Fortsetzung folgt - Der Fels
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des berichtet. 7 Im zweiten und dritten<br />
Hochgebet des Missale Romanum bittet<br />
der Priester Gott darum, daß er „diese<br />
Gaben (Brot und Wein)... heilige ...,<br />
damit sie uns werden Leib und Blut<br />
deines Sohnes, unseres Herrn Jesus<br />
Christus“ („ut nobis Corpus et Sanguis<br />
fiant Domini nostri Jesu Christi“). Diese<br />
Worte, die den dogmatischen Begriff<br />
der Transsubstantiation wiedergeben<br />
- sie sprechen von einem<br />
„Werden“, also von einer Verwandlung -,<br />
wurden im helvetischen Meßbuch<br />
abgeändert, indem man die Formulierung<br />
erfand: „damit Christus unter uns<br />
gegenwärtig werde“. Die Wirkung der<br />
Konsekration ist also nach dieser<br />
Umschreibung die Gegenwart Christi.<br />
Um welche Gegenwart handelt es<br />
sich? Es genügt, auch nur ein Sachregister<br />
des II. Vatikanischen Konzils<br />
aufzuschlagen, um der mannigfaltigen<br />
Gegenwartsweisen gewahr zu werden<br />
außer der „einzigartigen“ Gegenwart<br />
Christi, die in der „Verwandlung der<br />
ganzen Substanz des Brotes in den<br />
Leib und der ganzen Substanz des<br />
Weines in das Blut [Christi]“ besteht<br />
(DS 1652). So ist z.B. nach der Konstitution<br />
über die Liturgie, 7, Christus<br />
in seiner Kirche immerdar gegenwärtig;<br />
besonders in den Sakramenten, in<br />
den liturgischen Handlungen, in der<br />
Lesung der Hl. Schrift, im Singen und<br />
Beten der Gemeinde.<br />
Mit einem gekonnten Schlag haben<br />
die Autoren dieser Übersetzung und<br />
die Bischöfe, die sie approbiert haben,<br />
fertig gebracht, den gordischen Knoten<br />
der Amtsfrage und des Eucharistieverständnisses<br />
zu „lösen“, der seit<br />
Jahrhunderten die katholische Kirche<br />
von den Kirchen der Reformation<br />
trennt. Denn damit Christus mitten in<br />
der Gemeinschaft gegenwärtig ist, die<br />
das Gedächtnis seines Todes und seiner<br />
Auferstehung begeht, ist weder die<br />
sakramentale Priesterweihe noch die<br />
Verwandlung des Brotes in den Herrenleib<br />
nötig. Damit kann bei dem<br />
nächsten „Ökumenischen Kirchentag“<br />
in Deutschland der Plan von Frau<br />
Waschbüsch, nämlich eine „Abendmahlsgemeinschaft“<br />
von Protestanten<br />
und Katholiken, unbedenklich Wirklichkeit<br />
werden. Ich darf hinzufügen,<br />
daß dieser Fall zum gegenwärtigen<br />
groß angelegten Unternehmen gehört,<br />
durch Uminterpretieren und Unterschlagen<br />
das Trienter Konzil zurückzunehmen.<br />
P. Utz teilt mit, daß<br />
infolge eines Eingreifens des Hl.<br />
Stuhls der Schweizer Text rekatholisiert<br />
wurde.<br />
d) Ähnliches gilt für nicht wenige<br />
theologische Traktate aus der Feder<br />
zeitgenössischer Theologen; ganz besonders<br />
für die Christologie.<br />
Mit auserlesenen, literarisch-verschrobenen<br />
Redewendungen wird in<br />
diesen Traktaten, die einst „De Verbo<br />
Incarnato“ hießen, ausgeführt, wie<br />
nahe Gott uns im Menschen Jesus gekommen<br />
ist, wie restlos sein Engagement<br />
für Gott war; nur findet der Leser<br />
nirgends eindeutig das gesagt, was<br />
Chalkedon gesagt hat, nämlich daß<br />
Jesus in der Einheit einer einzigen<br />
göttlichen Person wahrer Gott und<br />
wahrer Mensch ist. Angestrebt wird<br />
vielmehr eine Christologie ohne Dogmen<br />
und ohne ontologische Termini,<br />
in der Jesus Christus sich in die Reihe<br />
der Jasperschen „maßgebenden“ Menschen,<br />
von denen die großen Religionen<br />
der Menschheit mehrere kennen,<br />
einordnen läßt, und damit seines<br />
unzeitgemäßen Absolutheitsanspruchs<br />
(vgl. Apg 4,12) entkleidet<br />
wird.<br />
Schluß: der Weg und die Wegweiser<br />
Weiter oben habe ich mich auf die<br />
ursprüngliche Auffassung vom christlichen<br />
