Was wir gemeinsam gescha en - Zahnärztekammer Niedersachsen
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PFLEGEPERSONAL KOMMT<br />
BALD AUS SÜDEUROPA<br />
Junge Leute aus EU-Kris<strong>en</strong>ländern soll<strong>en</strong><br />
d<strong>en</strong> droh<strong>en</strong>d<strong>en</strong> Pfleg<strong>en</strong>otstand in<br />
Deutschland mildern. So werd<strong>en</strong> in<br />
Schwerin demnächst 20 junge Spanier<br />
über ein Förderprogramm des Bundes<strong>wir</strong>tschaftsministeriums<br />
in Pflegeberuf<strong>en</strong><br />
ausgebildet. Allerdings bleibt mangels adäquater<br />
Bezahlung das Problem besteh<strong>en</strong>.<br />
Um das zu ändern muss mehr Geld ins System,<br />
fordert deshalb die SPD. Die Finanzierungslücke<br />
beträgt fünf bis sechs Milliard<strong>en</strong><br />
Euro jährlich bundesweit.<br />
_DIE WELT, 8.5.2013<br />
AUCH KRANKENHÄUSER<br />
VON FACHKRÄFTEMANGEL<br />
BETROFFEN<br />
Frankfurt/M. Der Fachkräftemangel<br />
trifft nach einer Umfrage zunehm<strong>en</strong>d<br />
auch die Krank<strong>en</strong>häuser in Deutschland.<br />
Drei Viertel der Klinik<strong>en</strong> hätt<strong>en</strong> bereits<br />
Schwierigkeit<strong>en</strong>, Stell<strong>en</strong> im ärztlich<strong>en</strong><br />
Di<strong>en</strong>st zu besetz<strong>en</strong>, 41 Proz<strong>en</strong>t im Pflegedi<strong>en</strong>st,<br />
ermittelte Prognos. In d<strong>en</strong> komm<strong>en</strong>d<strong>en</strong><br />
fünf Jahr<strong>en</strong> erwart<strong>en</strong> die Klinik<strong>en</strong> eine<br />
deutliche Verschärfung der Lage: Dann<br />
rechn<strong>en</strong> 94 Proz<strong>en</strong>t im ärztlich<strong>en</strong> Di<strong>en</strong>st<br />
und 89 Proz<strong>en</strong>t beim Pflegepersonal mit<br />
Engpäss<strong>en</strong>. _NEUE PRESSE, 8.5.2013<br />
KREBSVORSORGE<br />
NAIVE SEHNSUCHT<br />
VON WERNER BARTENS<br />
Angelina Jolie hat sich die Brüste abnehm<strong>en</strong><br />
lass<strong>en</strong>. Ein radikaler Schritt,<br />
der seit seinem Bekanntwerd<strong>en</strong> fast<br />
durchweg positiv komm<strong>en</strong>tiert word<strong>en</strong><br />
ist. Andere Frau<strong>en</strong>, so die Schauspielerin,<br />
würd<strong>en</strong> von ihrer Entscheidung profitier<strong>en</strong>.<br />
Doch die Frage ist: Tun sie das tatsächlich?<br />
Eine ganze M<strong>en</strong>ge Frau<strong>en</strong> werd<strong>en</strong> sich<br />
nun vermutlich frag<strong>en</strong>, ob sie sich auch<br />
zu einer Brustamputation <strong>en</strong>tschließ<strong>en</strong><br />
sollt<strong>en</strong>. Dabei sind nur fünf Proz<strong>en</strong>t aller<br />
Brustkrebsfälle familiär bedingt und damit<br />
erblich. Bei d<strong>en</strong> übrig<strong>en</strong> 95 Proz<strong>en</strong>t spiel<strong>en</strong><br />
Umwelteinflüsse und teilweise noch unbekannte<br />
g<strong>en</strong>etische Faktor<strong>en</strong> eine Rolle. Wie<br />
sich ihr Wechselspiel aus<strong>wir</strong>kt und ob es<br />
zur Erkrankung führt, lässt sich unmöglich<br />
sag<strong>en</strong>. Gezielt verhindern lass<strong>en</strong> sich diese<br />
Tumor<strong>en</strong> jed<strong>en</strong>falls nicht.<br />
