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Juli 2013 Jahresgabe

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9<br />

… und strahlende junge Mönche<br />

und arbeiten voll mit! Das ist auch schon<br />

die erste Erklärung der oben genannten<br />

Fragen. In unseren Klöstern arbeiten die<br />

Mönche ganz unabhängig vom Alter in<br />

der Gemeinschaft mit. Der bestimmende<br />

Faktor ist die Arbeitsfähigkeit. Die meisten<br />

Mönche sind bereit, entsprechend<br />

ihren Kräften auch andere Aufgaben<br />

zu übernehmen als die, für die sie ausgebildet<br />

wurden. So können Dienste an<br />

der Pforte, bei der Gebäudereinigung,<br />

im Speisesaal übernommen werden.<br />

Andere sind aber auch noch lange im<br />

angestammten Beruf tätig wie in der Verwaltung,<br />

beim Schreiben von Büchern, in<br />

der Leitung von Betrieben. Dabei gibt es<br />

natürlich die Aufsicht des Abtes, der darauf<br />

achten muss, dass der einzelne nicht<br />

überfordert wird und der Verantwortung<br />

in seinem Arbeitsbereich gerecht wird. So<br />

können die Funktionen des Klosters voll<br />

aufrechterhalten werden.<br />

Kranke pflegen<br />

in gewohnter Umgebung<br />

Auch im Kloster bleiben nicht alle Mönche<br />

arbeitsfähig, selbst für einfachste Arbeiten<br />

nicht. Die klösterliche Gemeinschaft wird<br />

von Demenz und Gebrechlichkeit nicht verschont.<br />

Dies ist und bleibt eine große Herausforderung<br />

der Gemeinschaft. In allen<br />

unseren Klöstern wird es als eine wichtige<br />

Aufgabe gesehen, die alten und kranken<br />

Brüder zu pfl egen. Sie werden fast immer<br />

im Kloster behalten. In den kommenden<br />

zehn Jahren wird es besonders viele pfl e-<br />

gebedürftige Mitbrüder geben, weil die<br />

Jahrgänge alt werden, die besonders stark<br />

vertreten sind. Dabei zeigt sich, dass die<br />

meisten Mitbrüder im Kloster bleiben wollen,<br />

auch wenn die Pfl ege nicht immer optimal<br />

sein kann. Menschliche Wärme und<br />

eine gewohnte Umgebung sind wichtiger<br />

als rein pfl egerische Gesichtspunkte.<br />

Die Alten müssen<br />

auf die Jungen hören<br />

Eine klösterliche Gemeinschaft kommt<br />

gemeinsam zu Entscheidungen. Bei der<br />

herrschenden Altersstruktur besteht die<br />

Gefahr, dass Entscheidungen vor allem<br />

aus dem Blickwinkel der Älteren getroffen<br />

werden. Hier steht die Zukunftsfähigkeit<br />

auf dem Spiel. So kommt es sehr darauf<br />

an, Entscheidungsprozesse durch gemeinschaftliche<br />

Gespräche zu fördern. Die jungen<br />

Brüder müssen darauf aufmerksam<br />

machen, was aus ihrer Sicht zukunftsfähig<br />

ist und was nicht. Die jungen Mitbrüder<br />

müssen die Konsequenzen von Entscheidungen<br />

tragen und nicht die Alten. Daher<br />

müssen die Älteren bereit sein, auf die<br />

Jungen zu hören, auch wenn sie selbst in<br />

der Mehrheitsposition sind. Hier kommen<br />

demokratische Prozesse, die nur auf das<br />

Mehrheitsprinzip bauen, an ihre Grenzen.<br />

In häufi gen Gesprächen kann das Verständnis<br />

zwischen Alt und Jung wachsen.<br />

Dazu wurden von den Gemeinschaften<br />

neue Methoden der Moderation und der<br />

Diskussion gelernt. Bisher ist dieser Prozess<br />

in unseren Klöstern ganz gut gelungen. Es<br />

gibt aber immer neue Herausforderungen.<br />

Es ist äußerst wichtig, dass junge Menschen<br />

an den Entscheidungen beteiligt<br />

werden, die wesentliche Aufgaben des Klosters<br />

betreffen. Letztlich hängt davon auch<br />

die Frage des klösterlichen Nachwuchses<br />

ab. Gemeinschaften ziehen junge Leute<br />

nur dann an, wenn sie Möglichkeiten zur<br />

Lebensgestaltung bekommen.<br />

Das Leben geht weiter<br />

Diese Frage der Mitgestaltung wird für die<br />

Gesellschaft insgesamt von ganz entscheidender<br />

Bedeutung sein. Das Mehrheitsprinzip<br />

bringt die Gefahr mit sich, dass<br />

Entscheidungen aus der Sicht der Älteren<br />

getroffen werden. Politiker wollen Wahlen<br />

gewinnen. Ältere Menschen wollen nicht<br />

mehr viele Veränderungen. Aber das Leben<br />

geht weiter. Wer sich dem Fluss des Lebens<br />

entgegen stemmt, ist schon verloren. Klöster<br />

leben vor, wie Zukunft in einer solchen<br />

Situation gestaltet werden kann. Auch hier<br />

klappt das nicht immer und sicher auch<br />

nicht ohne Reibungen. Modellhaft spiegelt<br />

sich aber im Kloster, wie die Gesellschaft<br />

in 25 Jahren auch in Deutschland zusammengesetzt<br />

sein wird.<br />

Br. Dr. Ansgar Stüfe OSB<br />

Geboren 1952 in Bad Mergentheim<br />

• Profess 1980 • Missionar<br />

seit 1987 in Tansania • Direktor<br />

des Krankenhauses Peramiho<br />

• Kongregationsprokurator seit<br />

2003

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