Der GMOfinder - DLR Online: Deutsche Lebensmittel Rundschau
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646 Sonderthema: Mikrobiologische Methoden in der <strong>Lebensmittel</strong>analytik «<br />
Mykotoxinbiosynthese<br />
Licht, Dunkel, Substrat,<br />
Vorkultur etc.<br />
Temperatur, pH,<br />
Wasseraktivität etc.<br />
zirkardiane<br />
Oszillation<br />
Abb. 2<br />
Schema der Regulation<br />
von Wachstum und Mykotoxinbildung<br />
lebensmittelrelevanter<br />
Schimmelpilze<br />
» Die akute oder<br />
chronische Ingestion<br />
von Mykotoxinen<br />
kann zu gesundheitlichen<br />
Beeinträchtigungen<br />
bis hin zu<br />
kanzerogenen<br />
Erkrankungen<br />
führen. «<br />
Parameter-kontrollierte<br />
Einflüsse<br />
Zeitachse<br />
von <strong>Lebensmittel</strong>n mit Mykotoxinen kann<br />
dabei schon auf dem Feld bei Schimmelbefall<br />
der Pflanze auftreten bzw. erfolgt<br />
bei der anschließenden Lagerung unter<br />
suboptimalen Bedingungen. Auch eine sekundäre<br />
Exposition, d. h. Carry Over durch<br />
belastete Pflanzen-, Fleisch-, oder Milchprodukte<br />
ist möglich. <strong>Der</strong> Umstand, dass<br />
zahlreiche Schimmelpilzarten in der Lage<br />
sind, Mykotoxine zu bilden, dies aber phänotypisch<br />
nicht immer ersichtlich und zudem<br />
oft unabhängig vom Befallsgrad ist,<br />
verdeutlicht die Tragweite des Problems.<br />
Regulation der Mykotoxinbiosynthese<br />
Die Gene der Mykotoxinbiosynthese sind<br />
meist in einem Cluster angeordnet. Dieser<br />
Cluster wird durch ein Kontrollgen<br />
gesteuert, welches wiederum durch spezifische<br />
Transkriptionsfaktoren in seiner<br />
Aktivität moduliert wird. Mykotoxine<br />
werden dabei nur unter bestimmten<br />
Wachstumsbedingungen und zudem in<br />
Abhängigkeit des physiologischen Status<br />
des Kontaminanten gebildet. Extrinsische<br />
sowie intrinsische Faktoren, wie beispielsweise<br />
Temperatur, Wasseraktivität, pH,<br />
Substratzusammensetzung, elektromagnetische<br />
Strahlung im sichtbaren Wellenlängenbereich,<br />
Konservierungsstoffe,<br />
allgemein Bedingungen, die Stress für die<br />
Pilzzelle bedeuten, insbesondere oxidativen<br />
Stress, d. h. Einflussfaktoren, die zu<br />
einer intrazellulären Erhöhung der ROS-<br />
Bildung (Reactive Oxigen Species) führen,<br />
verursachen eine Induktion von stressabhängigen<br />
Signalkaskaden. Diese triggern<br />
wiederum kompensatorische Mechanismen,<br />
wie Glycerin/Trehalose-Bildung im<br />
Falle von osmotischem Stress, Pigmentbildung<br />
bei UV-Stress, wie im Falle der Karotinoidbildung<br />
in Fusarium, oder auch die<br />
Ochratoxinbiosynthese unter Salzstress,<br />
hierbei über den HOG-Mapkinase-Signalweg<br />
(High-Osmolarity-Glycerol) perzeptiert<br />
und reguliert. Auch physiologische<br />
Zyklen innerhalb der Pilzzelle, wie zirkadian-<br />
oder metabolisch induzierte Rhythmen,<br />
haben einen starken Einfluss auf<br />
die jeweilige, durch unterschiedliche Signalwege<br />
perzeptierte und nachfolgende<br />
transkriptionelle Regulation der Mykotoxinbildung<br />
(Abb. 2). Synergistische Effekte<br />
verschiedener Einflussfaktoren resultieren<br />
in einem hochkomplexen Regelwerk der<br />
Mykotoxinbildung, welches zudem noch<br />
eine hohe Inter- und Intraspeziesvariabilität<br />
aufweist.<br />
Prävention und Kontrolle<br />
Die Kontrolle der Mykotoxinbiosynthese<br />
erfolgt auf genetischer Ebene. Über molekulare<br />
Methoden, die ein präventives<br />
Monitoren der Mykotoxinbildung auf<br />
genetischer Ebene erlauben, kann also<br />
eine zukünftige Mykotoxinbiosynthese<br />
vorhergesagt und damit wirksam vermindert<br />
werden, bevor das <strong>Lebensmittel</strong><br />
signifikant belastet ist (Abb. 3), während<br />
analytische Methoden eine Endpunktkontrolle<br />
darstellen.<br />
Wir untersuchen am Institut für Sicherheit<br />
und Qualität bei Obst und Gemüse<br />
des Max Rubner-Instituts in Karlsruhe unter<br />
anderem die genetische Regulation<br />
der Mykotoxinbildung unterschiedlicher<br />
Schimmelpilzspezies auf deren jeweiligem<br />
<strong>Lebensmittel</strong>habitat. Hierbei werden verschiedene<br />
Einflussfaktoren und deren Effekte<br />
einbezogen. Im Rahmen laufender<br />
Forschungsarbeiten konnte z. B. herausgefunden<br />
werden, dass Licht einer bestimmten<br />
Wellenlänge einen starken<br />
» Dezember 2012 | <strong>DLR</strong>