aber wie. Lebenskunst nach R.L., H.S. und W.S..pdf - OPUS ...
aber wie. Lebenskunst nach R.L., H.S. und W.S..pdf - OPUS ...
aber wie. Lebenskunst nach R.L., H.S. und W.S..pdf - OPUS ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
32<br />
dass er in erzieherischer Absicht schreibe, etwa in Manipulation durch die Sprache, in einem Kapitel<br />
über Manipulation durch die Medien. Hier wendet er sich direkt an den Leser:<br />
„Als Sie dieses Buch kauften, wurden Sie manipuliert vom Autor, vom Verleger, vom<br />
Buchhändler, denn sie alle zogen einen Nutzen aus Ihrem Kaufentscheid, den Sie<br />
vermutlich nicht intendierten. Doch auch dieses Buch will Ihr Verhalten beeinflussen,<br />
wenn auch nicht in manipulatorischer, sondern – verzeihen Sie bitte dem Autor den<br />
Hochmut – in edukatorischer Absicht. Die weitaus meisten Medien sind nicht gar so<br />
philanthropisch eingestellt.“ 72<br />
Dieser erzieherische Ansatz Lays ist in der Antike vorgeprägt:<br />
„Was im weltlichen Bereich bis heute […] als ‚Wege zur Selbsterziehung‘, ‚Seelisches<br />
Training‘, ‚<strong>Lebenskunst</strong>‘ usw. in wissenschaftlichen <strong>und</strong> noch mehr in populären Büchern<br />
erscheint […], ist [in der Antike] entdeckt <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legend vorgebildet […]: die Technik<br />
der Exerzitien <strong>und</strong> psychoasketischen Akte, die Praktiken methodischer Willensbeeinflussung<br />
<strong>und</strong> Selbstdisziplinierung; die Technologie der sittlichen Lebensbehandlung<br />
<strong>und</strong> -bemeisterung.“ 73<br />
Auch die übrige aktuelle philosophische <strong>Lebenskunst</strong>-Literatur – neben Lay – zehrt von den Wurzeln<br />
der Antike. Sie hat <strong>aber</strong> kaum je etwas im Sinn mit jenen psychoasketischen, selbstdisziplinierenden<br />
<strong>und</strong> edukativen Verfahren, die Rabbow zufolge damals gr<strong>und</strong>gelegt worden sind. Lays Ansatz<br />
dagegen ist deutlich durch griechisch-römische Methoden beeinflusst.<br />
2. Beobachtung: Auch die Selbstprüfungen, die Lay empfiehlt, stammen aus der Antike<br />
Zur Persönlichkeitsbildung <strong>und</strong> Selbsterziehung im Sinne Lays gehört es, sich zu erforschen <strong>und</strong> die<br />
eigenen Dispositionen zu überprüfen. So soll eine möglichst umfassende Selbsterkenntnis erreicht<br />
werden. Solche Selbsterkenntnis ist <strong>nach</strong> Lay die Voraussetzung dazu, sich zu verwirklichen <strong>und</strong> die<br />
eigene Persönlichkeit zu entfalten. Immer <strong>wie</strong>der hält er seine Leser deshalb zu Selbstprüfungen an.<br />
Im folgenden Zitat gestaltet sich der Ruf zur Einkehr bei sich selbst noch moderat:<br />
„Da dieses Buch nicht auf der Ebene abstrakter Erbaulichkeit handeln, sondern auch die<br />
Möglichkeit eigener Lebensorientierung vermitteln möchte, seien hier einige Merkmale<br />
von Arroganz, Egoismus <strong>und</strong> Heuchelei vorgestellt. Sollten Sie das eine oder andere<br />
Merkmal bei sich entdecken, wäre es nützlich, die Differenz zwischen Selbst-Real <strong>und</strong><br />
Selbst-Ideal gründlicher zu bedenken.“ 74<br />
Solches „Gründlicher bedenken“ ist antik vorgebildet. Sich selbst gründlich zu erforschen, war im<br />
frühen Griechenland die philosophische Norm. Dass Lay auf alten Wegen geht, wird offensichtlich,<br />
Wortwahl des Verlags, denn weder gehe es in erster Linie um „Manager“, noch sei es angebracht, von<br />
„Meditationstechniken“ zu sprechen. Zu meditieren, betont er, vertrage sich nicht mit Technik, mit Machen. In<br />
den folgenden Taschenbuch-Ausgaben wurde der Titel denn auch um den Hinweis auf die<br />
Persönlichkeitsentfaltung ergänzt.<br />
72 Lay 1984a, S. 268.<br />
73 Rabbow 1954, S. 15 f.<br />
74 Lay 1992, S. 12.