Fortsetzung folgt - Der Fels
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ohne Ergebnis (Faulhaber II, 184).<br />
Enzyklika „Mit brennender<br />
Sorge“ , 21. März 1937<br />
So kam es zur Enzyklika „Mit brennender<br />
Sorge“ vom 21. März 1937, die<br />
von Papst Pius XI. veranlaßt wurde.<br />
Vielfach übernahmen die Bischöfe<br />
selber die Verkündigung, um andere<br />
Geistliche nicht in Gefahr zu bringen.<br />
Sie stellt wohl die umfassendste<br />
Kampfansage gegen die menschenverachtende<br />
Ideologie des Nationalsozialismus<br />
dar.<br />
Die Erregung der Nazis war sehr<br />
groß. Sie wiesen die Polizei an: „Das<br />
nunmehr gegebene Rundschreiben<br />
des Papstes enthält hochverräterische<br />
Angriffe gegen den nationalsozialistischen<br />
Staat“ (Ursachen, XI, 224 ff).<br />
Aber die Bischöfe verteidigten es energisch.<br />
So schrieb Kardinal Bertram<br />
an den Reichskirchenminister Kerrl:<br />
„Vor aller Welt notorische Tatsachen<br />
zeigen, daß im Deutschen Reich mehr<br />
und mehr von maßgebenden Stellen<br />
und weiten einflußreichen Kreisen ein<br />
vielfältiger, verdeckter und offener<br />
Kampf gegen das Christentum und<br />
insbesondere gegen die katholische<br />
Kirche geführt und im Volke verbreitet<br />
wird ... .“ Die Rache der Nazis ließ<br />
nicht lange auf sich warten. Alle Drukkereien,<br />
die das Rundschreiben gedruckt<br />
hatten, wurden entschädigungslos<br />
enteignet. Viele Geistliche<br />
und Laien wurden verhaftet (Faulhaber<br />
II, Bischöfe IV, 187 ff).<br />
Bald begann eine maßlose Kampagne<br />
gegen die katholische Kirche wegen<br />
der bereits laufenden „Devisenund<br />
Sittlichkeitsprozesse“ gegen Priester<br />
und Ordensleute. Da diese Prozesse<br />
ihre beabsichtigte Wirkung verfehlten,<br />
griffen die Nazis zu noch härteren<br />
Maßnahmen. Es er<strong>folgt</strong>e die<br />
Schließung aller Ordensschulen. Davon<br />
betroffen wurden in Bayern allein<br />
84 weibliche und 20 männliche höhere<br />
Lehranstalten. In vielen Verhandlungen,<br />
Beschwerden, vor allem durch<br />
öffentlich verlesene Hirtenbriefe protestierten<br />
die Bischöfe energisch gegen<br />
diese Maßnahmen. Aber es half<br />
nichts. Schon 1940 waren alle Ordensschulen<br />
aufgehoben.<br />
Am 11. November 1938 veranstaltete<br />
Staatsminister Wagner unter der<br />
Parole „Gegen das Weltjudentum und<br />
seine schwarzen und roten Bundesgenossen“<br />
in München eine Massenversammlung<br />
gegen Kardinal Faulhaber.<br />
Darauf wurde das bischöfliche Palais,<br />
wo Faulhaber sich befand, gestürmt<br />
und schwer beschädigt. Dies geschah<br />
im Zusammenhang mit der sogenannten<br />
„Kristallnacht“ vom 8. November<br />
1938, in der viele jüdischen Geschäfte<br />
zerstört wurden. Darauf wurden<br />
viele Juden in katholischen Häusern<br />
versteckt. Um diese nicht zu gefährden,<br />
erhob Faulhaber keinen öffentlichen<br />
Protest (Faulh. II, 607).<br />
Das Euthanasiegesetz<br />
Genau am Tag des Kriegsbeginns, am<br />
1. Sept. 1939, wurde das berüchtigte<br />
