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Fortsetzung folgt - Der Fels

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Christus gerade im Zusammenhang<br />

mit der hl. Messe eingesetzt hat, hat<br />

sich damit verflüchtigt, und auch das<br />

Verständnis für den „Geist des Zölibats“,<br />

den Christus seiner Priesterschaft<br />

eingestiftet hat.<br />

Auf den ersten Augenblick erscheint<br />

die „Würzburger Forderung“<br />

vergleichsweise harmlos, wird ja nur<br />

die Aufhebung des Zölibats angemahnt,<br />

um Verheirateten den Zugang<br />

zum Priestertum zu ermöglichen. Daß<br />

diese Forderung vor allem erhoben<br />

wird, um auch Laien den Zugang zum<br />

„Amtlichen“ zu eröffnen, ist wohl das<br />

entscheidend Neue. Und dieses Neue<br />

konnte nur im Umkreis eines Liturgieverständnisses<br />

auftauchen, das sich<br />

vom Liturgieverständnis früherer Zeiten<br />

radikal unterscheidet.<br />

Dieser entscheidende Unterschied<br />

dürfte wohl darin liegen, daß die frühere<br />

Liturgie eine Priesterliturgie war,<br />

während die neue Liturgie oft genug<br />

als Gemeindeliturgie verstanden wird.<br />

Doch was ist die Liturgie von ihrer<br />

Stiftung, von ihrem Ursprung her? Ein<br />

Blick in den Abendmahlssaal zeigt,<br />

daß Christus bei der Stiftung des hl.<br />

Meßopfers ausdrücklich und ausschließlich<br />

nur die Apostel bei sich<br />

hatte - nicht die Frauen; nicht seine<br />

Mutter; nicht die anderen Jünger oder<br />

Jüngerinnen. Allein den Aposteln<br />

übertrug Christus die Vollmacht, das<br />

zu vollziehen, was er vollzogen hatte:<br />

„Tut dies zu meinem Andenken!“<br />

Nirgendwo können wir auch nur<br />

den leisesten Ansatz dafür entdecken,<br />

daß Christus dieses Meßopfer einer<br />

„Gemeinde“ oder „allen Getauften“<br />

anvertraut hätte. So sehr es richtig ist,<br />

von einem „allgemeinen Priestertum“<br />

zu sprechen: im Zusammenhang mit<br />

dem hl. Meßopfer sollte heute nicht<br />

so sehr vom „gemeinsamen Tun“, sondern<br />

weit mehr von den unterschiedlichen<br />

Gaben und Aufgaben gesprochen<br />

werden, die Christus seiner Kirche<br />

anvertraut hat.<br />

Es hatte einen tiefen Sinn, daß der<br />

Priester beim hl. Meßopfer vom gläubigen<br />

Volk getrennt war und das ihm<br />

übertragene Opfer im Chorraum und<br />

nicht im Kirchenschiff vollzog.<br />

Es hatte einen tiefen Sinn, daß dieses<br />

Opfer an einem erhöhten Ort ( wie<br />

Christus auf Golgotha) und nach<br />

Osten (und damit vom Volk abgewandt)<br />

dargebracht wurde, um klarzustellen,<br />

daß es beim hl. Meßopfer<br />

zuerst um die Gott geschuldete Anbetung<br />

und Verherrlichung geht und<br />

erst dann um die Zuwendung der Erlösungsgnaden<br />

an die Menschen.<br />

Es hatte einen tiefen Sinn, daß die<br />

Gottesdienstsprache beim hl. Meßopfer<br />

das Lateinische war, das nicht nur<br />

die Einheit der katholischen Kirche<br />

zum Ausdruck brachte, sondern auch<br />

durch alle die Jahrhunderte hindurch<br />

den überlieferten Glauben vor zeitbedingten<br />

„Anpassungen“ bewahren<br />

konnte.<br />

Es hatte einen tiefen Sinn, daß der<br />

Priester nicht „Leiter“ einer religiösen<br />

Feier, sondern der aus dem Volk<br />

herausgehobene und ausgesonderte<br />

Opferpriester war, dessen Stellung in<br />

keiner Weise durch „Laiendienste“ -<br />

wenn auch nur scheinbar - relativiert<br />

wurde.<br />

