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BEITRÄGE ZUR ARCHÄOZOOLOGIE VII

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uns je ein Fund zur Verfügung, in der Grube 254 befanden sich zwei Bruchstücke der Frontalia<br />

von zwei verschiedenen Individuen. Aus der Grazilitä t aller dieser Funde schließen wir<br />

auf weibl iche Schafe .<br />

Außer diesen hornlosen Tieren hat .an in der Siedlung von Hitriansky Hr4dok auch gehör nte<br />

Tie re gehalten . Die Hornfor. bei den Schafen vari iert von starken Ho rnzapren ~it dreikantige.<br />

Querschnitt ( Abb .2'5)' die den .ännlichen Ti er en angehörten, bis zu schwachen, weniger<br />

gebogenen und i m Querschnitt ~ehr ovalen der weiblichen Tiere (Abb . 2'1 ) ' Ähnlich kanen auch<br />

bei den ZIegen zwei Formen von Hornzapfen vor, nä~lic h die stä r keren, gewundenen nännlichen<br />

und die schwächeren, s äbelförnigen weiblichen.<br />

Von den J7 artlich bestinmbaren Schädel fragmenten der Schafe I n Nitrlansky Hr~dok waren<br />

neun (24,J I) hornlos en Tier en zuzuschreiben. Unter den JI SchädelstUcken der Ziege befand<br />

Sich nur ein hornloses (2,7 I ). Wenn man diese Verhältnisse bedenkt, dann kann man die Hornlosigkeit<br />

de r Muttertiere zu dieser Zeit bei den Schafen t ür eine ziemlich verb r eitete, bei<br />

den Ziegen jedoch sehr seltene Erscheinung halten .<br />

Die Hornlosigkei t der Schafe wird, ähnlich wie beim Rind, ebenfalls als eine durch die 00 -<br />

~estikat i on ve rurs achte Ve r änderung betrachtet (Antonius 1922 ; Zeuner 196J; Bökönyi 1974 ;<br />

197B ; 19B4 ). Sie kommt schon i n den f r ühen Co.estikationss tadien vor . Cer bis jetzt älteste<br />

fund eines hornlosen Schafes ist uns aus Ali Kosh in Iran ( 7500 v . u . Z.) bekannt ( Holeflannery<br />

1967 ). Dieses Phänomen hat sich verhäl t nismäßig schnell verbreitet und kan wahrscheinlich<br />

schon mi t der ers ten Welle der Domestikation nach Süd ost - und später auch nach<br />

Mitteleuropa. Bökönyi ( 1974 ) führt den ältesten Nachwei s für Unga r n von der neolithischen<br />

Siedlung Maro s l el e-Pana ( Körös-Kultu r , etwa 5000 v. u. Z. ) an . Weitere Funde s tammen von<br />

anderen Fundorten derselben Kultur in Gy~lar~t und Röszke-l ud v'r , aus Jugos lawien da nn in<br />

Anzabegovo (S t areevo-Kultur, Ende 7. Jt. v. u. Z. ) und in ludlis-Budz sak ( Kör ös-Kultur, -<br />

Bök önyl 1974 ) , au s The ssalien in AChUleion (Mitte 7. Jt . v . u. Z. - Bökönyi 197B ). Boessneck<br />

( 1962 ) hat in den präkeramischen Schich t en in Argissa -M agula keine Beweise für hornl<br />

os e Schafe festges tellt, erst für Neo l i thikum und Bronzezeit e r wähnt er mehrere Funde .<br />

Ca lkin (1970 ) unte r s uchte umfangreiche s Skelettmaterial aus den älteren Kulturen Osteuropas,<br />

i n wel chem er unter den zahlreichen Schädelfragmenten von Schafen nur wenige behornte<br />

hat feststellen können. Aufgrund dieser Tats ache kam e r zur Ansicht, daß die we ibl ichen<br />

Sc hafe i~ Neolithikum und Äneolithikum hornlos wa r en. Es sind sogar Skulpturen aus der Tripolie-Kultur<br />

bekannt, welche hornlose und behornte Schafe darstellen (Siedlung Ko§i l ovcy).<br />

Weitere Belege für Ho rnlosigkeit bei den Schafen beschr eiben Pucher ( 19B6) aus den Sied-<br />

1ungsgruben de r Lengyel-Ku1tur von Schanzboden bei frankens tein in Österreich un d Beyer<br />

( 1970 ) aus de r Miche l sberger Kultur von Hetzenberg in Deutschland . Von Hescheler /Rüeger<br />

( 1942 ) werden hornlose Schafe aus den Pfahlbauten sowie von Becker/ Johans son ( 19Bl ) aus<br />

den Spätneolithikum der Schweiz genannt. In späteren Epochen werden dann dies e fu nd e häufiger,<br />

wie z . 8 . in Manching (80essneck et al. 1971 ). in der rÖMischen Siedlung von Valkenbu<br />

r g in den Niederlanden ( Clason 1967), in früheisenzeitlichen Siedlungen des nördlichen<br />

Schwarz.eergebietes (Calkin 1960). Jedenfalls sind die Belege hornloser Schafe in Europa<br />

häufiger al s die der Rinder.<br />

Bei der Ziege ka~ di e Ho rnlosigkeit vi el später ZUM Vorschein als bei deM Schaf. Wahrscheinlich<br />

trat sie wieder iM Nah en Os ten zuerst auf . Die bisher ältest en Funde waren aus<br />

Ägypten aus de~ J. Jt. v . u. Z. bekannt (lisht/ Bökönyi 1974, S. 19J), aus Europa erst aus<br />

der Römerzeit ( Boess neck et al. 1971; Bökönyi 1974 ) . Unser fund von Nitriansky Hr ddok aus<br />

der Br onzezeit ist somit zur Zeit der älteste.<br />

In meinem Be i trag habe ich mich benüht, die bisherigen funde hornloser Hauswiederkäuer aus<br />

Os t -, Südost- und Mi tteleur opa zusamnenzufassen. Au s di eser Übers i cht geht hervor, daß die<br />

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