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aber wie. Lebenskunst nach R.L., H.S. und W.S..pdf - OPUS ...

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<strong>nach</strong>zudenken oder über andere gesellschafts- <strong>und</strong> zeitinvariante Probleme. […] Und so<br />

wird die 11. These gegen Feuerbach zum Programm einer jeden künftigen (auch<br />

nichtmarxistischen) <strong>nach</strong>modernen Philosophie […].“ 58<br />

Lays sonst dezidiert nicht-marxistische Philosophie betont, <strong>wie</strong> wichtig es sei, das eigene Leben auf<br />

ein Ziel hin zu orientieren, oder es zumindest an einer klaren Ordnung ausgerichtet zu organisieren.<br />

Damit stellt sie sich auch in den Dienst der Aufklärung im Sinne Kants. 59 Dessen „Sapere aude“ 60<br />

verschreibt sich Lay ausdrücklich, selbst wenn er, konstruktivistisch <strong>und</strong> psychoanalytisch beeinflusst,<br />

daran festhält, dass es kein Zurück mehr gebe hinter „das Andere der Vernunft“ 61 , also<br />

Unvernünftiges, Widervernünftiges, Unbewusstes, Irrationales, Leibliches. Lays Kant-Treue ist zu<br />

unterstreichen, weil dessen „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung“ sich als ein Manifest der<br />

Autonomie lesen lässt. 1784 schrieb Kant:<br />

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten<br />

Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung<br />

eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die<br />

Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung <strong>und</strong> des<br />

Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe<br />

Muth dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der<br />

Aufklärung.“ 62<br />

Lays Bücher sollen ihre Leser in diesem Sinne zum Selbstdenken <strong>und</strong> zum selbstverantworteten<br />

Handeln anregen – was sich als Impuls verstehen lässt, die eigene Autonomie zu entwickeln. Lay<br />

schreibt als Aufklärer. Durch die Lektüre seiner Bücher soll sich das Bewusstsein, d.h. das Denken <strong>und</strong><br />

die Einstellung, seiner Leser so ändern, dass sie auch ihr Sein verändern <strong>und</strong>, anders als bisher,<br />

autonom handeln. Solche Entwicklung tut not, denn das bisherige allgemeine Bewusstsein ist obsolet<br />

geworden:<br />

„Wir stehen in allen Dimensionen des Sozialen Seins an den Grenzen des Chaos.<br />

Dennoch glauben nicht wenige Menschen, die Dimensionen des alten Allgemeinen<br />

Bewußtseins wären in der Lage, die Probleme des Allgemeinen Seins zu lösen. Soviel<br />

58 Lay 1988, S. 53.<br />

59 Lay erklärt entsprechend: „Das ‚Habe Mut dich deines Verstandes zu bedienen’ bleibt auch dann die Parole<br />

der Aufklärung, wenn dieser Mut dazu führt, die Grenzen der Vernunft anders zu ziehen, als die Moderne sie<br />

zog. [...] Hier hat die Philosophie eine wichtige Aufgabe: sie hat Ausschau zu halten <strong>nach</strong> [von anderen<br />

Menschen gesuchten neuen] Ufern, muß prüfen, ob sie sumpfig sind oder tragfähig für eine neue Zukunft. Ihre<br />

Aufgabe wird es sein, Vernunft <strong>wie</strong> Unvernunft über sich selbst aufzuklären, um den Propheten der<br />

Widervernunft nicht das Feld des Orientierens zu überlassen. Unvernunft kennt keinen Kompaß, weiß nicht,<br />

wohin der Weg führen mag, bedeutet ein Sich-Ausliefern an eine blinde Zukunft, in der sich allenfalls die<br />

Schemen eines vergangenen <strong>und</strong> für immer verlorenen Paradieses ausmachen lassen.“ (Lay 1988, S. 14 f.)<br />

60 Vgl. Kant 1784, S. 481.<br />

61 Vgl. Böhme / Böhme 1983. Die Erkenntnisse, die daraus folgen, dass man ein „Anderes“ der Vernunft<br />

anerkennt, delegitimieren bei Lay nicht den Anspruch der Vernunft. Diese bleibt zentrale Steuerungsinstanz.<br />

62 Kant 1784, S. 481. Hervorgehoben bei Kant.

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