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aber wie. Lebenskunst nach R.L., H.S. und W.S..pdf - OPUS ...

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24<br />

III.<br />

Der idealistische Plan<br />

Lays Weltveränderungsprogramm zielt zunächst auf das Bewusstsein. Dabei sind zwei Formen von<br />

Bewusstsein zu unterscheiden: das individuelle des einzelnen Menschen <strong>und</strong> das allgemeine vieler<br />

Menschen. Letzteres erklärt Lay so:<br />

„[Mit dem Allgemeinen Bewußtsein] sind Bewußtseinshinhalte gemeint, die in einer<br />

soziokulturellen Einheit zu einer bestimmten Zeit typisch – weil sehr verbreitet – sind.“ 45<br />

Das allgemeine Bewusstsein kann Gesellschaften, Generationen <strong>und</strong> ganze Zeitalter bestimmen –<br />

allerdings nur auf dem Weg über das individuelle Bewusstsein. Dieses dient Lay denn auch als<br />

Schlüssel. Wird – so Lays Annahme – das individuelle Bewusstsein verändert, dann mittelbar darüber<br />

auch das allgemeine Bewusstsein <strong>und</strong> damit dann das allgemeine Sein. Dies ist das Axiom, das seinen<br />

Versuchen, zum richtigen Leben zu führen, zugr<strong>und</strong>e liegt. Das Denken, d.h. grosso modo das<br />

Bewusstsein, bestimmt das Sein. Dieser angenommene Kausalzusammenhang ist zentral für Lays<br />

Vorgehen; er bildet das F<strong>und</strong>ament seiner Philosophie des richtigen Lebens. 46 Lay erweist sich damit<br />

als Idealist. Dem entspricht seine Auffassung, was Philosophie <strong>und</strong> was ihre Aufgabe sei:<br />

„Heute ist Philosophie […] zu einer außerordentlich praxisbezogenen Wissenschaft<br />

geworden. Ihre Aufgabe ist es, den Wandel des allgemeinen Bewußtseins auszumachen,<br />

ihn verantwortet zu begleiten <strong>und</strong>, wenn möglich, zu führen.“ 47<br />

Sämtliche Veröffentlichungen Lays dienen immer auch dazu, diese Aufgabe zu erfüllen: das<br />

allgemeine Bewusstsein zu führen, d.h. auf möglichst breiter Front zum richtigen Denken <strong>und</strong> damit<br />

zum richtigen Leben anzuleiten. Dahinter <strong>aber</strong> steht jenes Ziel, das sich mit Sloterdijk als vertikal<br />

markieren lässt. Kann Lay über die Bewusstseinsinhalte möglichst viele Menschen dazu bringen,<br />

anders, „richtig“ zu denken, so verändert er auch seine Zeit <strong>und</strong> seine Welt.<br />

IV.<br />

Konstruktivismus <strong>und</strong> kognitive Autonomie<br />

Wenn Lay vom individuellen <strong>und</strong> allgemeinen Bewusstsein spricht, geht es immer auch darum, <strong>wie</strong><br />

Menschen denken, erkennen <strong>und</strong> zu Überzeugungen gelangen. Die kognitiven <strong>und</strong><br />

neurophysiologischen Prozesse, die dabei ablaufen, sind allerdings chaotisch mannigfaltig. Um solche<br />

verwickelte Zusammenhänge auf den Begriff zu bringen, bedient sich Lay des Konstruktivismus. In<br />

seinen mittleren <strong>und</strong> späten Jahren ist er als entschiedener Verfechter dieser empiristischen,<br />

45 Lay 1992, S. 14. In Lay 1988, S. 7, beschreibt er, welche Ausdrucksformen das Allgemeine Bewusstsein haben<br />

kann: „Die Selbstverständlichkeiten, Vorurteile, Wertvorstellungen, Orientierungen, Überzeugungen über das<br />

Vernünftige <strong>und</strong> Unvernünftige, das Nützliche <strong>und</strong> Unnütze, das Brauchbare <strong>und</strong> Unbrauchbare, über<br />

politische, ökonomische, soziale Einstellungen einer Zeit sind Ausdrucksformen allgemeinen Bewusstseins.<br />

Philosophie bringt sie zur Sprache <strong>und</strong> damit zu sich. Allgemeines Bewusstsein wird in seinen Ausdrucksformen<br />

reflektierbar. Die Welt wird ein gutes Stück verständlicher.“<br />

46 Um ein Beispiel dieses Wirkzusammenhangs zu geben: Lay legt Wert darauf, dass man sittlich handele, d.h.<br />

das eigene Tun <strong>und</strong> Lassen ethisch reflektiere, <strong>und</strong> entsprechend unterstreicht er (Lay 1997, S. 251):<br />

„Gr<strong>und</strong>lage des sittlichen Handelns ist […] die Internalisierung eines gedanklichen (‚idealen‘) Systems.“<br />

47 Lay 1988, S. 8.

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