BEITRÄGE ZUR ARCHÄOZOOLOGIE VII
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)ungslawischen Siedlung auf der Fischerinsel bei Neubrandenburg (Prillot! 1985b, Tab. 66)<br />
vergleichbar.<br />
Tab. 11. Salzwedel. Hausrind. Mandibula . Alte r sbesti~~ung<br />
nach den Z8hn~erkmalen.<br />
Gruppe<br />
I<br />
1<br />
)<br />
•<br />
5<br />
•<br />
Zahnen tw 1 ck 1 ung<br />
Milchprämolaren geschoben<br />
MI bricht durch<br />
M) bricht durch<br />
M) - Abrasion :<br />
schwach<br />
mi ttelstark<br />
mittel stark bis stark<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
I<br />
geschätztes Alter<br />
bis J. Monat<br />
4 - 6 Monate<br />
25 - 28 Monate<br />
bis:) 1/2 Jahre<br />
5 7 Jahre<br />
7 - 10 Jahre<br />
Soweit der sehr hohe Fragmentierungsg r ad der Rind~rknochen das Vermessen gestattete, nahmen<br />
wir diese vor . Oie hierbei ermittelten wenigen Maße weisen die mittelalterl i chen Rinder aus<br />
Salzwedel als kleinwüchsige Tiere aus. Da drei Metapodien und ein Me tacarpus von einem Ochsen<br />
sowie zwei Metatarsen von zwei Kühen vollständig erhalten vorliegen, führten wir auch<br />
die 8erechnung der Widerristhöhen aus. Hiernach besaß das männliche Rind ( Ochse) eine WRH<br />
vo n etwa 122 cm, während die Kühe nur IOD bzw. 110 cm erreichten. Auch die nach der Meth ode<br />
von Matolcsi ( 1970, S. 1}1) errechneten Lebendgewichte bestätigen die Kleinwüchsigkeit der<br />
Rinder aus Salzwedel. aas männliche Rind (Ochse) erreichte etwa 284 kg lebendgewicht, die<br />
Kühe hingegen nur etwa IOD kg bzw. 145 kg.<br />
Ungeachtet dieser Kleinwüchsigkeit besaßen die Rinder eine hohe wirtschaftliche Bedeutung<br />
bei der Ve rsorgung der mittelalterlichen Bevölkerung Salzwedels mit den ve rschiedens t en<br />
Rohs toffen. Davon künden unter anderem zahlreiche Hieb- und Schn\ttspuren . Oie im juvenilen<br />
und subadulten Alte r geschlachteten Rinder nutzte man vorrangig für die Fleisch- und<br />
Fettgewinnung, während die im adulten Alter geschlachteten Rinder darauf verweisen, daß<br />
wahrscheinlich auch die Milche r zeugung von einer gewi ssen Bedeutung war. Der hohe Anteil<br />
nachgewiesener kastrierter .. ännl'icher Rinder (Ochsen) könnte ein Fingerzeig für die Verwendung<br />
des Rindes a l s Zugtier sein. Auch Kühe eignen sich für derartige Tätigkeiten. Die zahlreich<br />
vorhandenen Hornzapfen bzw. Hornzapfenfragmente und an ihnen vo rhandene Hieb- und<br />
Schnittspuren sprechen rür die Gewinnung des ·Horn s .<br />
Am prOKimalen Gelenk ein~s rechten Metatarsus befinden sich pathologisc he Veränderungen,<br />
die in einer Auflösung und kavernenartigen Eintie!ung der Gelenkflächen für die Tarsalknochen<br />
sowie aus EKostosenbildungen a~ medialen, dorsalen und lateralen Rand des Gelenkes bestehen.<br />
Dieses KrankheItsbild erInnert stark an Spat (Arthropathia de!ormans) des Pferdes.<br />
Nach Nieberle/Cohrs ( 1970, S. 181) ist der Spat "die häufigste Gelenkerkrankung des Pferdes.<br />
Auch bei Rindern, besonders lugochsen, wird er angetroUen".<br />
Eine vollständig erhaltene linke Mandibula weist eine Reduktion (Oligodontie) des P2 und<br />
einen abnormal abradierten M) auto<br />
Schaf/Ziege - avis ammon l ., hemerotypus/Capra aegagrus ErKl~ben, hemerotypus<br />
Insgesamt 155 Knochenfragmente, die aut mindestens 40 Tiere hindeuten, bestImmten wir a~s<br />
Zu Schaf und Ziege gehö r ig . Na ch den von Boessneck/Müller/Telchert ( 1964, S. 5 tf.) zur<br />
Unterschei dung von Schaf - und Ziegenknochen erarbeiteten Merkmalen konnten 21 Fragmente<br />
a l s Schaf- und )) als Ziegenknochen bestimmt werden .<br />
Drei Schädel fragmente weisen auf hornlose Schafe hin. Wi r glauben, daß diese Fragmente von<br />
weiblichen Ti eren herrühren, zumal die Schädel fragmente der männlichen Tiere mit s tarken<br />
Hornzapfen versehen sind. Folglich repräsentieren die Schafknochen mindestens 8 Tiere, da<br />
Von) männliche und} weibliche, und die Ziegenknochen mindestens 29 Tiere, davon 25 männl<br />
iche und 4 weibliche.<br />
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