5. Bericht zur Lage der Kinder - derStandard.at

Bericht zur Lage der Kinder- und Jugendgesundheit in Österreich 2014
Rainbows – Für Kinder in stürmischen Zeiten
„Hier darf ich sein, wie ich bin“ – Beziehung in
der RAINBOWS-Arbeit
Begleitung von Kindern und Jugendlichen nach
der Trennung/Scheidung der Eltern oder dem
Tod eines nahestehenden Menschen
Wenn Eltern sich trennen, stehen Kinder und Jugendliche
vor einer völlig neuen Lebenssituation, die auf
den ersten Blick oftmals schwer zu bewältigen ist.
Auch der Tod eines Menschen, der zur eigenen
Familie gehört oder zu dem das Kind eine ganz besondere
Beziehung gehabt hat, stellt eine besondere
Belastungssituation dar, die Welt des Kindes gerät
aus den Fugen. RAINBOWS begleitet die betroffenen
Kinder und Jugendlichen und unterstützt sie, mit der
neuen Familiensituation besser zurechtzukommen.
Ein wesentlicher Wirkfaktor in unserer Arbeit ist die
Beziehung zwischen dem Kind und der RAINBOWS-
BegleiterIn. Diese Beziehung trägt maßgeblich zum
Gelingen des Bearbeitungsprozesses nach einem
Trennungs- oder Verlusterlebnis bei. Für Kinder bedeutet
diese Beziehung eine Erweiterung des Kreises
seiner Bezugspersonen. Die für das Kind erlebte
Mischung aus (außerfamiliärer) Vertrauensperson und
einer „dem Geschehen gegenüber neutralen Person“
wirkt stärkend und entlastend.
Die Grundhaltung, mit der die RAINBOWS-BegleiterIn
den Kindern gegenübertritt, ist charakterisiert durch
Empathie, Kongruenz und Wertschätzung. Empathie
bedeutet, die Erlebnisse und Gefühle des Kindes mit
einfühlsamem Verständnis aufzunehmen. Die Kinder
sollen sich mit all ihren Gefühlen (egal ob Trauer, Wut,
Freude, Angst), Wünschen und Sehnsüchten angenommen
fühlen. Empathie beinhaltet echtes Interesse
an den Kindern und ihrer Lebensgeschichte und an
der Arbeit mit ihnen. Interesse bedeutet auch, die
Sprache der Kinder zu verstehen. Da die geäußerten
Gefühle und Verhaltensweisen nicht bewertet und
beurteilt werden, fühlt sich das Kind in seiner Person
bedingungslos akzeptiert und wertgeschätzt. Diese
wertschätzende Haltung ist nicht nur die Basis der
Beziehung zwischen dem Kind und der RAINBOWS-
BegleiterIn, sondern auch zwischen den Kindern
untereinander. Gerade Kinder in Trennungs- und Verlustsituationen
brauchen diese Wertschätzung, damit
ihr Selbstwert wieder wachsen kann. Wertschätzung
ist Nahrung für die Seele.
Kongruenz in der Beziehung zeigt sich, indem sich
die BegleiterIn in die Beziehung zum Kind als ganze
Person einbringt. Kinder erwarten sich keine Fehlerlosigkeit,
sondern Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit.
Nicht alle Fragen des Kindes können sofort und umfassend
beantwortet werden, aber das Kind weiß,
dass es eine ehrliche und verständliche Antwort bekommen
wird. Diese Offenheit und Transparenz ermöglicht
dem Kind, alles zu fragen, was es sonst noch
nie fragen konnte, alles zu sagen, was ihm wichtig
ist. Dieses Ernstnehmen der gesamten Persönlichkeit,
das Wahren von Grenzen, die Möglichkeit alle Gedanken
und Gefühle auszudrücken, führt zu großem
Ver trauen zwischen dem Kind und der RAINBOWS-
Begleiter In. Zielführend ist ein Höchstmaß an persönlicher
Wertschätzung kombiniert mit einem, der jeweiligen
Situation angepassten Maß an Lenkung. Es wird
Situationen in der RAINBOWS-Arbeit geben, wo es
angebracht ist, einzugreifen und es wird Situationen
geben, in denen die Kinder ohne weiteres selbst entscheiden
können. Kindern mit diesem Respekt zu begegnen,
ihnen Vertrauen in die eigene Urteilsfähigkeit
zuzugestehen, stärkt sie in ihrer Entwicklung.
Die Beziehung zur BegleiterIn, die dem Kind Vertrauen
und dadurch Selbstvertrauen gibt, eröffnet dem
Kind auch den Raum, eigene Ressourcen zu entdecken
und Vertrauen in die Zukunft zu entwickeln.
Dies ist besonders wichtig, damit die Kinder – trotz
des Trennungs- oder Verlusterlebnisses - die Anforderungen
der jeweiligen Entwicklungsstufe bewältigen
können.
Die Kinder und ihre Familien werden für eine bestimmte
Zeit begleitet, in der sie Anregungen und
Impulse bekommen, Neues erfahren und gestärkt
werden. Ein verantwortungsvoller Umgang mit der
aufgebauten Beziehung bedeutet aber auch, sich als
BegleiterIn wieder „entbehrlich“ zu machen.
Mag.a Dagmar Bojdunyk-Rack · Geschäftsführerin
Mag.a Silke-Höflechner-Fandler · pädagog. Leiterin
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