1767-Die Graubündnerschen Grundgesetze von 1767
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Entpörung» durch «böss, unruohig und aufrührische Lüt» 42 und untersagten<br />
das Zusammenlaufen in Wehr und Waffen. <strong>Die</strong> obrigkeitlich-elitäre Tendenz<br />
S. 88: dieser vom Bundstag verabschiedeten Bestimmungen zeigt sich bereits in der<br />
Bezeichnung Dreisieglerbrief, die natürlich auf die drei Bundshäupter anspielt.<br />
Demgegenüber dürfen die «ausserordentlichen Standesversammlungen» und<br />
ihre Tribunale heute auch positiv betrachtet und in ihrer idealen Zielsetzung<br />
gewürdigt werden. Wenn die politische Basis den politischen Überbau<br />
kontrollierte und disziplinierte, so war dies in einem kommunal und bündisch<br />
organisierten Staatswesen doch höchst legitim. Tatsächlich wirkten jene<br />
Versammlungen und Tribunale als bedeutender «Legitimitätsgenerator» im<br />
Dreibündestaat. Das bündnerisch-republikanische Ethos forderte <strong>von</strong> den<br />
Bundsleuten eben nicht nur militärische, sondern auch staatsbürgerliche<br />
Tugenden: nicht nur Tapferkeit, sondern auch Biederkeit sowie, wenn immer<br />
möglich, eifrigen Einsatz für das Gemeinwesen, zur Sicherung der<br />
republikanischen Freiheit. <strong>Die</strong> «republikanische Tugend» oder «Bürgertugend»<br />
ist ja nicht erst <strong>von</strong> Montesquieu «zum konstituierenden Prinzip der Republik»<br />
erklärt worden. Vielmehr begegnet uns hier «die seit Plato und Aristoteles <strong>von</strong><br />
allen Scholasten und Staatsphilosophen Europas übernommene und ihrerseits<br />
zum Gemeinplatz zerredete Lehre, dass die Republik nur durch die Tugend<br />
ihrer Bürger Bestand haben könne, und diese Tugend wiederum nur durch<br />
Gemeinsinn, Schlichtheit und Frugalität.» 43<br />
<strong>Die</strong> tragende Rolle der Gemeinden in den «Standesversammlungen», diesen<br />
Haupt- und Staatsaktionen der Bündner Republik, bestätigt zudem Peter<br />
Blickles Sentenz, dass «die Republik als Staatsform» stets «eine hohe<br />
Affinität» zum «Kommunalismus als Lebensform» zeige. 44<br />
Populäre Versuche, eine demokratische Partizipation (zurück) zu gewinnen,<br />
eine autokratische Obrigkeit zurückzubinden, gab es auch ausserhalb<br />
Graubündens. Von den regierenden Eliten des Ancien Régime wurden solche<br />
Protestbewegungen allerdings als «Unruhen» und «Aufruhr» geschmäht. <strong>Die</strong><br />
jüngere Forschung - vertreten <strong>von</strong> Andreas Würgler und Urs Hafner - hat<br />
derartige Vorgänge für die eidgenössischen Städteorte Zürich, Bern und Basel<br />
sowie für verschiedene süddeutsche Reichsstände dargestellt und verglichen. 45<br />
Neben der «Versammlungs-» und der «Partizipationsforderung» wurde <strong>von</strong><br />
«unten» regelmässig die «Publikationsforderung» erhoben: die Forderung nach