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Zur Wahrnehmung virtueller Quellen in Wellenfeldsynthese

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Entwurf zur Diplomarbeit:<br />

Draft of the Master’s thesis:<br />

IRT / TU Munich<br />

Stefan Kerber:<br />

<strong>Zur</strong> <strong>Wahrnehmung</strong> <strong>virtueller</strong> <strong>Quellen</strong> bei <strong>Wellenfeldsynthese</strong><br />

(About the perception of virtual sources <strong>in</strong> Wave Field Synthesis)<br />

(Supervisors: Helmut Wittek, Günther Theile, Hugo Fastl)<br />

6.8.2003


Inhaltsverzeichnis<br />

1 E<strong>in</strong>leitung 4<br />

1.1 Das EU - Projekt CARROUSO . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

1.2 Aufgabenstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

2 Psychoakustische Grundlagen 6<br />

2.1 Allgeme<strong>in</strong>e Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

2.1.1 Begriffsdef<strong>in</strong>itionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

2.1.2 Kopfbezogenes Koord<strong>in</strong>atensystem . . . . . . . . . . . 6<br />

2.2 Richtungswahrnehmung <strong>in</strong> der Horizontalebene . . . . . . . . 7<br />

2.3 Richtungswahrnehmung <strong>in</strong> der Medianebene . . . . . . . . . . 10<br />

2.4 Entfernungswahrnehmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

2.4.1 Intensität des Schallfeldes . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

2.4.2 Verhältnis Direktschall zu Diffusschall . . . . . . . . . 13<br />

2.4.3 Spektrale Eigenschaften des Schallfeldes . . . . . . . . 13<br />

2.4.4 B<strong>in</strong>aurale Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

2.4.5 Visuelle E<strong>in</strong>flüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

2.4.6 Andere Merkmale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

2.4.7 Komb<strong>in</strong>ation der unterschiedlichen Merkmale . . . . . 15<br />

2.5 Im - Kopf - Lokalisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

3 Grundlagen der <strong>Wellenfeldsynthese</strong> 16<br />

3.1 Allgeme<strong>in</strong>es . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

3.2 Grundpr<strong>in</strong>zip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

3.3 Mathematische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

3.4 E<strong>in</strong>schränkungen bei realer WFS . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

3.4.1 Übergang von Flächen zu L<strong>in</strong>ienarrays . . . . . . . . . 21<br />

3.4.2 Übergang zu Arrays mit endlicher Länge . . . . . . . . 21<br />

3.4.3 Diskretisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

3.5 Realisierung von <strong>Wellenfeldsynthese</strong> am IRT . . . . . . . . . . 25<br />

3.5.1 Kreisarray . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

3.5.2 L<strong>in</strong>eares Array . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

1


INHALTSVERZEICHNIS 2<br />

4 Statistische Behandlung der Ergebnisse 28<br />

4.1 Grundbegriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

4.2 Mittelwert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

4.3 Standardabweichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

4.4 95% - Konfidenz<strong>in</strong>tervall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

4.5 Spearman - Rangkorrelation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

4.6 Bewertung des Lerneffekts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

5 Vorversuch 31<br />

5.1 Allgeme<strong>in</strong>es . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

5.2 Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

5.3 Versuchsteilnehmer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

5.4 Stimulus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

5.5 Ablauf des Versuchs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

5.6 Auswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

5.6.1 Mittelwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

5.6.2 Lerneffekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

5.6.3 E<strong>in</strong>fluß der Abfragereihenfolge . . . . . . . . . . . . . 37<br />

5.7 Konsequenzen für die weiteren Versuche . . . . . . . . . . . . 38<br />

6 Hauptversuche 41<br />

6.1 Versuch 1: <strong>Wellenfeldsynthese</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

6.1.1 Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

6.1.2 Entzerrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

6.1.3 Kontrolle des errechneten Wellenfeldes . . . . . . . . . 45<br />

6.1.4 Messung der b<strong>in</strong>auralen Pegelunterschiede . . . . . . . 47<br />

6.1.5 Hörversuch Distanzwahrnehmung . . . . . . . . . . . . 49<br />

6.2 Versuch 2: Lautsprecherwiedergabe . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

6.2.1 Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

6.2.2 Hörversuch Distanzwahrnehmung . . . . . . . . . . . . 56<br />

6.3 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

6.3.1 Distanzschätzungen für conflict<strong>in</strong>g cues“ . . . . . . . 58<br />

”<br />

6.3.2 Distanzschätzungen für not conflict<strong>in</strong>g cues“ . . . . . 59<br />

”<br />

6.3.3 Korrelationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

6.3.4 Unsicherheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

7 Zusammenfassung 65<br />

A Anleitung zum Hörversuch Distanzwahrnehmung 67<br />

B Daten des reflexionsarmen Raumes 68<br />

C Komplette Vorversuchsergebnisse 69<br />

D Komplette Hauptversuchsergebnisse 72


INHALTSVERZEICHNIS 3<br />

E Unsicherheiten beim Hauptversuch 77<br />

F Inhalt der Labor - CD 80


Kapitel 1<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

1.1 Das EU - Projekt CARROUSO<br />

Das EU - Projekt CARROUSO ([1]) (Creat<strong>in</strong>g, assess<strong>in</strong>g and render<strong>in</strong>g <strong>in</strong><br />

real-time of high-quality audio-visual environments <strong>in</strong> MPEG - 4 context)<br />

bildet den Rahmen, <strong>in</strong> dem diese Diplomarbeit verfasst wurde. Das Ziel von<br />

CARROUSO ist es e<strong>in</strong>e neue Technologie zu schaffen, die es ermöglicht e<strong>in</strong><br />

Schallfeld, egal ob natürlichen oder virtuellen Ursprungs, an e<strong>in</strong>en anderen<br />

Ort zu übertragen. E<strong>in</strong> solches System muß demnach aus drei elementaren<br />

Teilen bestehen: Dem Aufnahme-, dem Übertragungs- und dem Rekonstruktionsteil.<br />

Bild 1.1 zeigt schematisch den Aufbau e<strong>in</strong>es CARROUSO -<br />

Systems.<br />

Das System soll e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung der bisher bekannten Mehrkanalsysteme<br />

se<strong>in</strong>, und dem Benutzer zusätzlich die Möglichkeit von <strong>in</strong>teraktivem<br />

3D - Audio bieten. Durch die Synergie zweier bereits bekannter Techniken<br />

soll das erreicht werden:<br />

• Der Übertragungsstandard MPEG - 4 zur objektorientierten Kodierung<br />

und der Möglichkeit zur <strong>in</strong>teraktiven Manipulation von 3D - Audio.<br />

• Dem Wiedergabesystem der <strong>Wellenfeldsynthese</strong> zur zeitlichen und<br />

räumlichen Rekonstruktion e<strong>in</strong>es Schallfeldes.<br />

Das Konsortium von CARROUSO besteht aus zehn europäischen Partnern<br />

aus dem Audio-, Multimedia- und Telekommunikationsbereich. Sowohl Universitäten,<br />

als auch Forschungs<strong>in</strong>stitute und Partner aus der Industrie arbeiten<br />

hier zusammen. Ziel ist es sowohl den professionellen Produktions-,<br />

als auch den Konsumentenmarkt mit Anwendungen zu erreichen. Es wird<br />

dabei Wert auf echtes ”<br />

high quality audio“ gelegt.<br />

4


KAPITEL 1. EINLEITUNG 5<br />

RECORDING<br />

Room<br />

Parameter<br />

Model<strong>in</strong>g<br />

LiveSound<br />

Record<strong>in</strong>g<br />

MPEG-4<br />

encoded<br />

audio stream<br />

DVB<br />

format<br />

MPEG-4<br />

encoded<br />

video stream<br />

MPEG-4 audio and video multiplexer<br />

SERVER<br />

NETWORK<br />

Demultiplexer<br />

TRANSMISSION<br />

Video<br />

decoder<br />

MPEG-4<br />

Decoder<br />

Space acoustic<br />

compensation<br />

Auralization<br />

WFS<br />

Render<strong>in</strong>g<br />

Audio compositor<br />

Display<br />

RENDERING<br />

User <strong>in</strong>teraction<br />

Abbildung 1.1: Schema e<strong>in</strong>es CARROUSO Systems (nach [1]).<br />

1.2 Aufgabenstellung<br />

Die akustische Distanzwahrnehmung des Menschen wird von mehreren Faktoren<br />

des Schallfeldes, wie beispielsweise dem Schalldruckpegel oder dem<br />

Verhältnis Direkt- zu Diffusschall bee<strong>in</strong>flußt. Diese Schallfeldparameter können<br />

mit bisher bekannten Wiedergabetechniken bereits relativ genau nachgebildet<br />

werden. Weitestgehend unerforscht s<strong>in</strong>d jedoch die Mechanismen<br />

die diese <strong>Wahrnehmung</strong> im unmittelbaren Nahfeld (r < 1 m) bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Neuere Studien ([6], [7] und [8]) deuten darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> diesem Bereich b<strong>in</strong>aurale<br />

Pegelunterschiede dem Gehirn wichtige H<strong>in</strong>weise auf die Entfernung<br />

e<strong>in</strong>er Schallquelle liefern. Durch die neuartige Technik der <strong>Wellenfeldsynthese</strong><br />

besteht nun erstmals die (theoretische) Möglichkeit Schallfelder <strong>in</strong> ihrer<br />

ursprünglichen zeitlichen und auch räumlichen Form zu übertragen. Somit<br />

ist es auch möglich <strong>Quellen</strong> <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe des Hörers (sogenannte<br />

fokusierte <strong>Quellen</strong>“) nachzubilden.<br />

”<br />

Gegenstand dieser Diplomarbeit ist es zu untersuchen, ob mit <strong>Wellenfeldsynthese</strong><br />

erzeugte virtuelle <strong>Quellen</strong> <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe des Zuhörers<br />

exakt genug synthetisiert werden, sodass die so entstehenden <strong>in</strong>terauralen<br />

Pegelunterschiede Rückschlüsse auf die Entfernung dieser <strong>Quellen</strong> zulassen,<br />

wie das bei realen <strong>Quellen</strong> der Fall wäre. Anschließend ist dies mit der Distanzwahrnehmung<br />

zu vergleichen, die mit realen <strong>Quellen</strong> erreicht werden<br />

kann.


Kapitel 2<br />

Psychoakustische<br />

Grundlagen<br />

In diesem Kapitel sollen die psychoakustischen Grundlagen, vor allem die<br />

des räumlichen Hörens genauer erklärt werden. Dazu ist es notwendig zuerst<br />

e<strong>in</strong>ige allgeme<strong>in</strong>e Begriffe zu def<strong>in</strong>ieren, um danach auf die Richtungswahrnehmung,<br />

speziell der akustischen <strong>Wahrnehmung</strong> von Entfernungen,<br />

e<strong>in</strong>zugehen.<br />

2.1 Allgeme<strong>in</strong>e Grundlagen<br />

2.1.1 Begriffsdef<strong>in</strong>itionen<br />

Schall im physikalischen S<strong>in</strong>ne ist e<strong>in</strong>e Änderung des Luftdrucks um e<strong>in</strong>en<br />

stationären Wert, welche sich im Raum ausbreitet. Erreicht dieser Schall die<br />

Ohren, so wird dadurch e<strong>in</strong>e gewisse Empf<strong>in</strong>dung ausgelöst, die mehr oder<br />

m<strong>in</strong>der mit dieser Druckänderung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung steht. So kann zum Beispiel<br />

bei gewissen Erkrankungen der Ohren etwas gehört werden, ohne dass e<strong>in</strong>e<br />

physikalische Veränderung im Schallfeld um den Erkrankten stattf<strong>in</strong>det. Für<br />

die Beschreibung von Hörversuchen ist es daher wichtig, genau zwischen der<br />

physikalischen und der wahrgenommenen Seite des Schalls zu unterscheiden.<br />

In dieser Arbeit soll deshalb, <strong>in</strong> Anlehnung an Blauert ([4]), die Vorsilbe<br />

Schall- ausschliesslich für die pysikalische Seite des Hörens verwendet<br />

werden. Im Gegensatz dazu steht die Vorsilbe Hör- für die Empf<strong>in</strong>dung der<br />

Versuchsperson.<br />

2.1.2 Kopfbezogenes Koord<strong>in</strong>atensystem<br />

Um die Position e<strong>in</strong>es Hörereignisses im dreidimensionalen Raum exakt bestimmen<br />

zu können benötigt man e<strong>in</strong> Koord<strong>in</strong>atensystem. In dieser Arbeit<br />

soll, wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Großteil der Arbeiten zur akustischen Ortswahrnehmung,<br />

e<strong>in</strong> kopfbezogenes System von Kugelkoord<strong>in</strong>aten verwendet werden. Dieses<br />

6


KAPITEL 2. PSYCHOAKUSTISCHE GRUNDLAGEN 7<br />

System ist <strong>in</strong> Abbildung 2.1 gezeigt. Jeder Punkt im Raum ist hier durch e<strong>in</strong><br />

Zahlentrippel, bestehend aus dem Azimuthw<strong>in</strong>kel ϕ, der Elevation δ und der<br />

Entfernung r, e<strong>in</strong>deutig bestimmt. Ursprung des Systems bildet die Mitte<br />

zwischen den beiden Oberkanten der Gehörgangse<strong>in</strong>gänge. Die Zählrichtungen<br />

für die W<strong>in</strong>kel s<strong>in</strong>d ebenfalls aus Bild 2.1 ersichtlich. Es sollte beachtet<br />

werden, dass sich bei e<strong>in</strong>er Kopfbewegung auch das Koord<strong>in</strong>atensystem<br />

mitbewegt. Daher das Adjektiv ”<br />

kopfbezogen“ im Namen des Koord<strong>in</strong>atensystems.<br />

Zusätzlich werden noch drei Ebenen def<strong>in</strong>iert. Die Horizontalebene wird<br />

von den Oberkanten der Gehörgangse<strong>in</strong>gänge und den Unterkanten der Augenhöhlen<br />

aufgespannt. Senkrecht darauf steht die Frontalebene, die ebenfalls<br />

die Oberkanten der Gehörgangse<strong>in</strong>gänge schneidet. Die dritte Ebene<br />

wird als Medianebene bezeichnet, und steht senkrecht auf beide vorher<br />

genannten Ebenen. Sie ist, unter der Voraussetzung e<strong>in</strong>es symmetrischen<br />

Schädelaufbaus, die Symmetrieebene.<br />

Abbildung 2.1: Kopfbezogenes Koord<strong>in</strong>atensystem (nach [4]).<br />

2.2 Richtungswahrnehmung <strong>in</strong> der Horizontalebene<br />

Obwohl diese Arbeit sich hauptsächlich mit der Entfernungswahrnehmung<br />

beschäftigt, sollen doch <strong>in</strong> kurzer Form, ohne Anspruch auf Vollständigkeit,<br />

die wichtigsten Mechanismen zur Richtungswahrnehmung <strong>in</strong> der horizontalen<br />

und <strong>in</strong> der vertikalen Ebene besprochen werden.<br />

Die wichtigsten Merkmale zur Bildung e<strong>in</strong>er Hörereignisrichtung außerhalb<br />

der Medianebene stellen Unterschiede <strong>in</strong> den beiden Ohrsignalen dar.<br />

Diese Unterschiede können grob <strong>in</strong> zwei Gruppen geteilt werden. Zum E<strong>in</strong>en<br />

Unterschiede im zeitlichen Auftreten der Ohrsignale, sogenannten <strong>in</strong>terauralen<br />

Zeitdifferenzen. Zum Anderen Unterschiede im mittleren Schalldruckpegel,<br />

sogenannten <strong>in</strong>terauralen Pegeldifferenzen. Im folgenden sollen nun<br />

kurz diese Unterschiede dargestellt werden:


KAPITEL 2. PSYCHOAKUSTISCHE GRUNDLAGEN 8<br />

Interaurale Zeitdifferenzen: Schallquellen, die sich ausserhalb der Medianebene<br />

bef<strong>in</strong>den, haben e<strong>in</strong>en unterschiedlichen Abstand zu den<br />

beiden Ohren. Dadurch ergibt sich e<strong>in</strong>e unterschiedliche Laufzeit des<br />

Signales e<strong>in</strong>er Schallquelle dorth<strong>in</strong> (Abbildung 2.2). Dieser Unterschied<br />

kann als Maß für den Azimuthw<strong>in</strong>kel genommen werden. Der Maximalwert<br />

dieses Laufzeitunterschieds, welcher bei seitlichem Schalle<strong>in</strong>fall<br />

erreicht wird, beträgt zirka 0.63 ms, wobei das Gehör Zeitunterschiede<br />

bis 0.03 ms wahrnehmen kann. Dies entspricht e<strong>in</strong>er Auflösung von 3 ◦<br />

bis 5 ◦ .<br />

Abbildung 2.2: Seitliche Auslenkung des Hörereignisses als Funktion der<br />

<strong>in</strong>terauralen Zeitdifferenzen für impulsartigen Schall (nach [4]).<br />

Das Gehör entnimmt die Zeitdifferenzen bei re<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>usschw<strong>in</strong>gungen<br />

aus dem Schw<strong>in</strong>gungsverlauf, wobei nur bis zirka 1600 Hz e<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>deutige Zuordnung erreicht werden kann. Sollen auch höherfrequente<br />

Signale vom Gehör bezüglich Laufzeitunterschieden bewertet werden,<br />

so ist das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zeitlich schwankenden Hüllkurve<br />

(Modulation der S<strong>in</strong>usschw<strong>in</strong>gung) vonnöten. Das Gehör kann dann<br />

diese Hüllkurve bezüglich Laufzeitunterschieden auswerten, da diese<br />

im Normalfall niederfrequenter ist. Die Auswertung von <strong>in</strong>terauralen<br />

Zeitunterschieden funktioniert vor allem gut für impulsartigen Schall.<br />

Interaurale Pegeldifferenzen: Der Unterschied im Pegel an den beiden<br />

Ohren kommt hauptsächlich durch die Abschattung des Kopfes und<br />

der Ohrmuschel (P<strong>in</strong>nae) zustande. Diese Unterschiede existieren über<br />

den gesamten Hörbereich und s<strong>in</strong>d hauptsächlich abhängig von Azimuthw<strong>in</strong>kel<br />

ϕ der Schallquelle (Bild 2.3).<br />

Beim natürlichen Hören treten Laufzeit- und Pegelunterschiede gleichzeitig<br />

auf. Das Gehör wird diese beiden Informationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gewissen Weise<br />

komb<strong>in</strong>ieren, um dann auf e<strong>in</strong> Hörereignis, das im Idealfall die Richtung der


KAPITEL 2. PSYCHOAKUSTISCHE GRUNDLAGEN 9<br />

Abbildung 2.3: Seitliche Auslenkung des Hörereignisses als Funktion der<br />

<strong>in</strong>terauralen Pegeldifferenzen für Breitbandrauschen und 600 Hz - S<strong>in</strong>uston<br />

(nach [4]).<br />

Schallquelle angeben soll, zu kommen. Abbildung 2.4 zeigt <strong>in</strong> welcher Weise<br />

dies erfolgt.<br />

Abbildung 2.4: Komb<strong>in</strong>ation der richtungsbestimmenden Differenzmerkmale<br />

über der Frequenz (nach [4]).<br />

Der Mensch ist <strong>in</strong> der Lage <strong>in</strong>teraurale Pegeldifferenzen über den gesamten<br />

Frequenzbereich auszuwerten. Zusätzlich können für Frequenzen unterhalb<br />

von 1600 Hz zeitliche Unterschiede <strong>in</strong> der re<strong>in</strong>en Signalform zur Hörereignisbildung<br />

herangezogen werden. Oberhalb von zirka 100 Hz kann zusätzlich<br />

Information aus den Zeitdifferenzen der Hüllkurven an beiden Ohren<br />

gewonnen werden.<br />

Die Genauigkeit der Richtungswahrnehmung, auch als Lokalisationsunschärfe<br />

bezeichnet, ist abhängig von der E<strong>in</strong>fallsrichtung des Schalls. Sie ist<br />

am genauesten <strong>in</strong> der Medianebene, und zwar bei Schalle<strong>in</strong>fall von vorne,<br />

und wird zur Seite h<strong>in</strong> zunehmend ungenauer ([4]). Abbildung 2.5 zeigt die<br />

Lokalisationsunschärfe graphisch dargestellt.


