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INTERVIEW<br />
nach Luzern, Genf, Zürich oder ins Wallis nehme ich so<br />
oft wie möglich den Zug.<br />
Sind Sie gerne unterwegs? Oder ist Reisen nur<br />
Mittel zum Zweck?<br />
Meine Agenda ist sehr gedrängt. Deshalb muss ich die<br />
meiste Reisezeit für das Erledigen von Arbeit nutzen und<br />
kann eher selten die Landschaft geniessen oder ausführliche<br />
Gespräche führen. Anders ist das in den Ferien:<br />
Dort kann ich auf Reisen auch entspannen.<br />
Erinnern Sie sich an Ihre erste Reise, die Sie<br />
geprägt hat?<br />
Als ich noch ein Kind war, fuhren wir ab und zu ins Tessin<br />
in die Ferien. Das waren echte Highlights. Damals gab es<br />
noch keine langen Tunnels, man fuhr über die normale<br />
Bergstrecke oder die alte Passstrasse, die Tremola. Einmal<br />
im Jahr gingen wir zudem auf die Rigi wandern, wir hatten<br />
dort Verwandte. Die Fahrt mit der Rigi-Bahn gehört<br />
auch zu meinen eindrücklichsten Erlebnissen. Ebenso faszinierend<br />
waren für uns Kinder natürlich die Dampf-<br />
Lokomotiven der Brienz Rothorn Bahn.<br />
Welche Reise würden Sie gerne unternehmen,<br />
wenn Sie dereinst mal mehr Zeit haben?<br />
Ich würde gerne einmal mit der Transsibirischen Eisenbahn<br />
fahren. Mal schauen, ob es klappt! (lacht)<br />
Welche Bedeutung haben die Bahnen für die<br />
Schweiz?<br />
Eine sehr grosse. Die Schweiz ist ein Bahnland mit langer<br />
Tradition. Wir haben früh erkannt, dass der Zug in<br />
vielen Bereichen das effizientere Transportmittel als das<br />
Auto ist. Andererseits nutzt die Schweiz schon lange das<br />
touristische und industrielle Potenzial der Bahn, die<br />
100-Jahr-Jubiläen der Lötschbergbahn und jenes der<br />
Jungfraubahn im letzten Jahr zeugen davon. Die Bahn<br />
befördert Pendler, Güter und Touristen, und das in einer<br />
sehr hohen Dichte und Qualität.<br />
In der EU gibt es Liberalisierungstendenzen im<br />
Personenverkehr, was den Markt für neue<br />
An bieter öffnet. Wäre das auch ein Modell für<br />
die Schweiz?<br />
Ich persönlich bin da eher skeptisch. Für ein kleines<br />
Land wie die Schweiz macht das aus meiner Sicht keinen<br />
Sinn. Auch weil das nicht einem funktionierenden Service<br />
public entspricht: Eine rentable Linie betreibt jeder<br />
gerne, bei den unrentablen sieht das anders aus.<br />
Gibt es im Moment also genügend Bahnen in<br />
der Schweiz?<br />
Mehr Wettbewerb ist immer wünschenswert. Beim<br />
Gü ter verkehr haben wir ziemlich gut funktionierende<br />
Wettbewerbsstrukturen, was die <strong>BLS</strong> ja jüngst am<br />
eigenen Leib erfuhr, als auf der Gotthardstrecke ein<br />
Grosskunde zu den SBB wechselte. Aber die Schweiz<br />
bleibt ein kleiner Markt, wir wollen ja auch keine privaten<br />
Anbieter, die sich mit Dumping-Preisen auf die<br />
rentablen Linien konzentrieren.<br />
Und auch die <strong>BLS</strong> wird es in 50 Jahren noch<br />
geben?<br />
(lacht) Das kann ich nicht garantieren, aber es ist<br />
selbst verständlich wünschenswert. Wichtig sind in<br />
die sem Zusammenhang Kooperationen, welche die <strong>BLS</strong><br />
ja auch schon eingeht, sei es im Güterverkehr oder bei<br />
einer gemeinsamen Tarif-Politik. In diesem Punkt gibt<br />
es sicher noch Verbesserungsmöglichkeiten, zum Beispiel<br />
ein gemeinsames Vertriebssystem aller Bahnen.<br />
Dort liesse sich ziemlich viel Geld einsparen.<br />
Welches sind die grössten Herausforderungen<br />
der Schweizer Bahnen?<br />
Anwältin und Politikerin<br />
Doris Leuthard, 50, studierte Rechtswissenschaften<br />
an der Universität Zürich mit Aufenthalten<br />
in Paris und im kanadischen Calgary.<br />
Nach ihrem Studium war sie Partnerin in<br />
einem Anwaltsbüro. Von 1999 bis 2006 sass<br />
sie für die CVP im Nationalrat, war von 2004<br />
bis 2006 zudem Parteipräsidentin. 2006 wurde<br />
sie in den Bundesrat gewählt und stand<br />
während vier Jahren dem Eidgenössischen<br />
Volkswirtschaftsdepartement vor. 2010 war<br />
sie Bundespräsidentin. Auf den 1. November<br />
2010 trat Bundesrätin Leuthard die Nachfolge<br />
von Moritz Leuenberger als Energie-, Umweltund<br />
Verkehrsministerin an. Sie ist verheiratet<br />
und zählt Lesen, Gartenarbeiten oder Kochen<br />
zu ihren Hobbys.<br />
«Die Strasse ist und bleibt wesentlich teurer als die Bahn.»<br />
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