Trotzdem möchte der M<strong>en</strong>sch die Gefahr<strong>en</strong><br />
eingr<strong>en</strong>z<strong>en</strong>. »Man jagt sich Tag für<br />
Tag durch d<strong>en</strong> Wald, um gesund zu bleib<strong>en</strong>,<br />
und stürzt schließlich mit dem Flugzeug<br />
ab« – so hat der Soziologe Niklas Luhmann<br />
die oft eb<strong>en</strong>so vergeblich<strong>en</strong> wie absurd<strong>en</strong><br />
Versuche der Risikominimierung beschrieb<strong>en</strong>.<br />
Die Entscheidung für eine Amputation<br />
der Brüste spiegelt d<strong>en</strong> Versuch wider,<br />
Krankheit beherrschbar mach<strong>en</strong> zu könn<strong>en</strong>.<br />
Und sie nährt die Vorstellung, dass solche<br />
alt<strong>en</strong> Leid<strong>en</strong> wie Brustkrebs für die moderne<br />
Medizin doch bitte kein Problem mehr<br />
sein soll<strong>en</strong>. Schicksal? Dageg<strong>en</strong> kann man<br />
doch heutzutage etwas tun!<br />
Dieser Aktivismus folgt einer Scheinrationalität,<br />
der sich auch die Medizin gerne<br />
hingibt. Frau Jolie wie auch die Ärzte<br />
und Lai<strong>en</strong>, die ihr zustimm<strong>en</strong>, woll<strong>en</strong><br />
»proaktiv« etwas tun. Sie woll<strong>en</strong> mit einer<br />
fast naiv<strong>en</strong> Selbstverständlichkeit Leb<strong>en</strong><br />
und Leid<strong>en</strong>, Krankheit und Tod dirigier<strong>en</strong>.<br />
Verständlich ist die Angst vor Schmerz<br />
und Siechtum. Verständlich ist auch der<br />
Wunsch nach Kontrolle und dem Sieg über<br />
die Krankheit. Jolies Entscheidung folgt der<br />
Sehnsucht, selbst bestimm<strong>en</strong> zu könn<strong>en</strong>,<br />
ob sie krank <strong>wir</strong>d oder nicht.<br />
Angelina Jolies Entscheidung taugt nicht<br />
als positives Signal<br />
Das kann aber weder sie noch jemand anderes.<br />
Risikovorhersag<strong>en</strong> in der Medizin<br />
k<strong>en</strong>nzeichnet ein grundsätzliches Dilemma.<br />
Sie sind ung<strong>en</strong>au und unsicher – auch<br />
im Fall von familiärem Brustkrebs. Expert<strong>en</strong><br />
mach<strong>en</strong> dann gerne aus der Möglichkeit<br />
die vermeintliche Sicherheit. Zudem<br />
sind inzwisch<strong>en</strong> für so viele Erkrankung<strong>en</strong><br />
Wahrscheinlichkeit<strong>en</strong> berechnet und Risikofaktor<strong>en</strong><br />
bestimmt word<strong>en</strong>, dass man<br />
vor lauter Schäd<strong>en</strong>-Nutz<strong>en</strong>-Bilanz<strong>en</strong> gar<br />
nicht mehr weiß, wovor man sich noch alles<br />
schütz<strong>en</strong> soll. Wer ständig vorbeugt, kann<br />
sich nie zurücklehn<strong>en</strong>.<br />
So kann ein Mann sein Risiko für ein<strong>en</strong><br />
Infarkt durch gesunde Leb<strong>en</strong>sführung<br />
durchaus s<strong>en</strong>k<strong>en</strong>. Trotzdem sterb<strong>en</strong> immer<br />
wieder vitale Mittfünfziger am Herzschlag.<br />
Es gibt eine Palette von Risikofaktor<strong>en</strong>,<br />
d<strong>en</strong><strong>en</strong> man sich geg<strong>en</strong>übersieht –<br />
geg<strong>en</strong> die meist<strong>en</strong> der droh<strong>en</strong>d<strong>en</strong> Leid<strong>en</strong><br />
lässt sich w<strong>en</strong>ig ausricht<strong>en</strong>; oder es bleibt<br />
