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5. Bericht zur Lage der Kinder - derStandard.at

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<strong>Bericht</strong> <strong>zur</strong> <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und Jugendgesundheit in Österreich 2014<br />

Mag. a Gabriele Bäck<br />

Kin<strong>der</strong>garten- und Hortpädagogin,<br />

Geschäftsführerin des Charlotte-Bühler-Instituts<br />

Mag. a Michaela Hajszan<br />

Klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin in freier Praxis,<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin am Charlotte-Bühler-Institut<br />

Prinzipien – Eine Frage <strong>der</strong> Haltung<br />

Orientierung & Reflexion im pädag. Alltag<br />

Bildung wird heute als individueller Aneignungsund<br />

Verarbeitungsprozess verstanden. Dies bedeutet,<br />

dass sich Kin<strong>der</strong> wie Erwachsene aktiv mit <strong>der</strong><br />

Welt und sich selbst in <strong>der</strong> Welt auseinan<strong>der</strong>setzen<br />

und dadurch bilden. Da je<strong>der</strong> Mensch in ein soziales<br />

und kulturelles Umfeld eingebettet ist, entwickeln<br />

sich individuelle Bildungsbiografien immer<br />

in Wechselwirkung zwischen Individuum und Umwelt.<br />

Bildung ist daher als ko-konstruktiver Prozess<br />

anzusehen, in dem sich Kin<strong>der</strong> und Erwachsene<br />

durch gemeinsames Handeln und Denken individuell<br />

Wissen erschließen und den Vorgängen in <strong>der</strong> Welt<br />

Sinn verleihen.<br />

Bildungsprozesse finden lebenslang an unterschiedlichen<br />

Lernorten st<strong>at</strong>t. Im Gegens<strong>at</strong>z zum informellen<br />

Lernen, wie es in Familie o<strong>der</strong> Freizeit passiert,<br />

wird in Bildungseinrichtungen wie Krippe, Kin<strong>der</strong>garten,<br />

Schule und Hort ein institutionelles Konzept<br />

für das Lernen wirksam. Dieses beruht auf einer pädagogischen<br />

Orientierung, die Werte und Einstellungen,<br />

pädagogische Ziele sowie Vorstellungen<br />

über die Bildung und Entwicklung von Kin<strong>der</strong>n umfasst<br />

(Charlotte Bühler Institut, 2007). Die daraus<br />

abgeleiteten Prinzipien für institutionelle Bildung<br />

können als Leitlinien für das pädagogische Handeln<br />

und als Grundlage <strong>der</strong> Reflexion verstanden werden.<br />

Die Rolle <strong>der</strong> PädagogInnen<br />

PädagogInnen nehmen in <strong>der</strong> Gestaltung von Lernumgebungen<br />

für Kin<strong>der</strong> eine Schlüsselposition ein,<br />

indem sie den Raum organisieren, Alltagskultur gemeinsam<br />

mit Kin<strong>der</strong>n entwickeln sowie Impulse,<br />

Bildungsangebote und Projekte partizip<strong>at</strong>iv planen.<br />

Handlungsleitend dafür sind die zwölf Prinzipien für<br />

Bildungsprozesse, die im BildungsRahmenPlan formuliert<br />

sind.<br />

Diese Prinzipen gelten <strong>zur</strong> Orientierung für Fachkräfte<br />

nicht nur im Bildungsgeschehen mit Kin<strong>der</strong>n,<br />

son<strong>der</strong>n auch in <strong>der</strong> Kooper<strong>at</strong>ion mit Familien und<br />

an<strong>der</strong>en Beteiligten. Beispielsweise kann die Vielfalt<br />

<strong>der</strong> Elterngruppe als Ressource für die Bildungsarbeit<br />

genutzt werden, wenn Eltern ihre unterschiedlichen<br />

Talente in die pädagogische Praxis einbringen<br />

können. So werden die Prinzipien Diversität,<br />

Empowerment und Partizip<strong>at</strong>ion wirksam. Auch für<br />

die Entwicklung einer professionellen Teamkultur<br />

können die Prinzipien för<strong>der</strong>lich sein, etwa wenn<br />

Entscheidungen transparent gemacht werden (Prinzip<br />

Transparenz) o<strong>der</strong> wenn sich einzelne Teammitglie<strong>der</strong><br />

gemäß ihren individuellen Stärken und Vorlieben<br />

in gruppenübergreifende Prozesse einbringen<br />

können (Prinzipien Individualisierung, Empowerment).<br />

Bei diesem Vorgehen kommt <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong><br />

Einrichtung eine zentrale Rolle zu.<br />

Gelebte Prinzipien – sichtbar und spürbar<br />

Damit Prinzipien als Teil <strong>der</strong> pädagogischen Orientierung<br />

in Bildungsprozessen und Interaktionen gelebt<br />

und für die Kin<strong>der</strong> spürbar werden, ist ein persönlichkeitsbilden<strong>der</strong><br />

Prozess beim gesamten Personal<br />

grundlegend. Pädagogische Haltungen und Überzeugungen<br />

sind nämlich zeitlich rel<strong>at</strong>iv stabile und<br />

überdauernde Konstrukte, die bereits in <strong>der</strong> eigenen<br />

Sozialis<strong>at</strong>ion wurzeln (Charlotte Bühler Institut,<br />

2007). Nur durch die intensive Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

und Reflexion eigener Einstellungen können sie<br />

bewusst gemacht und allmählich verän<strong>der</strong>t werden.<br />

Neben dem kollegialen Austausch und <strong>der</strong> fachlichen<br />

Ber<strong>at</strong>ung stellt die Aus- und Fortbildung für<br />

PädagogInnen einen geeigneten Rahmen für diesen<br />

Prozess dar. Dabei sind auch die Lehrenden und <strong>der</strong>en<br />

Haltung maßgeblich, da sie als Rollenmodell wirken.<br />

Im BildungsRahmenPlan werden wichtige Rahmenbedingungen<br />

einer dynamischen Lernumgebung<br />

beschrieben, die die Kompetenzentwicklung <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> unterstützen. Im Folgenden werden diese vor<br />

dem Hintergrund <strong>der</strong> zwölf Prinzipien auf die Gestaltungsmöglichkeit<br />

<strong>der</strong> PädagogInnen durchleuchtet.<br />

Bildung vollzieht sich in Räumen<br />

Die Gestaltung von Räumen entscheidet darüber,<br />

„ob Kin<strong>der</strong> sich neugierig und selbstständig<br />

ihrer Umwelt zuwenden können“ (Schäfer, 2011).<br />

Kin<strong>der</strong> benötigen Pl<strong>at</strong>z, um ihren individuellen<br />

Bedürfnissen wie z.B. nach Bewegung, Erholung<br />

und Kommunik<strong>at</strong>ion nachzukommen und ihre<br />

Ideen zu verwirklichen. Daher ist es Aufgabe des<br />

Teams, Kin<strong>der</strong>n geeignete Plätze dafür – möglicherweise<br />

gruppenübergreifend – <strong>zur</strong> Verfügung zu<br />

stellen, die im Alltag selbstständig und individuell<br />

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