Wissenschaftliche Analyse einer ... - Hannahdenker.de
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eine fehlen<strong>de</strong> „Bewertungsinstanz“ zeigt vielleicht eine mangeln<strong>de</strong> literarische<br />
Rezeptionskompetenz auf.<br />
Es ist anzunehmen, dass Hannahs Erfahrungen mit <strong>de</strong>r schulischen „Pflichtlektüre“ (Graf<br />
2004, S. 121) im Sinne Grafs nicht als kontraproduktiv für die Privatlektüre ge<strong>de</strong>utet wer<strong>de</strong>n<br />
können, son<strong>de</strong>rn ihr eher „produktive Auswirkungen auf das private Lesen gutgeschrieben“<br />
wer<strong>de</strong>n können (Graf 2004, S. 122) auch im Sinne <strong>de</strong>r „Zone <strong>de</strong>r proixmalen Entwicklung“<br />
im Sinne von Vygotski - wie Wieler sie für Kleinkin<strong>de</strong>r nachgewiesen hat (Wieler 1997, S.<br />
241). So scheint <strong>de</strong>r Deutschunterricht – abgesehen von <strong>einer</strong> Lehrerwechselphase in <strong>de</strong>r<br />
elften Klasse – immer eine Stufe über <strong>de</strong>r Rezeptionskompetenz von Hannah gelegen zu<br />
haben und hat ihr so möglicherweise <strong>de</strong>n Weg zur nächst höheren Stufe eröffnet. Das <strong>de</strong>r<br />
Person <strong>de</strong>s Deutschlehrers und <strong>de</strong>r Deutschlehrerin bei <strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong> am ästhetischen Umgang<br />
mit Literatur (nicht eines „ästhetischen Lesemodus“ (Graf 2002, S. 124f), da dieser<br />
extrinsische Verpflichtungen ausschließt) eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung zukommt durch die<br />
Gestaltung <strong>de</strong>s Unterrichts, wird auch in dieser Leseautobiographie <strong>de</strong>utlich, die einem Lehrer<br />
sogar die Weiterentwicklung ihrer Persönlichkeit zuspricht. So bestätigt sich hier Grafs (2002,<br />
S. 56) Hinweis, dass nicht selten „die Person <strong>de</strong>s Deutschlehrers/ <strong>de</strong>r Deutschlehrerin<br />
ausgezeichnet“ wird.<br />
10. Lesen als Erwachsene<br />
10.1 Individuelle Leseautobiographie<br />
Ich hatte erhebliche Schwierigkeiten eine „eigene Leseautobiographie“ zu schreiben, da ich<br />
sowohl als Kind als auch als erwachsene Frau stark vom Leseverhalten m<strong>einer</strong> Eltern geprägt<br />
bin. Ich frage mich sequentiell in unterschiedlichen Lebensphasen immer wie<strong>de</strong>r, ob ich<br />
„gerne“ lese, ob ich es aus freien Stücken tue o<strong>de</strong>r ob ich einem abstrakten Bildungsi<strong>de</strong>al<br />
(m<strong>einer</strong> Eltern) atemlos hinterher renne.<br />
Eine sehr negative Leseerfahrung war beispielsweise Goethes „Wahlverwandtschaften“<br />
(1986), das ich auf Anraten m<strong>einer</strong> Mutter freiwillig las. Artig wie ich nun einmal bin, habe<br />
ich mich durch das gesamte Buch gequält. Und ich muss von Qual sprechen, <strong>de</strong>nn ich fand es<br />
trocken und sprö<strong>de</strong>, das naturwissenschaftlich Gleichnis langweilig und die gesamte<br />
Geschichte wirr und unverständlich. Bis heute ist dieses Werk ein Streitpunkt zwischen<br />
m<strong>einer</strong> Mutter und mir, die immer wie<strong>de</strong>r betont, wie brillant dieses Buch doch sei und das<br />
ich „einfach noch zu jung gewesen sei, um das nachvollziehen zu können“. Ganz an<strong>de</strong>rs die<br />
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