Euthanasiegesetz erlassen, gemäß<br />
dem körperlich oder geistig Behinderte<br />
zur Tötung freigegeben werden<br />
sollten. Darum wandte sich am 11.<br />
August 1940 Kardinal Bertram in einem<br />
scharfen Schreiben an die<br />
Reichskanzlei. Darin wies er auf die<br />
„Anerkennung des unersetzlichen<br />
Wertes der menschlichen Person im<br />
menschlichen Gemeinschaftsleben“<br />
hin (Bischöfe V, 87 ff).<br />
Besonders bekannt geworden ist<br />
Bischof Clemens August von Galen<br />
von Münster, der am 3. August 1941<br />
die erste seiner berühmten Predigten<br />
hielt, in der er bekannt gab, daß er am<br />
28. Juli bei der Staatskanzlei Anzeige<br />
auf „Mord“ erstattet habe (Neuhäusler<br />
II, 366).<br />
Während des Krieges rechneten die<br />
Nazis zwar nicht mit Galen, aber mit<br />
seinem Klerus ab. Mindestens zehn<br />
von ihnen wanderten daraufhin ins<br />
Konzentrationslager. Viele Personen<br />
wurden wegen Verbreitung seiner Predigten<br />
verhaftet. Zunächst schien es,<br />
als ob die Proteste tatsächlich einen<br />
gewissen Erfolg hätten. Aber die Nazis<br />
änderten nur die Taktik. Durch<br />
Spritzen und andere verschleierte Methoden<br />
ging die Euthanasie unvermindert<br />
weiter.<br />
<strong>Der</strong> zweite Klostersturm<br />
Fast ebenso unbemerkt wie die „Euthanasie“<br />
startete Anfang des Jahres<br />
1941 ein zweiter „Klostersturm“. Am<br />
26. Juni 1941, also kurz nach Beginn<br />
des Rußlandfeldzugs, erschien ein<br />
Hirtenwort des deutschen Episkopats.<br />
Auffallend ist dabei, daß mit keinem<br />
Wort der Beginn des „Feldzuges gegen<br />
den Bolschewismus“ erwähnt<br />
Bischof Clemens August von Galen,<br />
der „Löwe von Münster“, der<br />
bekannteste Mann des katholischen<br />
Widerstandes gegen Unrecht und<br />
Verbrechen des NS-Regimes.<br />
wurde, was man nachträglich den Bischöfen<br />
schwer ankreidete. Einen<br />
breiten Raum nehmen darin vor allem<br />
die Beschwerden gegen die Schließung<br />
der Klöster und Kindergärten ein<br />
(Bischöfe V, 463).<br />
Gerade für die Zeit kurz nach dem<br />
Hirtenwort vom 26. Juni 1941, für die<br />
Monate August bis Dezember, verzeichnen<br />
die SD-Berichte ein sprunghaftes<br />
Anwachsen der Verhaftungen.<br />
Allein in das KZ-Dachau wurde 1941<br />
die verhältnismäßig sehr hohe Zahl<br />
von 123 katholischen Geistlichen eingewiesen<br />
(Priester unter Hitlers Terror).<br />
Am 26. Sept. 1941 wurde auf einer<br />
Arbeitstagung der Staatspolizei in<br />
Aachen das Fernziel festgestellt: „Zerschlagung<br />
der konfessionellen Kirchen<br />
durch Vorlage des gesamten<br />
nachrichtenmäßig zu sammelnden<br />
Materials zur gegebenen Zeit, mit dem<br />
Ziele, der Kirche die hochverräterische<br />
Betätigung wahrend des deutschen<br />
Lebenskampfes vorzuhalten“<br />
(SD, 938 ).<br />
Was ist zu tun ?<br />
Angesichts des spürbar erhöhten<br />
Druckes auf die katholische Kirche<br />
fragten sich die Bischöfe, was zu tun<br />
sei. „Trotz mancher beruhigender Ver-<br />
DER FELS 7-8/1997 219