Transkript S. Lauter (PDF-Download) - Haus der Demokratie und ...
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ich nicht. Und das hat <strong>der</strong> Arzt nicht erkannt <strong>und</strong> nicht behandelt während meiner<br />
Zeit. Das war für den normal. Anscheinend. Dass er Jugendliche in solchem Zustand<br />
vor sich gesehen hat mit Mangelernährungserscheinungen <strong>und</strong>, <strong>und</strong>, <strong>und</strong>. Das<br />
einzige Mal, wo ich das Krankenhaus gesehen habe, ist ja in meinem Fall<br />
vorgekommen, das war im April irgendwann. Auf ein Wochenende. Da hatten wir<br />
sozusagen generelle Gr<strong>und</strong>reinigung <strong>der</strong> Station, des Gruppenraumes. Da wurden<br />
alle Sanitär-…räume, Duschen, Toiletten <strong>und</strong>, <strong>und</strong>, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Waschraum eben<br />
geöffnet. Und die Gruppenmitglie<strong>der</strong> hatten dort eben gründlichst zu reinigen. Wie im<br />
Knast, wie bei <strong>der</strong> Armee. Und <strong>der</strong> Flur wie<strong>der</strong> mal gescheuert. Und sämtliche Gitter<br />
wurden gereinigt <strong>und</strong> sonst was. Und da habe ich mir an so einer schweren Gittertür<br />
den Daumen gequetscht. Und zwar so massiv gequetscht, dass <strong>der</strong> Erzieher Angst<br />
hatte, dass <strong>der</strong> gebrochen ist. Hat auch massiv geblutet. Und dann wurde ich in<br />
Handschellen <strong>und</strong> an <strong>der</strong> Knebelkette ins Auto gesetzt <strong>und</strong> dann zur Notambulanz<br />
ins Krankenhaus gefahren <strong>und</strong> wurde da, sozusagen behandelt, notoperiert.<br />
Übrigens ohne Betäubung genäht. Wurde geröntgt, ob gebrochen ist. Gebrochen war<br />
es nicht. War eine ziemlich heftige Quetschw<strong>und</strong>e hier am Daumen, die stark<br />
geblutet hatte. Das wurde also mit ein paar Stichen genäht. Dann kamen ein Pflaster<br />
<strong>und</strong> ein leichter Verband drüber, fertig. Das war das einzige Mal, wo ich das<br />
Krankenhaus gesehen habe. (1:43:06-9)<br />
Ohne die Möglichkeit da abzuhauen. Wie gesagt, selbst bei <strong>der</strong> Behandlung auf<br />
diesem, diesem Behandlungstisch habe ich da gelegen. Und an meiner ges<strong>und</strong>en<br />
Hand hatte ich die ganze Zeit diese Knebelkette. Und da machst du alles, was man<br />
dir sagt. Ja. Also soviel zur medizinischen Behandlung dort. (1:43:26-8)<br />
…<br />
(…) Also vom Gr<strong>und</strong>sätzlichen war das so, dass man keine Möglichkeit hatte, sich<br />
dieser, dieser also Tagesablauffolge, sich in irgendeiner Form zu entziehen. Man<br />
stand wirklich vier<strong>und</strong>zwanzig St<strong>und</strong>en unter totaler Überwachung, Beobachtung <strong>und</strong><br />
bekam nur Anweisungen. Auf Anweisung hatte man dort irgendwas zu machen. Man<br />
durfte noch nicht mal sprechen, ohne aufgefor<strong>der</strong>t zu werden. Also sich<br />
untereinan<strong>der</strong> zu unterhalten, das war eigentlich nur im Arbeitsbereich möglich. Und<br />
das möglichst nur im Flüsterton, damit das <strong>der</strong> Arbeitserzieher nicht mitkriegt. Und in<br />
<strong>der</strong> Nachtruhe. Und das möglichst auch nur mit flüstern. Wir hatten also tatsächlich<br />
vier<strong>und</strong>zwanzig St<strong>und</strong>en die ganze Woche Redeverbot. (1:44:26-9)<br />
Ja, alles an<strong>der</strong>e wie gesagt auf Anweisung <strong>der</strong> Erzieher. Und wer sich dem<br />
wi<strong>der</strong>setzte, <strong>der</strong> wurde sanktioniert. Man hatte nicht die Möglichkeit, sich dem zu<br />
entziehen. Die einzige Möglichkeit, <strong>und</strong> davon wurde relativ rege Gebrauch gemacht,<br />
das war <strong>der</strong> Versuch schwer krank zu werden. Also immer in <strong>der</strong> Hoffnung, ich<br />
komme ins Krankenhaus <strong>und</strong> dann bin ich aus diesem Erziehungsprozess raus, aus<br />
dieser lebensbedrohlichen o<strong>der</strong> wenigstens die Ges<strong>und</strong>heit bedrohenden Situation,<br />
dieser Haftsituation. Na <strong>und</strong> was haben die Jugendlichen gemacht? Die meisten,<br />
o<strong>der</strong> ja die meisten von denen, die es gemacht haben, die haben versucht sich<br />
umzubringen. Aber das nur als Demonstrativhandlung <strong>und</strong> um sich diesem<br />
Erziehungsprozess eben, dieser Situation zu entziehen. Und dann ist es wirklich von<br />
vielen so gemacht worden, dass die Nägel o<strong>der</strong> Schrauben, Muttern irgendwas sich<br />
im Arbeitsbereich in den M<strong>und</strong> gestopft haben, runter geschluckt haben. Die meisten<br />
hatten halt keine Ahnung, dass es da einen natürlichen Werdegang gibt von solchen<br />
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