Kein Schweigen, das nicht endet - Verlagsgruppe Droemer Knaur
Kein Schweigen, das nicht endet - Verlagsgruppe Droemer Knaur
Kein Schweigen, das nicht endet - Verlagsgruppe Droemer Knaur
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
war, als könnte ich plötzlich kein Spanisch mehr. Ich gab mir<br />
größte Mühe, mich zu konzentrieren, den Sinn der Worte zu<br />
begreifen, doch die Angst lähmte meinen Verstand. Ich ging,<br />
ohne zu merken, <strong>das</strong>s ich ging, ich betrachtete die Welt von<br />
innen heraus, wie ein Fisch in einem Aquarium. Die Stimme<br />
der jungen Frau drang verzerrt an mein Ohr, manchmal sehr<br />
laut, dann wieder kaum hörbar, als wäre sie plötzlich ganz weit<br />
weg. Mein Kopf fühlte sich unendlich schwer an, als wäre er in<br />
einen Schraubstock geklemmt. Meine Zunge war wie mit einer<br />
zähen Paste bedeckt und klebte mir am Gaumen, und ich atmete<br />
schwer und mühsam. Bei jedem Schritt hob und senkte<br />
sich die Welt um mich herum. Und <strong>das</strong> Pochen in meinem<br />
Schädel brachte meinen Kopf fast zum Platzen.<br />
Ich sah sie <strong>nicht</strong> kommen. Plötzlich waren sie da. Einer von<br />
ihnen fing an, mich zu umkreisen. Sein Gesicht war gerötet,<br />
und <strong>das</strong> blonde Haar stand in kurzen Borsten von seinem<br />
Kopf ab. Er hielt <strong>das</strong> Gewehr mit ausgestreckten Armen über<br />
seinem Kopf und hüpfte wild gestikulierend um mich herum,<br />
als vollzöge er einen albernen, aber dennoch bedrohlichen<br />
Kriegstanz.<br />
Ein Stoß in die Rippen verriet mir, <strong>das</strong>s da noch ein Mann<br />
war. Er war dunkel und untersetzt, mit kräftigen Schultern<br />
und O-Beinen. Er hatte mir den Kolben seines Gewehrs in die<br />
Seite gerammt und tat so, als könne er sich nur mit Mühe zurückhalten,<br />
es <strong>nicht</strong> noch einmal zu tun. Dabei brüllte er auf<br />
mich ein, spuckte und beleidigte mich mit derben, absurden<br />
Schimpfwörtern.<br />
Der dritte Mann kam von hinten und stieß mich zu Boden.<br />
Er lachte hinterhältig, und seine Gegenwart schien die anderen<br />
beiden anzuspornen. Er entriss mir meinen Rucksack,<br />
leerte ihn aus und stocherte mit seiner Stiefelspitze in den<br />
Dingen herum, von denen er wusste, <strong>das</strong>s sie mir viel bedeuteten.<br />
Hämisch lachend, trampelte er darauf herum, dann<br />
zwang er mich, sie wieder einzusammeln und in den Rucksack<br />
zu tun.<br />
24