23.12.2013 Aufrufe

Transkript S. Lauter (PDF-Download) - Haus der Demokratie und ...

Transkript S. Lauter (PDF-Download) - Haus der Demokratie und ...

Transkript S. Lauter (PDF-Download) - Haus der Demokratie und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

dann wurde ich dort rausgeholt. Kurz, kurz nach dem Wecken. Und ich hatte nur, nur<br />

meine Arrest-, also diese Arbeitskleidung anzuziehen <strong>und</strong> das war ganz merkwürdig.<br />

Ich durfte den Kübel nicht mehr benutzen. Das war gleich beim Aufschluss <strong>der</strong> Befehl<br />

„Ordnung herstellen“, also Bettwäsche raus <strong>und</strong>, <strong>und</strong>, <strong>und</strong>. Also was heißt<br />

Bettwäsche. Waren ja zwei dünne Wolldecken. Mehr hatte man ja nicht. Keine<br />

Matratze <strong>und</strong> kein Bettzeug, also Laken o<strong>der</strong>, o<strong>der</strong> so was. Kopfkissen sowieso nicht.<br />

Und da hatte ich Ordnung herzustellen, also die Pritsche hoch zu stellen, den<br />

Holzhocker in die Mitte. Wie gesagt, mich anzuziehen. Und dann wurde ich raus<br />

geführt, zum Waschraum gebracht, dass ich mich waschen kann. Ich durfte auf, auf<br />

dieses Wasserklosett, nebenan war dieser WC-Raum. Und dann wurde ich zur<br />

Klei<strong>der</strong>kammer geführt, so wie am ersten Tag. Da habe ich die Klei<strong>der</strong>kammer das<br />

zweite Mal gesehen.<br />

Und dann bekam ich meine Privatkleidung, die hatte ich anzuziehen. Und dann<br />

wurde ich in so eine Art Besucherraum geführt, wo da wirklich zwei Tische standen,<br />

ganz normal gepolsterte Stühle <strong>und</strong> da hatte ich zu warten. Und dann wurde noch<br />

ein Mädchen reingeführt, was am selben Tag entlassen wurde, <strong>und</strong> noch ein Junge<br />

aus <strong>der</strong> zweiten Jungengruppe. Die hatten auch schon alle so ihre Privatkleidung.<br />

Und es dauerte gar nicht lange, vielleicht eine viertel, halbe St<strong>und</strong>e später, stand<br />

genau <strong>der</strong>, <strong>der</strong> mich nach Torgau gebracht hat, nämlich <strong>der</strong> stellvertretende Direktor<br />

meines Jugendwerkhofes mit seinem Dienst-Pkw wie<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Gefängnisschleuse.<br />

Und dann hat er uns raus gebeten in die Schleuse. Wir sind raus. Da wurden wir<br />

dann nicht mehr gedrängelt <strong>und</strong> geschubst. Da wurden wir dann nicht mehr<br />

angebrüllt. Und dann hatten wir im Auto Platz zu nehmen. Und dann ist <strong>der</strong> mit uns<br />

losgefahren. Das war die Entlassung. Kurz <strong>und</strong> schmerzlos, die Gefängnisschleuse<br />

geht wie<strong>der</strong> auf <strong>und</strong> fährt raus mit uns. Dann ist ja schon Ende Mai <strong>und</strong> ja <strong>der</strong><br />

Frühling im vollen Gange <strong>und</strong> auf dem Rücktransport, das war ein großer<br />

Unterschied. Da hat er eine Pause mit uns gemacht, angehalten, hat uns Zigaretten<br />

angeboten. Das erste in meiner Freizeit.. in meiner Freiheit, was ich gemacht habe,<br />

das war rauchen. Das war in Torgau total verboten. (02:09:14-6)<br />

…<br />

(…) Das muss <strong>der</strong> stellvertretende Direktor gewesen sein, <strong>der</strong> mir das [die<br />

Schweigepflichterklärung] hingelegt hat. Und ich habe es einfach nicht<br />

unterschrieben, ohne irgendwas zu sagen. Auch keine Protesthaltung. Nichts.<br />

Son<strong>der</strong>n ich habe einfach dagesessen o<strong>der</strong> dagestanden, weiß ich nicht mehr, <strong>und</strong><br />

vor mir auf dem Tisch lagen eben ein Kugelschreiber <strong>und</strong> diese<br />

Schweigeverpflichtung. Ja püh ich habe nicht unterschrieben. Und dann kam ja<br />

schon relativ schnell dieser stellvertretende Direktor von Freital, <strong>und</strong> dann bin ich<br />

einfach mit rausgegangen. Fertig. Ich habe nicht unterschrieben. (02:10:00-1)<br />

…<br />

SL: Ja man wurde mit dieser Schweigeverpflichtung aufgefor<strong>der</strong>t, nach dem Moment<br />

<strong>der</strong> Entlassung, wo man das Gelände verlässt o<strong>der</strong> wegtransportiert wird, nie wie<strong>der</strong><br />

in seinem Leben über sämtliche Vorkommnisse, die in dieser Einrichtung o<strong>der</strong><br />

Abläufe <strong>und</strong> vor allem nicht über die Sicherheitsvorkehrungen dieser Einrichtung,<br />

dass darüber nicht gesprochen wird. Dass man nichts erzählen darf. Also die meisten<br />

sind ja noch nicht volljährig bei <strong>der</strong> Entlassung gewesen. Und die haben ja dann<br />

noch eineinhalb o<strong>der</strong> zwei Jahre o<strong>der</strong> wenigstens ein paar Monate noch im offenen<br />

www.haus<strong>der</strong>demokratie.de/unverzichtbar 32

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!