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Ausgabe 05/2013 - BDF

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TITELTHEMA<br />

„Wir können alles –<br />

auch Nachhaltigkeit?“<br />

Nachhaltigkeit – Plastikwort oder Vision mit Zukunft?<br />

Am 9. April <strong>2013</strong> trafen sich am<br />

Wald Interessierte, Forstleute und<br />

Nicht-Forstleute auf Einladung der<br />

AG Wald Baden-Württemberg, einem<br />

Zusammenschluss von <strong>BDF</strong>,<br />

Forstverein, Schutzgemeinschaft<br />

Deutscher Wald und dem Verein<br />

für forstliche Standortkunde und<br />

Forstpflanzenzüchtung, im Stuttgarter<br />

Rathaus zum 6. Waldgipfel.<br />

Im 300. Jahr nach der Erfindung<br />

des Begriffes der Nachhaltigkeit<br />

stellen wir erstaunt fest, dass das<br />

zentrale Gebot unseres forstwirtschaftlichen<br />

Selbstverständnisses<br />

heute zu einem fast beliebig einsetzbaren<br />

Verkaufsschlager und<br />

vielfach erschreckend inhaltsleeren<br />

Begriff verkommen ist. Aber<br />

auch im Wald scheint nicht immer<br />

alles nachhaltig zu sein. Was bedeutet<br />

Nachhaltigkeit heute? Wo<br />

stehen wir und wo müssen wir uns<br />

hin entwickeln, damit die Nachhaltigkeit<br />

und der Begriff eine Zukunft<br />

haben? Zu diesen Fragen hat der<br />

Waldgipfel intensiv diskutiert, gearbeitet<br />

und Ergebnisse erarbeitet.<br />

INTERVIEW MIT STUTTGARTS OBERBÜRGERMEISTER<br />

FRITZ KUHN (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />

Fritz Kuhn, OB, im Gespräch mit Britta Hartard, FVA<br />

Was fällt Ihnen zum Begriff Nachhaltigkeit ein?<br />

„Nachhaltigkeit ist für mich das größte Plastikwort. Die Forstwirtschaft braucht eine<br />

Redefinition des Begriffes.“<br />

Welche Bedeutung hat der Wald für Sie?<br />

„Die Stadt Stuttgart ist zu 28% bewaldet. Der Wald umgibt die Landeshauptstadt fast<br />

vollständig, sodass man beinahe durchgängig die Stadt im Wald umwandern kann.<br />

Als grüner OB verfolge ich folgende Ziele:<br />

Der Stuttgarter Wald muss wirtschaftlich erfolgreich sein. Wirtschaftlicher Erfolg ist<br />

sowohl quantitativ als auch qualitativ definiert. Unser Wald muss auch ökologisch<br />

stimmen. Und er muss sozial stimmen. Darunter verstehe ich, dass der Wald gemeinwohlorientiert<br />

ist. Meine Zielsetzung ist es, dass wir den Gemeinwohlaspekt des Waldes<br />

künftig noch mehr hervorheben.“<br />

Was verbinden Sie persönlich mit dem Wald?<br />

„Ich bin gerne im Wald. Als Läufer schätze ich es, dass hier die Luft besser und die<br />

Ruhe größer ist.“<br />

Was ist Ihre Vision von einer nachhaltigen Entwicklung?<br />

„Ich halte Visionen für sehr wichtig. Menschen brauchen Leitideen. Utopien müssen<br />

aber immer etwas Konkretes haben. Für eine nachhaltige Entwicklung heißt das,<br />

dass du die drei Säulen nicht gewichten darfst, da sie sich gegenseitig bedingen. Die<br />

entscheidende Frage ist, wie wir die Dimension Zeit bewerten. Eine nachhaltige Entwicklung<br />

braucht die notwendige Zeit. Dies gilt für eine nachhaltige Forstwirtschaft,<br />

aber gleichermaßen auch für die Wirtschaft und die Politik.“<br />

Die Fragen stellte Britta Hartard (Forstliche Versuchsanstalt Baden-Württemberg).<br />

Das Thema Wald und Nachhaltigkeit sorgt für einen vollen Saal<br />

300 Jahre Nachhaltigkeit in der<br />

Forstwirtschaft, an diesem Thema kam<br />

auch der 6. baden-württembergische<br />

Waldgipfel nicht vorbei. Wie steht es um<br />

die Nachhaltigkeit in Wald und Gesellschaft<br />

heute und welche Chancen und<br />

Möglichkeiten einer wirklich nachhaltigen<br />

Entwicklung gibt es zukünftig? Sind<br />

wir noch auf der Höhe der Zeit oder hat<br />

die Forstwirtschaft den Anschluss<br />

schon verpasst? Gemeinsam mit Ökonomen<br />

und Umweltexperten haben<br />

Forstleute und Waldinteressierte einen<br />

Blick über den forstlichen Tellerrand geworfen<br />

und diskutiert, ob und wie die<br />

Nachhaltigkeit noch zu retten ist.<br />

Das Thema und das Format haben<br />

mehr als 200 Gäste ins Stuttgarter<br />

Rathaus gelockt. Unter den Gästen<br />

waren neben uns Forstleuten<br />

Vertreter aus Politik, von Verbänden,<br />

Kommunen, Bildungseinrichtungen,<br />

Hochschulen, aber auch Künstler. Die<br />

Landes- und Kommunalpolitik war<br />

beim Waldgipfel prominent vertreten.<br />

Neben dem für den Wald zuständigen<br />

Minister Alexander Bonde begrüßte<br />

auch Fritz Kuhn, der neue Stuttgarter<br />

Oberbürgermeister, die Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer (siehe Interview).<br />

Zuhören, Diskutieren und<br />

Mitgestalten<br />

Mit diesen Schlagworten ist das<br />

Programm des Waldgipfels kurz und<br />

prägnant charakterisiert. Drei Vorträge,<br />

die die Nachhaltigkeit aus ganz<br />

unterschiedlichen Perspektiven und<br />

durchaus kritisch beleuchteten, sollten<br />

die Teilnehmenden zum Nachdenken,<br />

zum Perspektivwechsel und<br />

zum Diskutieren anregen.<br />

<strong>BDF</strong>aktuell 5•<strong>2013</strong> 3

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