Wissenschaftliche Analyse einer ... - Hannahdenker.de
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erklären. Trotz<strong>de</strong>m las ich während meines Erststudienbeginns 2 „Zeit <strong>de</strong>r Reife“ (1986) bei<br />
<strong>de</strong>m ich meine alte Begeisterung wie<strong>de</strong>r fand, <strong>de</strong>nn bestimmte Dialoge erlebte ich in <strong>de</strong>r<br />
Realität mit einem Studienfreund fast genauso wie<strong>de</strong>r.<br />
In meinem Freun<strong>de</strong>skreis war Lesen etwas Wertvolles, über das man sich auch außerhalb <strong>de</strong>s<br />
Schulalltages unterhielt. So schwärmte mir ein Freund von Hermann Hesses Weltsicht und<br />
insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r hinduistisch angehauchten Weltsicht von „Siddartha“ vor, so dass ich<br />
alsbald ihn auch las und wir wil<strong>de</strong> Diskussionen über die Hessesche Lebensphilosophie<br />
austauschten. Mit etwa 17 Jahren trat ich in die Jugendorganisation <strong>de</strong>r SPD ein und beteiligte<br />
mich dort an <strong>de</strong>r Einführung <strong>einer</strong> Bergedorfer Jugendzeitschrift und suchte Sachliteratur zu<br />
brisanten politischen Themen wie beispielsweise erneuerbaren Energien.<br />
8.2 <strong>Wissenschaftliche</strong> <strong>Analyse</strong><br />
In <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Leseautobiographie erzählt die Autorin von drei literarischen<br />
Anregungszentren: zum einen bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r familiäre Bücherschrank weiterhin „Nahrung für die<br />
Seele“, an<strong>de</strong>rerseits wird sie durch ihre Peer-group in Literaturfragen beraten. Und schließlich<br />
for<strong>de</strong>rt ihre außerschulische Tätigkeit bei <strong>de</strong>n Jungen Sozialisten (Jusos) die Beschäftigung<br />
mit Sachliteratur heraus. Dabei zeigt sich im Hinblick auf <strong>de</strong>n elterlichen Bücherschrank<br />
weiterhin eine Abgrenzungsschwierigkeit zwischen freiwillig-neugieriger Lektüre und<br />
schulisch-normativ besetztem Pflichtlesen.<br />
Da im vorangegangen Abschnitt festgestellt wur<strong>de</strong>, dass Hannah zu <strong>de</strong>n sog „Belletristik-<br />
Leser“innen im Sinne Grafs (1995, S. 115) gerechnet wer<strong>de</strong>n darf, kann von <strong>einer</strong> gelungenen<br />
„sekundären literarischen Initiation“ (Graf 1995, S. 117; 2002, S. 56) gesprochen wer<strong>de</strong>n.<br />
Die „sekundäre literarische Initiation“ (ebd.) schließt an die Lesekrise an und ist dadurch<br />
gekennzeichnet, dass die Leseanregungen außerhalb <strong>de</strong>r Familie eine dominantere Rolle<br />
einnehmen. „Hinweise auf Bücher und Autoren geben nun überwiegend Freun<strong>de</strong> und<br />
Freundinnen, aber auch die Schule“ (Graf 2002, S. 56).<br />
Wie Eggert und Garbe (1995, S. 128) herausgearbeitet haben, ist eine zentrale Aufgabe <strong>de</strong>r<br />
Adoleszenz die Ablösung von <strong>de</strong>n Eltern und die Bildung <strong>einer</strong> eigenständigen I<strong>de</strong>ntität. Dem<br />
Autor und <strong>de</strong>r Autorin zur Folge individualisiert sich das Leseverhalten und die Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>s Lesens für das Leben bil<strong>de</strong>t sich heraus (ebd.). In dieser Leseautobiographie zeigt sich<br />
keine ein<strong>de</strong>utige Ablösung von <strong>de</strong>n Eltern. Zum einen nutzt Hannah immer noch die elterliche<br />
2<br />
Sach- und Fachliteratur aus <strong>de</strong>m Erststudium (Psychologie) konnte aufgrund <strong>de</strong>s Umfangs <strong>de</strong>r Arbeit nicht<br />
berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />
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