KAPITEL 2. PSYCHOAKUSTISCHE GRUNDLAGEN 10<br />

Abbildung 2.5: Lokalisationsunschärfe <strong>in</strong> der Horizontalebene für weiße Rauschimpulse.<br />

Die Lokalisation ist am ungenauesten im Bereich der <strong>in</strong>terauralen<br />

Achse (nach [4]).<br />

2.3 Richtungswahrnehmung <strong>in</strong> der Medianebene<br />

In der Medianebene stehen dem Gehör ke<strong>in</strong>e Unterschiede <strong>in</strong> den Ohrsignalen<br />

zur Bestimmung der Hörereignisrichtung zur Verfügung, die Signale<br />

die an den Ohren anliegen s<strong>in</strong>d also gleich (e<strong>in</strong> symmetrischer Kopf vorausgesetzt).<br />

Es wurde herausgefunden ([4]), dass die Hörereignisrichtung beim<br />

Hören <strong>in</strong> der Vertikalebene stark vom dargebotenen Schall abhängt. Daraus<br />

wurden sogenannte richtungsbestimmende Bänder abgeleitet, d.h. s<strong>in</strong>d im<br />

Verlauf e<strong>in</strong>es Schallsignals gewisse Frequenzen betont, so wird das Hörereignis<br />

an e<strong>in</strong>em ganz bestimmten Ort, abhängig von diesen Frequenzen, <strong>in</strong><br />

der Vertikalen wahrgenommen. Diese sogenannten ”<br />

Blauert - Bänder“ s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> Abbildung 2.6 dargestellt.<br />

Abbildung 2.6: Richtungsbestimmende Bänder nach Blauert. Hat das Schallsignal<br />

e<strong>in</strong>e Anhebung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der gezeigten Bänder, so wird das Hörereignis<br />

<strong>in</strong> der entsprechenden Richtung wahrgenommen (nach [10]).<br />

Die Lokalisationsunschärfe beim Hören <strong>in</strong> der Medianebene ist um e<strong>in</strong>iges<br />

größer als die <strong>in</strong> der Horizontalebene (Abbildung 2.7). Auch hier ist<br />

e<strong>in</strong>e starke Abhängigkeit von der Signalform gegeben. So müssen die Signale


KAPITEL 2. PSYCHOAKUSTISCHE GRUNDLAGEN 11<br />

möglichst breitbandig, und dem Hörer bekannt se<strong>in</strong>, um e<strong>in</strong>e genaue Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

zwischen Schallereignis- und Hörereignisort zu erreichen. E<strong>in</strong>e<br />

korrekte Lokalisation von schmalbandigen Signalen <strong>in</strong> der Medianebene ist<br />

nicht möglich ([10]).<br />

Abbildung 2.7: Lokalisationsunschärfe <strong>in</strong> der Medianebene bei fortlaufender<br />

Sprache e<strong>in</strong>es bekannten Sprechers. Die Lokalisationsschärfe ist deutlich<br />

ger<strong>in</strong>ger als <strong>in</strong> der Horizontalebene (nach [4]).<br />

2.4 Entfernungswahrnehmung<br />

Die Entfernungswahrnehmung ist im Vergleich zur Richtungswahrnehmung<br />

nur wenig erforscht. Trotzdem s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>ige Merkmale des Schallfeldes<br />

(sogenannte ”<br />

Cues“) bekannt, die sich auf die <strong>Wahrnehmung</strong> der Entfernung<br />

e<strong>in</strong>es Schallereignisses auswirken. Diese Merkmale werden <strong>in</strong> der<br />

Literatur oftmals <strong>in</strong> verschiedene Gruppen unterteilt. So wird des öfteren<br />

zwischen absoluten und relativen, oder monauralen und b<strong>in</strong>auralen Merkmalen<br />

unterschieden. Oft werden auch die für bestimmte Schallquellenentfernungen<br />

dom<strong>in</strong>anten (eigentlich als dom<strong>in</strong>ant vermuteten) Merkmale nach<br />

eben diesen Entfernungen e<strong>in</strong>geteilt. Auf e<strong>in</strong>e Unterscheidung nach e<strong>in</strong>em<br />

der oben genannten Schemen soll hier bewusst verzichtet werden, da diese<br />

nicht immer e<strong>in</strong>deutig ist. Vielmehr soll hier e<strong>in</strong>e Auflistung der wichtigsten<br />

Cues erfolgen.<br />

2.4.1 Intensität des Schallfeldes<br />

Im allgeme<strong>in</strong>en wird die Intensität des Schallfeldes an der Position des Hörers<br />

kle<strong>in</strong>er, wenn die Distanz zwischen Schallquelle und Hörer größer wird (vorausgesetzt<br />

die Schallquelle strahlt mit konstanter Leistung). Der Abfall des<br />

Schalldruckes ist hier proportional 1 r<br />

oder anders ausgedrückt: Bei e<strong>in</strong>er Verdopplung<br />

der Distanz s<strong>in</strong>kt der Schalldruck um 6 dB. Leider gilt diese Regel<br />

nur mit e<strong>in</strong>igen E<strong>in</strong>schränkungen:


KAPITEL 2. PSYCHOAKUSTISCHE GRUNDLAGEN 12<br />

• Der Abfall von 6 dB gilt nur für Freifeldbed<strong>in</strong>gungen. Treten Reflexionen,<br />

wie dies <strong>in</strong> herkömmlichen, geschlossenen Räumen der Fall ist,<br />

auf, so ist der Abfall ger<strong>in</strong>ger. Dies rührt daher, dass sich der Direktschall<br />

mit dem reflektierten Schall überlagert, die Schall<strong>in</strong>tensitäten<br />

sich quasi addieren. Bild 2.8 zeigt den resultierenden Abfall des gesamten<br />

Schalldrucks.<br />

Abbildung 2.8: Abfall des Schalldrucks <strong>in</strong> reflektierender Umgebung. Man<br />

sieht, dass der Abfall kle<strong>in</strong>er ist als die erwarteten 6 dB, da sich Direkt- und<br />

Diffusschall überlagern (nach [10]).<br />

• Das oben genannte Gesetz gilt nur für Punktquellen, natürliche Schallquellen<br />

(Instrumente, Stimmen) haben meist e<strong>in</strong> anderes Abstrahlverhalten,<br />

werden aber aus Gründen der E<strong>in</strong>fachheit als solche behandelt.<br />

Diese Näherung ist korrekt, solange der Abstand zur Schallquelle groß<br />

ist im Bezug zur abgestrahlten Wellenlänge.<br />

Frühere Untersuchungen ([19]) haben ergeben, dass zum Halbieren der Distanz<br />

e<strong>in</strong>es Hörereignisses mehr als 6 dB Steigerung des Schalldrucks nötig<br />

s<strong>in</strong>d. Die Angaben e<strong>in</strong>es genauen Wertes schwanken hier allerd<strong>in</strong>gs stark<br />

(6 - 30 dB), und s<strong>in</strong>d unter anderem vom dargebotenen Signal abhängig.<br />

Es wurden auch Versuche unternommen die Distanzwahrnehmung mit<br />

der Empf<strong>in</strong>dung der Lautheit <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung zu br<strong>in</strong>gen, da beide mit der<br />

Schall<strong>in</strong>tensität eng verknüpft s<strong>in</strong>d. So wird vermutet, dass e<strong>in</strong>e Halbierung<br />

der Distanz e<strong>in</strong>e Verdoppelung der Lautheit mit sich br<strong>in</strong>gt, was allerd<strong>in</strong>gs<br />

noch nicht e<strong>in</strong>deutig bewiesen werden konnte ([19]).


KAPITEL 2. PSYCHOAKUSTISCHE GRUNDLAGEN 13<br />

2.4.2 Verhältnis Direktschall zu Diffusschall<br />

Steigt die Entfernung zwischen Hörer und Schallquelle, so nimmt die Energie<br />

des Direktschalls beim Hörer immer mehr ab. Die Energie des diffusen<br />

Schallfeldes ist allerd<strong>in</strong>gs im ganzen Raum nahezu konstant (siehe Abbildung<br />

2.8). Die Änderung dieses Verhältnisses ist abhängig von der Entfernung,<br />

und kann somit vom Gehör zur Abschätzung dieser herangezogen<br />

werden.<br />

Hörexperimente, die zuerst im reflexionsarmen Raum und dann <strong>in</strong> normaler<br />

Umgebung durchgeführt wurden, ergaben signifikant bessere Ergebnisse<br />

bei der Abschätzung von Distanzen, wenn Reflexionen vorhanden waren.<br />

Außerdem war die Streuung der Ergebnisse <strong>in</strong> dieser Umgebung kle<strong>in</strong>er<br />

([19]). Bis heute konnte allerd<strong>in</strong>gs noch nicht geklärt werden, welcher Anteil<br />

im Nachhall verantwortlich für die verbesserte <strong>Wahrnehmung</strong> der Entfernung<br />

ist ([2]).<br />

2.4.3 Spektrale Eigenschaften des Schallfeldes<br />

Die Bee<strong>in</strong>flussung der spektralen Eigenschaften e<strong>in</strong>es Hörereignisses haben<br />

unterschiedliche Ursachen. Bei großen Entfernungen (r > 15 m) kann die<br />

Luft nicht mehr als l<strong>in</strong>earer Übertragungskanal angesehen werden, Dämpfungen<br />

im Bereich hoher Frequenzen können beobachtet werden ([4]).<br />

Für kle<strong>in</strong>e Entfernungen (r < 1 m ) kann e<strong>in</strong> ähnlicher Effekt beobachtet<br />

werden. In den HRTFs e<strong>in</strong>er Versuchsperson steigt die mittlere Amplitude<br />

für niedere Frequenzen schneller als die für hohe Frequenzen ([7]), d.h. bei<br />

Annäherung der Schallquelle an den Kopf wird das Signal tiefpassgefiltert.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Effekt, welcher nicht unmittelbar das Spektrum e<strong>in</strong>es Schallsignals<br />

bee<strong>in</strong>flusst, soll hier zusätzlich erwähnt werden. Es kann beobachtet<br />

werden, dass weniger weit entfernte Schallquellen <strong>in</strong> der Klangfarbe dunkler<br />

wahrgenommen werden, als weiter entfernte. Das hängt damit zusammen,<br />

dass bei Erhöhung des Schalldruckpegels am Ohr tiefe Frequenzen relativ<br />

lauter wahrgenommen werden als hohe. Dies kann e<strong>in</strong>fach aus den Kurven<br />

gleicher Lautheit (Bild 2.9) herausgelesen werden.<br />

2.4.4 B<strong>in</strong>aurale Eigenschaften<br />

Die zwei wesentlichen b<strong>in</strong>auralen Merkmale s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>terauralen Pegel- und<br />

Zeitdifferenzen. Es konnte festgestellt werden, dass die Zeitunterschiede an<br />

den beiden Ohren weitgehend unabhängig von der Entfernung des Schallereignisses<br />

s<strong>in</strong>d. Allerd<strong>in</strong>gs ist e<strong>in</strong>e starke Abhängigkeit der <strong>in</strong>terauralen Pegeldifferenzen<br />

<strong>in</strong> der sogenannten proximalen Region (r < 1 m) gegeben ([7]).<br />

Diese Differenz wird größer, wenn die Distanz des Hörers zur Schallquelle<br />

kle<strong>in</strong>er wird, und kann damit als starkes b<strong>in</strong>auraler Cue im Nahfeld angesehen<br />

werden. Brungart ([7]) konnte auch zeigen, dass die Entfernungswahrnehmung<br />

<strong>in</strong> dieser Proximalregion genauer ist, wenn sich die Schallquelle


KAPITEL 2. PSYCHOAKUSTISCHE GRUNDLAGEN 14<br />

Abbildung 2.9: Kurven gleicher Lautheit für S<strong>in</strong>ustöne. Bei Anhebung des<br />

Schalldruckspegel werden tiefe Frequenzen relativ lauter wahrgenommen als<br />

Hohe (nach [4]).<br />

außerhalb der Medianebene, also dort wo Unterschiede <strong>in</strong> den Ohrsignalen<br />

bestehen, bef<strong>in</strong>det.<br />

2.4.5 Visuelle E<strong>in</strong>flüsse<br />

Im Alltag werden Entfernungen wahrsche<strong>in</strong>lich hauptsächlich über das visuelle<br />

System wahrgenommen. Daher liegt der Zusammenhang nahe, dass<br />

e<strong>in</strong>e Wechselwirkung zwischen visueller und akustischer Distanzwahrnehmung<br />

besteht. So ist e<strong>in</strong>e Tendenz dah<strong>in</strong>gehend feststellbar, dass der nächste<br />

plausibel <strong>in</strong> Frage kommende Schallquellenort auch als solcher identifiziert<br />

wird. Strahlen mehrere Lautsprecher Signale ab, ist aber von diesen nur e<strong>in</strong>er<br />

sichtbar, so wird das Schallsignal <strong>in</strong> fast 100% der Fälle als von diesem<br />

kommend gedeutet ([19]).<br />

2.4.6 Andere Merkmale<br />

In diesem Abschnitt werden noch kurz weitere Cues, welche das Ohr zur<br />

Entfernungswahrnehmung heranzieht, angeführt.<br />

Als erstes soll hier die Vertrautheit des Hörers mit dem dargebotenen<br />

Schallsignal angesprochen werden. Die Schätzung der Entfernung wird genauer,<br />

wenn dem Hörer e<strong>in</strong> Schallsignal bekannt ist. Das kann unter anderem<br />

dadurch erklärt werden, dass durch diese Vertrautheit mit dem Signal e<strong>in</strong><br />

relatives Merkmal zu e<strong>in</strong>em absoluten werden kann. So kann e<strong>in</strong>e Versuchsperson<br />

die Entfernung e<strong>in</strong>es Sprachsignals aufgrund der Intensität besser


KAPITEL 2. PSYCHOAKUSTISCHE GRUNDLAGEN 15<br />

abschätzen als die e<strong>in</strong>es künstlichen Signals wie beispielsweise weißem Rauschen<br />

([19]).<br />

Schall mit dem der Mensch <strong>in</strong> der Natur konfrontiert ist, ist nur selten<br />

stationär, d.h. die Schallquelle und der Hörer selbst s<strong>in</strong>d meist <strong>in</strong> Bewegung.<br />

Dadurch kommt es zu Dopplerverschiebungen <strong>in</strong> der Frequenz, welche von<br />

der Versuchsperson gehört werden können, und welche e<strong>in</strong>en Rückschluss<br />

auf die momentane Entfernung des Schallsenders zulassen.<br />

Das Ausführen von Kopfbewegungen erleichtert die <strong>Wahrnehmung</strong> des<br />

Azimutw<strong>in</strong>kels von Schallquellenorten <strong>in</strong> der Horizontalebene ([12]). Für die<br />

Distanzwahrnehmung konnte bis jetzt ke<strong>in</strong> solcher Zusammenhang festgestellt<br />

werden.<br />

2.4.7 Komb<strong>in</strong>ation der unterschiedlichen Merkmale<br />

Bis dato ist noch weitgehend ungeklärt <strong>in</strong> welcher Weise das Gehirn die verschiedenen<br />

Merkmale des Schallfeldes auswertet und komb<strong>in</strong>iert. Das Problem<br />

hierbei ist, dass nicht immer alle Merkmale <strong>in</strong> gleicher Weise vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d. So s<strong>in</strong>d zum Beispiel die b<strong>in</strong>auralen Unterschiede im Nahfeld stark<br />

ausgeprägt, während Änderungen im Frequenzspektrum erst für große Entfernungen<br />

auftreten.<br />

E<strong>in</strong>en Erklärungsansatz liefert hier Pavel Zahorik ([20]). Er vermutet,<br />

dass das Gehör jeweils die Merkmale auswertet, die am e<strong>in</strong>fachsten zu e<strong>in</strong>er<br />

Entfernungsschätzung führen. Das heißt konkret, wenn beispielsweise die<br />

Intensität zu e<strong>in</strong>er sicheren Schätzung führt, werden andere Merkmale des<br />

Schallfeldes nicht mehr ausgewertet.<br />

2.5 Im - Kopf - Lokalisation<br />

E<strong>in</strong> Spezialfall der Distanzwahrnehmung stellt die sogenannte Im - Kopf -<br />

Lokalisation dar, bei der sich e<strong>in</strong> Hörereignis <strong>in</strong>nerhalb des eigenen Kopfes<br />

bef<strong>in</strong>det. Sie entsteht hauptsächlich bei e<strong>in</strong>er Kopfhörerdarbietung, kommt<br />

allerd<strong>in</strong>gs auch <strong>in</strong> der Natur vor. Grund hierfür dürfte se<strong>in</strong>, dass bei Kopfhörerdarbietung<br />

die Funktion der Ohrmuschel und des Kopfes weitestgehend<br />

ausgeschaltet ist. Experimente haben ergeben ([4]), dass bei Kopfhörerdarbietung,<br />

bei der dem Schallsignal die E<strong>in</strong>flüsse von Kopf und Ohrmuschel<br />

künstlich h<strong>in</strong>zugefügt wurden, die Lokalisation vom Inneren des Kopfes auf<br />

e<strong>in</strong>e Position außerhalb des Kopfes gewandert ist.<br />

Natürliche Im - Kopf - Lokalisation tritt zum Beispiel auf, wenn man<br />

sich beim Sprechen beide Ohren zuhält.


Kapitel 3<br />

Grundlagen der<br />

<strong>Wellenfeldsynthese</strong><br />

3.1 Allgeme<strong>in</strong>es<br />

Ziel von Musikproduktionen ist es, diese so realistisch, d. h. so nahe an der<br />

Natur wie möglich zu gestalten. Um dieses Ziel zu erreichen muss zwischen<br />

zwei Eigenschaften e<strong>in</strong>es Schallfeldes unterschieden werden. Zum E<strong>in</strong>en besitzt<br />

e<strong>in</strong> solches Feld zeitliche Eigenschaften, die sich dem Hörer zum Beispiel<br />

im Dynamik- oder Frequenzumfang der Musikproduktion bemerkbar<br />

machen. Andererseits können der Aufnahme gewisse räumliche Eigenschaften,<br />

wie beispielsweise die Richtung e<strong>in</strong>er gewissen Schallquelle oder der<br />

E<strong>in</strong>fluss von Reflexionen im Aufnahmeraum zugeordnet werden. Die Reproduktion<br />

der zeitlichen Eigenschaften e<strong>in</strong>es Schallfeldes funktioniert mit den<br />

herkömmlichen Methoden, wie der Zweikanal - Stereophonie bereits sehr<br />

gut, die Wiedergabe der räumlichen Eigenschaften stellt nach wie vor e<strong>in</strong><br />

Problem dar. D<strong>in</strong>ge wie beispielsweise Reflexionen von der Seite werden<br />

nach wie vor bei dieser Technik nicht ausreichend berücksichtigt. Auch die<br />

Richtung e<strong>in</strong>er Schallquelle wird nur korrekt erkannt, solange sich der Hörer<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Bereich, dem sogenannten ”<br />

Sweet Spot“ bef<strong>in</strong>det. Das ist<br />

für Anwendungen, bei denen mehrere Menschen gleichzeitig <strong>in</strong> den Genuss<br />

e<strong>in</strong>er Wiedergabe kommen wollen absolut <strong>in</strong>akzeptabel. Als Beispiel sollen<br />

hier K<strong>in</strong>os oder Konzertveranstaltungen genannt werden, bei welchen sich<br />

unmöglich alle Besucher auf e<strong>in</strong>en Punkt konzentrieren lassen.<br />

Um dieses Dilemma <strong>in</strong> den Griff zu bekommen wird momentan an e<strong>in</strong>er<br />

neuen Wiedergabetechnik, der sogenannten <strong>Wellenfeldsynthese</strong> (WFS),<br />

geforscht. Mit dieser Technik kann e<strong>in</strong> Wellenfeld mit e<strong>in</strong>er Vielzahl von<br />

Lautsprechern, sogenannten Lautsprecherarrays, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er orig<strong>in</strong>alen Form<br />

reproduziert werden. Zeitliche wie auch räumliche Eigenschaften werden orig<strong>in</strong>algetreu<br />

wiedergegeben. Der Hörbereich wird, wie auch <strong>in</strong> der Natur, vom<br />

”Sweet spot“ zur ”Sweet array“. E<strong>in</strong>e Darstellung der Wellenfelder bei zwei<br />

16


KAPITEL 3. GRUNDLAGEN DER WELLENFELDSYNTHESE 17<br />

verschiedenen Wiedergabeverfahren ist <strong>in</strong> Bild 3.1 dargestellt.<br />

Abbildung 3.1: Vergleich der Wellenfelder verschiedener Wiedergabeverfahren.<br />

Oben das Orig<strong>in</strong>alwellenfeld (Punktquelle im Koord<strong>in</strong>atenursprung mit<br />

S<strong>in</strong>ussignal f = 1400 Hz), unten l<strong>in</strong>ks Wiedergabe mittels Stereophonie und<br />

unten rechts WFS mit Sekundärquellenabstand ∆x = 5 cm.<br />

E<strong>in</strong>ige Anwendungen für die <strong>Wellenfeldsynthese</strong> wurden von de Vries<br />

([11]) beschrieben:<br />

• Anpassung der Akustik <strong>in</strong> Mehrzweckhallen: Mehrzweckhallen bieten<br />

Platz für e<strong>in</strong>e Vielzahl unterschiedlicher Veranstaltungen. Die akustischen<br />

Eigenschaften der Halle sollten hier an die Art der Veranstaltung<br />

angepasst werden. So fordert e<strong>in</strong>e Theateraufführung ganz andere Anforderungen<br />

an die Akustik der Halle wie beispielsweise e<strong>in</strong> Orchesterauftritt.<br />

Mittels Installation von <strong>Wellenfeldsynthese</strong>arrays und Anwendung<br />

von Spiegelquellenmethoden könnten diese Eigenschaften des<br />

Saales quasi auf Knopfdruck verändert werden.<br />

• Wiedergabe von Mehrkanalaufnahmen: Die Positionen von Schallquellen<br />

<strong>in</strong> Mehrkanalaufnahmen s<strong>in</strong>d mit herkömmlichen Methoden auf die<br />

Verb<strong>in</strong>dungsl<strong>in</strong>ien zwischen den Wiedergabelautsprechern beschränkt.<br />

Mittels <strong>Wellenfeldsynthese</strong> könnte dieser Bereich enorm erweitert wer-


