Der Ruf der Glocken Mai 2013 - Seelsorgeeinheit Tiengen ...

In der Spenderliste hat Pfarrer Schill, der seiner Gemeinde stets mit
gutem Beispiel voranging, u. a. Einnahmen von 3,50 Mark festgehalten
und dabei geschrieben „die zwei Schulmägdlein und Schwestern
Johanna und Maria Fritz aus ihrem Sparbüchsle 3 M.“
Am Samstag, dem 4. Juni 1887 kamen die neuen Glocken in Tiengen
an. Pfarrer Schill schrieb: „Die Kunde hiervon lief wie ein Lauffeuer
durchs Städtlein. Viele gingen an diesem Samstagmittag hinaus zur
Güterhalle, um die Glocken, besonders die große Glocke, zu sehen. Da
es Sabbat war, machte auch sämtliches Volk der Hebräer den
Sabbatweg dahin. Abends, nachdem die Fabriken still standen, strömte
die ganze Arbeitswelt dorthin.“
Die Einweihung der Glocken erfolge durch Dekan Fräßle aus Gurtweil
am Dreifaltigkeitssonntag, dem 5. Juni 1887.
Wer hätte damals bei der feierlichen Glockenweihe auch gedacht, dass
die Lebensdauer der Glocken nicht einmal ein Menschenalter erreichen
wird!
20. Jahrhundert
Es kam der Erste Weltkrieg. Am 1. März 1917 ordnete das
Kriegsministerium die Beschlagnahme, Bestandserhebung und
Enteignung der Bronzeglocken an. Die Glocken wurden in drei Gruppen
eingeteilt:
1.) solche, die sofort abzuliefern waren (Gruppe A),
2.) solche, die „ihres besonderen wissenschaftlichen, geschichtlichen
oder Kunstwertes wegen“ unter allen Umständen erhalten werden sollten
(Gruppe C),
3.) solche, die einen derartigen Wert nur in bescheidenem Umfang
aufzuweisen hatten und von der Ablieferung vorläufig verschont bleiben
sollten (Gruppe B).
Wo keine Glocke der Kategorien B oder C vorhanden war, durfte nur die
kleinste Glocke zu „Läutezwecken“ erhalten bleiben. Im April kam die
amtliche Aufforderung zur Anmeldung.
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