stereoplay Der Verstärker der Zukunft? (Vorschau)
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Musik Pop<br />
FOLKROCK Charlie Simpson Young Pilgrim<br />
AMBIENT-TECHNO<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Shed<br />
The Killer<br />
An Selbstvertrauen scheint es dem Berliner Produzenten<br />
Shed nicht zu fehlen: <strong>Der</strong> gewählte Titel<br />
„The Killer“ ist nicht martialischer Herkunft,<br />
son<strong>der</strong>n ein selbstbewusstes Statement. <strong>Der</strong> Mix<br />
aus Ambient, Techno, Dub und IDM ist auf den<br />
Punkt produziert. Vielleicht bleibt <strong>der</strong> Fame auch<br />
mal an ihm haften, nachdem er in <strong>der</strong> Szene sein<br />
Genie als Wax, EQD, The Panamax Project o<strong>der</strong><br />
jüngst The Traveller unter Beweis gestellt hat.<br />
Ein neues umtriebiges Techno-Genie betritt die Bühne<br />
des Berliner Berghains.<br />
50 Weapons / Rough Trade (46:07, auch als LP) www.50weapons.com TM<br />
Pilgerfahrt ins Ungewisse: Charlie Simpson.<br />
Charlie Simpson ist kaum wie<strong>der</strong>zuerkennen auf<br />
seinem Solodebüt „Young Pilgrim“. <strong>Der</strong> Frontmann<br />
<strong>der</strong> britischen Progrock-Band Fightstar widmet<br />
sich solo den großen Fragen des Lebens. Die<br />
hüllt er in zartbesaiteten Folkrock. Setzten Fightstar<br />
noch auf Synthie-Deko und stadionfüllenden<br />
Sound, so verzichtet diese Aufnahme auf unnötigen<br />
Nippes und Ballast. „Young Pilgrim“ ist Charlie<br />
Simpson pur – und es steht ihm.<br />
Musik:<br />
Simpsons Solo-Ausflug ist unaufgeregter, ein wenig<br />
Klang:<br />
unspektakulärer Folkrock.<br />
PIAS Germany / Rough Trade (44:08) www.charliesimpsonmusic.com<br />
NH<br />
POP<br />
Stefan Dettl<br />
Summer Of Love<br />
<strong>Der</strong> Mann hat eine beneidenswerte Energie: Letztes<br />
Jahr hat Stefan Dettl mit „Rockstar“ erfolgreich<br />
sein Solodebüt gegeben, jetzt legt <strong>der</strong> vielseitig<br />
begabte LaBrassBanda-Frontmann schon<br />
mit „Summer Of Love“ nach. Und wie<strong>der</strong> gelingt<br />
dem studierten Trompeter ein Album voller Radio-Poprockhits<br />
in schönster Chiemgauer Mundart,<br />
von denen sich viele spätestens beim zweiten<br />
Hören als echte Ohrwürmer entpuppen.<br />
Musik:<br />
Dialekte leben hoch: Ein Album voll Radiohits in bayerischer<br />
Mundart.<br />
Klang:<br />
RCA Local / Sony (50:46) www.stefan-dettl.de<br />
AS<br />
INDIE/ELEKTRONIKA<br />
Grasscut<br />
Unearth<br />
„Unearth“, das zweite Album <strong>der</strong> Multiinstrumentalisten<br />
Andrew Phillips und Marcus O‘Dair alias<br />
Grasscut, ist eine introvertierte Reise durchs britische<br />
Königreich, bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> Kopf stets gesenkt bleibt<br />
und nur mit dem Herz in die Ferne geblickt wird.<br />
Im leichten Gepäck: Electronic, Jazz, Dub, Samples,<br />
Streicher und Songwriter-Gitarren. Klingt spannend?<br />
Ist es nicht, denn ihr Indietronic-Sound ist<br />
schon an<strong>der</strong>swo erkundet worden. Daran kann auch<br />
Musik:<br />
Gastsänger Robert Wyatt nichts än<strong>der</strong>n.<br />
Klang:<br />
Introvertierter Indietronic-Sound, <strong>der</strong> kaum berührt.<br />
