

Niederlanden, ja sogar aus Spanien<br />

reisen die Pferdenarren an, um bei<br />

dem Spektakel zuzuschauen. Am<br />

letzten Samstag im Mai ist es wieder<br />

so weit. Dann fangen Bauernburschen<br />

mit bloßen Händen die einjährigen<br />

Hengste aus der Herde.<br />

Reinhard Kübber gehört zu der Minderheit<br />

der Dülmener, die schon mal<br />

da gewesen sind.<br />

Bebende Erde, donnernder Hufschlag,<br />

Staub wirbelt auf. "Oh" <strong>und</strong><br />

"Ah" rufen die Zuschauer, als die<br />

mausgrauen, falben Wildpferde um<br />

die Ecke stürmen. Zäune links <strong>und</strong><br />

rechts zwingen sie in die Arena. 200,<br />

300, 400 Tiere. Die Tribünen sind bis<br />

auf den letzten Platz gefüllt, weit über<br />

10.000 Zuschauer haben sich auf den<br />

Weg ins Merfelder Bruch gemacht. Der<br />

traditionelle Wildpferdefang des Herzogs<br />

von Croy kann beginnen. Wie jeden<br />

letzten Samstag im Mai. "Wenn<br />

die Herde an den Wildbahnbesuchern<br />

vorbei in die Arena galoppiert - das ist<br />

der Höhepunkt des Tages. Dann fangen<br />

25 junge Burschen aus Merfeld<br />

<strong>und</strong> Reken die einjährigen Hengste<br />

heraus", erzählt Rudolf Knoke, der das<br />

Spektakel seit 28 Jahren organisiert.<br />

Der Fang hat einen biologischen<br />

Hintergr<strong>und</strong>: die jungen Hengste müssen<br />

raus aus der Herde, damit es keine<br />

Inzucht gibt. "Diesmal rechnen wir<br />

damit, dass ungefähr 30 Tiere gefangen<br />

werden. Vier von ihnen werden<br />

verlost, der Rest versteigert", berichtet<br />

Knoke. Der Preis? "400 bis 450 Euro<br />

sollte so ein Tierchen schon kosten."<br />

Die Dülmener Wildpferde sind unkomplizierte<br />

Zeitgenossen, sagt Knoke. Sie<br />

haben eine gute Kinderstube, sind intelligent<br />

<strong>und</strong> mit einem feinen Instinkt<br />

ausgestattet. "Bei guter Behandlung<br />

werden sie sehr zutraulich", verspricht<br />

Knoke. "Es ist für den Käufer reizvoll,<br />

ein unverfälschtes Pferd in seinem<br />

Sinne heranzubilden. Das Stockmaß<br />

beträgt 1,36 Meter. Wenn es vier ist,<br />

kann man das Pferd anspannen oder<br />

reiten."<br />

Seit Urzeiten leben die Wildpferde<br />

r<strong>und</strong> zwölf Kilometer westlich von<br />

Dülmen im Merfelder Bruch. Sie sind<br />

heute das einzige Wildgestüt in Europa.<br />

Die Tiere sind sich selbst überlassen<br />

<strong>und</strong> müssen mit dem auskommen,<br />

was die Natur ihnen an Nahrung bietet.<br />

Auch im Winter. Die zuweilen<br />

schweren Bedingungen machen die<br />

Pferde hart <strong>und</strong> anspruchslos <strong>und</strong> halten<br />

sie ges<strong>und</strong>. Vor 150 Jahren schufen<br />

die Herzöge von Croy ein mittlerweile<br />

knapp vier Quadratkilometer großes<br />

Reservat für die Tiere <strong>und</strong> retteten sie.<br />

"Die Hälfte des Areals besteht aus<br />

Wald, die andere Hälfte aus Weiden",<br />

sagt Rudolf Knoke. 1987 verewigte die<br />

Deutsche B<strong>und</strong>espost die Dülmener<br />

Wildpferde sogar auf einer Sondermarke.<br />

Bis die Wildpferde von den Burschen<br />

aus dem Münsterland mit bloßen Händen<br />

gejagt werden, ist eine Menge Arbeit<br />

zu erledigen. Knoke: "Eine Handvoll<br />

Mitarbeiter sind damit drei Monate<br />

beschäftigt." Die Eintrittskarten für<br />

das imposante Schauspiel sind heiß<br />

begehrt, wer einen Platz auf den Tribünen<br />

ergattern will, muss sich sputen.<br />

"Die diesjährige Veranstaltung ist<br />

so gut wie ausverkauft", bedauert Rudolf<br />

Knoke. "Die Tribünenplätze bieten<br />

wir per Internet an. Im November waren<br />

die schon weg." Ein paar Restkarten<br />

sind noch zu haben. Aber auch für<br />

diejenigen, die keine Eintrittskarte<br />

haben, lohnt sich der Besuch Ende Mai<br />

im Merfelder Bruch: Für 2,50 Euro können<br />

Erwachsene (Kinder zahlen die<br />

Hälfte) die Wildpferde am Vormittag<br />

auf einer Koppel stehen sehen <strong>und</strong> ab<br />

13 Uhr vom Eingang aus das Vorprogramm<br />

in der Arena verfolgen. Reiter<br />

zeigen dann ein spektakuläres Programm:<br />

"Rasant <strong>und</strong> schön", wie Knoke<br />

findet. Gegen 15 Uhr galoppieren<br />

dann die Wildpferde ins Stadion, dicht<br />

an den Wildbahnbesuchern vorbei.<br />

Und wer Zeit hat, kann sie dann noch<br />

mal bestaunen, wenn sie nach dem<br />

Fang wieder in die Freiheit entlassen<br />

werden. Dann allerdings ohne die<br />

jungen Hengste. #<br />

Am 27. Mai ist die Wildpferdebahn ab 8.30 Uhr geöffnet, die Kassen an der<br />

Arena sind ab neun Uhr besetzt. Für Kaffee, Imbiss <strong>und</strong> Limonade ist<br />

gesorgt. Außerdem gibt es Souvenirs, Literatur <strong>und</strong> Infos über die<br />

Wildpferde an verschiedenen Ständen. Wer mit dem H<strong>und</strong> kommt, kann<br />

ihn während der Veranstaltung von Fachpersonal betreuen lassen.<br />

Anfahrt ab Münster:<br />

Autobahn A43 Münster-Recklinghausen, Ausfahrt Dülmen/Coesfeld, links 2,5 km<br />

Richtung Coesfeld, an der Ampel links ab <strong>und</strong> über Merfeld weiter Richtung<br />

Borken. Zufahrt 5 km hinter Merfeld links am Wald entlang.<br />

Weitere Infos gibt es im Internet unter www.wildpferde.de<br />

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