KAPITEL 3. GRUNDLAGEN DER WELLENFELDSYNTHESE 18<br />

den. So können nun <strong>Quellen</strong> alle Positionen im dreidimensionalen Raum<br />

e<strong>in</strong>nehmen.<br />

• Auralisation: Mittels geeigneter Simulationsalgorithmen könnten die<br />

akustischen Eigenschaften e<strong>in</strong>es Bauwerkes bereits <strong>in</strong> dessen Planungsphase<br />

berechnet, und auch angehört werden. Die Auswirkungen von<br />

Änderungen <strong>in</strong> der Architektur auf die Akustik könnten wirklichkeitsnah<br />

nachvollzogen werden.<br />

Die Theorie der <strong>Wellenfeldsynthese</strong> verspricht e<strong>in</strong> orig<strong>in</strong>ales Abbild des Schallfeldes<br />

<strong>in</strong> allen Punkten des dreidimensionalen Raumes. In der Realität s<strong>in</strong>d<br />

allerd<strong>in</strong>gs gewisse E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> Kauf zu nehmen. In den folgenden<br />

Kapiteln soll Schritt für Schritt die Theorie h<strong>in</strong>ter der <strong>Wellenfeldsynthese</strong><br />

erläutert, und die e<strong>in</strong>zugehenden Kompromisse besprochen werden.<br />

3.2 Grundpr<strong>in</strong>zip<br />

Die Grundlage der <strong>Wellenfeldsynthese</strong> liefert der Holländische Physiker Christian<br />

Huygens um 1680 mit der Aufstellung des nach ihm benannten Huygenschen<br />

Pr<strong>in</strong>zips. Nach diesem Pr<strong>in</strong>zip kann jedes Teilchen e<strong>in</strong>er Wellenfront<br />

selbst wieder als Ausgangspunkt e<strong>in</strong>er Kugelwelle (als sogenannte Sekundärquelle)<br />

gesehen werden, die <strong>in</strong> Summe dann die neue Wellenfront<br />

bilden (Abbildung 3.2). Dieser Vorgang wiederholt sich ständig, was zur<br />

Ausbreitung e<strong>in</strong>er Welle durch e<strong>in</strong> Medium führt. Es ist somit möglich, die<br />

Amplitude e<strong>in</strong>er Welle im Raum zu berechnen, ohne sich auf den Wellenursprung<br />

zu beziehen. Das Huygensche Pr<strong>in</strong>zip liefert nur e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Aussage<br />

über diese Vorgänge. Die mathematischen Beziehungen wurden später<br />

von Kirchhoff und Helmholtz geliefert, und werden im nächsten Kapitel behandelt.<br />

Ausbreitungsrichtung<br />

Abbildung 3.2: Huygensches Pr<strong>in</strong>zip. Die Ausbreitung e<strong>in</strong>er (ebenen) Welle<br />

kann mittels Kugelwellen dargestellt werden.<br />

Es soll nun die Anwendung des Huygenschen Pr<strong>in</strong>zips für die Schallwiedergabe<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em WFS - System besprochen werden. Ausgangspunkt der<br />

Betrachtung soll e<strong>in</strong>e primäre Schallquelle se<strong>in</strong>, die e<strong>in</strong> Wellenfeld <strong>in</strong> den


KAPITEL 3. GRUNDLAGEN DER WELLENFELDSYNTHESE 19<br />

Raum abstrahlt. Dieses Wellenfeld soll an bestimmten Punkten, hier der<br />

E<strong>in</strong>fachheit halber an Punkten e<strong>in</strong>er Ebene gemessen werden (Abbildung<br />

3.3).<br />

Abbildung 3.3: Das Wellenfeld e<strong>in</strong>er primären Schallquelle kann an bestimmten<br />

Punkten beispielsweise e<strong>in</strong>er Ebene gemessen werden (l<strong>in</strong>kes Bild). Dieses<br />

Wellenfeld kann anschließend mittels sekundärer <strong>Quellen</strong> an den Messpunkten<br />

nachgebildet werden (rechte Seite).<br />

Nach dem Huygenschen Pr<strong>in</strong>zip können alle Punkte auf dieser Ebene als<br />

Quelle e<strong>in</strong>er neuen Kugelwelle gesehen werden, deren Summe das ursprüngliche<br />

Wellenfeld orig<strong>in</strong>algetreu rekonstruiert. Es wird also mittels e<strong>in</strong>er Menge<br />

an Sekundärquellen das ursprüngliche Schallfeld der Primärquelle nachgebildet.<br />

Dieser Vorgang kann als Übergang von e<strong>in</strong>er realen zu e<strong>in</strong>er virtuellen<br />

Schallquelle aufgefasst werden.<br />

3.3 Mathematische Grundlagen<br />

Das Huygensche Pr<strong>in</strong>zip erläutert auf anschauliche Weise das Grundpr<strong>in</strong>zip<br />

der <strong>Wellenfeldsynthese</strong>, macht allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>erlei mathematische Aussagen.<br />

Diese Aussagen werden vom Kirchhoff - Helmholtz - Integral getätigt, welches<br />

im Anschluss kurz erklärt werden soll. Als Ausgangspunkt dient die <strong>in</strong><br />

Abbildung 3.4 beschriebene Geometrie. Gegeben ist hier e<strong>in</strong>e Oberfläche S<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em quellenfreien homogenen Medium mit e<strong>in</strong>em bestimmten Volumen<br />

V . Dar<strong>in</strong> enthalten ist der Punkt A (Empfängerpunkt), bestimmt durch den<br />

Vektor ⃗r, an welchem das Schallfeld der primären <strong>Quellen</strong> rekonstruiert werden<br />

soll. Des weiteren gibt es e<strong>in</strong>en nach <strong>in</strong>nen zeigenden Normalenvektor<br />

⃗n auf die Oberfläche S, der mit ⃗r den W<strong>in</strong>kel ϕ e<strong>in</strong>schließt. Das Kirchhoff -<br />

Helmholtz Integral für homogene Medien ist gegeben durch:<br />

P A = 1 ∫ [(<br />

P 1 + jk⃗r )<br />

4π S ⃗r 2 cos ϕe −jk⃗r +<br />

(jωρ 0 V n<br />

e −jk⃗r<br />

⃗r<br />

)]<br />

dS (3.1)


KAPITEL 3. GRUNDLAGEN DER WELLENFELDSYNTHESE 20<br />

Abbildung 3.4: Geometrie für das Kirchhoff - Helmholtz Integral (nach [17])<br />

.<br />

Die Gleichung 3.1 besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil des Integranden<br />

repräsentiert e<strong>in</strong>e Dipolquelle mit e<strong>in</strong>er Stärke proportional dem Schalldruck<br />

P auf der Oberfläche des Volumens V , während der zweite Teil als Monopolquelle<br />

aufgefasst werden kann. Diese Monopolquelle strahl proportional dem<br />

Schallschnelleanteil V n ab, welcher senkrecht auf die Oberfläche S steht. Sowohl<br />

Monopol- als auch Dipolquellen stellen Sekundärquellen dar, und s<strong>in</strong>d<br />

direkt auf der Oberfläche S zu f<strong>in</strong>den. Das Wellenfeld <strong>in</strong>nerhalb des Volumens<br />

ist durch das Integral vollständig bestimmt, während es außerhalb des<br />

Volumens V zu Null wird.<br />

Dieses Integral kann weiter vere<strong>in</strong>facht werden, was allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e fixe<br />

Geometrie und e<strong>in</strong> nicht verschw<strong>in</strong>dendes Schallfeld außerhalb des Volumens<br />

V zur Folge hat. Man erhält so die Rayleigh Integrale (für die genaue Herleitung<br />

siehe [17]):<br />

P A = 1<br />

2π<br />

∫S 1<br />

jωρ 0 V n<br />

( e<br />

−jk⃗r<br />

⃗r<br />

)<br />

dS (3.2)<br />

P A = 1 ∫<br />

P 1 + jkr<br />

2π S 1<br />

⃗r 2 cos ϕe −jkr dS (3.3)<br />

Als Oberfläche S 1 stellt man sich hier e<strong>in</strong>e unendlich große Ebene <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

karthesischen Koord<strong>in</strong>atensystem bei z = 0 vor, wobei alle primären <strong>Quellen</strong><br />

<strong>in</strong> der Halbebene z < 0, und alle Empfängerpositionen A <strong>in</strong> der Ebene z > 0<br />

liegen. Wie man aus den Formeln (3.2) und (3.3) sehen kann, ist nun das<br />

rekonstruierte Wellenfeld nur noch entweder von der Schnelle senkrecht zur<br />

Ebene z = 0 oder vom Schalldruck dort abhängig. Man benötigt also zur<br />

Rekonstruktion nur noch Monopole oder Dipole als Sekundärquellen.<br />

Die oben genannten Gleichungen versprechen das Wellenfeld orig<strong>in</strong>al<br />

nachzubilden. In der Praxis gibt es allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>ige E<strong>in</strong>schränkungen, die<br />

im nächsten Kapitel aufgezeigt werden sollen.


KAPITEL 3. GRUNDLAGEN DER WELLENFELDSYNTHESE 21<br />

3.4 E<strong>in</strong>schränkungen bei realer WFS<br />

3.4.1 Übergang von Flächen zu L<strong>in</strong>ienarrays<br />

In der Praxis ist es nicht sehr s<strong>in</strong>nvoll Lautsprecherarrays als Flächenarrays<br />

auszuführen. E<strong>in</strong>erseits sieht man nicht mehr was h<strong>in</strong>ter den Array<br />

passiert, was beispielsweise <strong>in</strong> K<strong>in</strong>os und Theatern e<strong>in</strong> Problem darstellt,<br />

andererseits ist so e<strong>in</strong>e Fläche aus Lautsprechern teuer und aufwendig zu<br />

realisieren. Man geht daher über, die Flächen, die den Rayleigh - Integralen<br />

zugrunde liegen, <strong>in</strong> L<strong>in</strong>ien umzuwandeln. Es lässt sich zeigen ([17]), dass<br />

das Wellenfeld von e<strong>in</strong>em horizontalen L<strong>in</strong>ienarray annähernd korrekt rekonstruiert<br />

wird, solange man sich als Zuhörer auf gleicher Höhe mit den<br />

Sekundärquellen bef<strong>in</strong>det. Annähernd korrekt deshalb, da die Amplitudenverhältnisse<br />

bei diesem Übergang nicht erhalten bleiben, die Abnahme der<br />

Amplitude mit der Entfernung folgt nicht mehr e<strong>in</strong>em 1 r<br />

- Gesetz. Diese<br />

E<strong>in</strong>schränkung wird allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> der Praxis <strong>in</strong> Kauf genommen.<br />

Abbildung 3.5: Übergang von Flächenarrays zu L<strong>in</strong>ienarrays. Solange sich<br />

der Zuhörer mit den Ohren auf gleicher Höhe wie das L<strong>in</strong>ienarray bef<strong>in</strong>det,<br />

ist das Hörereignis annähernd das selbe.<br />

.<br />

3.4.2 Übergang zu Arrays mit endlicher Länge<br />

Bei der Herleitung der Rayleigh - Integrale wird, wie <strong>in</strong> Kapitel 3.3 beschrieben,<br />

von unendlich großen Flächen ausgegangen. Die Seitenlänge dieser<br />

Fläche bleibt beim Übergang auf L<strong>in</strong>ienarrays erhalten, d.h. e<strong>in</strong> L<strong>in</strong>ienarray<br />

müsste unendlich lang se<strong>in</strong>, um e<strong>in</strong> Schallfeld exakt kopieren zu<br />

können. Leider ist dies <strong>in</strong> der Praxis unmöglich und es kommt zu sogenannten<br />

Beugungseffekten an den Rändern des Arrays. Diese Effekte schränken<br />

den Hörbereich bei <strong>Wellenfeldsynthese</strong> auf die dick umrandeten Bereiche <strong>in</strong><br />

Bild 3.6 e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e wirkunsvolle Möglichkeit den Hörbereich zu vergrößern,<br />

stellt der E<strong>in</strong>satz von zusätzlichen Lautsprecherelementen dar, die um e<strong>in</strong>e<br />

Ecke angebracht werden. Die resultierende Vergrößerung zeigt Bild 3.7. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

sollte nicht vergessen werden, dass diese Vergrößerung e<strong>in</strong>en erheb-


KAPITEL 3. GRUNDLAGEN DER WELLENFELDSYNTHESE 22<br />

virtuelle <strong>Quellen</strong><br />

Hörbereich<br />

Hörbereich<br />

Abbildung 3.6: Hörbereiche bei endlichen Lautsprecherarrays für nicht fokusierte<br />

(l<strong>in</strong>ks) und fokusierte <strong>Quellen</strong> (rechts).<br />

.<br />

lichen Mehraufwand an Lautsprechern bedeutet, und daher genau überlegt<br />

werden muss, ob e<strong>in</strong> solcher wirklich gerechtfertigt ist.<br />

Hörbereich<br />

Hörbereich<br />

Abbildung 3.7: Vergrößerung des Hörbereichs durch e<strong>in</strong> zusätzliches Lautsprecherarray<br />

(nach [5])<br />

.<br />

Um die Auswirkungen dieser Beugung auf das Hörereignis so ger<strong>in</strong>g als<br />

möglich zu halten, wird e<strong>in</strong>e Fensterung verwendet. Bild 3.8 - a zeigt e<strong>in</strong>e aus<br />

30 ◦ e<strong>in</strong>fallende ebene Welle. Deutlich zu erkennen ist, wie die ebene Welle am<br />

Rand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kugelwelle, die vom äußersten l<strong>in</strong>ken Lautsprecher herrührt,<br />

übergeht. E<strong>in</strong>flüsse dieser Kugelwelle s<strong>in</strong>d auch <strong>in</strong>nerhalb des Hörbereichs<br />

zu sehen. Werden allerd<strong>in</strong>gs die äußersten l<strong>in</strong>ken Lautsprecher im Pegel abgesenkt<br />

(Abbildung 3.8 - b durch den schmäler werdenden Balken am oberen<br />

Bildrand angedeutet), so verr<strong>in</strong>gern sich diese Randeffekte. Die besten


KAPITEL 3. GRUNDLAGEN DER WELLENFELDSYNTHESE 23<br />

Ergebnisse werden erzielt, wenn zu dieser Filterung e<strong>in</strong> Cos<strong>in</strong>us-Fenster verwendet<br />

wird, da dieses zum E<strong>in</strong>en leicht <strong>in</strong> Echtzeit zu implementieren ist,<br />

zum Anderen verkle<strong>in</strong>ert diese Methode auch wirkungsvoll andere Störungen<br />

<strong>in</strong>nerhalb des Hörbereichs.<br />

a.)<br />

b.)<br />

Abbildung 3.8: Randeffekte bei endlicher Länge des Lautsprecherarrays (a)<br />

und deren Beseitigung mittels e<strong>in</strong>er Cos<strong>in</strong>us - Fensterung (b) (nach [17])<br />

.<br />

3.4.3 Diskretisierung<br />

Die oben genannten Annahmen gehen nicht nur von unendlich langen Arrays<br />

aus, sie setzen auch e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Verteilung der Sekundärquellen<br />

voraus. Da dies aber aufgrund der endlichen Ausdehnung realer Schallquellen<br />

nicht möglich ist, geht hier die kont<strong>in</strong>uierliche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e diskrete Verteilung<br />

über. Dadurch entsteht e<strong>in</strong> zusätzlicher Fehler. Mathematisch kann dieser<br />

Übergang ausgedrückt werden, <strong>in</strong>dem <strong>in</strong> obigen Formeln die Integrale durch<br />

Summen ersetzt werden.<br />

∫<br />

F (x)dx → ∑ F n ∆x (3.4)<br />

n<br />

Diese Diskretisierung im räumlichen Bereich kann ähnlich wie die Abtastung<br />

im Zeitbereich verstanden werden. Die Abtastung der Signalform an<br />

gewissen äquidistanten Stützstellen auf der Zeitachse, geht über <strong>in</strong> die Abtastung<br />

der Wellenform an gewissen gleichmäßig verteilten Punkten auf e<strong>in</strong>er<br />

Geraden. Das Wellenfeld kann vollständig beschrieben werden, solange alle<br />

räumlichen Frequenzen unterhalb e<strong>in</strong>er Frequenz, der räumlichen Grenzfrequenz<br />

liegen. Ist dies nicht der Fall, kommt es, gleich wie beim zeitlichen<br />

Sampl<strong>in</strong>g, zu sogenannten Alias<strong>in</strong>g - Effekten. Für die Praxis heißt dies,<br />

dass bei gegebenem Wellenfeldarray nur Frequenzen bis zu e<strong>in</strong>em gewissen<br />

Grenzwert korrekt übertragen werden können. Diese Grenzfrequenz ist von


KAPITEL 3. GRUNDLAGEN DER WELLENFELDSYNTHESE 24<br />

mehreren Faktoren, wie zum Beispiel der Ausbreitungsrichtung e<strong>in</strong>er Welle<br />

und dem Lautsprecherabstand abhängig.<br />

Abbildung 3.9: Verhältnis von realem zu virtuellem Schallfeld e<strong>in</strong>es Kugelstrahlers<br />

gemessen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Abstand von 4 m. Abstand der Sekundärquellen<br />

ist hier 20 cm, was e<strong>in</strong>e Alias - Frequenz von 825 Hz ergibt.<br />

Bild 3.9 zeigt die Simulation der Übertragungsfunktion zwischen realem<br />

und synthetisiertem Wellenfeld e<strong>in</strong>es Kugelstrahlers im Koord<strong>in</strong>atenursprung<br />

<strong>in</strong> der x - f - Ebene. Das Schallfeld wurde an den Punkten parallel<br />

zur x - Achse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Abstand von 4 m von der Primärquelle berechnet.<br />

Deutlich zu sehen ist, dass im Bereich unterhalb der Grenzfrequenz (hier<br />

825 Hz) das virtuelle sehr gut dem realen Schallfeld entspricht. Oberhalb<br />

dieser Frequenz wird das Schallfeld nur unzureichend genau nachgebildet.<br />

Es soll nun die Bestimmung der Alias - Frequenz bei räumlicher Abtastung<br />

für e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>eares Array durchgeführt werden. Dabei wird zunächst von<br />

ebenen Wellen ausgegangen. Bild 3.10 zeigt e<strong>in</strong>e solche Welle, die sich mit<br />

e<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>kel Θ zum Wellenfeldarray ausbreitet. Die Wellenlänge λ e<strong>in</strong>er<br />

solchen Welle kann zerlegt werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Anteil parallel zur x - Achse<br />

λ x , und e<strong>in</strong>en parallel zur y - Achse λ y . Die Alias<strong>in</strong>gfrequenz e<strong>in</strong>es Arrays<br />

parallel zur x -Achse ist nun nur noch abhängig von der Wellenlänge λ x .<br />

Analoges gilt auch entlang der y - Achse.<br />

Anschaulich wird klar, dass e<strong>in</strong>e Welle die sich mit Θ = 90 ◦ ausbreitet<br />

nach dem ger<strong>in</strong>gsten Lautsprecherabstand verlangt (die Beweise hierfür


KAPITEL 3. GRUNDLAGEN DER WELLENFELDSYNTHESE 25<br />

Abbildung 3.10: Ebene Welle die sich mit e<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>kel Θ zur x - Achse<br />

ausbreitet. Es ergibt sich e<strong>in</strong>e neue Wellenlänge bezogen auf diese Achse.<br />

s<strong>in</strong>d z. B. <strong>in</strong> [18] zu f<strong>in</strong>den). Dies stellt den schlimmsten Fall dar, dessen<br />

Grenzfrequenz durch Gleichung (3.5) bestimmt wird.<br />

f max =<br />

c<br />

2∆x<br />

(3.5)<br />

∆x beschreibt <strong>in</strong> obiger Formel den Lautsprecherabstand, c steht für die<br />

Schallgeschw<strong>in</strong>digkeit.<br />

Das andere Extrem ist e<strong>in</strong>e ebene Welle, die normal zur x - Achse<br />

fortschreitet. Um diese korrekt wiederzugeben würde im Pr<strong>in</strong>zip e<strong>in</strong>e Sekundärquelle<br />

genügen (sofern hier natürlich der Abstand zu dieser Quelle<br />

groß genug ist), der Abstand zwischen zwei Lautsprechern könnte quasi unendlich<br />

groß werden.<br />

Die obigen Betrachtungen beziehen sich nur auf ebene Wellen. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

kann gezeigt werden ([18]), dass sich jede Welle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Summe aus ebenen<br />

Wellen zerlegen lässt (mittels der sogenannten ”<br />

plane wave decomposition“),<br />

die sich alle <strong>in</strong> verschiedenen Richtungen bewegen. Es ist daher s<strong>in</strong>nvoll,<br />

immer mit der Formel für den schlechtesten Fall (Gleichung 3.5) zu rechnen,<br />

um auch andere Wellenformen korrekt wiedergeben zu können.<br />

3.5 Realisierung von <strong>Wellenfeldsynthese</strong> am IRT<br />

Am IRT s<strong>in</strong>d momentan zwei WFS - Systeme im E<strong>in</strong>satz, die im folgenden<br />

etwas näher beschrieben werden sollen. Ergänzend soll hier noch erwähnd


KAPITEL 3. GRUNDLAGEN DER WELLENFELDSYNTHESE 26<br />

werden, dass die Ansteuerung bei beiden Systemen vom selben Aufbau erfolgt.<br />

Es handelt sich dabei um vier achtkanalige A/D - Wandler der Firma<br />

Swissonic und drei zwölfkanaligen Analogverstärker der Firma Sonamp. Die<br />

Signale zur Wiedergabe kommen <strong>in</strong> digitaler Form (ADAT optical l<strong>in</strong>ks) aus<br />

e<strong>in</strong>em Rechner.<br />

3.5.1 Kreisarray<br />

Dieses Array (Bild 3.11) wird vor allem von Tonmeistern für deren Untersuchungen<br />

benutzt. Es besteht aus e<strong>in</strong>em kreisförmigen Alum<strong>in</strong>iumgestänge,<br />

auf welchem 32 Lautsprecher der Marke ELAC (Typ 301) montiert s<strong>in</strong>d.<br />

Der Durchmesser des Kreises beträgt 2 m, die e<strong>in</strong>zelnen Lautsprecher haben<br />

Abbildung 3.11: Kreisarray des IRT. Mit im Bild die Verstärker zur Ansteuerung<br />

und e<strong>in</strong> Wiedergabecomputer.<br />

e<strong>in</strong>en Abstand von 17 cm. Der Vorteil dieser Anordnung ist der, dass sie<br />

weder Anfang noch Ende besitzt, und somit ke<strong>in</strong>e Randeffekte auftreten.<br />

Außerdem bef<strong>in</strong>det sich der Hörer, aufgrund des ger<strong>in</strong>gen Durchmessers des<br />

Arrays, im Nahfeld der Lautsprecher, wodurch die Akustik des Wiedergaberaumes<br />

e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle spielt.<br />

3.5.2 L<strong>in</strong>eares Array<br />

Das l<strong>in</strong>eare Array (Bild 3.12) des IRT wurde für die Versuche im Rahmen<br />

dieser Diplomarbeit verwendet. Es besteht aus 16 Lautsprechern, die am<br />

IRT selbst gebaut wurden. E<strong>in</strong> Lautsprecher besteht aus e<strong>in</strong>em Tieftöner<br />

und drei Hochtönern, die alle e<strong>in</strong>zeln angesteuert werden können.<br />

Für die Versuche bei dieser Diplomarbeit wurden die e<strong>in</strong>zelnen Lautsprecher<br />

so zusammengestellt, dass sich e<strong>in</strong> Abstand der Tief- als auch der<br />

Hochtöner von 17 cm ergab. Es wurde jeweils nur e<strong>in</strong> Hochtöner, nämlich<br />

der Mittlere e<strong>in</strong>er jeden E<strong>in</strong>heit verwendet.


