BEITRÄGE ZUR ARCHÄOZOOLOGIE VII
BEITRÄGE ZUR ARCHÄOZOOLOGIE VII
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nicht unter die gesundeste Speisen rechnen kan. Von geschmack aber ist es gut/ und daher<br />
nahrhafftig:insonderheit die jungen/wel che noch nicht drey Pfund haben:die gar g rossen<br />
aber sind hart ~da wl1ch / und dem Rind~flelsch gleich".<br />
Ka rpfenartige - Cyprlnidae<br />
Zwei Cleithrumbruchstücke konnten aufgrund ihres fragmentarischen Erhaltungszus ta ndes nur<br />
der Familie Cyprlnldae (Ka rpfen- oder ~ elßfische) zugeordnet werden; eine genaue Artbestim<br />
~ung war nicht möglich.<br />
Kultu rhistorische Auswe r tung<br />
Dem Ausgrabungsbericht zufo1ge, angefertigt von Herrn P. Fischer, befand sich de r Fundplatz<br />
(SchmiedestraOe - Große Predigerstraße ) bis zum lJ. Jh. außerhalb der l2B als civitas genann<br />
ten Altstadt Salzwedel. Das Gelände bestand aus Schwemmsand und wurde mi t Müll und Kulturschutt<br />
aufgefüllt und im Anschluß daran als Siedlungsgebiet neu erschlossen. Im Verlaufe<br />
dieser Verfül lungsarbeiten gelangten auch die Tierknochen als Siedlungsabfall mit in die<br />
Kulturschicht. Es muß aber beachtet werden , daß nu r eine Notbergung du rchgeführ t wurde. I n<br />
folgedessen ve r.Ögen die erZielten archäozoologischen Ergebnisse lediglich bestimmte Tendenzen<br />
aufzuzeigen.<br />
Die von Salzwe del stammenden Knochenfragmente der ~ild- und Haustiere können in Anbetracht<br />
des hohen Fragmentierungsgrades und des NaChwei ses von Hieb-, Schnl tt- und 8earbeitungsspuren<br />
sogenannte "Küchenabtälle" sein . Fraglich i s t, ob die beiden Kno chen der Hauskatze ebenfallS<br />
als Reste der Fleischnahrung anzusehen sind, oder von im juvenilen und subadulten Alter<br />
verendeten bzw. von aus rel igiösen oder profanen Gründen getöteten Tieren herrühren.<br />
Oie größte 8edeutung bei der Versorgung der 8ewohner des mittelalterl ichen Sal zwedels mit<br />
Fleisch und Fleischprodukten kam den Haustieren zu ( Tab . 7). Immerh in sta.men 638 Knochenfragmente<br />
( 91,9 :11;, ohne Hau shuhnknochen 95,6 :11; ) von Haustieren und nu r 8 KnOChen reste 0,2:11;)<br />
von ~ildtieren. Auch nach der MIZ dominieren die Haustiere (93,2 :11; ) deu t lich vo r den ~ildtieren<br />
(3 ,_ :11;). Oie Zuordnung der Gänseknochen zu Grau- oder Hausgans wa r nich t möglich.<br />
Folglich können die Gänseknochen in dieser statistischen Auswertung keine Berücksichtigung<br />
finden . Auffällig ist, daß vom Rothirsch nur Knochen der Vorder- und Hintere~tremitäten<br />
vo rl iegen (Tab. B). Den Schluß, daß vorrangig zergliederte Rothirsche in da s mittelalterliche<br />
Sal zwedel hineingebracht wurden, wollen wir aber wegen des zu geringen Materials noch<br />
nicht ziehen. Es müßten weitere Unt ersuchungen von Tierknochenmaterialien er f olgen. Der sehr<br />
geringe ~ tldtieranteil läßt jedoch die Deutung zu, daß die Einwohnerschaft Salzwedels, eII.tl.<br />
bis auf wenige Ausnah~en, die Jagd nicht ausüben durfte.<br />
Innerhalb der Haustiere do~iniert nach der Anzahl der aufgefundenen Knochenfragmente deutlich<br />
das Hausrind vor dem HausSChwein und den kleinen Hauswiederkäuern, wäh rend nach der<br />
MIZ den kleinen Hauswiederkäuern, und innerhalb derselben der Ziege die Prioritä t zukommt<br />
(Tab. 7). Wie die sehr hohe Anzahl der Indiv iduen bei den kleinen Hauswiederkäuern zustande<br />
kommt, haben wi r bereits erklärt und auch darauf hingewi esen, daß sä.tliche Knochenreste<br />
von geschlachteten Individuen herrühren, deren FleiSCh auch dem Verzehr diente. Da aber bei<br />
Schaf/Ziege die Calvariumfragmente deutlich überrepräsentiert sind ( Tab . 8), s tellt sich<br />
die Frage, ob dieselben nur. von kleinen Hauswiederkäuern stammen, die im ~ittelalte rliche n<br />
S alz~ede l geschlachtet wurden, oder ob nicht viel.ehr aus den umliegenden länd l ichen Siedlungen<br />
Hörner mit den Hornzapfen darin im Rahmen des Nahhandels nach Sa l zwed e l hineingelangten.<br />
Da auch die Calvariumreste des Hausrindes deutlich überrep räsen t iert s ind ( Tab. B),<br />
möchten wir auch für diese Haustierform ähnliches vermuten. Oie an den Ho rnz apfen der Hauswiederkäuer,<br />
insbesondere im 8asisbereich, zahlreich vorhandenen Hieb- und Schn\ttspuren<br />
sprechen für die Gewinnung des Horns. Folglich besitzen wir einen indirekten Hinweis auf<br />
die ehemalige E~istenz des Hornschnltzerhandwerkes im mittelalterlichen Salzwedel.<br />
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