Es hatte einen tiefen Sinn, daß die<br />

Gläubigen nicht so sehr als „Mittuende“,<br />

sondern als „Mitbetende“ verstanden<br />

worden, die „mit Andacht“<br />

und durch ein tief innerliches Herzensgebet<br />

dem Opfergeschehen verbunden<br />

sein sollten.<br />

Es hatte schließlich einen tiefen<br />

Sinn, daß das „Amtliche“ des Priestertums<br />

klar von dem „allgemeinen Priestertum“<br />

der Gläubigen unterschieden<br />

und herausgehoben war, so daß auch<br />

die Jungfräulichkeit und Zölibat als<br />

besondere und höher einzuschätzende<br />

Gnadengaben hoch in Ehren gehalten<br />

wurden. Es wäre im Bereich der<br />

alten Liturgie niemandem eingefallen,<br />

den Zugang zum „Amtlichen“ erzwingen<br />

zu wollen und ausgerechnet die<br />

Abschaffung des „Zölibats“ zu fordern<br />

- also gerade jener Gnadengabe,<br />

die Christus als neues und besonderes<br />

Geschenk seiner Kirche hinterlassen<br />

und dem neutestamentlichen Priestertum<br />

eingestiftet hat.<br />

Die Hochschätzung der alten Liturgie<br />

würde sicher in unser Kirche dazu<br />

führen, daß auch ein neues Verständnis<br />

für den priesterlichen Zölibat und<br />

für das „Amtliche“ in der Kirche eine<br />

Chance bekäme, wie es bei all jenen<br />

zu beobachten ist, die sich der alten<br />

Liturgie verbunden fühlen oder ihr<br />

durch Zufall wieder bzw. erstmals<br />

begegnen durften.<br />

So heißt es z.B. in „Studien und<br />

Entwürfe zur Meßfeier - Texte der<br />

Studienkommission für die Meßliturgie<br />

und das Meßbuch (hrsg. von<br />

Eduard Nagel; Herder 1995): “Das<br />

aufgrund der Volk-Gottes-Theologie<br />

des 2. Vatikanischen Konzils gewandelte<br />

Liturgieverständnis verlangt die<br />

Teilnahme der versammelten Gemeinde<br />

an allen liturgischen Vollzügen;<br />

denn die ganze Gemeinde ist<br />

Trägerin der Liturgie“ (S.55).<br />

Harald Schützeichel schreibt in<br />

„Die Feier des Gottesdienstes, Eine<br />

Einführung“ (Patmos 1996): „Jeder<br />

Mensch gewinnt mit der Taufe Anteil<br />

an der durch Christus vermittelten<br />

göttlichen Natur und damit auch Anteil<br />

am Lehr-, Priester- und Hirtenamt<br />

Christi. (...) Da nun das gemeinsame<br />

Priestertum aller Gläubigen Wesensmerkmal<br />

der christlichen Gemeinden<br />

ist, bedarf es auch keiner »Priester«<br />

mehr, die eine Mittlerfunktion zwischen<br />

Gott und dem Volk übernehmen“<br />

(S.21). ¨<br />

Das Amtspriestertum ist<br />

vom gemeinsamen Priestertum<br />

dem Wesen nach verschieden,<br />

denn es verleiht eine heilige<br />

Vollmacht zum Dienst an den<br />

Gläubigen. Die geweihten Diener<br />

üben ihren Dienst an den<br />

Gläubigen. Die geweihten Diener<br />

üben ihren Dienst für das<br />

Volk Gottes aus durch Lehrtätigkeit<br />

(munus docendi), durch<br />

den Gottesdienst (munus<br />

liturgicum) und durch die pastorale<br />

Leitung (munus regendi).<br />

Von Anfang an wurde das<br />

geweihte Amt in den drei Stufen<br />

der Bischöfe, Priester und<br />

Diakone übertragen und ausgeübt.<br />

Die durch die Weihe übertragenen<br />

Ämter sind für die organische<br />

Struktur der Kirche<br />

unersetzlich. Ohne den Bischof,<br />

die Presbyter und die<br />

Diakone kann man nicht von<br />

Kirche sprechen.<br />

Qu.: Kathechismus der Katholischen<br />

Kirche Ziff. 1592 und<br />

1593, S. 429<br />

210 DER FELS 7-8/1997

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