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aber wie. Lebenskunst nach R.L., H.S. und W.S..pdf - OPUS ...

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durchschnittlichen zeitgenössischen Lebens lassen das Konzept jener klassisch konzipierten<br />

Autonomie als Wunschdenken erscheinen. Von Goethes Gedanken aus soll im letzten Abschnitt<br />

dieser Arbeit <strong>aber</strong> ein anderer Autonomiebegriff entwickelt <strong>und</strong> vorgeschlagen werden, der den<br />

Widersprüchen der herkömmlichen Varianten entgehen kann.<br />

Dabei bleibt die Kerndisziplin, die Sloterdijk als eine f<strong>und</strong>amental menschliche erkannt zu haben<br />

glaubt, von möglichen unterschiedlichen Autonomie-Versionen unberührt: die Vertreter beider<br />

Autonomie-Formen sind davon überzeugt, dass der Mensch üben müsse – auch jene Parteigänger<br />

also, die sich den orphischen Urworten Goethes anschließen. Die eigene teleologische Tendenz zu<br />

erkennen <strong>und</strong> zu verwirklichen <strong>und</strong> ganz man selbst zu werden, verlangt womöglich <strong>nach</strong> einem<br />

mindestens ebenso herausfordernden Trainingsprogramm <strong>wie</strong> das Vorhaben, ein ganz anderer zu<br />

werden. Der Anspruch Sloterdijks, dass der Mensch heute mehr denn je üben müsse, gilt hier <strong>wie</strong><br />

dort.<br />

Gerade wenn man bedenkt, <strong>wie</strong> wichtig die Frage des Trainings für Sloterdijk ist, kann es<br />

überraschen, dass der Philosoph selbst keine Trainings- oder Übungshinweise gibt, sondern auf den<br />

über 700 Seiten seines Buches über Anthropotechnik strikt formal bleibt. Allerdings ist dies auch sein<br />

Anspruch; sein Werk tritt nicht als Trainingsmanual auf, sondern soll unterstreichen, <strong>wie</strong> wichtig<br />

Übung <strong>und</strong> Training seien. Im Gespräch hat er dies selbst umrissen:<br />

„[Welche] Arten von Übungen jetzt überhaupt eingeübt werden können <strong>und</strong> sollen, wird<br />

in dem Buch selber nirgendwo thematisiert. Das ist eine spätere Sorge.“ 19<br />

Zu üben, so erklärt Sloterdijk allgemein, seien eben verschiedene Anthropotechniken <strong>und</strong> Exerzitien,<br />

mit denen dem eigenen Leben eine andere Form gegeben werden könne als die bisherige; mit denen<br />

man es also ändern könne. Dies hat nun Folgen für die <strong>Lebenskunst</strong>-Philosophien, die in dieser Arbeit<br />

untersucht werden. Gerade wenn sich eine Philosophie vornimmt, etwas dazu beizutragen, dass<br />

Menschen richtig leben, kann sie das Thema der Übungen nicht in jenem allgemeinen, abstraktformalen<br />

Sinn behandeln, <strong>wie</strong> Sloterdijk es tut. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e ist in dieser Arbeit auch <strong>nach</strong><br />

konkreten Übungen zu fragen:<br />

Stellen Lay, Schmitz <strong>und</strong> Schmid ihren Lesern Übungen vor, mit denen sie ihr Leben ändern können –<br />

<strong>und</strong> <strong>wie</strong> überzeugend ist ihr jeweiliges Übungsangebot?<br />

3. These Sloterdijks: Philosophische Anleitungen zum richtigen Leben lassen sich auch<br />

selbst als Anthropotechniken betrachten <strong>und</strong> nutzen.<br />

Sloterdijk beginnt sein Buch Du musst dein Leben ändern mit der Abwandlung eines berühmten<br />

Satzes: „Ein Gespenst geht um in der westlichen Welt – das Gespenst der Religion.“ 20 Entsprechend<br />

19 Heinrichs 2011, S. 294.

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