Der GMOfinder - DLR Online: Deutsche Lebensmittel Rundschau
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644 Sonderthema: Mikrobiologische Methoden in der <strong>Lebensmittel</strong>analytik «<br />
Mykotoxine in <strong>Lebensmittel</strong>n<br />
Eine unterschätzte Gefahr?<br />
Markus Schmidt-Heydt<br />
Als Mykotoxine werden giftige sekundäre Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen bezeichnet,<br />
die für die Sicherheit vieler Lebens- und Futtermittel ein entscheidendes Problem<br />
darstellen können. Nach einer Schätzung der WHO sind bis zu 25 Prozent der jährlichen<br />
Welternte durch Mykotoxine kontaminiert und müssen verworfen werden.<br />
Dr. rer. nat. Markus<br />
Schmidt-Heydt<br />
»<br />
Zur Person<br />
Habilitand am KIT, Universität<br />
Karlsruhe, seit<br />
2008 Laborleiter AG<br />
Biologische Analytik und<br />
Transkriptomics in der AG<br />
<strong>Lebensmittel</strong>mykologie<br />
des Instituts für Sicherheit<br />
und Qualität bei Obst<br />
und Gemüse.<br />
«<br />
Aufgrund des Klimawandels ist hierbei<br />
eine steigende Tendenz zu verzeichnen,<br />
was zu signifikanten ökonomischen Verlusten<br />
sowohl in Vergangenheit und Gegenwart<br />
als auch in zukünftigen Szenarien<br />
der Welternährung führt. Für<br />
wichtige, lebensmittelrelevante Mykotoxine<br />
existieren EU-weit Grenzwerte, die<br />
den Verbraucher vor einer gesundheitlich<br />
relevanten Mykotoxinbelastung schützen<br />
sollen. Um die Verzehrsfähigkeit der Produkte<br />
zu gewährleisten, ist die Einhaltung<br />
dieser Grenzwerte innerhalb der Wertschöpfungskette<br />
für den Hersteller von<br />
Bedeutung und damit ein zentraler Gesichtspunkt<br />
für das Inverkehrbringen bestimmter<br />
pflanzlicher <strong>Lebensmittel</strong> oder<br />
deren Ausgangsprodukte.<br />
Nachweis<br />
Grenzwerte werden üblicherweise durch<br />
analytische Verfahren wie HPLC, LC-MS<br />
oder GC-MS kontrolliert, dies stellt folglich<br />
eine Endpunktkontrolle dar. Es ist zu<br />
diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich, bezüglich<br />
einer Verhinderung bzw. Verminderung<br />
potenzieller Kontaminationen<br />
durch Schimmelpilze oder deren Toxine zu<br />
intervenieren, was letztlich manifestierte<br />
Ernteverluste als Konsequenz nach sich<br />
zieht und zudem ein erhöhtes Belastungsrisiko<br />
für den Verbraucher darstellt, da Le-<br />
bensmittelchargen generell nur stichprobenartig<br />
geprüft werden können.<br />
Toxizität<br />
Problematisch ist dabei, dass die Aufnahme<br />
auch nur geringer Mengen einiger<br />
Mykotoxine zu akuten oder chronischen<br />
Erkrankungen in Mensch und Tier<br />
führen können. Das Spektrum der Gesundheitsbeeinträchtigung<br />
reicht hierbei<br />
vom allergischen Asthma durch die<br />
Inhalation von Sporen oder Myzelfragmenten<br />
von hochallergenen Spezies, wie<br />
beispielsweise Cladosporium, was selbst<br />
bei gesunden Personen zu Allergien, Hypersensibilisierungen<br />
und chronisch-obstruktiven<br />
Erkrankungen (COBD) führen<br />
kann, bis hin zu kanzerogenen Erkrankungen.<br />
Letztere können beispielsweise<br />
durch die Aflatoxine, eine Mykotoxingruppe,<br />
die unter anderem durch die Art<br />
Aspergillus flavus synthetisiert wird, ausgelöst<br />
werden. Aflatoxin B 1<br />
zählt zu den<br />
am stärksten krebserzeugenden Verbindungen<br />
überhaupt. Das Molekül selbst<br />
ist dabei biologisch wenig aktiv. Die toxische<br />
Wirkung beruht vielmehr auf der<br />
Aktivierung im Körper durch eine Cytochrom-P450-abhängige<br />
Monooxygenase<br />
zum Aflatoxin B 1<br />
-8,9-epoxid. Dieses Epoxid<br />
kann im Rahmen eines elektrophilen<br />
Angriffs vornehmlich am N 7<br />
des Guanins<br />
» Dezember 2012 | <strong>DLR</strong>