Stark, Eberhard, 1973 - Universität Stuttgart
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scheint bis heute noch kein echtes Bedürfnis bestanden zu haben, die Genauigkeit~<br />
struktur genauer kennenzulernen. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, daß die<br />
praktische Bedeutung der Einzelmodelleinpassung zugunsten der Streifen- oder<br />
Blocktriangulation in den Hintergrund gedrängt wurde, zumindest was die numerischen<br />
Auswertungen betrifft.<br />
In der Aerotriangulation ging man davon aus, daß bei größeren Modellverbänden die<br />
Genauigkeitsstruktur der elementaren Einheiten (Modelle) gegenüber dem Gesamtsystem<br />
von untergeordneter Bedeutung ist (ACKERMANN I 11). Daher müsse es zulässig<br />
sein, für die Modellkoordinaten ein vereinfachtes stochastisches Modell einzuführen.<br />
Ein weiterer Gesichtspunkt, die Gewichte und Korrelationen der Modellkoordinaten<br />
zu vernachlässigen, lag darin, daß der Rechenaufwand erheblich reduziert<br />
werden kann. Dies gilt besonders für die Ausgleichung großer Systeme,<br />
bei denen mehrere tausend Fehlergleichungen auftreten und die Normalgleichungen<br />
mit dem vereinfachten Gewichtsansatz direkt aufgestellt oder wegen der beschränkten<br />
Kapazität der Rechenanlage überhaupt erst gebildet werden können.<br />
Hinzu kommt, daß bei den ursprünglichen Genauigkeitsleistungen der Aerotriangulation<br />
die zu erwartende Verbesserung durch Einführen eines erweiterten stochastischen<br />
Modells nicht sonderlich ins Gewicht gefallen wäre. Es ist zum Beispiel<br />
nicht entscheidend, ob die Genauigkeit von 30 ~m auf 25 ~m verbessert werden kann.<br />
Nun ist aber heute ein Punkt erreicht, an dem außerordentlich gute Genauigk~iten<br />
erreichbar sind, die signifikant unter 10 ~m im Bildmaßstab liegen. Damit erschließen<br />
sich Anwendungsmöglichkeiten, die höchste Präzision erfordern, wie zum<br />
Beispiel die Punktverdichtung von geodätischen Netzen niederer Ordnung. In diesen<br />
Fällen ist jede mögliche Genauigkeitssteigerung - selbst im Bereich von Mikrometern<br />
- bedeutungsvoll. Das heißt, daß auch die Genauigkeitsstruktur des Einzelmodells<br />
wieder in den Vordergrund rückt. Mit der vorliegenden Arbeit soll versucht<br />
werden, einen Beitrag zu diesem Problemkreis zu leisten.<br />
5. Aufgabenstellung<br />
Bisher war es möglich, entweder die Genauigkeitsstruktur durch Fehlerfortpflanzung<br />
unter großen Vernachlässigungen zu untersuchen oder bei empirischen Untersuchungen<br />
zwar alle Fehlereinflüsse zu erfassen aber als Ergebnis nur pauschale<br />
Genauigkeitswerte zu erhalten. In der vorliegenden Untersuthung sollen daher aus<br />
empirischen Ergebnissen durch statistische Verfahren Rückschlüsse auf die Genauigkeitsstruktur,<br />
d.h. die inneren Verhältnisse des Modells gezogen werden. Mit<br />
diesem analytischen Verfahren wird versucht, das Genauigkeitsverhalten des Einzelmodells<br />
grundsätzlich in den Griff zu bekommen.<br />
Dazu gehören unter anderem Aussagen über die absolut erreichbare Genauigkeit sowie<br />
über Möglichkeiten, mit denen in besonderen Fällen eine Genauigkeitssteigerung<br />
erreicht werden kann. Weiterhin müssen Vorhersagen für bestimmte Bedingungen<br />
ermöglicht werden, die nicht nur theoretische sondern auch praktische Bedeutung<br />
haben. Schließlich ist die Untersuchung des Einflusses von strengeren Rechenverfahren<br />
für die absolute Orientierung oder die Aerotriangulation von Interesse.