Download PDF [5,37 MB] - MTU Aero Engines
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Technik + Wissenschaft<br />
druckverdichter. Sie werden direkt aus einem Metallpulverbett per<br />
selektivem Laserschmelzverfahren (SLM) aufgebaut. „Das vereinfacht<br />
die Fertigung enorm, der Gestaltungsspielraum für die Ingenieure ist<br />
viel größer – man muss nicht mehr aus dem vollem Metallblock fräsen,<br />
wir sparen Material und die Bauteile wiegen weniger“, erklärt <strong>MTU</strong>-<br />
Ingenieur Wulf. Dazu komme die Zeitersparnis: Bisher waren drei bis<br />
vier unterschiedliche Zulieferer mit der Fertigung der Innenringe beschäftigt<br />
– der eine stellt die Innenringe her, der andere die Honigwabenstruktur,<br />
der dritte lötet beide Bauteile zusammen – dazu kam<br />
der Transport zwischen den einzelnen Fertigungsstandorten. „Bei der<br />
generativen Herstellung ist das ein einziger Arbeitsschritt – die eigentliche<br />
Bauteilfertigung erfolgt quasi über Nacht“, sagt Wulf.<br />
Eine andere Technologie, die das Abspecken des Getriebefans komplettiert,<br />
wird in der Niederdruckturbine ihr Debüt feiern. Normalerweise<br />
müssen dort die Triebwerksschaufeln in den einzelnen Turbinenstufen<br />
besonders steif ausgelegt werden. Auf diese Weise können<br />
sie durch den Heißgasstrom nicht so leicht in Schwingung gebracht<br />
werden. Doch die Widerstandkraft der steifen Schaufeln bekommt<br />
man nicht umsonst: Sie wiegen mehr. Eine neue Schaufel mit integrierter<br />
Schwingungsdämpfung nimmt den kritischen Frequenzen in<br />
SAGE 4 ihre zerstörerische Kraft. „Die Schaufeln werden leichter und<br />
schlanker, wodurch sich wiederum aerodynamische Vorteile ergeben,<br />
die sich positiv auf die Effizienz des Gesamttriebwerks auswirken“,<br />
erklärt Wulf.<br />
Um den Wirkungsgrad der nächsten GTF-Generation noch weiter zu<br />
erhöhen, optimieren <strong>MTU</strong>-Luftsystemleute und Konstrukteure auch<br />
den Einsatz von Kühlluft in der Niederdruckturbine. Durch gezielteres<br />
Kanalisieren, „indem man die Luft genau dorthin leitet, wo sie wirklich<br />
gebraucht wird, kann die Luftmenge reduziert werden“, erklärt der<br />
Clean Sky-Chefingenieur. Und da auch die Kühlluft verdichtet werden<br />
muss, spart weniger Kühlluft Arbeit ein, die das Triebwerk in mehr<br />
Schubkraft umsetzen kann. Auch dem Thema Lärm widmet man sich<br />
weiterhin: Erstmals werden vom SAGE 4-Partner GKN akustische<br />
Dämpfungselemente im Turbinenaustrittsgehäuse zum Einsatz kommen.<br />
Solche Filter für bestimmte Frequenzen arbeiten heute schon im<br />
Bypasskanal der Triebwerke, kurz vor und nach dem Fan. Um sie im<br />
Heißgasstrom einsetzen zu können, mussten sie hitzefest ausgelegt<br />
werden.<br />
„Gegenüber der aktuellen Getriebefanreihe wollen wir mit den SAGE 4-<br />
Technolgien rund drei Prozent weniger Kerosin verbrauchen; langfristig<br />
halten wir fünf bis acht Prozent für machbar“, sagt Wulf. Das wäre<br />
in der Praxis ein großer Erfolg, so der Ingenieur: „Die Wirkungsgradniveaus<br />
sind schon extrem hoch – wir jagen hier einzelne Zehntelprozente.<br />
Und jedes einzelne spart nicht nur Sprit, sondern damit auch<br />
wieder CO 2 -Emissionen ein.“ Ab 2020 könnte man die in SAGE 4 entwickelten<br />
Technologien in Serientriebwerken antreffen, schätzt Wulf.<br />
„Die Herausforderungen bei Clean Sky sind nicht nur technischer<br />
Natur, sondern bestehen auch in der möglichst reibungslosen Organisation<br />
des Mammutprojektes“, erklärt Peter Taferner, Clean Sky-Programmleiter<br />
bei der <strong>MTU</strong>. Zur Koordination von Clean Sky, welches im<br />
Wesentlichen die Luftfahrtsegmente Zellen, Antriebe und Systeme<br />