ein Restrisiko, wie ja auch Angelina Jolie<br />
trotz Amputation noch mit fünfproz<strong>en</strong>tiger<br />
Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs erkrank<strong>en</strong><br />
kann.<br />
Als schöne Illusion ist auch die »int<strong>en</strong>sive<br />
Vorsorge” zu versteh<strong>en</strong>, die bei familiärer<br />
Krebsneigung regelmäßig empfohl<strong>en</strong><br />
<strong>wir</strong>d. Es ist nicht belegt, dass eine halbjährliche<br />
Mammografie das Risiko s<strong>en</strong>kt,<br />
an dem Tumor zu sterb<strong>en</strong>. Das ist Wunschd<strong>en</strong>k<strong>en</strong>.<br />
Fast 40 Proz<strong>en</strong>t aller Brusttumore<br />
tret<strong>en</strong> trotz regelmäßiger Röntg<strong>en</strong>kontroll<strong>en</strong><br />
auf. Eine gewisse Größe muss der<br />
Tumor nun mal hab<strong>en</strong>, bevor er <strong>en</strong>tdeckt<br />
werd<strong>en</strong> kann.<br />
Angelina Jolie hat für ein Leid<strong>en</strong> tatsächlich<br />
die Wahrscheinlichkeit verringert, daran<br />
zu erkrank<strong>en</strong>. Ausgeschloss<strong>en</strong> hat sie<br />
das Risiko damit nicht – weder für diese<br />
Krankheit noch für unzählige andere. Sich<br />
amputier<strong>en</strong> zu lass<strong>en</strong>, ist ihre persönliche<br />
Entscheidung, als positives Signal für andere<br />
taugt sie jedoch nicht.<br />
PHARMASTUDIEN<br />
TESTS AM MENSCHEN<br />
MÜSSEN SEIN<br />
_SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 16.5.2013<br />
VON CHRISTINA BERNDT<br />
Neuartige Medikam<strong>en</strong>te sind riskante<br />
Erfindung<strong>en</strong>. Sie an M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong> zu<br />
test<strong>en</strong>, die nicht eingewilligt hab<strong>en</strong><br />
oder nicht über d<strong>en</strong> experim<strong>en</strong>tell<strong>en</strong> Charakter<br />
ihrer Behandlung aufgeklärt wurd<strong>en</strong>,<br />
ist ein Verstoß geg<strong>en</strong> die M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong>würde.<br />
Gleich, ob dies in d<strong>en</strong> 1980er-Jahr<strong>en</strong><br />
in der DDR gescheh<strong>en</strong> ist oder sich noch<br />
heute in Schwell<strong>en</strong>ländern wie Indi<strong>en</strong> zuträgt.<br />
Dass Pharmafirm<strong>en</strong> die ethisch<strong>en</strong> Anforderung<strong>en</strong><br />
einhalt<strong>en</strong>, muss daher besser<br />
kontrolliert werd<strong>en</strong>.<br />
Gleichwohl darf sich die Empörung über<br />
die Arzneitests nicht auf klinische Studi<strong>en</strong><br />
im Allgemein<strong>en</strong> erstreck<strong>en</strong>. Sie als »M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong>versuche«<br />
zu diffamier<strong>en</strong>, ist unangebracht.<br />
Auch mit ausgefeilt<strong>en</strong> Vorversuch<strong>en</strong><br />
am Computer, in der Kulturschale<br />
und im Tierexperim<strong>en</strong>t werd<strong>en</strong> sich Studi<strong>en</strong><br />
mit M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong> nie vermeid<strong>en</strong> lass<strong>en</strong>,<br />
bevor ein neues Medikam<strong>en</strong>t zugelass<strong>en</strong><br />
werd<strong>en</strong> kann. Dabei ereign<strong>en</strong> sich mitun-<br />
ZKN MITTEILUNGEN 6 | 2013 · 329