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Polizei - bei Polizeifeste.de

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Karin Lange<br />

Gesundheit<br />

Akute Belastungsstörung (ABS)<br />

Es wird dann die Diagnose einer akuten<br />

Belastungsstörung (ABS) in Betracht gezogen,<br />

wenn die Beschwer<strong>de</strong>n massiv ausgeprägt<br />

sind, das be<strong>de</strong>utet länger als zwei<br />

Tage nach <strong>de</strong>m traumatischen Ereignis<br />

andauern. Sie verursachen ein heftiges<br />

subjektives Lei<strong>de</strong>n sowie starke Beeinträchtigungen<br />

in sozialen und beruflichen<br />

Funktionsbereichen und schließlich führen<br />

die Beschwer<strong>de</strong>n dazu, dass ein Austausch<br />

über die traumatischen Erlebnisse<br />

sogar mit nahestehen<strong>de</strong>n Menschen vermie<strong>de</strong>n<br />

wird. Bezogen auf die Wahrnehmung<br />

und Bewertung <strong>de</strong>r traumatischen<br />

Störung beeinflusst die Qualität <strong>de</strong>s sozialen<br />

Umfel<strong>de</strong>s die Erholungsphase entschei<strong>de</strong>nd<br />

mit. Dauer und Intensität <strong>de</strong>r<br />

Konfrontation mit Lebens- und Verletzungsgefahr<br />

sowie das Ausmaß von<br />

mentalem Kontrollverlust sind von<br />

Be<strong>de</strong>utung. In Verbindung mit einem<br />

gezielten Training und klaren Einweisungen<br />

in die Ar<strong>bei</strong>tsaufgaben besteht für<br />

Einsatzkräfte die Möglichkeit, ein Gefühl<br />

<strong>de</strong>r Kontrolle zu erhalten und sie somit<br />

vor <strong>de</strong>r Überflutung durch hoch belasten<strong>de</strong><br />

Erfahrungen zu schützen. Die Einsatzkräfte,<br />

die als erste an einem<br />

Unglücksort eintreffen, wer<strong>de</strong>n oft völlig<br />

unvorbereitet mit Schwerverletzten,<br />

Toten o<strong>de</strong>r extremen Sinneseindrücken<br />

konfrontiert und sind <strong>de</strong>shalb stärker<br />

gefähr<strong>de</strong>t im Vergleich zu <strong>de</strong>n Kollegen,<br />

die vorinformiert eintreffen. In <strong>de</strong>m Fall,<br />

wo katastrophale Ereignisse lange andauern,<br />

besteht die Gefahr, dass die Konfrontation<br />

mit extremen Sinneseindrücken<br />

und Emotionen die Bewältigungskraft<br />

erschöpft. Rettungskräfte können <strong>bei</strong><br />

einer massiven Überfor<strong>de</strong>rung, lebensgefährlichen<br />

Bedrohungen o<strong>de</strong>r wenn sie<br />

sogar einer Vielfalt grauenhafter Eindrücke<br />

ausgesetzt sind, in verän<strong>de</strong>rte<br />

Bewusstseinszustän<strong>de</strong> geraten. Was das<br />

betrifft, funktionieren die Betroffenen<br />

völlig automatisch „wie ein Roboter“<br />

o<strong>de</strong>r „wie im Traum“. Sie nehmen die<br />

Anstrengungen o<strong>de</strong>r Verletzungen nicht<br />

angemessen o<strong>de</strong>r überhaupt nicht wahr,<br />

schätzen Risiken falsch ein und müssen,<br />

manchmal geschieht dieses massiv, an<br />

einer Weiterar<strong>bei</strong>t gehin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

Letztendlich tragen Ärger und Schuldzuweisungen<br />

dazu <strong>bei</strong>, dass technische und<br />

vom Menschen verursachte Unglücksfälle,<br />

im Vergleich zu Naturkatastrophen, sowohl<br />

von Opfern und Hinterbliebenen als auch<br />

von Helfern schlechter bewältigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine akute Belastungsstörung (ABS)<br />

<strong>bei</strong>nhaltet folgen<strong>de</strong> Diagnosekriterien:<br />

a Konfrontation mit einem/mehreren<br />

traumatischen Ereignissen und intensive<br />

emotionale Reaktion.<br />

b Dissoziative Symptome: Fehlen<strong>de</strong> emotionale<br />

Reaktionsfähigkeit, Beeinträchtigung<br />

<strong>de</strong>r bewussten Umweltwahrnehmung,<br />

Amnesie (Gedächtnisstörung,<br />

vorübergehen<strong>de</strong>r Gedächtnisverlust).<br />

c Ständiges Wie<strong>de</strong>rerleben <strong>de</strong>s traumatischen<br />