KAPITEL 3. GRUNDLAGEN DER WELLENFELDSYNTHESE<br />

Abbildung 3.12: L<strong>in</strong>eares Array des IRT.


Kapitel 4<br />

Statistische Behandlung der<br />

Ergebnisse<br />

Die im Rahmen dieser Diplomarbeit durchgeführten Versuche liefern e<strong>in</strong>e<br />

Fülle an Daten, die <strong>in</strong> ihrer rohen Form kaum Schlüsse zulassen, und somit<br />

wenig Aussagekraft haben. Daher müssen diese Daten aufbereitet werden<br />

um sie entsprechend darstellen und auswerten zu können. Das geschieht<br />

mittels bewährter Methoden der deskriptiven Statistik, die <strong>in</strong> diesem Kapitel<br />

beschrieben werden sollen.<br />

Als Quelle für dieses Kapitel diente hauptsächlich e<strong>in</strong> Statistikskript der<br />

Fachhochschule Ma<strong>in</strong>z ([15]).<br />

4.1 Grundbegriffe<br />

Ziel von Hörversuchen ist es, mittels e<strong>in</strong>er begrenzten Anzahl an Versuchsteilnehmern<br />

(Stichprobe) e<strong>in</strong>en möglichst allgeme<strong>in</strong>en Rückschluß auf die Eigenschaften<br />

des Gehörs e<strong>in</strong>es jeden Menschen (Grundgesamtheit) zu schließen.<br />

Grundvoraussetzung um hierfür gültige Schlüsse ziehen zu können ist<br />

e<strong>in</strong>e ausreichende Größe der Stichprobe, sprich genügend Hörversuchsteilnehmer.<br />

Die meisten statistischen Methoden s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong>geschränkt gültig, und<br />

beziehen sich auf bestimmte Eigenschaften (Ordnung, Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es<br />

Nullpunktes, etc.) der zu erfassenden Merkmale. Es ist daher notwendig, sich<br />

Gedanken über diese Eigenschaften zu machen, um die geeigneten statistischen<br />

Methoden zu f<strong>in</strong>den. Da es sich bei den Versuchen <strong>in</strong> dieser Diplomarbeit<br />

immer um Entfernungen handelt (metrische Skala), spricht man hier<br />

per Def<strong>in</strong>ition von e<strong>in</strong>er Kard<strong>in</strong>alskala, genauer e<strong>in</strong>er Verhältnisskala. Alle<br />

im folgenden vorgestellten Methoden beziehen sich somit auf diese Skala.<br />

28


KAPITEL 4. STATISTISCHE BEHANDLUNG DER ERGEBNISSE 29<br />

4.2 Mittelwert<br />

Der Mittelwert, genauer der ungewogene arithmetische Mittelwert, e<strong>in</strong>er<br />

Verteilung ist e<strong>in</strong>e der grundlegendsten Größen, und errechnet sich bei n<br />

Beobachtungswerten x i zu<br />

x = 1 n∑<br />

x i (4.1)<br />

n<br />

4.3 Standardabweichung<br />

Die Standardabweichung zählt zu den sogenannten Streuungsparametern.<br />

Sie trifft e<strong>in</strong>e Aussage darüber, ob e<strong>in</strong> Großteil der Beobachtungswerte x i<br />

nahe am Mittelwert liegen oder nicht, und berechnet sich zu<br />

s = √ 1 n∑<br />

(x i − x)<br />

n<br />

2 (4.2)<br />

i=1<br />

i=1<br />

4.4 95% - Konfidenz<strong>in</strong>tervall<br />

Wie bereits <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>leitung zu diesem Kapitel erwähnt, will man mittels<br />

der Auswertung e<strong>in</strong>er Stichprobe auf die Grundgesamtheit der Hörer<br />

zurückschließen. Der errechnete Mittelwert stimmt somit mit dem tatsächlichen<br />

Mittelwert (der herauskommen würde wenn man den Versuch mit der<br />

Gesamtheit aller Menschen durchführen würde) nicht übere<strong>in</strong>. Über diesen<br />

tatsächlichen Mittelwert kann mittels des Konfidenz<strong>in</strong>tervalls (auch Vertrauensbereich<br />

genannt) e<strong>in</strong>e Aussage getätigt werden. Das 95% - Konfidenz<strong>in</strong>tervall<br />

ist jener Bereich um den errechneten Mittelwert, <strong>in</strong> welchem<br />

der tatsächliche Mittelwert mit e<strong>in</strong>er Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von 0.95 liegt. Je<br />

kle<strong>in</strong>er dieses Intervall ist, umso genauer stimmt der errechnete mit dem<br />

tatsächlichen Wert übere<strong>in</strong>. Die Berechnung des Vertrauensbereichs erfolgt<br />

mittels folgender Formel:<br />

±µ = 1.96√ s<br />

(4.3)<br />

n<br />

4.5 Spearman - Rangkorrelation<br />

Mittels der Korrelation kann ermittelt werden, wie ähnlich sich zwei Reihen<br />

s<strong>in</strong>d. Sie kann Werte im Bereich −1 < 0 < 1 annehmen, wobei e<strong>in</strong> Wert<br />

0 ke<strong>in</strong>erlei Abhängigkeit zwischen den Reihen bedeuten. Die Abhängigkeit<br />

wird maximal für e<strong>in</strong>en Wert ±1, wobei für +1 große Werte der E<strong>in</strong>en mit<br />

großen der anderen Reihe korrelieren und umgekehrt. Für −1 hängen große<br />

Werte der e<strong>in</strong>en Reihe mit kle<strong>in</strong>en der Anderen zusammen.


KAPITEL 4. STATISTISCHE BEHANDLUNG DER ERGEBNISSE 30<br />

Da hier sehr kurze Reihen, deren Verteilung nicht näher bekannt ist, verglichen<br />

werden, bietet es sich an die Spearman - Rangkorrelation zu verwenden.<br />

Dazu ist es notwendig, die Reihen die verglichen werden sollen zuerst <strong>in</strong><br />

sogenannte Rangreihen umzuformen. Das geschieht <strong>in</strong>dem man dem kle<strong>in</strong>sten<br />

Wert der Reihe die Zahl 1, dem nächstgrößeren bzw. gleichen Wert die<br />

Zahl 2, ... zuweist. Der größte Wert bekommt damit die Zahl n zugewiesen.<br />

Aus diesen Rangreihen lässt sich dann der Korrelationskoeffizient wie folgt<br />

berechnen:<br />

r s = 1 − 6 ∑ D 2<br />

n(n 2 (4.4)<br />

− 1)<br />

Dabei ist mit D die Differenz zwischen entsprechenden Elementen der beiden<br />

Rangreihen geme<strong>in</strong>t.<br />

Um abzuschätzen wie zuverlässig e<strong>in</strong> gewisser r s Wert e<strong>in</strong>en Zusammenhang<br />

angibt, werden sogenannte Signifikanzniveaus def<strong>in</strong>iert. E<strong>in</strong> Signifikanzniveau<br />

von 1% sagt beispielsweise aus, wie groß r s m<strong>in</strong>destens se<strong>in</strong> muß,<br />

damit e<strong>in</strong> Zusammenhang mit e<strong>in</strong>er Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von 0.01 zufällig ist.<br />

Diese Signifikanzniveaus s<strong>in</strong>d abhängig von der Größe e<strong>in</strong>er Stichprobe. Alle<br />

Werte hiefür wurden aus [14] entnommen und <strong>in</strong> den entsprechenden Graphen<br />

mit e<strong>in</strong>gezeichnet.<br />

4.6 Bewertung des Lerneffekts<br />

Bei manchen Hörversuchen war es auch notwendig den Lerneffekt der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Hörversuchsteilnehmer zu beurteilen. Zum E<strong>in</strong>en wurde dies mit der<br />

Berechnung der Korrelation untersucht, zum Anderen kam e<strong>in</strong>e zusätzliche,<br />

sehr e<strong>in</strong>fache Methode zur Anwendung. Mit X und Y sollen hier e<strong>in</strong>e Reihe<br />

von Werten betrachtet werden, die Ihren Ursprung aus identischen Versuchsteilen<br />

zu unterschiedlichen Zeitpunkten hatten. So wurde zum Beispiel <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Versuch von den Versuchsteilnehmern verlangt die Entfernung e<strong>in</strong>es<br />

Lautsprechers zu schätzen, wobei dieser ständig <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Position verändert<br />

wurde (mehr dazu später). Allerd<strong>in</strong>gs wurden die Positionen des Lautsprechers<br />

am Anfang und am Schluß e<strong>in</strong>es Versuchs fünf mal wiederholt. Der<br />

Lerneffekt kann nun bestimmt werden, <strong>in</strong>dem für diese Wiederholungen die<br />

absoluten Differenzen zwischen gemessenem Abstand x und tatsächlichem<br />

Abstand x i getrennt bestimmt, und aufsummiert werden.<br />

d x =<br />

d y =<br />

n∑<br />

| x i − x | (4.5)<br />

i=1<br />

n∑<br />

| y i − y | (4.6)<br />

i=1<br />

Ist d y das Ergebnis zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt, und ist d y < d x , so hat<br />

sich der Versuchsteilnehmer verbessert, er hat also etwas gelernt.


Kapitel 5<br />

Vorversuch<br />

5.1 Allgeme<strong>in</strong>es<br />

Das Problem bei Untersuchungen die die Schallquellenentfernung betreffen<br />

ist die Wahl e<strong>in</strong>es geeigneten Anzeigesystems. Wie bereits <strong>in</strong> Kapitel 2.4.5<br />

besprochen, ist es wichtig die Schallquellen vor den Augen der Versuchsperson<br />

zu verstecken, da diese sonst deren realen Ort auch als gehörten Ort<br />

angibt. Auf der anderen Seite ist es schwierig Entfernungen abzuschätzen,<br />

ohne irgendwelche Anhaltspunkte, wie beispielsweise Markierungen auf dem<br />

Boden zu haben. In früheren Versuchen wurden deshalb meist zwei Anzeigenmethoden<br />

verwendet. E<strong>in</strong>e Methode benutzt zum Anzeigen e<strong>in</strong>en Computerbildschirm<br />

(z.B. [13]), auf welchem die eigene Position vorgegeben ist.<br />

Der Hörversuchsteilnehmer kann nun mit der Maus e<strong>in</strong>en Cursor dort positionieren,<br />

wo er das Schallereignis vermutet. Die zweite Methode verwendet<br />

e<strong>in</strong>en Aufbau, bei welchem auf bestimmten diskreten Positionen Tafeln,<br />

beispielsweise am Boden, angebracht werden (z.B. [3]). Die Versuchsperson<br />

kann nun angeben, welche Tafel dem gehörten Schall am nächsten ist. Beide<br />

Methoden erschienen hier nicht zweckmäßig, da sie entweder zu e<strong>in</strong>er Diskretisierung<br />

(d.h. es wurden auffällig viele Ereignisse an den Positionen der<br />

Tafeln gehört) der Antworten führten, oder ke<strong>in</strong>en natürlichen Bezug zur<br />

Umgebung hatten. Außerdem sollen Entfernungen kle<strong>in</strong>er als 2 Meter bewertet<br />

werden, was den E<strong>in</strong>satz dieser Systeme zusätzlich erschwerte. Daher<br />

wurde für die Hörversuche <strong>in</strong> dieser Arbeit e<strong>in</strong> anderes System verwendet,<br />

dessen Tauglichkeit mit Hilfe e<strong>in</strong>es Vorversuches zu überprüfen war.<br />

5.2 Versuchsaufbau<br />

Die Idee h<strong>in</strong>ter dem Anzeigesystem war die, dass die Entfernung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er anderen<br />

Richtung angezeigt wurde, wie die Darbietung des Schalles erfolgte.<br />

Dies führte zu dem Aufbau, welcher <strong>in</strong> Bild 5.1 zu sehen ist. Die Versuchsperson,<br />

deren Kopf mittels e<strong>in</strong>er Nackenstütze positioniert wurde, sitzt bei<br />

31


KAPITEL 5. VORVERSUCH 32<br />

LS3<br />

LS2a<br />

LS1<br />

LS4<br />

LS2b<br />

akustisch transparente Le<strong>in</strong>wand<br />

Seilbahn<br />

Abbildung 5.1: Aufbau Vorversuch.<br />

diesem Versuch vor e<strong>in</strong>em akustisch transparenten Vorhang, der die Sicht auf<br />

die dah<strong>in</strong>terstehenden Lautsprecher (LS1, LS2a und LS2b) verbirgt. Diese<br />

Lautsprecher s<strong>in</strong>d auf Stativen montiert, und können vom Versuchsleiter <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Bereich von 25 cm bis 2 m <strong>in</strong> der Distanz zum Probanden verschoben<br />

werden. Zusätzlich stehen zwei Lautsprecher (LS2a und LS2b) zur Erzeugung<br />

von Phantomschallquellen zur Verfügung. Der Schalle<strong>in</strong>fall erfolgt von<br />

der Seite, da frühere Untersuchungen ([8]) ergaben, dass dort die Distanzwahrnehmung<br />

im Nahfeld am genauesten ist. <strong>Zur</strong> Anzeige der wahrgenommenen<br />

Entfernung steht dem Hörversuchsteilnehmer e<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>er Seilbahn<br />

(Bild 5.2) montierter Lautsprecher (LS4) gleicher Bauart zur Verfügung.<br />

Dieser kann von der Versuchsperson mittels zwei Seilen stufenlos bewegt<br />

werden, und dient ihr als optische Hilfe um die wahrgenommene Entfernung<br />

anzuzeigen. An diesem Lautsprecher montiert bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Laserpo<strong>in</strong>ter,<br />

welcher e<strong>in</strong>en Punkt auf die Le<strong>in</strong>wand wirft, und dem Versuchsleiter zum<br />

Ablesen der e<strong>in</strong>gestellten Entfernung an e<strong>in</strong>er Skala auf der Le<strong>in</strong>wand dient.<br />

H<strong>in</strong>ter der Versuchsperson steht e<strong>in</strong> weiterer Lautsprecher (LS3), welcher<br />

zum Maskieren von Geräuschen, die während des Verschiebens der Lautsprecher<br />

h<strong>in</strong>ter der Le<strong>in</strong>wand entstehen, bestimmt ist. <strong>Zur</strong> Steuerung des<br />

ganzen Aufbaus diente e<strong>in</strong> Computer, der ebenfalls vom Versuchsleiter bedient<br />

wurde. Sämtliche Signale waren auf der Festplatte dieses Computers<br />

gespeichert.


KAPITEL 5. VORVERSUCH 33<br />

Abbildung 5.2: Seilbahn zur Anzeige von Entfernungen. Im Vordergrund zu<br />

sehen der Stuhl mit Nackenstütze und LS3 zur Maskierung. Mittels der roten<br />

Seile kann der h<strong>in</strong>tere Lautsprecher entlang der Schiene bewegt werden.<br />

Am h<strong>in</strong>teren Lautsprecher kann zusätzlich quer montiert e<strong>in</strong> Laserpo<strong>in</strong>ter<br />

erkannt werden.<br />

5.3 Versuchsteilnehmer<br />

An diesem Versuch nahmen 18 Teilnehmer (3 weibliche und 15 männliche)<br />

im Alter zwischen 22 und 55 Jahren teil, die fast alle am IRT beschäftigt<br />

s<strong>in</strong>d. Bei ke<strong>in</strong>em Teilnehmer bestanden Hörschäden, allerd<strong>in</strong>gs berichtete<br />

e<strong>in</strong> Teilnehmer über e<strong>in</strong>e Sehschwäche, die es ihm erschwert Entfernungen<br />

abzuschätzen. Unter den Versuchsteilnehmern waren sowohl geübte, als auch<br />

solche ohne jegliche Erfahrung bei Hörversuchen vertreten.<br />

5.4 Stimulus<br />

Als Stimulus diente rosa Rauschen, welches als vier Impulse def<strong>in</strong>ierter Länge<br />

dargeboten wurde. Die genaue Hüllkurve ist aus Abbildung 5.3 zu entnehmen.<br />

Dieses Signal hat den Vorteil, dass es <strong>in</strong> der Natur nicht vorkommt,


KAPITEL 5. VORVERSUCH 34<br />

1<br />

0.1<br />

0.9 1.0<br />

1.4<br />

Zeit <strong>in</strong> Sekunden<br />

Abbildung 5.3: Hüllkurve des Stimulus: Das tatsächliche Signal erhält man<br />

durch Multiplikation der Hüllkurve mit rosa Rauschen<br />

und der Hörer somit kaum Informationen aus der Klangfarbe ableiten kann.<br />

Trotzdem hat das Signal e<strong>in</strong>e Ähnlichkeit mit natürlichen Signalen was die<br />

Verteilung der Energie betrifft. So s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> natürlichen Signalen ebenfalls die<br />

tiefen Frequenzen mit größeren Energien enthalten wie die hohen. Würde<br />

man als Testsignal beispielsweise Sprache benutzen, so können alle<strong>in</strong> durch<br />

die Sprechweise (flüstern, schreien, normales Sprechen) enorme Unterschiede<br />

<strong>in</strong> der wahrgenommenen Entfernung entstehen ([3]).<br />

Die Signale wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Lautstärke wiedergegeben, sodass am Abhörpunkt<br />

e<strong>in</strong> konstanter Pegel von 60 dB(A) bei jeder Entfernung herrschte.<br />

5.5 Ablauf des Versuchs<br />

Vor Beg<strong>in</strong>n des Versuchs wurde die Versuchsperson gebeten Platz zu nehmen,<br />

und die Nackenstütze entsprechend angepasst. Außerdem wurde kontrolliert,<br />

ob sich die Lautsprecher auf Ohrhöhe des Teilnehmers befanden.<br />

Anschließend wurde jeder Versuchsperson die Aufgabe erklärt, und sie wurde<br />

mit der Bedienung der Seilbahn vertraut gemacht. Unmittelbar darauf<br />

erfolgte der Beg<strong>in</strong>n des Versuchs.<br />

Pro Versuch waren dreißig Entfernung von der Versuchsperson abzuschätzen,<br />

was im Mittel zirka zwanzig M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> Anspruch nahm. Jede<br />

Entfernung wurde der Versuchsperson genau e<strong>in</strong>mal dargeboten, wobei im<br />

Bereich von 25 cm und 1 m der Lautsprecher <strong>in</strong> 5 cm Schritten verschoben<br />

wurde, im Bereich 1 m bis 2 m <strong>in</strong> 10 cm Schritten. Außerdem waren die<br />

Entfernungen (70 cm, 100 cm und 130 cm) von drei Phantomschallquellen<br />

abzuschätzen. Die ersten fünf Versuchsdurchgänge wurden am Schluß des<br />

Versuchs nochmal wiederholt, um den Versuchspersonen e<strong>in</strong>e kurze Übungsphase<br />

zur Gewöhnung an den Versuch zu gewähren. Abfolge der zu bewertenden<br />

Entfernungen war e<strong>in</strong>e aus zehn im Vorfeld des Versuchs zufällig<br />

erstellten.<br />

Nach jeder Schätzung e<strong>in</strong>er Entfernung durch den Versuchsteilnehmer<br />

wurde vom Versuchsleiter die e<strong>in</strong>gestellte Entfernung abgelesen und notiert.<br />