umspannt, wurde eigens eine Public-Private Partnership gegründet,<br />
das „Joint Undertaking“ (JU), an dem Industrie und Forschung auf der<br />
einen Seite und die EU-Kommission auf der anderen zu je 50 Prozent<br />
beteiligt sind.<br />
Vier-Punkt-Biegeversuch: Ein mittels selektivem Laserschmelzen (SLM) hergestellter Dichtungsträger wird auf seine Schwingfestigkeit geprüft.<br />
Neues Fertigungsverfahren: Mittels selektivem Laserschmelzen (SLM) hergestellter Dichtungsträger.<br />
„In unserem SAGE 4-Programm mit einem Volumen von insgesamt<br />
etwa 68 Millionen Euro gilt es neben den beiden großen SAGE 4-<br />
Partnern, dem britisch-schwedischen Unternehmen GKN <strong>Aero</strong>space<br />
und dem italienischen Turbinenhersteller Avio <strong>Aero</strong>, noch eine Reihe<br />
kleinerer und mittlerer Unternehmen (KMU) sowie Forschungsdienstleister<br />
und Universitäten einzubinden und zu koordinieren“, erläutert<br />
Taferner. Letztere sind über Call for Proposals (CfP) an SAGE 4 beteiligt.<br />
Darunter verstehen sich zeitlich begrenzte, direkt geförderte<br />
Entwicklungsaufgaben, die von der <strong>MTU</strong> und ihren Partnern in Hinblick<br />
auf den SAGE 4-Demonstrator definiert wurden. Ziel des Fördergebers<br />
ist es, verstärkt KMUs und Forschungseinrichtungen an der<br />
Technologieentwicklung im Luftfahrtbereich zu beteiligen, um deren<br />
Wettbewerbsfähigkeit international zu stärken. Taferner: „Die Partner<br />
entwickeln eigene Technologien und erarbeiten sich damit Wettbewerbsvorteile<br />
für die Zukunft. SAGE 4 profitiert durch die Bereitstellung<br />
dieser technologisch fortschrittlichen Komponenten.“<br />
SAGE 4 steht für diese Entwicklungsaufträge ein Budget von rund 15<br />
Millionen Euro zur Verfügung. Taferner: „Wir haben unser CfP-Budget<br />
mittlerweile voll ausgeschöpft. Es ging hier nämlich darum, Entwicklungspartner<br />
zu finden, die bereit sind, eigene Mittel für Aufgaben einzusetzen,<br />
die von der <strong>MTU</strong>, GKN <strong>Aero</strong>space oder Avio <strong>Aero</strong> definiert<br />
wurden. Das setzt natürlich voraus, dass sich aus der Lösung der<br />
gestellten Aufgabe eine Win-Win-Situation für die <strong>MTU</strong> und die Entwicklungspartner<br />
ergibt.“ Die letzten drei <strong>MTU</strong>-CfP-Projekte, für die<br />
gerade die Verträge vorbereitet werden, befassen sich mit der Reifmachung<br />
eines robusten Produktionsprozesses für einen neuen Turbinengehäuse-Werkstoff,<br />
mit einer kostengünstigeren Legierung für<br />
Triebwerksrotoren und der Verbesserung des Herstellungsprozesses<br />
von Nickel-Basis-Einkristall-Schaufeln.<br />
„Im nächsten Jahr müssen die für den Demonstrator wichtigen CfP-<br />
Topics ausreichend Entwicklungsreife bewiesen haben und die Integration<br />
in den Demonstrator weitgehend abgeschlossen sein, damit<br />
sie ins SAGE 4-Triebwerk eingesetzt und über den Triebwerkstest erfolgreich<br />
validiert werden können“, sagt Taferner. „Wir biegen bei<br />
Clean Sky gerade in die Zielgerade ein und können schon heute<br />
sagen, dass Clean Sky insgesamt und SAGE 4 ein großer Erfolg sein<br />
werden.“ Die europäische Luftfahrtindustrie wünscht sich daher dringend<br />
ein Clean Sky-Nachfolgeprogramm. Clean Sky II könnte in das<br />
kommende EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 eingebettet<br />
werden, so Taferner. „Mitte, Ende 2014 falle die Entscheidung über<br />
eine Fortsetzung“, so der <strong>MTU</strong>-Programmleiter. „Und wenn es so<br />
kommt, werden wir natürlich wieder mit dabei sein.“<br />
Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />
Dr. Joachim Wulf<br />
+49 89 1489-3381<br />
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