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Das eBook • Nachrichtenauswahl 81
besonders hoch. Fälle, die vorher höchstens als Kurzmeldung im Polizeibericht
gedruckt wurden, rückten dadurch schnell an prominentere Stellen.
Die Nachrichtenfaktoren lassen sich in zwei große Gruppen unterteilen: Bedeutung
und Publikumsinteresse.
Je nach Charakter der Nachricht – „hart“ oder „weich“ – gewinnen andere Faktoren
an Gewicht. Harte Nachrichten sind solche, die sich vor allem mit Politik,
Wirtschaft u. Ä. befassen. Für sie ist Bedeutung der zentrale Nachrichtenfaktor.
Weiche Nachrichten befassen sich eher mit „human interest“-Themen. Hier
spielt das Pub likumsinteresse eine größere Rolle.
Für die Bedeutung sind Ausmaß und Konsequenzen eines Ereignisses
entscheidend: Wie viele Menschen sind bei einem Unglück ums Leben
gekommen? Wie groß sind die Schäden und Langzeitfolgen bei einer
Umweltkatastrophe? Wie viele Menschen sind direkt oder indirekt davon betroffen
(Gesundheitsreform, EU-Verfassung)?
Für das Publikumsinteresse sind räumliche und kulturell-soziale Nähe, Prominenz
und menschlich-emotionale Aspekte wichtig. Nähe kann sich sowohl
auf die Geografie als auch auf die Psychologie beziehen. Zehn Tote bei der
Explosion eines Hauses in Deutschland haben eine größere Bedeutung als 50
Tote bei einem Grubenunglück in Peru. Nähe greift auch, wenn Menschen aus
Deutschland in Ereignisse im Ausland verwickelt werden (z. B. wegen Drogenbesitzes
in Spanien verhaftet). Psychologische Nähe besitzen Ereignisse, die
von den Lesern in besonderem Maße mit dem eigenen Erlebnis- und Erfahrungsbereich
verbunden werden. Im Sportteil wird deshalb eher über Fußball
in Südamerika, aber so gut wie nie über Kricket in England berichtet.
Bekanntheitsgrad von Personen ist ein zentraler Faktor. Deshalb ist ein eher
belangloses Zitat von einem Menschen des öffentlichen Lebens vielen Zeitungen
schon eine Meldung wert.
Menschlich-emotionale Aspekte hat eine Nachricht, wenn folgende „human
in terest“-Faktoren vorkommen: Kuriosität/Ungewöhnliches, Sensationalität,
Humor, Sex/Liebe, Romantik, Spannung/Ungewissheit, Abenteuer, Sympathie,
Tragödie, Tiere.
Die Redakteurinnen und Redakteure arbeiten im Tagesgeschäft unter einem
großen Zeitdruck und wenden die Faktoren eher unbewusst an. Das beinhaltet
natürlich auch die Gefahr eines allzu routinierten Umgangs mit Informationen.
So ist häufig bei der Auswahl entscheidender, wer etwas sagt, als etwa, was
er sagt. Regierungen und große Verbände haben auf allen Ebenen (Bund,
Land, Kommunen) größere Chancen, in die Medien zu kommen als Mitglieder
der Opposition oder kleine Gruppen und Initiativen. Einerseits hat dies seine
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