18.02.2014 Aufrufe

Polizei - bei Polizeifeste.de

Polizei - bei Polizeifeste.de

Polizei - bei Polizeifeste.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Drogen<br />

BIS NICHTS MEHR GEHT<br />

Exzessiver Alkoholkonsum unter Jugendlichen<br />

Was sich in <strong>de</strong>r Nacht vom 24. auf <strong>de</strong>n<br />

25. Februar 2007 in <strong>de</strong>r Charlottenburger<br />

Cocktailbar „Eye T“ abspielt, ist ein ebenso<br />

sinnloses wie ungleiches Duell: Gegen<br />

vier Uhr morgens betritt <strong>de</strong>r 16-jährige<br />

Gymnasiast Lukas W. die für ihren Alkoholausschank<br />

an Jugendliche bekannte Bar<br />

am Spandauer Damm, um eine Privatparty<br />

von Freun<strong>de</strong>n zu besuchen. Bereits angetrunken<br />

und von <strong>de</strong>r guten Stimmung<br />

euphorisiert, for<strong>de</strong>rt er nur wenige Minuten<br />

nach seinem Eintreffen Aytac G., <strong>de</strong>n<br />

Wirt und Besitzer <strong>de</strong>s „Eye T”, zu einem<br />

Tequila-Wetttrinken heraus. Bei<strong>de</strong> kennen<br />

sich schon länger und hatten sich in <strong>de</strong>r<br />

Vergangenheit immer wie<strong>de</strong>r vor an<strong>de</strong>ren<br />

mit Ihrer Trinkfestigkeit<br />

gebrüstet –<br />

in dieser Nacht soll<br />

nun <strong>de</strong>r Gewinner<br />

<strong>de</strong>s fragwürdigen<br />

Wettstreits ermittelt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Regeln sind einfach: „Wer<br />

zuerst kotzt, hat verloren“, verkün<strong>de</strong>t<br />

Lukas W. und gibt sich siegesgewiss. Was<br />

<strong>de</strong>r Schüler zu diesem Zeitpunkt nicht<br />

weiß: Sein Kontrahent spielt falsch. Aytac<br />

G. nimmt mit Unterstützung dreier an<strong>de</strong>rer<br />

junger Leute lediglich Wasser anstatt<br />

<strong>de</strong>s hochprozentigen Tequilas zu sich,<br />

während Lukas W. unter <strong>de</strong>m Gejohle <strong>de</strong>r<br />

anwesen<strong>de</strong>n Gäste ein Glas <strong>de</strong>s klaren<br />

Agavenschnaps nach <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren in sich<br />

hinein schüttet. Etwa 40 bis 50 „Shots“<br />

soll Lukas W. nach Schil<strong>de</strong>rungen von Zeugen<br />

innerhalb von nur 30 Minuten getrunken<br />

haben – zu viel für <strong>de</strong>n Jugendlichen.<br />

Kurze Zeit später bricht er zusammen, fällt<br />

ins Koma und wird mit einem Blutalkoholwert<br />

von 4,4 Promille ins Weddinger<br />

Virchow-Klinikum eingeliefert. Dort können<br />

die Ärzte trotz aller Anstrengungen<br />

nichts mehr für ihn tun: Sechs Wochen<br />

nach seiner Einlieferung – Lukas ist nicht<br />

mehr aus <strong>de</strong>m Koma erwacht – verstirbt<br />

<strong>de</strong>r 16-Jährige am 29. März 2007 an <strong>de</strong>n<br />

Folgen einer Alkoholvergiftung.<br />

Der Fall <strong>de</strong>s Lukas W. löste bun<strong>de</strong>sweit<br />

Entsetzen aus und richtete <strong>de</strong>n Fokus von<br />

Öffentlichkeit und Medien wie<strong>de</strong>r verstärkt<br />

auf ein Phänomen, dass auch als<br />

„Je<strong>de</strong>r fünfte Jugendliche betrinkt sich<br />

min<strong>de</strong>stens einmal im Monat mit min<strong>de</strong>stens<br />

fünf o<strong>de</strong>r mehr Gläsern Alkohol.“<br />

„Binge-Drinking” o<strong>de</strong>r „Koma-Trinken”<br />

bekannt ist: Jugendliche konsumieren<br />

da<strong>bei</strong> in kürzester Zeit teilweise bis zur<br />

Bewusstlosigkeit sehr hohe Mengen von<br />

Alkohol. „Der Trend zum exzessiven Trinken<br />

<strong>bei</strong> Jugendlichen ist weiterhin ungebrochen.<br />

Je<strong>de</strong>r fünfte Jugendliche betrinkt<br />

sich min<strong>de</strong>stens einmal im Monat mit min<strong>de</strong>stens<br />

fünf o<strong>de</strong>r mehr Gläsern Alkohol“,<br />

warnt Sabine Bätzing, Drogenbeauftragte<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung, in einer Presseerklärung<br />

En<strong>de</strong> 2008 zur Initiative „Stay<br />

Gold” (siehe auch Infokasten).<br />

Längst hat <strong>de</strong>r Alkohol Cannabis, Ecstasy<br />

und Kokain als beliebteste Jugenddroge<br />

hinter sich gelassen: Gegenüber <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>szentrale für gesundheitliche Aufklärung<br />

(BZgA) gaben 2008 im Rahmen<br />

einer Repräsentativbefragung rund drei<br />

Viertel <strong>de</strong>r Zwölf- bis Siebzehnjährigen an,<br />

innerhalb <strong>de</strong>s letzten Jahres min<strong>de</strong>stens<br />

einmal Bier, Wein, Spirituosen o<strong>de</strong>r alkoholische<br />

Mixgetränke konsumiert zu<br />

haben. Der Anteil von Kin<strong>de</strong>rn und<br />

Jugendlichen, die in dieser Altersgruppe<br />

regelmäßig je<strong>de</strong> Woche Alkohol trinken,<br />

beträgt 17,4 Prozent und mehr als 20 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Befragten praktizierten nach eigener<br />

Aussage innerhalb <strong>de</strong>r letzten 30 Tage<br />

einmal Binge-Drinking.<br />

Vom Rauschtrinken beson<strong>de</strong>rs betroffen<br />

sind männliche Jugendliche im Alter von<br />

16 bis 17 Jahren: Knapp zwei Drittel von<br />

ihnen neigen zu <strong>de</strong>m, was Experten einen<br />

episodischen exzessiven Alkoholkonsum<br />

nennen. Gemeint sind damit <strong>bei</strong>spielsweise<br />

Treffen von Jugendlichen an Wochenen<strong>de</strong>n,<br />

<strong>bei</strong> <strong>de</strong>nen von allen Beteiligten<br />

min<strong>de</strong>stens fünf Standar<strong>de</strong>inheiten Alkohol<br />

verzehrt wer<strong>de</strong>n, was ungefähr fünf<br />

Gläsern Bier und einer reinen Alkoholmenge<br />

von 50 bis 60 g entspricht. Um diese<br />

Zahlen im Bezug auf Jugendliche einordnen<br />

zu können, hilft <strong>de</strong>r Vergleich mit<br />

Grenzwerten, die von <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) festgelegt<br />

wur<strong>de</strong>n. Demnach beginnt für<br />

erwachsene Frauen <strong>de</strong>r riskante Konsum<br />

19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!