Briefe in die chinesische Vergangen - Theses
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der Beschreibung desselben Instruments erwähnt werden, wird <strong>die</strong> Übersetzung<br />
wieder mit e<strong>in</strong>em – e<strong>in</strong>em möglichen - Äquivalent gelöst, nämlich „vi-lo-la“<br />
(viola). E<strong>in</strong>e Übersetzung von beiden Worten mit zwei Äquivalenten ist hier<br />
unmöglich, weil es <strong>in</strong> der tschechichsen Sprache nur e<strong>in</strong> Äquivalent für beide<br />
Synonyme gibt.<br />
1. 3 Der stilistische Aspekt<br />
Die Stilistik beschäftigt sich mit sprachlichen Varietäten und ihrem Aufbau,<br />
unter anderem kann aus stilistischer Perspektive <strong>die</strong> Mundart untersucht werden,<br />
<strong>die</strong> ab und zu <strong>in</strong> Rosendorfers Text auftaucht. Es handelt sich um <strong>die</strong> bayerische<br />
Mundart, <strong>die</strong> <strong>in</strong> der Transkription von Neologismen erkennbar ist. E<strong>in</strong> Beispiel<br />
dafür ist „Wan-tswa-xu-fa“ 12 , e<strong>in</strong> Spruch, den man beim geme<strong>in</strong>samen Tr<strong>in</strong>ken auf<br />
dem Bayerischen Bierfest verwendet, was so etwas wie „E<strong>in</strong>, zwei, gesoffen“<br />
bedeutet. Da es <strong>in</strong> der tschechischen Kultur ke<strong>in</strong> ähnliches Fest gibt und der<br />
Spruch kulturspezifisch für Bayern ist, ist e<strong>in</strong>e nachvollziehbare Übersetzung <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>en entsprechenden Dialekt oder <strong>die</strong> Bildung e<strong>in</strong>es tschechischen Neologismus<br />
praktisch unmöglich. Deswegen hilft sich der Übersetzer mit e<strong>in</strong>er Fußnote, wo er<br />
den Ursprung <strong>die</strong>ses Spruches erläutert, um den S<strong>in</strong>n der Aussage und <strong>die</strong><br />
Verständlichkeit des Textes nicht zu bee<strong>in</strong>trächtigen. Die Fußnote ist<br />
normalerweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em literarischen Text unpassend betrachtet, denn solches<br />
Merkmal gehört eher zu wissenschaftlichen Texten als zur schönen Literatur. Da<br />
<strong>die</strong> Fußnoten aber der Autor selbst verwendet, um vermutlich e<strong>in</strong>en quasi<br />
wissenschaftlichen E<strong>in</strong>druck zu erwecken, kann man e<strong>in</strong>e Fußnote des<br />
Übersetzers zu den anderen ruhig zählen, wobei der literarische Text nicht gestört<br />
wird. E<strong>in</strong> weiteres Beispiel, wo der dialektal gefärbte Ausdruck zwar übersetzbar<br />
ist, allerd<strong>in</strong>gs ohne <strong>die</strong> dialektale Markierung <strong>in</strong> der Zielsprache, wäre dann <strong>die</strong><br />
Übersetzung von „Ta-mam“ (Tram-bahn) / „ta-maj“ (tramvaj). In <strong>die</strong>sem Fall ist<br />
e<strong>in</strong>e Übersetzung gut durchführbar, aber es geht hier <strong>die</strong> bayerische Bezeichnung<br />
„Tram-bahn“ für „Straßen-Bahn“ verloren, denn das tschechische Lexem<br />
„tramvaj“ ist ke<strong>in</strong> dialektaler Ausdruck. Wenn der Übersetzer <strong>die</strong> Mundart<br />
unbed<strong>in</strong>gt hätte e<strong>in</strong>halten wollen, hätte er vielleicht e<strong>in</strong>en tschechischen<br />
dialektalen Ausdruck für „tramvaj“ f<strong>in</strong>den und <strong>die</strong>sen dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />
12 Rosendorfer, Herbert: <strong>Briefe</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> ch<strong>in</strong>esische <strong>Vergangen</strong>heit. München 2002. S. 177.<br />
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