Glauben als „dem neuen Weg“<br />
bezogen. 8 Auf diesem Weg, auf dem allein<br />
wir in unserer irdischen Pilgerschaft<br />
dem wiederkommenden Gottessohn<br />
entgegengehen, wirken die Worte<br />
der göttlichen Offenbarung und die<br />
der Kirche, die die Offenbarung rein<br />
bewahrt und getreulich auslegt (Lumen<br />
gentium 25c), wie feste Wegweiser<br />
an entscheidenden Stellen eines<br />
Weges. Die viel beklagte Desorientierung<br />
zahlreicher Wanderer heute<br />
kommt daher, daß die genannten Worte<br />
mehr und mehr durch andere ersetzt<br />
werden, die „den Ohren schmeicheln“<br />
(2 Tim 4,3), insofern sie zu der im Vormarsch<br />
sich befindenden nachchristlichen<br />
Kultur passen. Damit sind die<br />
zuverlässigen Wegweiser auf dem<br />
Weg des Lebens zu rotierenden Wegweisern<br />
geworden, die, weil sie hinund<br />
her von jedem Hauch der Meinungen<br />
getrieben werden, die Menschen<br />
in die Irre führen (Eph 4,14).<br />
Mit dem Bekenntnis des christlichen<br />
Glaubens vertrauen wir uns weder<br />
einem „unbekannten Gott“ (Apg<br />
17,23), noch einem unbestimmten<br />
höchsten Wesen, sondern dem Vater<br />
unseres Herrn Jesus Christus an, von<br />
dem er als eingeborener Sohn uns<br />
Kunde gebracht hat (Joh 1,18). Deshalb<br />
hat dieser Glaube einen ganz bestimmten<br />
Inhalt: die Heilswirklichkeit,<br />
die sich uns in den Worten der<br />
Offenbarung erschließt, so wie diese<br />
Worte uns von unserer „Mutter und<br />
Lehrerin“, der Kirche, mit der Autorität<br />
Christi (Lumen gentium 25a) vermittelt<br />
werden. ¨<br />
1<br />
Norbert Brox, Die Pastoralbriefe (Regensburger<br />
NT, Bd 7), 1969, 107.<br />
2<br />
Vgl. Kongregation für die Glaubenslehre,<br />
Instruktion über die kirchliche Berufung<br />
des Theologen, 1990, 11.<br />
3<br />
Freilich waren die streng festgelegten<br />
„außerordentlichen Fälle“ nach wenigen<br />
Monaten zum Regelfall geworden.<br />
4<br />
Vgl. dazu Peter C. Düren in der Deutschen<br />
Tagespost vom 23. I. 1997, S. 6, und meine<br />
Stellungnahme, Ebd. 1. II. 1997, S. 15.<br />
5<br />
Wenn es hoch kommt, wagen die Hirten<br />
sich noch auf die „Loyalität“ von Priester<br />
und Laien zu berufen - wobei freilich eine<br />
solche Loyalität heute nur eine „kritische“<br />
sein kann. Das Leisetreten der Bischöfe<br />
und die selbst von höheren Verantwortlichen<br />
offen praktizierte Gehorsamsverweigerung<br />
hat zur Folge gehabt, daß die<br />
Laienpredigt (die Homilie) in den (allen?)<br />
Diözesen Deutschlands gang und gäbe geworden<br />
ist. Ich denke etwa an den Generalvikar<br />
der Diözese X, der bei der Sonntagsmesse<br />
nach dem Vorlesen des Evangeliums<br />
einer mit einer paraliturgischen Robe gekleideten<br />
Dame den Platz für die Homilie<br />
bereitwillig räumt. Die weltkirchliche Regelung<br />
des CIC samt der „Ordnung des<br />
Predigtdienstes von Laien“ der deuschen<br />
Bischöfe sind zu Makulatur geworden.<br />
6<br />
Man lese auch nur das Evangelium nach<br />
Johannes, um dessen gewahr zu werden,<br />
wie sehr der Gehorsam gegen den Willen<br />
des Vaters das ganze Leben des Heilandes -<br />
sein Kommen in die Welt, sein öffentliches<br />
Wirken und seine freiwillige Hingabe an<br />
den Kreuzestod - durchdrungen hat.<br />
7<br />
Arthur F. Utz OP, „Demokratisierung der<br />
Kirche?“, in: Timor Domini, 25 (1996), 29.<br />
August 1996, S. 3.<br />
8<br />
Diese für die Apostelgeschichte charakteristische<br />
Bezeichnung liegt wahrscheinlich<br />
der Lehre von den zwei Wegen zugrunde,<br />
mit der zwei von den ältesten Schriften der<br />
christlichen Literatur, die „Didaché“ und<br />
der sog. Barnabasbrief, zwei Grundtypen<br />
von Lebenswandel, den des Lebens und<br />
den des Todes, bzw. den des Lichtes und<br />
den der Finsternis, darlegen.<br />
198 DER FELS 7-8/1997