Ereignisses.<br />

d Deutliche Vermeidung von Reizen, die<br />

an das Trauma erinnern.<br />

e Deutliche Symptome von Angst und<br />

erhöhter körperlicher Erregung.<br />

f Die Störung verursacht in klinisch<br />

be<strong>de</strong>utsamer Weise ein Lei<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r eine<br />

Beeinträchtigung in sozialen, beruflichen<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren wichtigen Funktionsbereichen.<br />

Sie beeinträchtigt die<br />

Fähigkeit, notwendige Aufgaben zu<br />

bewältigen.<br />

g Die Störung dauert min<strong>de</strong>stens zwei<br />

Tage und höchstens vier Wochen. Sie<br />

tritt innerhalb von vier Wochen nach<br />

<strong>de</strong>m traumatischen Erlebnis auf.<br />

Grauenhafte Eindrücke und<br />

verän<strong>de</strong>rte Bewusstseinszustän<strong>de</strong><br />

Unsicherheiten, unter an<strong>de</strong>rem über die<br />

Dauer <strong>de</strong>r Bedrohung, nächtliche Einsätze,<br />

Bedrohung durch nicht sichtbare<br />

Gefahren (zum Beispiel Unfälle in Chemiefabriken),<br />

können die Belastung<br />

erhöhen. Misslungene Rettungs- und<br />

Bergungsaktionen lösen oft Versagensund<br />

Schuldgefühle aus. Hilflosigkeit und<br />

Schuldgefühle verstärken die Belastungsintensität.<br />

In Notfallsituationen müssen<br />

oft schnell Entscheidungen getroffen und<br />

verantwortet wer<strong>de</strong>n, die in <strong>de</strong>r Regel Vorgesetzte<br />

übernehmen. So tragen zum Beispiel<br />

Rettungsassistenten und Rettungssanitäter<br />

vor Eintreffen <strong>de</strong>s Arztes eine<br />

sehr hohe Verantwortung.<br />

Eine gute Einsatzleitung, eine geschulte<br />

problemorientierte Konzentration auf die<br />

Ar<strong>bei</strong>t und kognitive (auf Erkenntnis beruhend)<br />

Distanzierungstechniken können<br />

Einsatzkräfte in gewissem Ausmaß vor<br />

einem Zusammenbruch <strong>de</strong>r mentalen<br />

Kontrolle schützen. Ein wesentlicher<br />

Aspekt für eine gute Bewältigung ist die<br />

Offenheit für die emotionale Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s Erlebens und <strong>de</strong>r Gefühlsausdruck.<br />

Dieser wird unmittelbar nach <strong>de</strong>n Belastungen<br />

geför<strong>de</strong>rt, vor allem durch das Verständnis<br />

von Bezugspersonen und vertrauten<br />

Kollegen.<br />

Entsprechend gibt es auch verschie<strong>de</strong>ne<br />

Faktoren, die dazu <strong>bei</strong>tragen können, dass<br />

eine akute Belastungsstörung nicht<br />

erkannt wird. Das be<strong>de</strong>utet, gefähr<strong>de</strong>te<br />

Personen wer<strong>de</strong>n nicht angemessen<br />

betreut. Befürchtungen können schließlich<br />

dazu führen, für „verrückt“ gehalten o<strong>de</strong>r<br />

für eine nicht optimale Leistung kritisiert<br />

zu wer<strong>de</strong>n, so dass starke Beeinträchtigungen<br />

heruntergespielt bzw. verharmlost<br />

o<strong>de</strong>r verschwiegen wer<strong>de</strong>n.<br />

Quellen- und Literaturverzeichnis:<br />

www.palverlag.<strong>de</strong>/Phobien.html<br />

www.angst-phobie-panik.<strong>de</strong><br />

www.soziale-phobie.net/<br />

Frauke Teegen, Posttraumatische<br />

Belastungsstörungen <strong>bei</strong> gefähr<strong>de</strong>ten<br />

Berufsgruppen, Verlag Hans Huber,<br />

1. Auflage Bern 2003<br />

Foto: dr/Pixelio.<strong>de</strong><br />

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