Anschließend ertönte aus dem h<strong>in</strong>teren Lautsprecher (LS3) vier Sekunden<br />

lang weißes Rauschen. Dies war notwendig, um Geräusche, die durch<br />

das Umstellen der anderen Lautsprecher entstanden, zu maskieren. Die-


KAPITEL 5. VORVERSUCH 35<br />

se Geräusche hätten sonst dem Teilnehmer als zusätzlicher Anhaltspunkt<br />

zum Abschätzen der Entfernung dienen können. Nach dem Umstellen der<br />

Lautsprecher wurde durch den Versuchsleiter e<strong>in</strong> neuer Durchlauf gestartet.<br />

Während des kompletten Versuchs wurden ke<strong>in</strong>e Rückmeldungen an die<br />

Versuchsteilnehmer gegeben.<br />

5.6 Auswertung<br />

Bei der Auswertung des Vorversuchs wurden mehrere Parameter untersucht.<br />

Zum E<strong>in</strong>en waren dies der Zusammenhang zwischen tatsächlichen<br />

und geschätzten Entfernungen, zum Anderen e<strong>in</strong> möglicherweise auftretender<br />

Lerneffekt. Außerdem ist <strong>in</strong>teressant, ob die Abfragereihenfolge der Entfernungen<br />

e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluß auf das Ergebnis e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zelnen Versuchsperson<br />

hat. Diese verschiedenen Aspekte sollen im folgenden diskutiert werden.<br />

E<strong>in</strong>e Versuchspersonen hatte des öfteren das Gefühl e<strong>in</strong>er Im - Kopf -<br />

Lokalisation für nahe Entfernungen. Die geschätzte Distanz wäre somit Null,<br />

was nicht möglich ist. Daher wurden die Werte dieser Versuchsperson <strong>in</strong> der<br />

Auswertung nicht berücksichtigt.<br />

5.6.1 Mittelwerte<br />

Die Mittelwerte über alle Versuchsteilnehmer mit den sich ergebenden 95% -<br />

Vertrauensbereichen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 5.4 für die herkömmliche Lautsprecherdarbietung<br />

(d.h. ohne Phantomaschallquellen) dargestellt. Es handelt<br />

sich hier um die arithmetischen Mittel, wobei die ersten fünf geschätzten<br />

Entfernungen je Versuchsteilnehmer nicht <strong>in</strong> die Berechnung mit e<strong>in</strong>gehen.<br />

Wie zu sehen ist, werden sehr nahe Entfernungen (r < 80 cm) im Mittel<br />

überschätzt, sehr weite (r > 120 cm) jedoch dann unterschätzt. Im Bereich<br />

dazwischen stimmen die Schätzungen der Versuchsteilnehmer sehr gut mit<br />

den tatsächlichen Entfernungen übere<strong>in</strong>. Die Korrelation des Mittelwertes<br />

der geschätzten Entfernungen mit den tatsächlichen Entfernungen ist mit<br />

0.53 als sehr groß anzusehen (Signifikanz < 1%). Wie im Anhang D zu<br />

sehen ist, ist die Tendenz zur Unter- und Überschätzung für die meisten<br />

Teilnehmer gegeben. Allerd<strong>in</strong>gs ist dort auch ersichtlich, dass die Kurven<br />

der e<strong>in</strong>zelnen Versuchspersonen e<strong>in</strong>e starke Welligkeit aufweisen.<br />

Trotz dieser Welligkeit ist die Korrelation zwischen tatsächlicher und<br />

geschätzter Entfernung für die meisten Versuchsteilnehmer mit m<strong>in</strong>destens<br />

1% signifikant. Das zeigt Bild 5.5. Die Korrelationen für e<strong>in</strong>en Großteil der<br />

Teilnehmer bef<strong>in</strong>den sich über der 1% Signifikanzniveau L<strong>in</strong>ie, der Rest ist<br />

mit m<strong>in</strong>destens 5% signifikant.<br />

Auch für die Phantomschallquellen gilt weitestgehend das oben gesagte.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ist die Unsicherheit der Versuchsteilnehmer, was die Entfernungsschätzung<br />

betrifft, hier höher. Das kann man an den breiteren Konfidenz<strong>in</strong>tervallen<br />

<strong>in</strong> Graph 5.6 erkennen.


KAPITEL 5. VORVERSUCH 36<br />

Abbildung 5.4: Gemittelte Entfernungen mit Vertrauensbereichen für alle<br />

Versuchsteilnehmer. Die blauen Querbalken geben die Häufigkeiten der<br />

Antworten an, die Zahl <strong>in</strong> runden Klammern gibt die Korrelation mit der<br />

tatsächlichen Entfernung an.<br />

5.6.2 Lerneffekt<br />

Die Untersuchung e<strong>in</strong>es möglicherweise vorhandenen Lerneffekts wurde auf<br />

e<strong>in</strong>fache Weise bewerkstelligt. Wie <strong>in</strong> der Beschreibung des Ablaufs des<br />

Hörversuchs geschildert, wurden die ersten fünf Klangbeispiele am Schluß jeder<br />

Versuchsreihe noche<strong>in</strong>mal wiederholt. Daraus wurde das Vorhandense<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>es Lerneffektes auf zwei Weisen abgeleitet:<br />

1. Die ersten Schätzungen für diese fünf Entfernungen wurden mit den<br />

tatsächlichen Entfernungen korreliert. Anschließend wurde dasselbe<br />

für die zweiten Schätzungen durchgeführt, und die erhaltenen Korrelationskoeffizienten<br />

verglichen. War der zweite Korrelationskoeffizient


KAPITEL 5. VORVERSUCH 37<br />

Abbildung 5.5: Korrelationen zwischen geschätzter und tatsächlicher Entfernung<br />

für die e<strong>in</strong>zelnen Versuchsteilnehmer. Mit e<strong>in</strong>gezeichnet s<strong>in</strong>d die 1%<br />

und 5% Signifikanzniveaus.<br />

höher als der erste, kann auf e<strong>in</strong>en Lerneffekt rückgeschlossen werden.<br />

2. Die absoluten Fehler der e<strong>in</strong>zelnen Schätzungen wurden für beide Wiederholungen<br />

getrennt aufsummiert. Ist die Summe im zweiten Fall ger<strong>in</strong>ger,<br />

so kann wiederum auf e<strong>in</strong>en Lerneffekt rückgeschlossen werden.<br />

Die Ergebnisse dieser Untersuchung s<strong>in</strong>d graphisch <strong>in</strong> den Abbildungen 5.7<br />

und 5.8 dargestellt. Wie man sehen kann ist für be<strong>in</strong>ahe alle Teilnehmer<br />

e<strong>in</strong>e Verbesserung der Schätzung bei der zweiten Abfrage vorhanden. Dies<br />

ist wohl hauptsächlich mit der Gewöhnung der Probanden an das Anzeigesystem<br />

zu erklären.<br />

5.6.3 E<strong>in</strong>fluß der Abfragereihenfolge<br />

Da im Vorfeld nur zehn Abfragereihenfolgen für die e<strong>in</strong>zelnen Entfernungen<br />

festgelegt wurden, an dem Versuch aber achtzehn Personen teilnahmen,<br />

war die Reihenfolge der abgefragten Entfernungen für e<strong>in</strong>ige Personen identisch.<br />

Interessant ist hier die Frage, ob die Ergebnisse solcher Personen <strong>in</strong><br />

irgende<strong>in</strong>er Weise zusammenhängen. Dazu wurden die ermittelten Reihen<br />

jeder Person mit denen aller anderen Versuchsteilnehmer korreliert. Da das<br />

Ergebnis dieser Korrelation bei Personen mit gleichem Ablauf nicht höher


KAPITEL 5. VORVERSUCH 38<br />

180<br />

160<br />

wahrgenommene Entfernungen [cm]<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

70 100 130<br />

reale Entfernungen [cm]<br />

Abbildung 5.6: Gemittelte Entfernungen mit Vertrauensbereichen bei Phantomschallquellen<br />

für alle Versuchsteilnehmer. Die dicke schwarze L<strong>in</strong>ie zeigt<br />

den Idealverlauf an.<br />

war als <strong>in</strong> den anderen Fällen, kann davon ausgegangen werden, dass die<br />

Abfragereihenfolge ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluß auf die Versuchsergebnisse hatte.<br />

5.7 Konsequenzen für die weiteren Versuche<br />

Die Ergebnisse und die Erfahrungen aus diesem Vorversuch lassen e<strong>in</strong>ige<br />

Schlußfolgerungen für den Hauptversuch zu:<br />

1. Die Länge der Seilbahn war für e<strong>in</strong>ige Versuchsteilnehmer für die weiten<br />

Entfernungen zu kurz. Beim Aufbau im reflexionsarmen Raum soll<br />

daher e<strong>in</strong>e längere Seilbahn verwendet werden.<br />

2. Da im Vorversuch e<strong>in</strong> Lerneffekt zu beobachten war, d.h. die Versuchsteilnehmer<br />

e<strong>in</strong>e gewisse E<strong>in</strong>gewöhnungszeit an das Meßsystem benötigten,<br />

sollen die ersten Versuchsdurchläufe je Probanden weiterh<strong>in</strong> nicht<br />

bewertet werden.<br />

3. Jene drei Versuchsteilnehmer die beim Vorversuch e<strong>in</strong>e, im Vergleich<br />

zu den anderen Teilnehmern, sehr niedere Korrelation mit den tatsächlichen<br />

Entfernungen erreicht haben, werden von der Teilnahme am Hauptversuch<br />

ausgeschlossen. Das läßt sich bei zwei Teilnehmern mit der<br />

mangelnden Motivation zur Teilnahme, beim anderen mit e<strong>in</strong>em extremen<br />

Sehfehler (wie bereits beschrieben) begründen.


KAPITEL 5. VORVERSUCH 39<br />

Abbildung 5.7: Korrelationskoeffizient für die erste und zweite Schätzung<br />

identischer Entfernungen. Bei der Mehrzahl der Versuchspersonen ist e<strong>in</strong>e<br />

Erhöhung der Korrelation zu beobachten.<br />

4. Es genügt <strong>in</strong> den Hauptversuchen weniger Entfernungen abzufragen,<br />

diese sollten aber öfter wiederholt werden, um auch e<strong>in</strong>e auf die e<strong>in</strong>zelne<br />

Person bezogene Unsicherheit ( ”<br />

<strong>in</strong>tra listener deviation“) zu erhalten.<br />

5. Die Anzahl der Pulse im Testsignal (Abbildung 5.3) wird von vier auf<br />

sechs erhöht.


KAPITEL 5. VORVERSUCH 40<br />

400<br />

350<br />

300<br />

absoluter Fehler [cm]<br />

250<br />

200<br />

150<br />

Erste Abfrage<br />

Zweite Abfrage<br />

100<br />

50<br />

0<br />

JUIL RASU KOHA PRMI KACH FRPE STVO WECH MÜAN BÜRO KLSI DIWO KRWO SCMA LIMA DROL WIHE<br />

Teilnehmerkürzel<br />

Abbildung 5.8: Absolute Schätzfehler für die erste und zweite Schätzung<br />

identischer Entfernungen. Auch hier ist bei der Mehrzahl der Personen e<strong>in</strong>e<br />

Verkle<strong>in</strong>erung dieses Fehlers zu beobachten.


Kapitel 6<br />

Hauptversuche<br />

6.1 Versuch 1: <strong>Wellenfeldsynthese</strong><br />

Beim ersten Hauptversuch geht es darum die Distanzwahrnehmung <strong>in</strong> unmittelbarer<br />

Nähe des Menschen bei <strong>Wellenfeldsynthese</strong> zu untersuchen. Diese<br />

<strong>Wahrnehmung</strong> müßte bei <strong>Wellenfeldsynthese</strong> besser möglich se<strong>in</strong> als bei<br />

anderen Wiedergabetechniken, da durch die Rekonstruktion des natürlichen<br />

Schallfeldes dem Gehör auch b<strong>in</strong>aurale Merkmale zur Abschätzung der Entfernung<br />

zur Verfügung stehen sollten. Diese b<strong>in</strong>auralen Unterschiede wurden<br />

bei diesem Versuch zuerst mit e<strong>in</strong>em Kunstkopf für verschiedene Entfernungen<br />

gemessen und dargestellt. Anschließend wurde mittels e<strong>in</strong>es Hörversuchs<br />

die Fähigkeit des Menschen zur Distanzschätzung bei diesem System zusätzlich<br />

überprüft.<br />

6.1.1 Versuchsaufbau<br />

Mechanischer Aufbau<br />

Sämtliche Messungen und Hörversuche fanden im reflexionsarmen Raum<br />

(raR) des IRT statt, dessen Daten sich im Anhang e<strong>in</strong>sehen lassen. Als<br />

WFS - Array fand das l<strong>in</strong>eare Array des IRT, wie es <strong>in</strong> Kapitel 3.5 beschrieben<br />

ist, bestückt mit 16 Lautsprecherboxen Verwendung. Der Abstand der<br />

Lautsprecher betrug für die Hochtöner, als auch für die Tieftöner jeweils 17<br />

cm, wobei jeweils nur der mittlere Höchtöner pro Lautprecherbox verwendet<br />

wurde.<br />

E<strong>in</strong>es der Hauptprobleme war die schw<strong>in</strong>gungsfreie Befestigung des kompletten<br />

Arrays am Boden des reflexionsarmen Raumes, da dieser nur aus<br />

e<strong>in</strong>em Netz aus Drahtseilen besteht. Dies konnte durch e<strong>in</strong>e Stangenkonstruktion,<br />

die auf drei Fixpunkten im raR gelagert wurde, bewerkstelligt<br />

werden.<br />

Die Abhörposition für die Hörversuchsteilnehmer wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Abstand<br />

von 1.25 m mittig zum Array festgelegt. Durch diese relativ kle<strong>in</strong>e<br />

41


KAPITEL 6. HAUPTVERSUCHE 42<br />

Entfernung wurde sichergestellt, dass die Randeffekte, die durch die endliche<br />

Länge des Arrays entstehen, e<strong>in</strong>en möglichst ger<strong>in</strong>gen E<strong>in</strong>fluß auf das<br />

wahrgenommene Schallfeld bekommen. E<strong>in</strong> akustisch transparenter Vorhang<br />

direkt an der rechten Schulter des Versuchsteilnehmers verbarg den Aufbau.<br />

<strong>Zur</strong> Anzeige der gehörten Entfernungen fand die selbe Seilbahn wie beim<br />

Vorversuch Verwendung, allerd<strong>in</strong>gs wurde sie für den Hauptversuch auf die<br />

gesamte Raumlänge verlängert. Das war notwendig um den Versuchsteilnehmern<br />

zum E<strong>in</strong>en ke<strong>in</strong>en Anhaltspunkt für die Bestimmung der Entfernungen<br />

zu geben, zum Anderen war die Seilbahn e<strong>in</strong>igen Personen beim Vorversuch<br />

bereits zu kurz gewesen.<br />

Wie sich herausstellte, war es nötig die Versuchsteilnehmer dah<strong>in</strong>gehend<br />

zu tra<strong>in</strong>ieren, speziell auf die b<strong>in</strong>auralen Pegelunterschiede an beiden Ohren<br />

zu hören. Daher wurden l<strong>in</strong>ks von der Testperson drei Lautsprecher <strong>in</strong><br />

verschiedenen Entfernungen für die Versuchsperson sichtbar aufgestellt. Der<br />

genaue Ablauf der Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gssession, welche jeder Versuchsteilnehmer vor<br />

Beg<strong>in</strong>n des Tests zu absolvieren hatte, kann <strong>in</strong> Kapitel 6.1.5 nachgelesen<br />

werden.<br />

0.8m<br />

WFS - Array<br />

1.0m<br />

Le<strong>in</strong>wand<br />

1.25m<br />

Seilbahn<br />

beweglicher Lautsprecher<br />

Lautsprecher<br />

für Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

4.5m<br />

6.0m<br />

Abbildung 6.1: Schema des mechanischen Aufbaus.


KAPITEL 6. HAUPTVERSUCHE 43<br />

Abbildung 6.2: Mechanischer Aufbau im raR: Für das Photo wurde die Le<strong>in</strong>wand<br />

teilweise entfernt, um e<strong>in</strong>en Blick auf das WFS - Array zu ermöglichen.<br />

Ansteuerung des WFS - Arrays<br />

<strong>Zur</strong> Ansteuerung der 32 Kanäle (je 16 Hoch- und 16 Tieftöner) war e<strong>in</strong><br />

aufwendiger Aufbau von nöten, welcher schematisch <strong>in</strong> Bild 6.3 zu sehen<br />

ist. Das Lautsprecherarray wird von drei baugleichen Verstärkern der Firma<br />

Sonamp mit jeweils zwölf Kanälen angesteuert. <strong>Zur</strong> Ansteuerung der<br />

Übungslautsprecher können die ersten drei Kanäle des Arrays durch umstecken<br />

auf die Übungslautsprecher (<strong>in</strong> Bild 6.3 ist dies für e<strong>in</strong>en der drei<br />

Übungslautsprecher <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Schalters angedeutet) geschaltet werden.<br />

Diese doppelte Benutzung der ersten drei Kanäle für Übungssession und<br />

Hörversuch war notwendig, da die Soundkarte des Rechners nur 32 Kanäle<br />

zur Verfügung hatte.<br />

Die Signale für den Hörversuch kamen aus dem Rechner und wurden<br />

mittels zwei RME Soundkarten über ADAT - optical - l<strong>in</strong>ks ausgespielt. Deren<br />

Wandlung <strong>in</strong> analoge Signale übernehmen vier achtkanal D/A - Wandler<br />

der Firma Swissonic. Als Software wurde das Open - Source Programm<br />

BruteFIR ([16]) verwendet. Hierbei handelt es sich um e<strong>in</strong> Programm das<br />

<strong>in</strong> Echtzeit Signale mit vorher errechneten Filtern falten kann, und diese<br />

dann über die Soundkarte ausspielt. Das ist notwendig, da sich e<strong>in</strong> Wellenfeld<br />

erst synthetisieren lässt, wenn jeder e<strong>in</strong>zelne Kanal des Arrays mit


KAPITEL 6. HAUPTVERSUCHE 44<br />

CD - Player<br />

Übungslautsprecher<br />

RME A/D - Wandler<br />

Lautsprecherzeile<br />

(je 16 Hoch- und<br />

Tieftöner)<br />

Sonamp Verstärker<br />

(3 x 12 Kanäle)<br />

Swissonic D/A - Wandler<br />

(4 x 8 Kanäle)<br />

Wiedergabe- und<br />

Steuerungs - PC<br />

Abbildung 6.3: Signallaufplan für den WFS-Versuch: Analoge Signale wurden<br />

blau dargestellt, digitale rot. Es ist nur e<strong>in</strong>er von drei Übungslautsprechern<br />

dargestellt.<br />

e<strong>in</strong>em entsprechenden Filter gefaltet wird. Je nachdem welches Wellenfeld<br />

rekonstruiert werden soll varieren auch die entsprechenden Filtersätze. Außerdem<br />

erfüllen die Filter noch die Funktion e<strong>in</strong>er Frequenzweiche, d.h. sie<br />

sorgen dafür, dass die Hoch- wie auch die Tieftöner nur die Frequenzbereiche<br />

wiedergeben, für welche sie auch geeignet s<strong>in</strong>d. Die Filtersätze wurden<br />

im Vorfeld für sieben verschiedene Abstände zwischen Hörer und <strong>virtueller</strong><br />

Quelle mittels bereits vorhandener MATLAB - Rout<strong>in</strong>en berechnet.<br />

Um die Übungssession flexibler zu gestalten wurde dieses Signal von<br />

e<strong>in</strong>er CD abgespielt. Das analoge Signal aus dem CD - Player wurde über<br />

e<strong>in</strong>en A/D - Wandler der Firma RME dem Computer <strong>in</strong> digitaler Form<br />

zugespielt. Der PC hatte hier nur noch die Aufgabe das Signal entsprechend<br />

der Auswahl des Hörversuchsteilnehmers auf die drei Übungslautsprecher<br />

zu verteilen, und ihm e<strong>in</strong>en zufälligen Pegel zuzuordnen. Für diesen Zweck<br />

wurde eigens e<strong>in</strong>e C - Rout<strong>in</strong>e verfasst, welche auf der beiliegenden Labor -<br />

CD zu f<strong>in</strong>den ist.<br />

6.1.2 Entzerrung<br />

Um das Spektrum für diesen Versuch möglichst ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss gew<strong>in</strong>nen zu<br />

lassen war es notwendig die WFS - Lautsprecher zu entzerren. Dies geschah<br />

so, dass über den gesamten Frequenzbereich e<strong>in</strong> möglichst ebener Frequenzgang<br />

entstand.<br />

Die Entzerrung wurde so durchgeführt, dass zuerst der Schalldruck an<br />

vier Positionen (Quadrat mit 23 cm Seitenlänge) um den Abhörpunkt gemessen<br />

wurde, und anschließend mittels dieser Daten das Wellenfeld <strong>in</strong> diesem<br />

Bereich über der Frequenz l<strong>in</strong>earisiert wurde. Die MATLAB - Rout<strong>in</strong>en die


KAPITEL 6. HAUPTVERSUCHE 45<br />

Abbildung 6.4: Elektrischer Aufbau: Auf dem Photo ist der Computer, die<br />

drei Sonamp Verstärker sowie die Wandler und der CD - Player zu sehen.<br />

hierfür verwendet wurden waren am IRT von früheren Versuchen bereits<br />

vorhanden.<br />

6.1.3 Kontrolle des errechneten Wellenfeldes<br />

Für die Messungen und den nachfolgenden Hörversuch wurden verschiedene<br />

Filtersätze berechnet, die die Wellenfelder von Punktquellen <strong>in</strong> sieben<br />

