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aber wie. Lebenskunst nach R.L., H.S. und W.S..pdf - OPUS ...

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„Diese Signale können akustischer, optischer, taktiler, elektrischer oder chemischer Art<br />

sein. Elektrische Signale werden vor allem von den Sinnesorganen erzeugt <strong>und</strong> in den<br />

Neuronen zum Gehirn weitergeleitet, von dem sie – unter bestimmten Umständen – zu<br />

Informationen verarbeitet werden.“ 51<br />

Lay geht in seiner konstruktivistischen Deutung menschlicher Informationsverarbeitung (oder besser:<br />

Signalverarbeitung) zurück zur aristotelischen Unterscheidung zwischen Wirk- <strong>und</strong> Formursache. Die<br />

Pointe dieser Differenzierung liege darin, dass kein Mensch die wirkursächlichen Signale so <strong>wie</strong> ein<br />

anderer zu Informationen verarbeite. Vielmehr bilde jeder formursächlich seine individuellen<br />

Informationen, die sich von denen jedes anderen Menschen unterschieden. Keine zwei<br />

Informationen seien identisch. Wenn unterschiedliche Personen das gleiche Buch läsen, seien zwar<br />

die Signale, die das zentrale Nervensystem dabei wirkursächlich beeinflussten, dieselben. Wie <strong>aber</strong><br />

verschiedene Menschen diese Signale verarbeiteten <strong>und</strong> <strong>wie</strong> sie eine Information daraus bildeten, sei<br />

ein formursächlicher Prozess, der sich zwischen Personen f<strong>und</strong>amental unterscheiden könne. Jeder<br />

lese sein Buch.<br />

Die erkenntnistheoretische Botschaft des Konstruktivismus, die sich aus der Differenz zwischen Signal<br />

<strong>und</strong> Information ableitet, lautet darauf, dass jeder Mensch ein eigenes „Universum“ sei. Das hat<br />

Konsequenzen für Lays Lehre vom richtigen Leben:<br />

„Da nun […] jeder Mensch über andere Konstrukte verfügt, ist also jede Erkenntnis,<br />

jedes Erklären oder Verstehen, jedes Werten aus der Sicht eines anderen Menschen<br />

nicht behebbar ‚unzuverlässig‘ […]. Der Andere ist auf eine nicht zu erfassende Weise<br />

anders. So ist etwa die Information nicht vorhersehbar, die das informationsursächliche<br />

Angebot erzeugt. In der Interaktion begegnen sich also zwei mehr oder minder<br />

unterschiedene Universen, die miteinander Kontakt aufzunehmen versuchen.“ 52<br />

Wenn man miteinander kommuniziere, komme es darauf an, dies zu berücksichtigen; zu beachten,<br />

dass jeder andere Mensch von mehr oder minder anderen Werten, Erwartungen, Interessen <strong>und</strong><br />

Bedürfnissen bestimmt sei als man selbst. So wichtig solche kommunikationstheoretische Einsichten<br />

sein mögen; entscheidend ist, was sich daraus als Folge für die Autonomie eines Menschen ergibt.<br />

Lay erklärt:<br />

„[…] Konstrukte besitzen keinerlei Verbindlichkeitsanspruch über den Menschen hinaus,<br />

dessen kognitives System sie sich schuf. Für mich sind [meine Konstrukte] insoweit<br />

verbindlich, da [sic] ich (<strong>wie</strong> jeder Mensch) mein Leben <strong>und</strong> meine Welt <strong>nach</strong> Maßgabe<br />

meiner Konstrukte einrichten <strong>und</strong> in ihr leben muß.“ 53<br />

Nach Lay hat jeder Mensch die Pflicht, sein Leben in eine entschiedene, bewusste Richtung zu<br />

bringen. In ethisch-systematischer Terminologie fordert der Jesuit, den eigenen obersten<br />

handlungsleitenden Wert zu identifizieren <strong>und</strong> ihn gegebenenfalls <strong>nach</strong> Maßgabe eines besseren neu<br />

51 Lay 1995, S. 243.<br />

52 A.a.O., S. 273 f.<br />

53 A.a.O., S. 235.

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