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BEITRÄGE ZUR ARCHÄOZOOLOGIE VII

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nachträglich nicht mehr, auch das Tierknochenmaterial ~eitlich ~u differenzieren. Somi t is t<br />

nur eine Zuordnung zum 7. bis 10. Jahrhundert unter der gebräuchlichen Bezeichnung "altslawisch"<br />

möglich. Infolgedessen können die erreichten archäozool ogischen Erge bnisse nur<br />

bestimmte Tendenzen aufzeigen. Tr otzdem erschien eine Bearbeitung wünsche nswe rt , da bisher<br />

aus dem Bezirk Magdeburg lediglich eine Untersuchung frühslawische n Tierknochenmate rials<br />

vorliegt (Prilloff 1985a, 5. 253 ft.) und Zum anderen auf dem Territorium der OOR die Un ­<br />

tersuchungen slawischer Tierknochenkomple~e aus Burgen gegenüber denen aus Siedlungen überwiegen.<br />

Die von Hämerten, Kr. Stendal, stammenden Knochenfragmente der Wi ld- und Haustiere betrachten<br />

wir unter der 8erücksichtigung des hohen Fragmentierungsgrades sowie des Nachweises von<br />

Hieb-, Schnitt- und 8earbeitungsspuren als sogenannte "Siedlungsabfälle" . Oie meis t en Knochentragmente<br />

können sogar a l s sogenannte "Küchenabfälle" , als Reste der Fleischnahrung<br />

angesehen werden. Hingegen entstammen jeweils drei Gehäuse der Hain-Bänderschnecke und der<br />

Ga rten-8änderschnecke der autochthonen Thanatozönose. Doch auch hier müssen wir die Möglichkeit<br />

einräumen, ähnlich wie am Beispiel von Unio crassus, daß Kinder die Schneckengehäuse<br />

gesammelt und in die Siedlung gebracht hatten, ohne daß damit ein bestimmter Zweck verfolgt<br />

wurde.<br />

Die größte 8edeutung bei der Versorgung der altslawischen Siedler von Hämerten mit Fleisch<br />

und Fleischprodukten sowie mit Rohstoffen, wie Tierhäute, Knochen und Horn, ka m den Haustieren<br />

zu ( Tab.l). Immerhin stammen 575 Knochenfragmente (92,7A X, ohne Geflügelknochen<br />

92,26 X) von Haustieren und nur A4 Fragmente (7 ,10 X) von Wildtieren. 8ei der Zugrundelegung<br />

der MIZ ve rschieb t sich dieses Verhältnis deutlich zugunsten der Wildtiere, indem<br />

79,63 X der Individuen Haustiere und immerhin 18,52 X der Individuen Wildtiere waren.<br />

Der prozentual~ Anteil der Knochen von Wildsäuge r n in den untersuchten frühmittelalterlichen<br />

Siedlungen auf dem Territorium der ODR ist größeren Schwankungen unterworfen. Das zeIgen<br />

beispielsweise die Untersuchungen von 8arthel (1981, S. Al fC.) für Alt-Mühlhausen<br />

(0,6 X), Ichtershausen (0 X), Gommeratedt ( 5,4 X), Erfurt (0,1 X), Benecke (1983, S. 220)<br />

für Ralswieck (0,2 X), Gehl (1981, S. 9) tür Groß Raden - Vorburgsiedlung (2,7 X), Müller<br />

(1965, 5. 215; 1973, 5. 272 f.) für Dabrun (lA,2 X) bzw. Tornow/Siedlung (2,2 X), PrilloCf<br />

(1985a , S. 253 ff.; 1985b, ~ab. 78) für Wallwitz (0 X) bzw. Kiet~werder (14,5 X), Fischerinsel<br />

(22,0 X), Binsenwerder (30,7 X) sowie L. Teichert (1980, S. 100; 1984, 5. 225; 1985,<br />

S. 187) für Neuglobsow- Dagow (0 X), 5chmergow (3,9 X), Schönfeld (1,6 X). Für Hämerten<br />

möchten wir vermuten, daß die Jagd noch von der jeweiligen Oorfgemeinsch~f t ausgeübt werden<br />

durfte und teilweise sogar ~usgeübt werden mußte. Insbesondere die Jagd auf Bär und<br />

Wildschwein war eine Notwendigkeit, um die eigenen Haustierbestände vor den Raubsäugern<br />

sowie die Ackerkulturen vor zu starkem Viehverbiß zu schützen.<br />

Nach der Anzahl der aufgefundenen Knochenfragmente dominiert Hausrind deutlich vor Hausschwein<br />

und Schaf/Ziege, während nach der MIZ dem Hausschwein die Priorität ~ukommt (Tab.<br />

I). Führen wir aber die Berechnung der konsumierten Fleischmenge nach der Methode von Reichstein<br />

(1984, 5 •. 220) durch, so tritt die dominierende Stellung des Hausrindes für die<br />

Fleischversorgung wieder deutlich zutage, 1300 kg Rindfleisch - 600 kg Schweinefleisch -<br />

180 kg Schaf- und Ziegenfleisch. Folglich wu rden je 1 kg Schaf - und Ziegenfleisch 3,3 kg<br />

5chweine- und 7,2 kg Rindfleisch verzehrt. Diese Zahlen vermögen freilich nicht den tatsächlichen<br />

Fleischkonsum, sondern nur bestimmte Tenden~en zu reflektieren.<br />

Gegen die Zucht der Haustiere in größerem Umtang innerhalb der Siedlung spricht das ermittelte<br />

Geschlechtsverhältnis der männlichen zu den weiblichen Hausschwe inen. Andererseits<br />

darf nicht außer acht gelassen werden, daß sjch diese Feststellung nur auf eine sehr geringe<br />

Materialbasis gründet und demzufolge nicht verallgemeinert werden kann.<br />

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