Abständen (Hörer - virtuelle Punktquelle) zwischen 25 cm und 190 cm nachbildeten<br />

(Abbildung 6.5).<br />

Um sicher zu gehen, dass weder bei der Berechnung der Filtersätze, noch<br />

beim elektrischen oder mechanischen Aufbau Fehler passiert s<strong>in</strong>d, wurde<br />

das Wellenfeld für e<strong>in</strong>e Punktquelle (Abstand Hörer - Quelle gleich 85 cm)<br />

gemessen und mit dem tatsächlichen Wellenfeld verglichen. Dazu wurde <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er L<strong>in</strong>ie parallel zum Wiedergabearray (Abstand zum Array: 125 cm)<br />

an 44 Positionen (Abstand der Meßpunkte war 4 cm) Druck und Schnelle<br />

des Schallfeldes gemessen, um daraus dann auf das tatsächliche Schallfeld<br />

rückschließen zu können.<br />

Die Messung erfolgte mittels zweier Mikrofone mit Nierencharakteristik,<br />

welche beide <strong>in</strong> entgegengesetzte Richtungen zeigten, und deren Membrane<br />

annähernd die gleiche Position hatten. Dadurch ist die Möglichkeit gegeben<br />

auf Schalldruck und Schallschnelle (durch Summen bzw. Differenzbildung


KAPITEL 6. HAUPTVERSUCHE 46<br />

25cm 20cm 20cm 20cm 25cm 15cm 25cm 40cm<br />

WFS - Array<br />

virtuelle Punktquelle<br />

Hörer<br />

Abbildung 6.5: Virtuelle <strong>Quellen</strong>: Alle virtuellen <strong>Quellen</strong> s<strong>in</strong>d symmetrisch<br />

zum Array <strong>in</strong> den angegebenen Abständen synthetisiert worden.<br />

der gemessenen Signale) rückzuschließen. Die Anordnung ist <strong>in</strong> Abbildung<br />

6.6 zu sehen.<br />

Abbildung 6.6: Anordnung der Meßmikrofone: Die Schnelle erhält man durch<br />

Differenzbildung, den Druck durch Summenbildung der beiden Mikrofonsignale.<br />

Die gemessenen Werte für Schalldruck und Schallschnelle wurden nach<br />

der Messung <strong>in</strong> das Kirchhoff - Helmholtz - Integral e<strong>in</strong>gesetzt und ausgewertet.<br />

Das Ergebnis ist <strong>in</strong> Bild 6.7 zu sehen. Auf der l<strong>in</strong>ken Seite des<br />

Graphen ist das simulierte Schallfeld für e<strong>in</strong>e Punktquelle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Abstand<br />

von 85 cm vom Hörer zu sehen. Rechts ist das gemessene Schallfeld im reflexionsarmen<br />

Raum dargestellt. Wie man sieht, s<strong>in</strong>d beide Felder bis auf<br />

kle<strong>in</strong>ere Artefakte identisch. Diese Artefakte rühren von den Imperfektionen<br />

des realen WFS - Arrays her. Man kann daher sagen, dass die Schallfelder,


KAPITEL 6. HAUPTVERSUCHE 47<br />

die für die nachfolgend beschriebenen Messungen und Hörversuche Verwendung<br />

fanden, korrekt waren.<br />

Abbildung 6.7: Berechnetes und gemessenes Schallfeld im raR: Die Felder<br />

s<strong>in</strong>d bis auf kle<strong>in</strong>e Artefakte identisch. Nullpunkt des Koord<strong>in</strong>atensystems<br />

ist der Mittelpunkt des Wiedergabearrays.<br />

6.1.4 Messung der b<strong>in</strong>auralen Pegelunterschiede<br />

Messmethode<br />

Wie bereits im theoretischen Teil dieser Arbeit beschrieben, spielen für die<br />

Distanzlokalisation im Nahfeld b<strong>in</strong>aurale Pegelunterschiede (ILDs = ”<br />

<strong>in</strong>teraural<br />

level differences“), vor allem solche bis 3000 Hz, e<strong>in</strong>e entscheidende<br />

Rolle. Diese Unterschiede wurden vor Beg<strong>in</strong>n des eigentlichen Hörversuchs<br />

mittels Kunstkopf gemessen und berechnet. Dazu wurde e<strong>in</strong> Kunstkopf an<br />

die Abhörposition gestellt, und h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander die Impulsantworten des gesamten<br />

Aufbaus mitsamt Kunstkopf gemessen. Die Abstände der virtuellen


KAPITEL 6. HAUPTVERSUCHE 48<br />

<strong>Quellen</strong> zum Kunstkopf wurde variiert, <strong>in</strong>dem die entsprechenden Filtersätze<br />

für die jeweiligen Entfernungen verwendet wurden. Die Blickrichtung des<br />

Kunstkopfes war so gewählt, dass die virtuellen <strong>Quellen</strong> auf der <strong>in</strong>terauralen<br />

Achse zu liegen kamen, die Pegeldifferenzen somit also maximal wurden.<br />

Um e<strong>in</strong>en Vergleich zu haben, mußten natürlich auch die Pegelunterschiede<br />

von realen <strong>Quellen</strong> <strong>in</strong> verschiedenen Abständen gemessen werden.<br />

Als reale <strong>Quellen</strong> kamen hier wieder die ELAC - Lautsprecher aus dem<br />

Vorversuch zur Verwendung, die wegen der kle<strong>in</strong>en Abmessungen als Kugelquellen<br />

angesehen werden können. Auch hier wurden für jede der sieben<br />

Entfernungen aus dem Versuch die ILDs bestimmt.<br />

Abbildung 6.8: Messung der ILDs für den ELAC - Lautsprecher.<br />

Da mit dem Kunstkopf nur der Schalldruck direkt am Ohr des Kopfes<br />

gemessen werden kann, müssen die Pegelunterschiede daraus erst berechnet<br />

werden. Dafür wurden die gemessenen Ohrsignale FFT gewandelt und deren<br />

Pegel subtrahiert. Dafür wurde eigens e<strong>in</strong>e MATLAB - Rout<strong>in</strong>e geschrieben,<br />

welche sich ebenfalls auf der Labor - CD bef<strong>in</strong>det.<br />

Ergebnisse<br />

Die Ergebnisse der oben beschriebenen Messungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Bild 6.9 für den<br />

für die Distanzwahrnehmung relevanten Frequenzbereich dargestellt. Man<br />

kann deutlich sehen, dass sich deren Verlauf für reale <strong>Quellen</strong> und virtuelle<br />

<strong>Quellen</strong> wesentlich unterscheidet. Bei realen <strong>Quellen</strong> (Bild 6.9 oben) ist<br />

zu erkennen, dass die Pegelunterschiede mit zunehmender Annäherung der<br />

Quelle an den Kopf über den kompletten relevanten Frequenzbereich größer<br />

werden. Wird der Abstand der Quelle größer als e<strong>in</strong> Meter ist kaum mehr


KAPITEL 6. HAUPTVERSUCHE 49<br />

Abbildung 6.9: Ergebnisse der ILD Messung: Oben dargestellt die ermittelten<br />

ILDs für die Realquelle (ELAC - Lautsprecher), darunter die ILDs für<br />

virtuelle <strong>Quellen</strong> bei <strong>Wellenfeldsynthese</strong>.<br />

e<strong>in</strong> Unterschied <strong>in</strong> den ILDs zu erkennen. Dies ist zu erklären mit der Abschattung<br />

des Kopfs und dem 1 r<br />

- Gesetz, und deckt sich sehr genau mit den<br />

Ergebnissen von Brungart ([6]).<br />

Anders h<strong>in</strong>gegen sehen die Pegelunterschiede bei <strong>Wellenfeldsynthese</strong> aus<br />

(Bild 6.9 unten). Diese zeigen ke<strong>in</strong>en relevanten Unterschied <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

von den Entfernungen der virtuellen <strong>Quellen</strong>.<br />

Aufgrund dieser Messungen lässt sich der Verdacht äußern, dass <strong>Wellenfeldsynthese</strong><br />

nicht <strong>in</strong> der Lage ist e<strong>in</strong> Schallfeld so zu synthetisieren, dass die<br />

<strong>in</strong>terauralen Pegelunterschiede der virtuellen <strong>Quellen</strong> denen von realen <strong>Quellen</strong><br />

entsprechen. Somit kann es auch nicht möglich se<strong>in</strong>, <strong>Quellen</strong> im Nahfeld<br />

besser zu lokalisieren als das mit bisher bekannten Wiedergabetechniken,<br />

die ebenfalls ke<strong>in</strong> reales Schallfeld, und somit ke<strong>in</strong>e richtigen ILDs erzeugen<br />

können, möglich ist. Gewissheit über die Richtigkeit dieser Hypothese soll<br />

der folgende Hörversuch br<strong>in</strong>gen.<br />

6.1.5 Hörversuch Distanzwahrnehmung<br />

Um die eben aufgestellte Hypothese zu verifizieren, wurde e<strong>in</strong> Hörversuch<br />

mit mehreren Personen durchgeführt. Der Aufbau dieses Hörversuchs wurde<br />

bereits teilweise beschrieben, es soll hier noch auf die fehlenden Details


KAPITEL 6. HAUPTVERSUCHE 50<br />

e<strong>in</strong>gegangen werden.<br />

Das ”<br />

conflict<strong>in</strong>g cues“ Konzept<br />

Um die Entfernungsschätzungen, die aufgrund der Pegeldifferenzen an den<br />

beiden Ohren auftritt, speziell betrachten zu können, wäre es notwendig alle<br />

anderen Schallfeldparameter, die zu Distanzwahrnehmungen führen, zu<br />

elim<strong>in</strong>ieren. Um das für den Schallpegel zu bewerkstelligen wäre die e<strong>in</strong>fachste<br />

Methode die, den Pegel an der Abhörposition für alle Entfernungen<br />

auf e<strong>in</strong>en konstanten Wert zu setzen. Damit würde die Distanzschätzung<br />

aufgrund des Pegels für die Hörversuchsteilnehmer unmöglich werden. Außerdem<br />

wäre diese Art des Hörens extrem unnatürlich, was zu für die Praxis<br />

irrelevanten Ergebnissen führt.<br />

In diesem Versuch soll allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> anderer Ansatz verfolgt werden. Der<br />

Versuch wurde mit sogenannten ”<br />

conflict<strong>in</strong>g cues“ durchgeführt, was soviel<br />

heißt wie zwei Eigenschaften des Schallfeldes, die zu e<strong>in</strong>er Distanzschätzung<br />

führen, widersprechen sich gegenseitig. Hier bedeutet dies nichts anderes als<br />

e<strong>in</strong>e nähere Schallquelle kann durchaus auch leiser se<strong>in</strong> als e<strong>in</strong>e Schallquelle<br />

die weiter entfernt ist. Die Pegelunterschiede an den Ohren entsprechen<br />

allerd<strong>in</strong>gs immer noch denen e<strong>in</strong>er nahen Quelle. Dadurch wird es möglich<br />

während e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zigen Hörversuchs quasi zwei Versuche gleichzeitig durchzuführen.<br />

Es werden e<strong>in</strong>fach Schallquellen <strong>in</strong> bestimmten Entfernungen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Versuchsteil mit dem der Entfernung entsprechenden Pegel wiedergegeben.<br />

In e<strong>in</strong>em anderen Teil steht die Quelle zwar am gleichen Ort, der<br />

Wiedergabepegel ist allerd<strong>in</strong>gs der e<strong>in</strong>er anderst positionierten Schallquelle.<br />

Die Auswertung der Schätzung der richtig wiedergegebenen Quelle kann nun<br />

seperat zur anderen Auswertung erfolgen.<br />

Grund soll folgender se<strong>in</strong>: Bei realen Schallquellen s<strong>in</strong>d auf alle Fälle b<strong>in</strong>aurale<br />

Unterschiede vorhanden. Es sollte also trotz falschem Pegel möglich<br />

se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e richtige Distanzschätzung (zum<strong>in</strong>dest im Nahfeld) abzugeben. Bei<br />

virtuellen <strong>Quellen</strong> liegt der Verdacht nahe, dass ke<strong>in</strong>e auswertbaren ILDs<br />

vorliegen, damit kann e<strong>in</strong>e Schätzung der Distanz bei diesem Versuchsaufbau<br />

nur aufgrund des Absolutpegels erfolgen. Ist dieser Pegel falsch, so ist<br />

auch die geschätzte Distanz falsch.<br />

Versuchsteilnehmer<br />

Da, wie sich herausgestellt hat, das Distanzhören im reflexionsarmen Raum<br />

sehr schwierig ist, kamen als Versuchsteilnehmer nur solche mit e<strong>in</strong>iger Erfahrung<br />

bei Hörversuchen <strong>in</strong> Frage. Es wurden deshalb acht Personen, alle<br />

Mitarbeiter des IRTs, ausgewählt, die Erfahrung bei Hörversuchen mitbrachten.<br />

E<strong>in</strong>e der Personen war der Autor dieser Arbeit selbst, e<strong>in</strong>e weitere wußte<br />

über den Versuch näher bescheid.<br />

Da, wie bereits erwähnt, das Distanzhören als schwierig anzusehen ist,


KAPITEL 6. HAUPTVERSUCHE 51<br />

wurde für jeden Teilnehmer vor Beg<strong>in</strong>n des eigentlichen Versuchs e<strong>in</strong>e Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gssession<br />

durchgeführt. Ohne diese wären die Versuchspersonen verleitet<br />

Distanz nur anhand des Wiedergabepegels zu schätzen, d.h. sie würden automatisch<br />

laute Signale nahe und leise Signale als fern beurteilen. Das ist <strong>in</strong><br />

diesem Versuch, wo ja die Distanz anhand von ILDs geschätzt werden soll,<br />

allerd<strong>in</strong>gs unerwünscht.<br />

Für das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g wurden drei Lautsprecher <strong>in</strong> verschiedenen Abständen<br />

(50 cm, 80 cm und 110 cm) sichtbar für die Person auf deren l<strong>in</strong>ker Seite<br />

aufgestellt (Bild 6.1). Mittels Tastatur konnte der Teilnehmer dann über<br />

e<strong>in</strong> eigens geschriebenes Programm den Wiedergabelautsprecher auswählen,<br />

wobei der Pegel der Wiedergabe zufällig vom Programm bestimmt wurde.<br />

Das Programm machte sich hierfür wiederum die Open-Source-Software<br />

BruteFIR ([16]) zu nutze. Durch die zufällige Auswahl des Pegels bot die<br />

Lautstärke für die Versuchspersonen nun ke<strong>in</strong>e Rückschlußmöglichkeit mehr<br />

auf die Entfernung, wodurch sie gezwungen waren, auf andere Eigenheiten<br />

des Signals (z.B. ILDs), die auf die (bekannte) Entfernung rückschließen<br />

liesen, zu hören. Als Tonmaterial fand e<strong>in</strong>e CD der Firma Denon ([9])<br />

Abbildung 6.10: Die drei Übungslautsprecher l<strong>in</strong>ks zur Versuchsperson.<br />

mit unverhallten Orchesteraufnahmen Verwendung. Damit konnte ausgeschlossen<br />

werden, dass e<strong>in</strong> künstlicher Hall auf der Aufnahme zu e<strong>in</strong>er Distanzschätzung<br />

führte. Die Länge der Übungssession wurde vom Teilnehmer<br />

selbst bestimmt, und bewegte sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bereich zwischen 2 und 5 M<strong>in</strong>uten.<br />

Gaben die Teilnehmer an, mit dem Distanzhören e<strong>in</strong>igermaßen vertraut<br />

zu se<strong>in</strong>, wurde mit dem eigentlichen Versuch begonnen.


KAPITEL 6. HAUPTVERSUCHE 52<br />

” non conflict<strong>in</strong>g cues“ Schallquellenentfernung conflict<strong>in</strong>g cues“<br />

”<br />

52.86 dB 190 cm 57.88 dB<br />

55.44 dB 150 cm 69.17 dB<br />

57.88 dB 110 cm 65.44 dB<br />

60.00 dB 85 cm 55.44 dB<br />

61.97 dB 65 cm 52.86 dB<br />

65.44 dB 45 cm 61.97 dB<br />

69.17 dB 25 cm 60.00 dB<br />

Tabelle 6.1: Wiedergabepegel beim WFS - Versuch.<br />

Stimulus<br />

Als Stimulus wurde auch hier wieder das selbe Signal (Abbildung 5.3) wie<br />

im Vorversuch verwendet (Rosa - Rausch - Impulse). Allerd<strong>in</strong>gs wurde die<br />

Anzahl von vier auf sechs Impulse erhöht, um den Teilnehmern mehr Zeit zu<br />

geben die Entfernungen zu schätzen. Der Wiedergabepegel wurde, für den<br />

Versuch mit non conflict<strong>in</strong>g cues“ so gewählt, dass bei e<strong>in</strong>er Schallquellenentfernung<br />

von 85 cm der Pegel an der Abhörposition 60 dB(A) betrug.<br />

”<br />

Um die Pegel beim Versuch mit den “conflict<strong>in</strong>g cues“ zu erhalten, wurden<br />

e<strong>in</strong>fach die korrekten Wiedergabepegel nach e<strong>in</strong>em fixen Schema vertauscht.<br />

Die Pegel an der Abhörposition können Tabelle 6.1 entnommen werden.<br />

Die Ermittlung dieser Pegel ist im Vorfeld zum Versuch erfolgt. Es wurde<br />

e<strong>in</strong>fach die Impulsantwort e<strong>in</strong>es ELAC - Lautsprechers, wie er im IRT<br />

Kreisarray Verwendung f<strong>in</strong>det, <strong>in</strong> den oben angegebenen Entfernungen im<br />

raR gemessen. Aus dem Spektrum dieser Impulsantworten wurden dann die<br />

Pegel durch Mittelwertbildung ( root mean square“) über alle Frequenzen<br />

”<br />

bestimmt. E<strong>in</strong> Vergleich mit den theoretischen Werten ( 1 r<br />

- Gesetz) ergab<br />

e<strong>in</strong>e sehr gute Übere<strong>in</strong>stimmung.<br />

Ablauf des Versuchs<br />

Vor Beg<strong>in</strong>n des Versuchs wurde den Teilnehmern e<strong>in</strong> Zettel mit der Beschreibung<br />

des Versuchs ausgehändigt (zu f<strong>in</strong>den im Anhang A). Nachdem<br />

sie diesen gelesen und auch verstanden hatten konnte mit der Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gssession<br />

im raR begonnen werden. Diese wurde solange durchgeführt, bis die<br />

Versuchsteilnehmer verstanden hatten auf was sie beim Versuch zu achten<br />

hatten. Es folgte e<strong>in</strong> kurzer Umbau (e<strong>in</strong> Verstärker mußten von den Übungslautsprechern<br />

auf das Array gesteckt werden) und anschließend der Beg<strong>in</strong>n<br />

des eigentlichen Hörtests, dessen Ablauf sich ziemlich mit dem des Vorversuchs<br />

deckte. Die Teilnehmer bekamen das Testsignal h<strong>in</strong>ter dem Vorhang zu<br />

hören und stellten anschließend den variablen Lautsprecher auf der Seilbahn<br />

auf die Entfernung die sie wahrgenommen hatten. Diese Entfernung wurde<br />

dann vom Versuchsleiter notiert, und es konnte unmittelbar der nächste


KAPITEL 6. HAUPTVERSUCHE 53<br />

Durchgang folgen. Es waren auf diese Weise 43 Entfernungen von der jeweiligen<br />

Versuchsperson zu bewerten, wobei die ersten sieben für alle Personen<br />

die selbe Abfolge hatten, und nicht <strong>in</strong> der Auswertung berücksichtigt wurden.<br />

Damit hatten die Teilnehmer Zeit sich an das ganze Anzeigesystem zu<br />

gewöhnen. Drei der sieben Entfernungen (45 cm, 85 cm und 150 cm) wurden<br />

achtmal abgefragt, die restlichen vier Distanzen je dreimal. Damit konnten<br />

auch die Unsicherheiten der e<strong>in</strong>zelnen Teilnehmer näher betrachtet werden.<br />

Der gesamte Versuch (mit Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g) wurde mit jeder Versuchsperson<br />

zweimal an verschiedenen Tagen durchgeführt, um mehr Daten für die Auswertung<br />

zu bekommen. Die Dauer e<strong>in</strong>es Versuchsdurchlaufes mitsamt Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

belief sich auf zirka 25 M<strong>in</strong>uten. Während des gesamten Versuchs wurden<br />

wiederum ke<strong>in</strong>e Rückmeldungen an die Teilnehmer gegeben.


