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Ausgabe 05/2013 - BDF

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TITELTHEMA<br />

Prof. Dr. Uwe E. Schmidt vom<br />

Ins titut für Forst- und Umweltpolitik der<br />

Universität Freiburg i. Br. begab sich auf<br />

die Spur der Nachhaltigkeit. Der Begriff<br />

leitet sich aus der Nutzung natürlicher<br />

Ressourcen ab, die in ein Kreislaufsystem<br />

so eingebunden sind, dass sie unendlich<br />

genutzt werden können, weil sie<br />

Kleingruppen diskutieren im „World-Café“ zu verschiedenen Fragestellungen<br />

sich stets selbst erneuern und somit zur<br />

Wiederkehr des immer Gleichen führen.<br />

Ressourcennutzung im ursprünglichen<br />

Sinn ist daher an den Begriff des „Sich-<br />

Erholens“ gekoppelt und damit generationenübergreifend<br />

angelegt. Nachhaltigkeit,<br />

wie sie Carlowitz in seinem<br />

Lehrbuch „Sylvicultura oeconomica“<br />

veröffentlicht hat, beinhaltet erstmalig<br />

die Idee der langfristigen Holzversorgung.<br />

Ansätze für nachhaltige Nutzung<br />

sind aber schon deutlich früher in Forstwirtschaft<br />

und anderen Wirtschaftsbereichen<br />

zu finden. Nachhaltige Entwicklung<br />

rückt mit dem Bericht des Club of<br />

Rome (1972) und der UN-Konferenz in<br />

Rio de Janeiro (1992) endgültig in den<br />

Mittelpunkt des internationalen Interesses.<br />

Trotz dieser Entwicklungen hat sich<br />

aber bis heute das Prinzip der nachhaltigen<br />

Ressourcennutzung weltweit<br />

nicht oder nur in wenigen Ansätzen<br />

durchsetzen können. Der Aufruf von<br />

Carlowitz nach nachhaltender Nutzung<br />

ist daher nicht nur ein Grund zum Gedenken,<br />

sondern zur Entwicklung und<br />

Umsetzung zeitgemäßer Nachhaltigkeitsansätze.<br />

„Nachhaltigkeit und Wachstum –<br />

Vision und Illusion“ lautete der pointierte<br />

Beitrag von Prof. em. Dr. Dr.<br />

h.c. Peter Finke, emeritierter Professor<br />

für Wirtschaftstheorie der Universität<br />

Bielefeld. Die Waldwirtschaft<br />

hat mit der Konzeption einer naturverträglichen<br />

Form des Wirtschaftens<br />

eine Vision mit großer Strahlkraft über<br />

den eigenen Wirkungsraum hinaus<br />

entfaltet. Die Realität des Umgangs<br />

mit der Vision Nachhaltigkeit ist jedoch<br />

enttäuschend und desillusionierend.<br />

Mit der Übernahme des Fachbegriffs<br />

durch Politik, Wirtschaft und<br />

Verwaltung ist eine beispiellose Banalisierung<br />

der damit ursprünglich verbunden<br />

Ansprüche verbunden. Letztlich<br />

muss man sich heute fragen, ob<br />

der Begriff noch zu retten ist. Wenn<br />

Nachhaltigkeit wirklich erreicht werden<br />

soll, dann müssen drei wichtige<br />

Aufgaben angegangen werden:<br />

a) Das Nachhaltigkeitsgeschwätz darf<br />

nicht länger widerspruchslos hingenommen<br />

werden.<br />

b) Die ökonomischen Wissenschaften<br />

müssen ihre falschen Lehren<br />

von Wachstum verlassen.<br />

c) Wir brauchen eine Einsicht in die<br />

sozialen und ökologischen Kosten<br />

unseres gegenwärtigen Wirtschaftens.<br />

Der Weg zu Nachhaltigkeit führt in<br />

die Postwachstumsökonomik, d. h. ein<br />

konsequentes Wirtschaften ohne Wachstum.<br />

Diesen Weg können wir nur dann<br />

begehen, wenn wir damit aufhören, von<br />

Nachhaltigkeit zu schwätzen, sondern<br />

sie endlich herzustellen.<br />

Einen profunden Blick hinter die<br />

AG WALD BADEN-WÜRTTEMBERG<br />

Kulissen der Green Economy warf<br />

Prof. Dr. Rainer Grieshammer vom<br />

Ökoinstitut Freiburg. Er machte deutlich,<br />

dass es bis heute keine Messund<br />

Bewertungskonzepte für Nachhaltigkeit<br />

gibt. Damit ist es auch<br />

unmöglich, Aussagen zu machen wo<br />

wir auf globaler, nationaler Ebene, als<br />

Verbraucher und Unternehmen in Bezug<br />

auf Nachhaltigkeit stehen. Dies<br />

erleichtert das Greenwashing, also<br />

den Versuch von Unternehmen, sich<br />

durch geschickte Kampagnen und<br />

Öffentlichkeitsarbeit einen grünen Anstrich<br />

zu verpassen und damit wirkliche<br />

Veränderungen zu vermeiden.<br />

Nachhaltige Wirtschaft braucht jedoch<br />

eine Transformation zu ökologischer<br />

Modernisierung und Green Economy.<br />

World-Café<br />

Der Nachmittag des Waldgipfels<br />

stand im Zeichen des Mitgestaltens.<br />

Im Rahmen eines World-Cafés (siehe<br />

Kasten) wurde an insgesamt 12 Thementischen<br />

in wechselnden Kleingruppen<br />

zu folgenden Fragen diskutiert<br />

und gearbeitet:<br />

1. Mein Verständnis von Nachhaltigkeit<br />

(im Wald und darüber hinaus).<br />

2. Anspruch und Wirklichkeit: Wo hat<br />

die Forstwirtschaft Vorbildcharakter?<br />

3. Anspruch und Wirklichkeit: Wo hat<br />

die Forstwirtschaft Nachholbedarf?<br />

Dietmar Hellmann (<strong>BDF</strong> BaWü) und Ulrich Kienzler (Vorsitzender AG Wald) im Gespräch mit<br />

Minister Bonde<br />

Die AG Wald Baden-Württemberg ist ein Zusammenschluss forstlicher Verbände.<br />

Sie eint die Überzeugung, dass der baden-württembergische Wald eine starke und<br />

unabhängige Lobby benötigt, um ökonomisch, sozial und ökologisch nachhaltig<br />

auch künftigen Generationen erhalten zu bleiben.<br />

4 <strong>BDF</strong>aktuell 5•<strong>2013</strong>

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