BEITRÄGE ZUR ARCHÄOZOOLOGIE VII
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Manfred Teichert<br />
Seit wann gibt es zwerg- und dackel artige Hunde?<br />
8ei fast allen Hau s t ieren hat sich die Gr öße i. Vergleich zur wilden S ta~~for ~ meh r oder<br />
weniger stark verändert, teils in positiver, teils in negativer Richtung. Der Mensch hat<br />
bel den einzelnen Haustierarten neben übe rw iegend _ittelgroßen Ra ssen auch Riesen- und<br />
Zwergussen gezüchtet, so z. 8. bei Pferd, Esel, Rind, Schwein, Schaf, Ziege, Hund, Kaninchen<br />
und Huhn . Am größten sind die Unterschiede beim Hund . Nach Na cht s heim (1949, S. 29)<br />
erreichte eine Deutsche Dogge eine Widerristhöhe von 96 cm . Es war eines der größten bisher<br />
gezüchteten Tiere dieser Rasse. NOch größer wird der Irische Wolfshund. 8ei dieser Rasse<br />
hat un scho.n Individuen mit über 100 cm Widerristhöhe erllittelt. - Als kleins te Hunderasse<br />
wird von Swarovs ky (1986, S. IJO) der Chi huahua mit einer WIderristhöhe von 16 - 2' cm<br />
angegeben.<br />
Nach t sheim ( 1949, s. JO) erwähnt, daO Riesen- und Zwergwuchs auf die lIutative Veränderung<br />
einzelner Faktoren zurückzuführen is t , und zwar ist es meist eine Reihe von Faktoren, die<br />
sich in ihrer Wirkung su m~ieren. Oie Kombination der einen liefert das eine E~trem - Riesenwuchs,<br />
die de r anderen das andere E~t r em - Zwergwuchs.<br />
Zwergesei, Shetlandpony, Her_elinkaninchen und Zwergpinscher sind echte Zwerge, bei denen<br />
eine gleich_äßige har_onische Verkleinerung al l er Teile des Körpers eingetreten ist; es<br />
sind Miniaturausgaben der betreffenden Arten nor_aler Größe ( Nachtsheim 1969, S. J I ).<br />
Außerde_ gibt es bei Men sch und Tier auch noch den unproportionierten Zwergwuchs. Derartige<br />
Individuen werden von Antonius ( 1922, S. 56) als achondroplastische Zwerge bezeichnet . 8ei<br />
ihnen werden nur einzelne Körperteile von der Ve rkleinerung betroffen. So können insbesondere<br />
die langen Röhrenknochen ihr Wachstu. vorzeitig beenden; die E~trellitäten bleiben kür <br />
zer, währ end der übrige Körper sich normal entwickelt. Dieses Symptom wird als Brachymelie<br />
bezeichnet.<br />
OIe bekannteste Mutation dieser Art ist der Dachshund, der nach Haltenorth (1958, S. 99)<br />
in seiner heutigen Gestalt seit e tw a 250 Jahr en besteht. Er wurde in Deutschland von der<br />
Bracke her über die Dachsbracke gezüchtet. Na ch Hilzheimer (1926, S. 97) beruht die eigentümliche<br />
Form der Dachshunde auf eine r embryonalen Entwicklungsstörung, deren Wesen in<br />
einer Störung der enchondralen Ossif i kation liegt, die in de r Humanmedizin als Chondrodystrophia<br />
toetalis bezeiChnet wird. Oe r Knochenbau unterscheidet sich vom normalen im wesentlichen<br />
nur durch die grobmaschiger e Struktur der Spongiosa, das frühere Verwachsen der<br />
Epiphysen mit ~r Diaphyse und die starke Krümmung der 01aphyse.<br />
8ei der Beurteilung rezenter Hunderassen hat ~an zwischen Zwe r ghunden ~it wohl proportioniertem<br />
Kö r perbau, z. 8 . Zwergbeag l e ( ~RH unter 25 c.), Zwergpinscher (WRH 25-JO cm),<br />
Zwergschnauzer ( WRH JO-,5 cm) und Teckel, Dackel oder Deutscher DachShund mit unproportioniertem<br />
Zwergwuchs zu unterscheiden. Es sind nach Swafovsky (1786, S. JSO) niedrige, kurzläufige<br />
und langgestreckte Hunde (~RH 20-25 c~). Seit Bestehen des Deutschen Teckelklubs,<br />
der 1888 gegründet wurde, haben die überlangen und auch schweren, krummbeinigen Dackel ~it<br />
den großen 8rackenköpten, leichteren, höchstens 9 kg schweren, gradläutlgen Platz gemacht<br />
( Haltenorth 1958 , S. 99).<br />
Das wäre in groben Zügen angedeu t et die gegenwärtige Situation in der Zucht von Zwergund<br />
Dachshunden. Es ist ve r s t ändlich, daO bei einzelnen ausgegrabenen, relativ kleinen<br />
Extremitätenknochen es sehr schwier ig ist zu entscheiden, ob sie von Hunden mit proportionier<br />
tem Zwe r gwuchs s t am~en. ~ ah r sc h ein l ich wird es zwischen diesen belden Wuchsformen auch<br />
schon i n ur - und trühgeschicht l lchen Zeiten f l ießende Ubergänge gegeben haben.<br />
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