Ninja Tune / Rough Trade (44:20, auch als LP) www.grasscutmusic.com TM<br />
HIPHOP<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Nas<br />
Rapper Nas liebt klare Ansagen: Er behauptete 2006<br />
„HipHop Is Dead“, wollte den unbetitelten Nachfolger<br />
2008 zuerst „Nigger“ nennen. „Life Is Good“<br />
ist da etwas subtiler: Das grüne Kleid auf dem Cover<br />
ist das Hochzeitskleid seiner Ex-Ehefrau, Sängerin<br />
Kelis. Trotz <strong>der</strong> Anspielung und des trotzigen<br />
Titels ist das Album aber eher eine bittersüße Abrechnung:<br />
Nas sinniert zu wun<strong>der</strong>baren Old-School-<br />
Samples und Beats durchaus selbstreflektiert über<br />
seine Beziehung und seine Rolle als Vater.<br />
Ein emotionsgeladenes Oldschool-HipHop-Album.<br />
Def Jam / Universal (58:11, auch als Deluxe Ed., LP) www.nasirjones.com<br />
Life Is Good<br />
SW<br />
BEAT-POP<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Bella Union / Universal (34:52, auch als LP) www.lawrencearabia.com<br />
POP<br />
Lawrence Arabia<br />
<strong>Der</strong> Singer/Songwriter Lawrence Arabia ist zwar<br />
nicht ganz so alt wie <strong>der</strong> berühmte gleichnamige<br />
Film mit Peter O’Toole aus dem Jahr 1962. Aber<br />
passen würde es schon. Denn dieser Nachfolger<br />
des Debüts „Chant Darling“ streift mit träumerischer<br />
Eleganz durch die Archive von den Byrds,<br />
Kinks, Beatles und Serge Gainsbourg. Auch die<br />
geschmeidige Retro-Produktion kann mit dem authentischen<br />
Songmaterial mithalten.<br />
Gemütlich-altmodischer 60er-Jahre-Pop, <strong>der</strong> sich in<br />
die Reihe alter Helden einordnet.<br />
Twin Shadow<br />
The Sparrow<br />
Confess<br />
Le<strong>der</strong>jacke und Tolle einerseits, die Liebe zum 80er-<br />
Pop an<strong>der</strong>erseits: George Lewis jr. geht fast als amerikanisches<br />
Pendant zu Eugene McGuinness (siehe<br />
S. 107) durch. Auf seinem zweiten Album „Confess“<br />
besticht <strong>der</strong> Songwriter aus Brooklyn mit einem<br />
männlicheren Auftreten: Die Synthies sind breit<br />
und euphorisch, die Beats sexy, die Gitarren markant.<br />
Höhepunkt von Lewis‘ Zeitreise ist „Five Seconds“:<br />
Hier treffen neongrelle Synthieflächen auf<br />
Musik:<br />
eine Dark-Wave-Melodie und Billy-Idol-Gitarren.<br />
Klang:<br />
80er-Jahre-Pop – zeitgemäß interpretiert.<br />
Beggars / Indigo (43:01, auch als LP) www.twinshadow.net<br />
SW<br />
KT<br />
ROCK Linkin Park Living Things<br />
Bewahren Haltung:<br />
Linkin Park.<br />
Linkin Park haben sich auf „Living Things“ weiterentwickelt.<br />
Schon wie<strong>der</strong>. Aber im Gegensatz<br />
zum letzten Album „A Thousand Suns“ ist das<br />
Songwriting ausgewogener und die Produktion<br />
druckvoller geworden. Das Sextett vermischt dieses<br />
Mal gekonnt harte Gitarrenriffs mit tanzbaren<br />
Discobeats. Klingt außergewöhnlich und ist es<br />
auch. „Living Things“ ist eine kleine Wun<strong>der</strong>tüte<br />
– mit überraschendem Inhalt.<br />
Musik:<br />
Die Kalifornier lassen sich nicht verbiegen und machen<br />
das, worauf sie Lust haben.<br />
Klang:<br />
Warner / Warner (36:59) www.linkinpark.com<br />
BH<br />
FOTOS: PIAS, James Minchin / Warner, Sony<br />
108<br />
9/12 <strong>stereoplay</strong>.de