KAPITEL 6. HAUPTVERSUCHE 54<br />

6.2 Versuch 2: Lautsprecherwiedergabe<br />

Da die Distanzwahrnehmung der virtuell mit WFS erzeugten <strong>Quellen</strong> nur<br />

möglich ist, wenn der Pegel der Quelle mit der entsprechenden Entfernung<br />

korreliert, muß nun bewiesen werden, dass das für reale <strong>Quellen</strong> nicht der<br />

Fall ist. Der erste Beweis hierfür ist zwar schon durch Brungart ([8]) erfolgt,<br />

da dessen Ergebnisse aber unter völlig anderen Bed<strong>in</strong>gungen entstanden<br />

s<strong>in</strong>d, wird der Versuch hier <strong>in</strong> etwas anderer Form noche<strong>in</strong>mal wiederholt.<br />

Dadurch ist gewährleistet, dass die Ergebnisse aus diesem, und die aus dem<br />

vorherigen Versuch direkt mite<strong>in</strong>ander verglichen werden können, wodurch<br />

es erst möglich wird e<strong>in</strong>deutige Schlüsse zu ziehen.<br />

6.2.1 Versuchsaufbau<br />

Mechanischer Aufbau<br />

Der gesamte Hörversuch fand wie bereits der <strong>Wellenfeldsynthese</strong>versuch im<br />

raR des IRT statt. Das Hauptproblem beim Aufbau war der Boden <strong>in</strong> diesem<br />

Raum, da dieser nur aus e<strong>in</strong>em Drahtnetz besteht, und es somit unmöglich<br />

ist die Lautsprecher (ELAC Typ 301, wie im Vorversuch) auf Ständern zu<br />

platzieren. Auch das Auflegen e<strong>in</strong>er Holzplatte im Raum mußte vermieden<br />

werden, da diese für die Distanzwahrnehmung störende Reflexionen zur Folge<br />

haben könnte. Aus diesem Grund wurde e<strong>in</strong> Aufbau gewählt, wie er <strong>in</strong><br />

Bild 6.11 zu sehen ist.<br />

Decke<br />

Seil<br />

200 cm<br />

Seile<br />

Hörer<br />

Seil<br />

Ständer<br />

25 cm<br />

Seil<br />

Boden<br />

Abbildung 6.11: Schema des mechanischen Aufbaus für den Lautsprecherversuch.<br />

Die Lautsprecher hängen mittels Seilen von der Decke. Ihre Distanz<br />

kann durch ziehen am h<strong>in</strong>teren Seil verändert werden.<br />

E<strong>in</strong> Rahmen mit drei Lautsprechern wurde mit Seilen an der Decke be-


KAPITEL 6. HAUPTVERSUCHE 55<br />

festigt, sodass dieser frei über dem Boden h<strong>in</strong>g. Das ganze wurde so e<strong>in</strong>gerichtet,<br />

dass im senkrecht hängenden Zustand der Abstand zwischen Hörer<br />

und Lautsprecher 25 cm betrug. Durch e<strong>in</strong> weiteres Seil konnte nun die ganze<br />

Anordnung nach h<strong>in</strong>ten Richtung Ständer gezogen werden, womit sich<br />

die Schallquellendistanz e<strong>in</strong>stellen ließ. An diesem Seil waren Markierungen<br />

angebracht, aufgrund derer der Versuchsleiter <strong>in</strong> der Lage war die richtige<br />

Distanz e<strong>in</strong>zustellen. Die Entfernungen, die im Versuch e<strong>in</strong>gestellt wurden,<br />

waren die selben wie im ersten Hauptversuch (Abbildung 6.5). Der Ständer<br />

diente dabei als fixer Referenzpunkt im Raum. Durch diese Anordnung war<br />

es auch möglich die Distanz geräuschlos zu verstellen, womit der Versuchsperson<br />

ke<strong>in</strong>e zusätzlichen Cues zur Bewertung der Entfernung zur Verfügung<br />

standen.<br />

Da durch das nach h<strong>in</strong>ten ziehen auch die Höhe der Lautsprecher verändert<br />

wurde, war der E<strong>in</strong>satz von drei Lautsprechern notwendig. Je nachdem wie<br />

weit die ganze Anordnung nach h<strong>in</strong>ten gezogen wurde, wurde der Lautsprecher,<br />

der das Signal wiedergab, ausgewählt. Dadurch war gewährleistet,<br />

dass die Versuchsteilnehmer das Hörereignis immer <strong>in</strong> zirka der selben Höhe<br />

wahrnahmen.<br />

Der restliche mechanische Aufbau war identisch mit dem beim ersten<br />

Hauptversuch. Die Teilnehmer saßen wieder vor e<strong>in</strong>em akustisch transparenten<br />

Vorhang, und auch die Anzeigenmethode mittels beweglichem Lautsprecher<br />

blieb die gleiche. Das hatte den Vorteil, dass für die Teilnehmer der<br />

Versuch defakto gleich blieb, sie also nicht neu e<strong>in</strong>gelernt werden mußten.<br />

Auch das System und die Methode des Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs für die Versuchspersonen<br />

war identisch mit der aus dem ersten Hauptversuch.<br />

Abbildung 6.12: Der mechanische Aufbau im reflexionsarmen Raum.<br />

Ansteuerung der Wiedergabelautsprecher<br />

Entsprechend der ger<strong>in</strong>geren Zahl der Lautsprecher bei diesem Versuch gestaltete<br />

sich auch die Ansteuerung des ganzen Systems e<strong>in</strong>facher. Bild 6.13


KAPITEL 6. HAUPTVERSUCHE 56<br />

zeigt diesen Aufbau. Da jetzt nur noch sechs Lautsprecher (drei zur Übung,<br />

Übungslautsprecher<br />

CD - Player<br />

RME A/D - Wandler<br />

Sonamp Verstärker<br />

(12 Kanäle)<br />

Wiedergabelautsprecher<br />

Swissonic D/A - Wandler<br />

(8 Kanäle)<br />

Wiedergabe- und<br />

Steuerungs - PC<br />

Abbildung 6.13: Signallaufplan für den zweiten Hauptversuch.<br />

drei für den eigentlichen Versuch) anzusteuern waren, genügte die Verwendung<br />

e<strong>in</strong>es achtkanaligen D/A - Wandlers und e<strong>in</strong>es Zwölfkanalverstärkers<br />

gleicher Bauart wie im ersten Hauptversuch. Das lästige Umschalten zwischen<br />

der Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gssession und dem eigentlichen Versuch konnte somit entfallen.<br />

Die Signale für das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g kamen wie bereits vorher von e<strong>in</strong>er CD<br />

([9]), die für den eigentlichen Versuch von der Festplatte des Rechners. <strong>Zur</strong><br />

Wiedergabe wurde wieder die Software BruteFIR ([16]) verwendet, da die<br />

Signale vor der Wiedergabe mit speziellen Filtern gefaltet wurden. Diese<br />

Filter waren dazu da, die Frequenzgänge der Wiedergabelautsprecher zu<br />

l<strong>in</strong>earisieren.<br />

6.2.2 Hörversuch Distanzwahrnehmung<br />

Versuchsteilnehmer<br />

Am Versuch nahmen 11 Personen (9 männlich, 2 weiblich), im Alter zwischen<br />

22 und 59 Jahren teil, die alle über e<strong>in</strong> ungeschädigtes Gehör verfügten. Alle<br />

Personen bis auf e<strong>in</strong>e hatten bereits e<strong>in</strong>ige Erfahrung bei anderen Hörversuchen<br />

gesammelt. Sieben Personen hatten zusätzlich den ersten Hauptversuch<br />

absolviert, womit deren Daten direkt verglichen werden können. E<strong>in</strong><br />

Versuchsteilnehmer war der Autor dieser Arbeit, e<strong>in</strong>e andere Person war mit<br />

den Eigenheiten des Versuchs näher vertraut.<br />

Stimulus<br />

Als Stimulus wurde auch hier wieder die aus dem ersten Hauptversuch bekannte<br />

Sequenz verwendet. Diese bestand wiederum aus sechs Impulsen Rosa<br />

- Rauschen.


KAPITEL 6. HAUPTVERSUCHE 57<br />

Ablauf des Versuchs<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n des Versuchs wurde die Versuchsperson <strong>in</strong> den Raum geführt und<br />

mit dem Versuch vertraut gemacht. Dazu wurde, wenn dieser nicht schon<br />

bekannt war, wieder der Text aus dem ersten Hauptversuch verwendet (zu<br />

f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Anhang A). Danach folgte die Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gssession, an deren Verlauf<br />

sich ebenfalls nichts verändert hatte. Waren die Teilnehmer mit dem Distanzhören<br />

etwas vertraut, begann der eigentliche Versuch. Dazu wurde von<br />

e<strong>in</strong>em Versuchsleiter die Lautsprecher mittels den angebrachten Seilen <strong>in</strong> die<br />

entsprechende Position (wurde von e<strong>in</strong>em Bildschirm abgelesen) gebracht,<br />

und mittels Tastatur der Stimulus wiedergegeben. Anschließend brachte die<br />

Versuchsperson den beweglichen Lautsprecher auf der Seilbahn <strong>in</strong> die Position,<br />

<strong>in</strong> der sie die gehörte Quelle vermutete. Von e<strong>in</strong>er zweiten Person vor<br />

dem Vorhang konnte nun diese Entfernung notiert werden, worauf dann der<br />

nächste Versuchsdurchgang folgte.<br />

Es wurden wie bereits beim ersten Hauptversuch 43 Entfernungen abgefragt,<br />

wobei wiederum die selben drei Distanzen öfter (achtmal statt dreimal)<br />

zu schätzen waren. Die ersten sieben Schätzungen waren, wie auch<br />

im ersten Versuch, für alle Teilnehmer gleich und wurden wiederum nicht<br />

bewertet.<br />

Auch hier wurde der gesamte Versuch mit jeder Person zweimal an verschiedenen<br />

Tagen durchgeführt, um e<strong>in</strong>e ausreichende Anzahl an Ergebnissen<br />

zu erhalten.


KAPITEL 6. HAUPTVERSUCHE 58<br />

6.3 Ergebnisse<br />

Die Auswertung der Hörversuche umfasst im Groben drei Teile. Zum Ersten<br />

wurden die Distanzschätzungen der e<strong>in</strong>zelnen Teilnehmer näher betrachtet,<br />

wobei hier zwischen ”<br />

conflict<strong>in</strong>g cues“ und ”<br />

not conflict<strong>in</strong>g cues“ unterschieden<br />

wurde. Anschließend wurden getrennt nach Wiedergabearten die Korrelationen<br />

zwischen geschätzten, tatsächlichen Entfernungen und Pegeln für<br />

die e<strong>in</strong>zelnen Teilnehmer verglichen. Abschließend folgt dann noch e<strong>in</strong>e Analyse<br />

der Unsicherheiten für die e<strong>in</strong>zelnen Versuchspersonen.<br />

6.3.1 Distanzschätzungen für ”<br />

conflict<strong>in</strong>g cues“<br />

Bild 6.14 zeigt die Mittelwerte der Distanzschätzungen für alle Teilnehmer.<br />

Die blauen Querbalken geben die Häufigkeiten der e<strong>in</strong>zelnen Antworten der<br />

Abbildung 6.14: Geschätzte Entfernungen bei ”<br />

conflict<strong>in</strong>g cues“: Mittelwerte<br />

über alle Teilnehmer mit 95% - Konfidenz<strong>in</strong>tervallen für Lautsprecherwiedergabe<br />

(l<strong>in</strong>ks) und WFS (rechts). Die blauen Querbalken geben die Häufigkeiten<br />

der Antworten an.<br />

Versuchspersonen wieder, durch die roten L<strong>in</strong>ien s<strong>in</strong>d Mittelwerte und 95%<br />

- Konfidenzbereiche angezeigt. Bei Lautsprecherwiedergabe (l<strong>in</strong>ks) ist hier<br />

e<strong>in</strong> deutlich ansteigender Verlauf für Entfernungen bis 85 cm zu erkennen,<br />

was bei WFS nicht der Fall ist. Außerdem werden diese nahen Distanzen<br />

bei WFS deutlich mehr überschätzt. Das kann als H<strong>in</strong>weis gesehen werden<br />

für das nicht vorhanden se<strong>in</strong> von b<strong>in</strong>auralen Pegelunterschieden bei WFS.<br />

Weiter untermaueren lässt sich dieser Verdacht bei Betrachtung der Korrelationen<br />

für die e<strong>in</strong>zelnen Wiedergabeverfahren, welche <strong>in</strong> den Graphen<br />

e<strong>in</strong>mal durch die Zahl <strong>in</strong> runden (Korrelation wahrgenommene - tatsächliche<br />

Entfernung) und <strong>in</strong> eckigen Klammern (Korrelation geschätzte Entfer-


KAPITEL 6. HAUPTVERSUCHE 59<br />

nung - Pegel) dargestellt wird. Man kann sehen, dass für WFS nahezu ke<strong>in</strong>e<br />

Korrelation mit der tatsächlichen Entfernung besteht, sehr wohl aber e<strong>in</strong>e<br />

hochsignifikante (Signifikanzniveau 1%) für den Pegel. Für Lautsprecherwiedergabe<br />

besteht sehr wohl e<strong>in</strong> mit 5% signifikanter Zusammenhang zwischen<br />

tatsächlicher und geschätzter Entfernung, die Korrelation mit dem Pegel ist<br />

jedoch relativ kle<strong>in</strong>. Das kann als weiterer H<strong>in</strong>weis für b<strong>in</strong>aurale Pegelunterschiede<br />

bei realen <strong>Quellen</strong> gedeutet werden.<br />

Der Verlauf des Mittelwertes für größere Entfernungen (r > 85 cm) ist<br />

für beide Wiedergabeverfahren nahezu identisch. Erklärung hierfür ist, dass<br />

bei diesen Entfernungen das Gehör nur noch die Lautstärke der Signale zur<br />

Entfernungsschätzung verwendet, und dieser für beide Versuche gleich ist.<br />

Außerdem werden die größeren Distanzen im Gegensatz zu den nahen von<br />

allen unterschätzt.<br />

Diese eben beschriebenen Tendenzen lassen sich für nahezu alle Versuchsteilnehmer<br />

<strong>in</strong> gleicher Weise beobachten. Die Darstellungen der Versuchsergebnisse<br />

für die e<strong>in</strong>zelnen Personen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Anhang D zu f<strong>in</strong>den. Dort s<strong>in</strong>d<br />

allerd<strong>in</strong>gs nicht wie oben die Konfidenzbereiche, sondern die Standardabweichungen<br />

e<strong>in</strong>gezeichnet.<br />

6.3.2 Distanzschätzungen für ”<br />

not conflict<strong>in</strong>g cues“<br />

Der Verlauf der Mittelwerte und 95% - Konfidenz<strong>in</strong>tervalle bei korrekter<br />

(d.h. zur Entfernung passender) Lautstärke zeigt Bild 6.15 wiederum für<br />

alle Versuchsteilnehmer. Auch hier zeigen die blauen Querbalken wieder die<br />

endsprechenden Häufigkeiten der Antworten der Teilnehmer an. Es fällt auf,<br />

dass auch hier wieder die kurzen Distanzen (r < 110 cm) überschätzt werden,<br />

wobei diese Überschätzung bei WFS wesentlich größer ist. Die größeren<br />

Entfernungen werden im Mittel von den Teilnehmern unterschätzt.<br />

Die Steigung der Mittelwerte für Distanzen kle<strong>in</strong>er 85 cm ist bei Lautsprecherwiedergabe<br />

größer, und näher an 45 ◦ wie die bei WFS. Dafür verantwortlich<br />

kann wieder das Vorhandense<strong>in</strong> von ILDs bei Lautsprecherwiedergabe<br />

se<strong>in</strong>, was vom Gehirn zusätzlich zur Abschätzung der Distanz herangezogen<br />

werden kann. Das erklärt auch, dass dieser Anstieg nur bei kle<strong>in</strong>en<br />

Entfernungen korrekt ist, da dort die b<strong>in</strong>auralen Pegelunterschiede am<br />

stärksten vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />

Die 95% - Konfidenz<strong>in</strong>tervalle s<strong>in</strong>d, wie auch schon bei den ”<br />

conflict<strong>in</strong>g<br />

cues“ für Lautsprecherwiedergabe und WFS nahezu identisch. Der Korrelationskoeffizient<br />

zeigt hier für beide Wiedergabeformen e<strong>in</strong>en ausgeprägten<br />

Zusammenhang zwischen tatsächlichen und geschätzten Entfernungen an.<br />

Anhang D zeigt wiederum die Ergebnisse aller Teilnehmer für WFS und<br />

Lautsprecherwiedergabe. Auch hier s<strong>in</strong>d wieder Mittelwerte mit Standardabweichungen<br />

zu sehen. Die blauen Querbalken geben erneut die Häufigkeiten<br />

e<strong>in</strong>zelner Antworten an.


KAPITEL 6. HAUPTVERSUCHE 60<br />

Abbildung 6.15: Geschätzte Entfernungen bei ”<br />

not conflic<strong>in</strong>g cues“: Mittelwerte<br />

über alle Teilnehmer mit 95% - Konfidenz<strong>in</strong>tervallen für Lautsprecherwiedergabe<br />

(l<strong>in</strong>ks) und WFS (rechts). Die blauen Querbalken geben die<br />

Häufigkeiten der Antworten an.<br />

6.3.3 Korrelationen<br />

Nachdem nun ausführlich über die Korrelationen der Mittelwerte der Versuchsergebnisse<br />

gesprochen wurde, sollen die Korrelationen nun für die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Teilnehmer gegenübergestellt werden. Diese Gegenüberstellung für<br />

Lautsprecherwiedergabe zeigt Abbildung 6.16. Zu sehen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieser Graphik<br />

drei Korrelationen, nämlich jeweils der Zusammenhang tatsächliche -<br />

geschätzte Entfernung für ”<br />

conflict<strong>in</strong>g cues“ und ”<br />

not conflict<strong>in</strong>g cues“ und<br />

die Abhängigkeit zwischen geschätzter Entfernung und Pegel. Die Korrelation<br />

mit dem Pegel ist nur für ”<br />

conflict<strong>in</strong>g cues“ s<strong>in</strong>nvoll, da die Spearman<br />

- Korrelation per Def<strong>in</strong>ition bei ”<br />

not conflict<strong>in</strong>g cues“ die selben Ergebnisse<br />

liefert wie die Korrelation tatsächliche mit geschätzter Entfernung.<br />

Zusätzlich dargestellt s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Bild 6.16 zwei schwarze L<strong>in</strong>ien, wobei die<br />

Punktierte die Grenze des 1% - Signifikanzniveaus darstellt, die Strichpunktierte<br />

die des 5% Niveaus. Die Lage der L<strong>in</strong>ien wurde aus e<strong>in</strong>er Tabelle aus<br />

[14] entnommen.<br />

Wie zu sehen ist, korreliert das Ergebnis aller Teilnehmer bei der Entfernung<br />

entsprechendem Wiedergabepegel mit e<strong>in</strong>er Signifikanz von m<strong>in</strong>destens<br />

1%. Wie zu erwarten wird diese Korrelation für ”<br />

conflict<strong>in</strong>g cues“ kle<strong>in</strong>er,<br />

bleibt aber trotzdem für die meisten Teilnehmer, und auch für den Mittelwert<br />

hoch (Signifikanz > 5%). E<strong>in</strong>zig die Korrelation des Pegels ist für alle<br />

bis auf e<strong>in</strong>en Teilnehmer unter der 5% Signifikanzgrenze. Es kann somit davon<br />

ausgegangen werden, dass dieser hier für das Gehirn zur Abschätzung<br />

der Distanz e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle spielt.


KAPITEL 6. HAUPTVERSUCHE 61<br />

Abbildung 6.16: Korrelationen bei realen Schallquellen (Lautsprecher) für<br />

alle Teilnehmer und den Mittelwert (MW). Zusätzlich e<strong>in</strong>gezeichnet s<strong>in</strong>d<br />

die 1% - und 5% - Signifikanzniveaus.<br />

Anders verhalten sich diese Koeffizienten bei WFS, wie es Bild 6.17 zeigt.<br />

Auch hier s<strong>in</strong>d zwar die Korrelationen für not conflict<strong>in</strong>g cues“ hoch, allerd<strong>in</strong>gs<br />

s<strong>in</strong>d hier für die meisten Versuchspersonen die Pegel das, was sie<br />

”<br />

zur Entfernungsschätzung verwenden. Das kann aus den hohen Korrelationen<br />

des Pegels abgeleitet werden. Da per Def<strong>in</strong>ition diese Pegel aber bei<br />

conflict<strong>in</strong>g cues“ nicht zu den wiedergegebenen Entfernungen passen, werden<br />

die Distanzen entsprechend falsch geschätzt, was hier zu den niederen<br />

”<br />

Korrelationen führt.<br />

Diese Verteilungen der Korrelationen <strong>in</strong> allen Versuchsteilen führt wieder<br />

zum bereits getätigten Schluß: Bei <strong>Wellenfeldsynthese</strong> s<strong>in</strong>d es e<strong>in</strong>zig und alle<strong>in</strong><br />

die Pegel, welche e<strong>in</strong>en Rückschluß auf die Entfernungen zulassen. S<strong>in</strong>d<br />

diese falsch, so werden auch die Distanzen falsch e<strong>in</strong>geschätzt. Wird allerd<strong>in</strong>gs<br />

e<strong>in</strong>e reale Schallquelle wiedergegeben, so kann, zum<strong>in</strong>dest für kle<strong>in</strong>e<br />

Entfernungen, die Distanz trotz falscher Pegel richtig geschätzt werden.<br />

Zusätzlich untermauert kann dies durch Bild 6.18 werden. Hier s<strong>in</strong>d<br />

die Mittelwerte über alle Teilnehmer für WFS über den entsprechenden<br />

Abhörpegeln aufgetragen. Wie man sieht ergibt sich sowohl für conflict<strong>in</strong>g<br />

cues“ als auch für not conflict<strong>in</strong>g cues“ e<strong>in</strong> nahezu l<strong>in</strong>earer Verlauf der ”<br />


KAPITEL 6. HAUPTVERSUCHE 62<br />

Abbildung 6.17: Korrelationen bei WFS für alle Teilnehmer und den Mittelwert<br />

(MW). Zusätzlich e<strong>in</strong>gezeichnet s<strong>in</strong>d die 1% - und 5% - Signifikanzniveaus.<br />

140<br />

120<br />

wahrgenommene Entfernung [cm]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

not conflict<strong>in</strong>g<br />

conflict<strong>in</strong>g<br />

20<br />

0<br />

69,17 65,44 61,97 60 57,88 55,44 52,86<br />

Abhörpegel [dB]<br />

Abbildung 6.18: Wahrgenommene Entfernungen über den Pegeln für WFS.


KAPITEL 6. HAUPTVERSUCHE 63<br />

Funktionen, was wiederum e<strong>in</strong>e Abhängigkeit vom Pegel, nicht aber von der<br />

tatsächlichen Entfernung bedeutet.<br />

6.3.4 Unsicherheiten<br />

Sieben Versuchspersonen haben an allen Hörversuchen teilgenommen, deren<br />

Daten können also direkt verglichen werden. Es soll an dieser Stelle<br />

allerd<strong>in</strong>gs nur e<strong>in</strong> Bild der Mittelwerte und Standardabweichungen gemittelt<br />

über eben diese Personen gezeigt werden. Die Ergebnisse der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Personen s<strong>in</strong>d im Anhang E zu f<strong>in</strong>den. Bild 6.19 zeigt die Mittelwerte (l<strong>in</strong>ks)<br />

Abbildung 6.19: Mittelwerte und Standardabweichungen im Vergleich. Mittelwerte<br />

über sieben Personen die an allen Hörversuchen teilgenommen haben.<br />

und Standardabweichungen (rechts) für die Entfernungen 45 cm, 85 cm und<br />

150 cm. Das s<strong>in</strong>d die Entfernungen die <strong>in</strong> den Hörversuchen von den Teilnehmern<br />

öfter (achtmal statt dreimal) abgefragt wurden, um e<strong>in</strong>en Rückschluß<br />

auf die Unsicherheit der Teilnehmer zu bekommen.<br />

Wie zu sehen ist, werden die großen Entfernung, wenn ”<br />

conflict<strong>in</strong>g cues“<br />

vorliegen, weiter unterschätzt, und kle<strong>in</strong>e Entfernungen weiter überschätzt<br />

als im anderen Fall. Weiters ist zu erkennen, dass bei Lautsprecherwiedergabe<br />

große Distanzen weniger unterschätzt, und kle<strong>in</strong>e weniger überschätzt<br />

werden als bei <strong>Wellenfeldsynthese</strong>. Dies führt zum naheliegenden Schluß,<br />

dass der Mensch leichter <strong>in</strong> der Lage ist reale <strong>Quellen</strong> <strong>in</strong> der Entfernung<br />

zu schätzen als virtuelle. Was den Pegel betrifft, ist es e<strong>in</strong>facher <strong>Quellen</strong><br />

zu schätzen die mit der Entfernung entsprechendem Pegel wiedergegeben<br />

werden.<br />

Die Standardabweichung zeigt zwar im Mittel mit steigender Distanz<br />

e<strong>in</strong>e Vergrößerung, das kann aber aus den Verläufen für die e<strong>in</strong>zelnen Versuchspersonen<br />

<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise so nachvollzogen werden. Auch die <strong>in</strong> Bild


KAPITEL 6. HAUPTVERSUCHE 64<br />

6.19 ersichtliche größere Unsicherheit der Lautsprecherwiedergabe kann bei<br />

Betrachtung der e<strong>in</strong>zelnen Verläufe nicht bestätigt werden. Um hier e<strong>in</strong> genaues<br />

Ergebnis zu erhalten, wäre es notwendig, dies gesondert mit e<strong>in</strong>er<br />

größeren Anzahl an Versuchspersonen zu untersuchen.


Kapitel 7<br />

Zusammenfassung<br />

Ziel der vorliegenden Arbeit war es zu untersuchen, ob durch Wiedergabe<br />

von Signalen mittels <strong>Wellenfeldsynthese</strong> e<strong>in</strong>e vergleichbare Distanzwahrnehmung<br />

wie bei realen Schallquellen zu erreichen ist. Dazu wurde untersucht,<br />

ob <strong>Wellenfeldsynthese</strong> <strong>in</strong> der Lage ist die <strong>in</strong>terauralen Pegelunterschiede<br />

(ILDs), die durch unterschiedliche Entfernungen entstehen, nachzubilden.<br />

In e<strong>in</strong>em ersten Schritt wurden deshalb im reflexionsarmen Raum des<br />

IRT die ILDs für e<strong>in</strong>e virtuelle und e<strong>in</strong>e reale Quelle gemessen, und mite<strong>in</strong>ander<br />

verglichen. Diese ersten Messungen zeigten bereits deutliche Unterschiede<br />

im relevanten Frequenzbereich unter 3000 Hz.<br />

Anschließend wurde mittels Hörversuchen im reflexionsarmen Raum überprüft,<br />

ob die Versuchsteilnehmer <strong>in</strong> der Lage waren Distanzen von Schallquellen<br />

richtig abzuschätzen. Dazu wurden ihnen sowohl mittels WFS erzeugte<br />

virtuelle <strong>Quellen</strong>, als auch Lautsprecher <strong>in</strong> verschiedenen Entfernungen<br />

vorgespielt. Die Wiedergabe der <strong>Quellen</strong> erfolgte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Versuchsteil<br />

mit den der Entfernung entsprechenden Pegeln, im anderen Teil mit falschen<br />

Wiedergabepegeln. Aufgabe der Versuchspersonen war es, den Abstand der<br />

Quelle vom Mittelpunkt ihres Kopfes zu schätzen, und diesen dann auf e<strong>in</strong>em<br />

speziellen Anzeigesystem e<strong>in</strong>zustellen. Die Funktion dieses Anzeigesystems<br />

wurde zuvor <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vorversuch überprüft und bewertet. Als Testsignal<br />

diente gepulstes Rosa - Rauschen.<br />

Wie sich aufgrund der Messungen mit anschließendem Hörversuch folgern<br />

lässt, ist <strong>Wellenfeldsynthese</strong> nicht <strong>in</strong> der Lage die <strong>in</strong>terauralen Pegelunterschiede<br />

so zu reproduzieren, dass e<strong>in</strong>e Distanzschätzung ähnlich der bei<br />

realen Schallquellen zustande kommt. Distanzschätzungen bei <strong>Wellenfeldsynthese</strong><br />

funktionieren nur, wenn dem Hörer als zusätzlicher Cue auch die<br />

korrekten Pegel der Schallquellen zur Verfügung stehen. Entfernung werden<br />

also nur anhand der Wiedergabelautstärke der virtuellen Quelle abgeschätzt.<br />

Somit ist bei WFS - Wiedergabe ke<strong>in</strong>e verbesserte Darstellung der Tiefe<br />

im Gegensatz zu bisher bekannten Wiedergabeverfahren, wie beispielsweise<br />

Zweikanal - Stereophonie zu erwarten. Ob e<strong>in</strong>e verbesserte Wiedergabe<br />

65


KAPITEL 7. ZUSAMMENFASSUNG 66<br />

der Raum<strong>in</strong>formationen zu besseren Distanzschätzung führt bleibt offen, ist<br />

aber aller Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit nach nicht zu erwarten. Aus dieser Sicht ist<br />

der Mehraufwand für die <strong>Wellenfeldsynthese</strong> nicht gerechtfertigt.


Anhang A<br />

Anleitung zum Hörversuch<br />

Distanzwahrnehmung<br />

Anleitung zum Hörversuch Distanzwahrnehmung<br />

Lieber Versuchsteilnehmer<br />

Dieser Hörversuch dient dazu die Distanzwahrnehmung bei <strong>Wellenfeldsynthese</strong> zu<br />

untersuchen. Die Besonderheiten bei diesem Versuch s<strong>in</strong>d zum E<strong>in</strong>en das Fehlen von<br />

Raum<strong>in</strong>formationen und zum zweiten die Wiedergabe der Signale mit unnatürlichen<br />

Lautstärken. Unnatürlich soll hier den Sachverhalt beschreiben, dass bei zwei identischen<br />

Schallquellen die nähere hier nicht gezwungenermaßen auch die lautere ist (wie das <strong>in</strong> der<br />

Natur der Fall wäre). Diese Umstände machen es notwendig das Distanzhören vor Beg<strong>in</strong>n des<br />

eigentlichen Versuchs zu tra<strong>in</strong>ieren, was im folgenden kurz beschrieben wird:<br />

Zu Ihrer l<strong>in</strong>ken sehen sie drei Lautsprecher <strong>in</strong> verschiedenen Entfernungen. Diese s<strong>in</strong>d<br />

so nummeriert, dass der nächste Lautsprecher die Nummer 1, der weiteste die<br />

Nummer 3 bekommt. Zu Beg<strong>in</strong>n hören sie Musik aus Lautsprecher Nr. 1. Sie haben<br />

nun die Möglichkeit mit Ihrer Tastatur den Lautsprecher zu wählen der die Musik<br />

wiedergibt, wobei deren Lautstärke nach dem Zufallspr<strong>in</strong>zip verändert wird. Ihre<br />

Aufgabe besteht nun dar<strong>in</strong> zwischen den Lautsprechern <strong>in</strong> beliebiger Reihenfolge<br />

umzuschalten und die dadurch hervorgerufene Änderung der Distanz zu hören.<br />

Nach dieser Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gssession kann nun der eigentliche Versuch, dessen Ablauf wie folgt<br />

aussieht, beg<strong>in</strong>nen:<br />

Sie bekommen vom Versuchsleiter zwei Seile <strong>in</strong> die Hand, mit welchen Sie den<br />

Lautsprecher der vor Ihnen auf der Seilbahn montiert ist bewegen können. Dieser<br />

Lautsprecher soll als optische Hilfe (er gibt ke<strong>in</strong> Signal wieder) dienen, mit welchem<br />

Sie die wahrgenommene Entfernung e<strong>in</strong>stellen können. Das Signal, dessen Distanz Sie<br />

abschätzen sollen kommt nun von der rechten Seite h<strong>in</strong>ter der Le<strong>in</strong>wand her, und<br />

besteht aus vier Rauschimpulsen. Hören Sie sich das Signal an, und stellen Sie den<br />

verschiebbaren Lautsprecher auf der Seilbahn so e<strong>in</strong>, dass der Ort an dem Sie das<br />

Signal wahrgenommen haben, und der Ort des Lautsprechers auf der Seilbahn mit<br />

e<strong>in</strong>em Halbkreis verbunden werden kann. Der Mittelpunkt dieses Halbkreises soll dem<br />

Mittelpunkt Ihres Kopfes entsprechen. Wenn Sie soweit s<strong>in</strong>d teilen Sie es dem<br />

Versuchsleiter mit, dieser wird dann die e<strong>in</strong>gestellte Entfernung notieren und den<br />

nächsten Versuchsdurchgang starten.<br />

Die gesamte Dauer des Versuchs beläuft sich auf zirka 25 M<strong>in</strong>uten (10 M<strong>in</strong>uten<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gssession + 15 M<strong>in</strong>uten Hörversuch)<br />

Vielen Dank für Ihre Mithilfe und viel Spaß beim Versuch !!!<br />

67


Anhang B<br />

Daten des reflexionsarmen<br />

Raumes<br />

Die Eckdaten des reflexionsarmen Raumes im IRT s<strong>in</strong>d:<br />

• Nettovolumen zirka 80 m 3<br />

• nutzbare Bodenfläche: 4,5 m x 6 m<br />

• untere Grenzfrequenz: 80 Hz, d.h. bei allen Frequenzen über 80 Hz<br />

s<strong>in</strong>d die Wandreflexionen < 10%<br />

68


Anhang C<br />

Komplette<br />

Vorversuchsergebnisse<br />

69


ANHANG C. KOMPLETTE VORVERSUCHSERGEBNISSE 70<br />

Abbildung C.1: Geschätzte Entfernungen für alle Versuchsteilnehmer beim<br />

Vorversuch. Die Zahl <strong>in</strong> runden Klammern gibt die Spearman - Korrelation<br />

zwischen geschätzter und tatsächlicher Entfernung an.


ANHANG C. KOMPLETTE VORVERSUCHSERGEBNISSE 71<br />

Abbildung C.2: Geschätzte Entfernungen für alle Versuchsteilnehmer beim<br />

Vorversuch. Die Zahl <strong>in</strong> runden Klammern gibt die Spearman - Korrelation<br />

zwischen geschätzter und tatsächlicher Entfernung an.


Anhang D<br />

Komplette<br />

Hauptversuchsergebnisse<br />

72


ANHANG D. KOMPLETTE HAUPTVERSUCHSERGEBNISSE 73<br />

Abbildung D.1: Geschätzte Entfernungen für alle Versuchsteilnehmer bei<br />

Lautsprecherwiedergabe mit ”<br />

conflict<strong>in</strong>g cues‘“. Zu sehen s<strong>in</strong>d Mittelwerte<br />

mit Standardabweichungen, sowie die erzielten Korrelationen mit tatsächlicher<br />

Distanz () und Pegel []. Die blauen Querbalken geben die Häufigkeiten<br />

diskreter Antworten an.


ANHANG D. KOMPLETTE HAUPTVERSUCHSERGEBNISSE 74<br />

Abbildung D.2: Geschätzte Entfernungen für alle Versuchsteilnehmer bei<br />

WFS mit ”<br />

conflict<strong>in</strong>g cues“. Zu sehen s<strong>in</strong>d Mittelwerte mit Standardabweichungen,<br />

sowie die erzielten Korrelationen mit tatsächlicher Distanz () und<br />

Pegel []. Die blauen Querbalken geben die Häufigkeiten diskreter Antworten<br />

an.


ANHANG D. KOMPLETTE HAUPTVERSUCHSERGEBNISSE 75<br />

Abbildung D.3: Geschätzte Entfernungen für alle Versuchsteilnehmer bei<br />

Lautsprecherwiedergabe mit ”<br />

not conflict<strong>in</strong>g cues“. Zu sehen s<strong>in</strong>d Mittelwerte<br />

mit Standardabweichungen, sowie die erzielte Korrelation mit der<br />

tatsächlicher Distanz (). Die blauen Querbalken geben die Häufigkeiten diskreter<br />

Antworten an.


ANHANG D. KOMPLETTE HAUPTVERSUCHSERGEBNISSE 76<br />

Abbildung D.4: Geschätzte Entfernungen für alle Versuchsteilnehmer bei<br />

WFS mit ”<br />

not conflict<strong>in</strong>g cues“. Zu sehen s<strong>in</strong>d Mittelwerte mit Standardabweichungen,<br />

sowie die erzielte Korrelation mit der tatsächlichen Distanz<br />

(). Die blauen Querbalken geben die Häufigkeiten diskreter Antworten an.


Anhang E<br />

Unsicherheiten beim<br />

Hauptversuch<br />

77


ANHANG E. UNSICHERHEITEN BEIM HAUPTVERSUCH 78<br />

Abbildung E.1: Mittelwerte für alle Versuchspersonen die an beiden Hauptversuchen<br />

teilgenommen haben. Berücksichtigt wurden hier nur die Entfernungen<br />

45 cm, 85 cm und 150 cm.


ANHANG E. UNSICHERHEITEN BEIM HAUPTVERSUCH 79<br />

Abbildung E.2: Standardabweichungen für alle Versuchspersonen die an beiden<br />

Hauptversuchen teilgenommen haben. Berücksichtigt wurden hier nur<br />

die Entfernungen 45 cm, 85 cm und 150 cm.


Anhang F<br />

Inhalt der Labor - CD<br />

Die Labor - CD besteht im wesentlichen aus vier Ordnern, deren Inhalte<br />

im folgenden kurz beschrieben werden. Zusätzlich zu dieser Beschreibung<br />

existiert <strong>in</strong> jedem Orden e<strong>in</strong> File ”<br />

Beschreibung.txt“ mit Beschreibungen<br />

der Dateien.<br />

• Audio Files: Enthält sämtliche Stimuli die für die Hörversuche verwendet<br />

wurden, sowie das Maskierungsrauschen aus dem Vorversuch.<br />

• BruteFIR: Sämtliche Dateien (Filter, Config - Files und Batch - Dateien)<br />

die die Software BruteFIR bei den e<strong>in</strong>zelnen Hörversuchen verwendet<br />

hat.<br />

• C - Code: Code der eigens für die Hörversuche verfasst wurde. E<strong>in</strong><br />

simples Proramm das das Drücken der Enter - Taste abwartet, und<br />

die Software für die Übungssessions der Hauptversuche.<br />

• MATLAB: Sämtliche programmierte MATLAB - Skripte. Wurden<br />

verwendet zum Berechnen der ILDs, zum Erstellen der Abfragereihenfolgen<br />

(Batch - Files) und zum Auswerten der Versuche. Außerdem<br />

s<strong>in</strong>d die Skripte zum Erstellen e<strong>in</strong>iger Graphiken aus der Diplomarbeit<br />

enthalten.<br />

80


Literaturverzeichnis<br />

[1] CARROUSO - System Specification and Functional Architecture.<br />

CARROUSO partners, 2001.<br />

[2] ACM SIGGRAPH and EUROGRAPHICS. Localiz<strong>in</strong>g sound <strong>in</strong> rooms,<br />

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[3] AES. A speech-based auditory distancy display, September 2000.<br />

[4] J. Blauert. Räumliches Hören. S.Hirzel Verlag Stuttgart, 1974.<br />

[5] M. M. Boone, E. N. Verheijen, and P. F. van Tol. Spatial sound-field<br />

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1011, December 1995.<br />

[6] D. S. Brungart. Auditory localization of nearby sources. III. Stimulus<br />

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[8] D. S. Brungart and W. M. Rab<strong>in</strong>owitz. Auditory localization of nearby<br />

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[9] DENON. Anechoic Orchestral music record<strong>in</strong>g. Compact disc, 2003.<br />

[10] M. Dickreiter. Handbuch der Tonstudiotechnik. K.G.Saur, 1987.<br />

[11] IEEE. Wave field synthesis and analysis us<strong>in</strong>g array technology, 1999.<br />

[12] P. Mackensen, K. Reichenauer, and G. Theile. E<strong>in</strong>fluß der spontanen<br />

Kopfdrehungen auf die Lokalisation beim b<strong>in</strong>auralen Hören. Technical<br />

report, IRT, 1998.<br />

[13] S. H. Nielsen. Distance Perception <strong>in</strong> Hear<strong>in</strong>g. PhD thesis, Aalborg<br />

University, Denmark, 1991.<br />

81


LITERATURVERZEICHNIS 82<br />

[14] L. Sachs. Angewandte Statistik. Spr<strong>in</strong>ger-Verlag Berl<strong>in</strong> Heidelberg New<br />

York, 1974.<br />

[15] M. Schwarz. Skript zur Vorlesung Statistik I und II. http://wiwi.unima<strong>in</strong>z.de/vwl/sauernheimer/mathias/homepage.htm,<br />

March 2003.<br />

[16] A. Torger. Brutefir - a program for apply<strong>in</strong>g long FIR filters to multichannel<br />

digital audio. http://www.ludd.luth.se/ torger/brutefir.html,<br />

February 2003.<br />

[17] E. Verheijen. Sound reproduction by wave field synthesis. PhD thesis,<br />

TU - Delft, 1997.<br />

[18] P. Vogel. Application of wave field synthesis <strong>in</strong> room acoustics. PhD<br />

thesis, TU - Delft, 1993.<br />

[19] P. Zahorik. Auditory Distance Perception: A Literature Review.<br />

http://www.waisman.wisc.edu/ zahorik/papers/dist.html, August<br />

1996.<br />

[20] P. Zahorik. Assess<strong>in</strong>g auditory distance perception us<strong>in</strong>g virtual acoustics.<br />

J.Acoust.Soc.Am., (111):1832–1846, April 2002.


Danksagung<br />

Das Gel<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>er solchen Diplomarbeit wäre ohne die Unterstützung vieler<br />

nicht möglich. Allen voran sei me<strong>in</strong>en Betreuern am IRT Herrn Dr. Günther<br />

Theile und Dipl. Ing. Helmut Wittek, sowie dem Betreuer der Hochschule<br />

Prof. Dr.-Ing. Hugo Fastl gedankt.<br />

Auch das lockere und kollegiale Klima am IRT hat sich sicherlich positiv<br />

auf das Gel<strong>in</strong>gen der Arbeit ausgewirkt. Gesondert erwähnt sei hier Herr<br />

Gunther Reis<strong>in</strong>ger, der mir <strong>in</strong> tontechnischen Fragen stets e<strong>in</strong>e große Hilfe<br />

war.<br />

Gedankt sei auch der Abteilung Akustik des IRT, <strong>in</strong>sbesondere Herrn Dipl.<br />

Ing. Sebastian Goossens, Herrn Werner Flesch und Herrn Hans Depner. Sie<br />

haben für die Versuche die nötige Infrastruktur (RaR) und das entsprechende<br />

Knowhow zur Benutzung dieser beigesteuert.<br />

Viel von Ihrer Zeit haben die zahlreichen Hörversuchsteilnehmer unendgeldlich<br />

geopfert. Damit haben sie e<strong>in</strong>en wesentlichen Teil zum Gel<strong>in</strong>gen der<br />

Arbeit beigetragen. Vielen Dank!!<br />

Besonderer Dank gilt me<strong>in</strong>en Eltern, ohne die es nie möglich gewesen wäre<br />

dieses Studium zu absolvieren.<br />

Abschließend möchte ich mich noch bei me<strong>in</strong>er Freund<strong>in</strong> Nicole bedanken,<br />

die mir während der ganzen Zeit e<strong>in</strong>e große Unterstützung war.

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